Noch vor der Mondlandung: Ernest Hemingway in der US-Werbung. Für Mercedes-Benz natürlich.

Dieser Ernest Hemingway ist, so würde das moderne Marketing sagen, ein Markenartikel. Jeder, der den Namen hört, gewinnt im Kopf ein Bild, für welche Werte und für welchen Lebensstil dieser Mann steht. Ernest Hemingway ist, obwohl er doch schon so lange tot ist, noch heute eine Werbe-Ikone. Ein Influencer zudem, wie man in diesen Tagen wohl sagen würde.

Wenn man diesem Ernest Hemingway auf den Fersen bleibt, dann kriegt man über die Jahre hinweg, besonders in Sachen Merchandising, einige Sachen zu sehen, die einen erstaunen lassen vor soviel werblichem Einfallsreichtum: Wanduhren mit seinem Portrait, massenweise T-Shirts, Kaffeebecher, iPhone-Hüllen mit seinem Antlitz, Sonnenbrillen auf seinen Namen, Zigarettenetuis, Hemingway-Seife mit Tabak-, Rum- oder Zedernduft, Body Lotion, Schlüsselanhänger, Manschettenknöpfe.

Damit nicht genug. Auch schon gesehen: Hemingway-Krawatten, Pullover und Bademäntel, Schuhe, auf denen die Marke ‚Hemingway‘ steht, Hotels, Gasthäuser und natürlich Kneipen, die so heißen wie er, Rum-Sorten und Schnaps-Variationen, Sonnen-Kappen mit Hemingway-Zitat, Küchenschürzen oder gleich eine ganze Küchenzeile, alles mit Ernest Hemingway dran, drin oder drauf. Dazu Münzen, Geldscheine, Briefmarken, aus aller Welt, von USA bis Afrika.

Und sollte einmal ein ‚Hemingway‘ in Form eines Autos durch unsere Straßen brettern, es müsste ein wuchtiger Geländewagen sein à la Hummer, ein Bolide mit haufenweise PS und leuchtendem Chrom. Oder ein hochwertiges Gefährt aus dem Hause Porsche oder Jaguar. Solange springt die Werbung für einen Mercedes ein. Ernest Hemingway, wem kommen da noch Zweifel, gilt als ein Synonym für Lebensfreude, Macho-Geist und Abenteuerlust.

Auch wenn der ganze Rummel um den Lebemann Ernest Hemingway mitunter arg überzogen wirkt, so beweist er doch eines: Der Mann ist ein Thema. Und das fast sechs Jahrzehnte nach seinem Tod. Dieser Kerl, der sich am Ende selbst erschossen hat, auch dies gilt es festzustellen, ist nicht kleinzukriegen. Ich vermute, dass auf der ganzen Welt kein anderer Autor zu finden ist, der häufiger in der Werbung für Autos, Ferienziele, Whiskey und dergleichen Annehmlichkeiten des Lebens herhalten durfte, wie dieser Ernest Hemingway aus Oak Park in Chicago.

Der andauernde Marketing-Radau um Ernest Hemingway zeigt, dieser Schriftsteller lebt, obwohl er doch noch im 19. Jahrhundert geboren worden ist. Wahrscheinlich ist dieser Kerl des Jahrgangs 1899 deshalb nicht kaputt zu kriegen, weil er nicht nur wie ein Gigant schreibt, sondern weil er zudem ein verdammt buntes Leben vorzuweisen hat. Ein abenteuerliches Leben, wie es wohl kein zweiter Autor gelebt hat.

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