Die Thomas Morus Akademie in Bensberg bei Köln hat ein Unterfangen gewagt. Zwei Tage Ernest Hemingway pur. Ich hatte Vergnügen und Ehre in fünf Sitzungen ein Wochenende zu gestalten, das von A bis Z ganz dem Nobelpreisträger von 1954 gewidmet war. Der Zuspruch mit über 30 zahlenden Teilnehmern war überaus beeindruckend.
In den klosterartigen Gemäuern des Kardinal Schulte Haus in Bensberg bei Köln fand der Workshop statt. Das Anwesen besitzt eine kontemplative Aura, wie auch die ideenreichen Schwingen der Kreativität zu spüren sind. Die zehn Stunde Input und Diskussion über Ernest Hemingway teilten sich auf zu fünf Sessions.
Der erste Block fokussierte sich auf die Persönlichkeit dieses Jahrhundert-Schriftstellers, die zweite Ausführung auf seine Rolle in der Literaturgeschichte. Der dritte Input analysierte seine Prosa und dechiffrierte ein paar Tricks und Kniffe seiner Schreibe. Die vierte Präsentation befasste sich mit Feinschmecker-Themen wie die Magie des ersten Satzes, der Entwicklung von Anfang und Ende eines Romans und dem Aufbau eines Buchtitels. In der abschließenden fünften Darbietung gab es eine launige Fotoreise zu den Schauplätzen seines Lebens und Wirkens.
Und siehe da: Die Resonanz war überwältigend. Die Teilnehmer – kluge und belesene Zeitgenossen und Zeitgenossinnen – machten kräftig mit. Sie stellten Nachfragen, brachten Ergänzungen an und spannten den Bogen zu anderen Literaturgrößen. Und so kamen auch Thomas Mann, John Steinbeck und Karl May in die Akademie nach Bensberg.
In den Pausen am Kaffeetisch durfte der Referent im weitgereisten Publikum rege mit einer literaturbegeisterten Physikerin, einem Professor und einem Diplomaten debattieren. Auch wurde ein wenig gelesen. So Hemingways wunderbaren Kölner Artikel für den Toronto Star aus dem September 1922, Hubby Dines First, Wifie Gets Crumbs! Eigene Projekte der Seminarteilnehmer – hier ein Hörspiel – wurden angesprochen. In einer Art Schreibwerkstatt wurden Titel und Einstieg diskutiert und verbessert.
Alle Scheinwerfer jedoch immer auf den bärtigen Ernesto gerichtet. Wenn man zehn Stunden über ihn doziert und spricht, merkt man erst – oder erst recht – welch eine Größe und sprachliche Kraft dieser Schriftsteller ausstrahlt. Seine Prosa – sofern man ihn richtig und aufmerksam liest – weist eine Vitalität auf, die den Leser und die Leserin auch nach hundert Jahren immer wieder packt.
Das Hemingway-Abenteuer hat die Thomas Morus Akademie in Person von Felicitas Esser gewagt. Die erfahrene Seminarleiterin zog umsichtig, kompetent und allzeit engagiert die Fäden. Übernachtung, Speise und Trank – und natürlich Ernest Hemingway – ließen das Gesamtpaket zu einem überaus gelungenes Erlebnis wachsen. Teilnehmer als auch Referent gingen beschwingt und zufrieden zurück in ihren Alltag.
Wenn anderweitig Interesse an zwei vollen Tagen Ernest Hemingway pur besteht, Interessenten mögen