Der Cabo Blanco Fishing Club, in unseren Tagen, komplett ruiniert. Foto: W. Stock

Nur 17 Jahre fröhliches Dasein waren dem Cabo Blanco Fishing Club gegönnt. Als im Oktober 1968 putschende Offiziere den gewählten Präsidenten Fernando Belaúnde Terry im Morgengrauen aus seinem Bett im Präsidentenpalast in Lima klingelten und den netten älteren Herrn noch in seinem Morgenmantel in Gewahrsam nahmen, da war es auch mit dem Spaß in Cabo Blanco vorbei.

Zwölf Jahre blieb die linke Militärjunta an der Macht und die kommunistische Militärregierung des Generals Juan Velasco Alvarado verstaatlichte die Lobitos Oil, womit das Totenglöcklein für den Cabo Blanco Fishing Club immer lauter schlug. Zwei Jahre später musste der Cabo Blanco Fishing Club endgültig seine Pforte schließen.

Der Niedergang von Cabo Blanco begann jedoch schon Ende der 50er Jahre. Die Industrialisierung des Fischfangs in Nordperu sorgte für eine Überfischung des Pazifik. Die Nahrungskette riss. Erst war der Anchovy rar, dann der Bonito, und ohne Bonito, die Nahrung von Marlin und Schwertfisch, verschwand dann auch der schwarze Marlin.

Der Tourismus brach, wie die gesamte Binnenwirtschaft des Landes, durch die Diktatur der Militärs in den 70ern zusammen und hat sich seither nicht so recht erholt. Selbst in der Hochsaison, die von November bis Februar dauert, finden nur wenige Touristen den Weg an die Nordküste Perus.

Das Anwesen des ehemaligen Cabo Blanco Fishing Clubs ist in diesen Tagen abgesperrt und wird von einem Wachmann mit einem dürren und wild bellenden Hund abgeschirmt. Ich solle abhauen, sagt der Wächter, das sei Privatgelände, hier habe keiner was zu suchen. Und sein Hund bellt, als ob er einen Einbruch in die Millionärsvilla zu verhindern habe.

Ich möchte bloß schauen, wo Hemingway gewohnt hat, versuche ich es höflich. Verpiss dich, lautet die ruppige Antwort, dieser Hemingway ist schon lange tot. Das kann nicht sein, sage ich, ich habe gerade letzte Woche noch ein Buch von ihm gelesen.

Heute ist der Fishing Club ein geisterhaftes Gemäuer, das schon seit Jahrzehnten dem Verfall preisgegeben ist. Nur noch einzelne Mauern sind von dem Hotelkubus übrig geblieben. Die Ruine ist halb verfallen, voller Dreck, das Interieur wurde geräubert. Das Gebäude füllt sich mit Müll und Unrat. Und auch die windigen Strände dösen verlassen und menschenleer vor sich hin.

Die Möbel in dem verfallenen Gebäude sind größtenteils geplündert. In der Ecke des Speisesaals steht noch der kleine rötliche Bartresen. Ich zeige auf einen Barschemel, den ersten auf der rechten Längsseite, da wo er gesessen hat. Gottes Stuhl ist leer, brummele ich vor mich hin, Gott ist gegangen. Draußen weht der Pazifik einen beißenden heißen Wind gen Land.

Der Black Marlin Boulevard im Norden Perus ist Geschichte. Cabo Blanco scheint zu dem zurückgekehrt, was es vor der Blütezeit mit dem Fishing Club einmal war. Ein kleines, staubiges Nest mit ein paar Bretterbuden am Ende der Welt.

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