An den Wänden des schlichten ‚Restaurant Cabo Blanco‘ erinnern Fotos an den bärtigen Besucher. Photo by W. Stock

Der Traum von Pablo Córdova, dem jungen Barkeeper im Fishing Club, ist Wirklichkeit geworden. Das eigene Gasthaus, von dem er Ernest Hemingway im April und Mai 1956 so vorgeschwärmt hat, heißt Restaurant Cabo Blanco und steht mitten im Fischerdorf direkt an der Strandpromenade. Als Barkeeper im Klubhotel hat der Peruaner dem bärtigen Gringo jeden Abend den Whiskey eingeschenkt und dem berühmten Gast irgendwann auch sein Herzen ausgebreitet und von seinen Wünschen an das Leben berichtet.

Es ist eine einfache Lokalität, ganz in weiß gehalten, mit einer offenen Terrasse zum wunderbaren Meer hin, die einen Blick über das Wasser bis hin zum Horizont gewährt. Das Restaurant mit sechs, sieben kleinen Tischen, das zum Mittag einen großartigen frischen Fisch aufträgt, wird heute von Orlando Córdova geführt, von Pablos Sohn.

In Pablos Restaurant, in dem Meeresgetier wie das Cebiche de Mero oder der Pulpo al Olivo als Spezialität angeboten wird, scheint der Geist des bärtigen Gringos allgegenwärtig. Auf zahlreichen eingerahmten Erinnerungsfotos über dem Durchgang zur Küche ist der Nobelpreisträger mit dem Peruaner Pablo Córdova zu finden, und ein jeder Besucher bestaunt die alten Bilder und sofort kommt eine lebhafte Konversation in Gang.

Als Pablo noch lebte, konnte er persönlich jedem Besucher erzählen, wie glücklich seine Tage mit diesem Ernest Hemingway gewesen waren, und Zeitungsreporter aus Lima oder Buenos Aires sind nach Cabo Blanco hochgekommen und haben seinen Anekdoten gelauscht. Doch die Geschichten aus erster Hand über die Freundschaft des amerikanischen Starautors mit dem einfachen Barkeeper aus Cabo Blanco sind mit ihm im Jahr 2014 verstummt.

Pablo, meint Ernest Hemingway im Mai 1956 zum peruanischen Barkeeper am letzten Abend im Fishing Club, am liebsten möchte ich dich mitnehmen, nach Kuba. Du bist mein liebster Barmann. Und Pablo verrät dem Schriftsteller, dass er von einer eigenen Bar träumt, dass er irgendwann einmal ein eigenes Restaurant aufmachen möchte, hier in Cabo Blanco.

Der Schriftsteller stellt sein Glas mit dem Whiskey und das andere Glas mit dem Perrier auf die Bartheke. Ein schöner Traum, denkt er, ein eigenes Restaurant in Cabo Blanco, direkt am Meer, es muss glücklich sein, wer solche Träume hat im Leben. Pablo, mi amigo, sagt der Nobelpreisträger, das ist ein großartiger Traum, Du must ihn dir bewahren.

Hemingways Barkeeper Pablo Córdova ist im März 2014, mit 80 Jahren, verstorben. „Er war freundlich zu jedermann“, meint Pablo noch 2012 in einem Interview mit dem El Comercio aus Lima über den Nobelpreisträger, „er sprach ein gutes Spanisch und mochte sich gerne unterhalten.“ Pablos Ehefrau Mercedes Tume, sie war die Schwester von Rufino Tume, ist fünf Monate vor ihm gestorben. Wie in jeder guten Ehe ist da auch Pablos Lebenswille erloschen.

Pablo Córdova, obwohl er tot ist, bleibt in dem kleinen peruanischen Fischerdorf Cabo Blanco eine Persönlichkeit. Wenn man nach dem bärtigen Schriftsteller aus Amerika fragt, fällt zuallererst sein Name. Pablos Restaurant Cabo Blanco sollte deshalb den Ausgangspunkt jeder Exkursion in Sachen Ernesto Hemingway bilden.

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