el viejo y el mar

El Viejo y el mar

Ernest Hemingway, dem El Viejo y el mar in einer Privataufführung in Havanna vorgestellt wird, ist sauer. Nichts, was seinen Roman ausmacht – die Faszination des Meeres, das Ambiente Kubas, dieser schon mythologische Kampf um Würde – all das kann er in dem Film nicht wiederfinden.

Statt dessen bemerkt er minderwertige Studioaufnahmen, platte Dialoge, unglaubwürdige Schauspieler. Ernest Hemingway sieht den Hollywood-Film Der alte Mann und das Meer und wird verdammt wütend: No picture with a fucking rubber fish ever made a dime. Kein Film mit einem beschissenen Gummifisch habe jemals einen Groschen eingespielt, schimpft er resigniert.

Der kubanische Filmkritiker G. Cain, hinter dem Pseudonym verbirgt sich der Schriftsteller Guillermo Cabrera Infante, schreibt im März 1959 in einer kubanischen Wochenzeitung: „Der Film Der alte Mann und das Meer stellt sich als großer Irrtum heraus. Der alte Mann und das Meer ist kein schlechter Film, es ist einfacher: Er ist gar kein Film. Eine solche Verfilmung von Literatur ist pervers, schauspielerisch null und als Film überflüssig.“

Ernest Hemingway auf Finca Vigía liest den Verriss des Film mehrere Male und sehr aufmerksam. Dann schnappt er sich das Telefon und ruft den Kritiker an. Er habe mit seiner Kritik voll und ganz recht, sagt der Schriftsteller, er teile seine Einschätzung ohne Einschränkung.

Ganz schlimm kommt es für Hemingway, als er sieht, dass in den Film alte dokumentarische Kurzsequenzen mit der Marlin-Jagd des Alfred C. Glassell einmontiert wurden. Seine Aufnahmen der Second Unit aus Cabo Blanco wurden nicht berücksichtigt. Fünf Wochen Plackerei in Peru sind für die Katz gewesen. Die saubere Filmgesellschaft hat ihn vorne und hinten belogen.

Der Off-Ton im Film wird von Spencer Tracy gesprochen, und weil es sich bei Der alte Mann und das Meer mehr oder weniger um ein Ein-Personen-Stück handelt, hört der Zuschauer diese Hintergrund-Stimme eigentlich während des ganzen Films. Tatsächlich aber hatte man ihm in die Hand versprochen, er solle die Stimme über der Handlung sprechen. Und irgendwann hat man Hemingway dann gesagt, nein, doch nicht, der Spencer Tracy möge es machen, um die dramaturgische Harmonie des Filmes zu wahren.

Was hat man ihm die Hucke vollgelogen. Der Film werde im neuartigen breiten CinemaScope gedreht und am Schluss kommt dann doch nur das alte Standard-Format heraus. Er hätte seinen alten Freund Gary Cooper gerne in dem Film gesehen, auch das hat nicht geklappt. Auf dem Papier las sich das Film-Skript von Peter Viertel, einem jungen Hollywood-Profi, gut und vernünftig an. Doch von dem Ergebnis kann keiner überzeugt sein.

Nach all dem Lug und Trug ist Hollywood für Hemingway mit diesem Tag gestorben. Wenn es nach Hollywood geht, so wird Ernest Hemingway später öfters sagen, dann fahre er schnell an den Filmstudios vorbei. Mit der einen Hand werfe er das Manuskript über den Zaun, mit der anderen Hand sammle er rasch das Geld ein.

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