Selbst Weintrinker lieben das Boxen

Selbst Weintrinker lieben das Boxen

Dieser Ernest Hemingway ist, so würde das heutige Marketing analysieren, ein vertrauter Markenartikel. Jeder, der den Namen hört, vermag sich etwas darunter vorzustellen, jeder weiß für was der Mann steht.

Seine Person, sein Leben ist von seinem Werk nicht zu trennen. Dieser Schriftsteller lebt wie eine seiner Romanfiguren und er stirbt auch so.

William Faulkner, der Nobelpreis-Kollege, meint denn auch, wohl ein wenig neidisch: „Den wenigen, die ihn gut kannten, war er als Mann fast so viel wert wie die Bücher, die er geschrieben hat.“

Ernest Hemingway ist ein ziemlicher Angeber, wohl im Leben mehr und im Schreiben weniger. Er zeigt sich gern in der Pose des Boxers, wumm und weg, als Kerl, der sich durchzuboxen weiß. Als Mann für den die Welt in Gewinner und Verlierer zu teilen ist.

Und auch die Literatur mag er mit einem Boxkampf vergleichen. Ich habe sachte angefangen, und dann Herrn Turgenew geschlagen. Dann habe ich hart trainiert und Herrn de Maupassant besiegt. Anschließend bin ich zwei Runden in den Ring mit Herrn Stendhal und konnte einen guten Haken setzen.

Alles Europäer, die sich der amerikanische Meister da als Gegner vornimmt. Der Respekt jedoch vor dem einen oder anderen bleibt. Aber keiner wird mich dazu bringen mit Herrn Tolstoi in den Ring zu steigen, es sei denn, ich wäre verrückt oder verbessere mich kolossal.

Ein solches Selbstlob mag aufgeblasen klingen, gar ein wenig nach Boxerlatein. Doch Obacht, den Mann aus Chicago plagen keine nennenswerten Selbstzweifel und er weiß zu kämpfen wie ein Löwe. Im Leben und vor dem Papier.

Und die Jahre, die ins Land gegangen sind, haben ja gezeigt, wo die Kollegen verblieben sind. Die allermeisten sind der Vergessenheit anheim gefallen, sie werden nicht mehr gelesen, ihre Themen und ihre Prosa wirken wie aus der Zeit gefallen.

Nur der bärtige Amerikaner, der eigentlich immer mehr Abenteurer als Literat sein wollte, wird noch heute verschlungen ganz wie in der guten alten Zeit. Tolstoi, Stendhal, de Maupassant, Thomas Mann, André Gide – Ernest Hemingway, der Boxer für die Ewigkeit, hat sie letztlich alle zu Boden gestreckt. Über 15 Runden freilich, dann aber doch mit einem kräftigen späten Knock out.

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