Auf den Fersen von Ernest Hemingway

Schlagwort: Norberto Fuentes

Norberto Fuentes: Hemingway en Cuba

Norberto Fuentes: Hemingway en Cuba, 476 Seiten, Arzalia Ediciones, Madrid 2019

Es ist heutzutage außergewöhnlich, dass ein 1984 erstmals erschienenes Sachbuch im Jahr 2019 in einer aktualisierten Überarbeitung auf den Markt gebracht wird. Doch der spanische Verlag Arzalia Ediciones hat sich an dieses Unterfangen gewagt. Hemingway en Cuba von Norberto Fuentes ist nun, nach 35 Jahren, in einer Neuauflage zu haben.

Norberto Fuentes, ein kubanischer Journalist vom Jahrgang 1943, ist einer der ersten gewesen, der auf der Karibikinsel den Spuren des Gringo Ernest Hemingways gefolgt ist. Der Nobelpreisträger hat bekanntlich von 1939 bis 1960 auf Kuba gelebt, in dem tropischen Anwesen Finca Vigía, am südlichen Stadtrand Havannas.

Das Werk von Fuentes überzeugt als beeindruckende Fleißarbeit, die Originalausgabe zählt knapp 700 Seiten. Der ehemalige Prensa Latina-Reporter hat mit Zeitzeugen aus dem direkten Umfeld gesprochen, mit Angestellten seiner Finca Vigía, mit Freunden aus Havanna. Zusätzlich hat er Fidel Castro persönlich zu Ernest Hemingway befragt. All dies macht sein Werk – damals wie heute – so wertvoll.

Dazu kann Norberto Fuentes wunderbar schreiben, es macht Spass seinen Entdeckungen und Gedankengängen zu folgen. An manchen Stellen kommt Hemingway en Cuba arg plauderhaft daher, das muss man mögen oder auch nicht. Ich jedenfalls mag es. Mit seinem subjektiven Stil schafft es Norberto Fuentes, den Leser mit auf den Zeitsprung ins Havanna der 1950er Jahre zu nehmen.

Das größte Verdient von Hemingway en Cuba hat jedoch ganz woanders gelegen. Das Buch wird Mitte der 1980er Jahre zur Initialzündung, den kubanischen Hemingway für alle Welt aus dem Dornröschenschlaf zu erwecken. Vor Fuentes Werk hat Mister Güey auf Kuba erstaunlicherweise keine allzu große Rolle gespielt. Der amerikanische Nobelpreisträger ist mehr oder weniger vergessen, vielleicht mag dies ein wenig zu viel gesagt sein, jedoch ist er in den 1960er und 1970er Jahren aus dem öffentlichen Bewusstsein Kubas weitgehend entschwunden, man hat andere Sorgen auf der Insel.

Fuentes Buch wird nun Mitte der 1980er Jahre zur Zugmaschine, die dann ganze Industrien nach sich zieht. Die Finca Vigía wird zum Museum umgebaut, der Tourismus spielt die Karte Hemingway, Havana Club kommt in westliche Spirituosen-Regale, der Nobelpreisträger wird zum wissenschaftlichen Forschungsobjekt. Zart werden die Verbindungen zwischen kubanischen und US-amerikanischen Universitäten geknüpft. Das Inventar der Finca Vigía – Hunderte Manuskriptseiten, 9.000 Bücher, unzählige Fotos – wird mit Hilfe der USA gründlich katalogisiert und digitalisiert.

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Die kubanische Originalausgabe von Hemingway en Cuba. Editorial Letras Cubanas, Habana 1984

Die Kultur – neben Ernest Hemingway übrigens auch die Musik, von Dizzy Gillespie über Irakere bis Buena Vista Social Club – sorgt für eine neue Milde im kalten Krieg zwischen Katz und Maus. Trotz Wirtschaftsboykott und Sanktionen lässt die Kultur in den Jahren des Ronald Reagan das Einfallstor für Verständigung und Zusammenarbeit nun einen Spalt breit offen. Es hat historisch einen Zeitpunkt gegeben, im Verlauf der 1980er Jahre, da hat Ernest Hemingway die einzige solide Brücke gebildet zwischen beiden ideologisch so verfeindeten Staaten.

Es ist der schlaue Fidel Castro höchstselbst gewesen, der erkannt hat, wie nützlich El Americano für das revolutionäre Regime sein kann. Ab Anfang der 1980er Jahre öffnet Castro sein klammes Land behutsam dem westlichen Tourismus, Ernest Hemingway spielt dabei ein Zugpferd. Spanien und Kanada investieren massiv in die touristische Infrastruktur der Insel. Ernest Hemingway wird sozusagen als vertrauensbildende Massnahme benutzt im  Mosaik dieser Öffnung gen Kapitalismus.

Der bärtige Revolutionsführer sucht den Kontakt zu Norberto Fuentes, einem Querkopf, der zuvor mit

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Norberto Fuentes kennt den kubanischen Hemingway

NorbertoFuentes

Norberto Fuentes, Mitte der 80er Jahre; Photo by W. Stock

Der kubanische Journalist Norberto Fuentes ist Ernest Hemingway schon seit jungen Jahren auf der Spur. Der ehemalige Prensa-LatinaReporter, Jahrgang 1943, kann vielleicht von allen Menschen am besten über den kubanischen Hemingway berichten.

Norberto ist ein großer Verehrer des bärtigen Schriftstellers aus dem Gringo-Land und jemand, der überhaupt eine Menge zu erzählen hat. Hemingway hat 20 Jahre auf Kuba gelebt, und dass die Welt viel über diese Jahre weiß, das verdanken wir Norberto Fuentes.

Norberto hat 1984 ein wunderbares Buch über Hemingways Jahre auf Kuba veröffentlicht. Ein dicker Schmöker, Hemingway en Cuba. Im Verlag Letras Cubanas herausgegeben, auf billigem Papier und zudem schlecht typografiert, jedoch eine einzige Liebeserklärung von Seite 1 bis 718. Eine Fleißarbeit, mit vielen seltenen Fotos.

Gabriel García Márquez, auf den noch zurück zu kommen ist, schrieb das Vorwort. Norberto hat in seinem Buch alles zusammen getragen, was er über

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