Kuba, im April 1983 Photo by W. Stock

Kuba, im April 1983,  Photo by W. Stock

Die Finca Vigía auf Kuba ist in den 50er Jahren der sonnige Lebensmittelpunkt des Ernest Hemingway. Äußerlich, aber noch mehr innerlich. Er zeigt die Farm seinen Freunden,jenen aus Havanna, aber auch Kollegen und Berühmtheiten. Jean Paul Sartre, Gary Cooper, Graham Greene, sie alle kommen vorbei und genießen.

Auf Kuba sucht Ernest Hemingway Harmonie und Ruhe. Ruhe vor den vorwitzigen Literaturzirkeln seiner Heimat, Ruhe vor den aufgeblasenen Feuilletons und vor dem Geplapper seiner Fans. Und Harmonie, nun, Harmonie suchte er vor allem mit sich selbst.

Hemingway mag Finca Vigía und das Leben auf Kuba. Die Freunde empfängt er in dem lang gezogenen Esszimmer, wo ein schmaler Tisch steht. Er mag auch den hohen hellen Gartenturm, wo er in Ruhe schreiben kann.

Finca Vigía wird sein Paradies. Es ist Luxus, nicht unbedingt Protz, sondern gediegener Luxus, der das Leben angenehm werden lässt. Hemingway ist, auch das unterscheidet ihn von anderen, bar jeder materieller Not. Nicht wie viele andere Schriftsteller, oft Habenichtse und Hungerleider, und manchmal wird er auch angebettelt. Hemingway verdient mit seinen Artikeln und Büchern und mit den Verfilmungen seiner Romane soviel Geld, dass sein Konto in Millionenhöhe aufschlägt.

Aber Geld ist für ihn nicht das Ziel, what makes him tick. Geld treibt ihn nicht an. Geld ist nicht Ziel, es ist der Zweck. Die Möglichkeit, seine Ideale zu verwirklichen. Auf Finca Vigía ist er der Mensch, der er immer sein wollte. Der Familienvater, der Ehemann, derjenige, der das Leben genießt.

Er hält sich eine Kompanie von Haustieren. Die Katzen liebt er über alles. Als Uncle Willie, seine Lieblingskatze, auf der Straße angefahren wird und sich beide rechten Beine bricht, muss er sie einschläfern. Hemingway tötet sie mit einem Kopfschuss.

An diesem Todestag von Uncle Willie im Februar 1953 sucht ihn eine Gruppe Verehrer auf. Ich hatte das Gewehr noch in der Hand und erklärte ihnen, dass sie zu einer schlechten Zeit gekommen seien und das bitte verstehen und verschwinden sollten, schreibt Hemingway in einem Brief an seinen Freund Gianfranco Ivancich. Die Besucher seien gerade recht gekommen, um den großen Hemingway weinen zu sehen, weil er eine Katze töten musste.

Dennoch ist Finca Vigía ein Kampfansage an Zweifel und Depression. Hier ist Hemingway ein Mensch in Schlappen und Shorts und ohne großes Brimborium, hier ist er der Vater der Kinder und der Mann der Frau. Hier ist Ernest Hemingway nicht der gefeierte Autor, auch nicht der Nobelpreisträger, sondern der Mann, den man in der Finca Papa ruft und den die Bewohner liebevoll Don Ernesto nennen.

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