Sports Illustrated Marlin

Sports Illustrated, März 1956

Anfang 1956 schickt das viel gelesene US-amerikanische Wochenmagazin Sports Illustrated ein Reporterteam nach Cabo Blanco. Es soll eine Titelgeschichte über den Cabo Blanco Fishing Club schreiben.

Auf dem Cover der einflussreichen Zeitschrift mit Datum 19. März 1956 sieht man dann Alfred Glassell jr. neben einem riesigen Schwertfisch, der am Kran hängt. Die Ankündigung der Story auf der Zeitschrift klingt spannend. In this Issue: the fabulous Cabo Blanco Club in color.

Ganze neun Seiten widmet Sports Illustrated dem Club. George Weller and Cornell Capa visit it in words and pictures, ist im Inhaltsverzeichnis zu lesen, ein Besuch in Wort und Bild. Dieser Cornell Capa gilt als Star seiner Zunft. Der Photograph ist der jüngere Bruder des Meisterphotographen Robert Capa, weshalb er unter Kollegen le petit Capa genannt wird.

Cornell Capa, ein Enddreißiger ungarischer Abstammung, arbeitet seit 1954 als Magnum-Photograph, er hat in Life veröffentlicht und macht sich nun als Reportagephotograph in Lateinamerika einen Namen. Übrigens – wie klein ist die Welt! – Cornells Bruder Robert Capa hat Ernest Hemingway oft photographiert. Vor knapp zwanzig Jahren, in Spanien, im Bürgerkrieg.

Enrique Pardo, Kip Farrington und Cloyce Tippett, der Geschäftsführer des Clubs, ahnen nichts Böses. Sports Illustrated gilt als hoch renommierte Zeitschrift und Kip selber schreibt ab und an für das Wochenblatt. Umso größer ist bei allen der Schreck, als der Artikel schließlich erscheint.

In der Tat bekommt der Leser der Sports Illustrated ein merkwürdiges Portrait des Clubs ausgebreitet, Zeilen voller Andeutungen und Unschärfen. Neben allerlei Fachsimpelei setzt es jedenfalls einige schmerzhafte Schläge in die Magengrube. Reporter George Weller lässt kaum ein gutes Haar an dem Club und macht sich besonders über dessen Exklusivität lustig. The Place is costly to reach and still costlier to fish. Hier könne man eine Menge Geld versenken, so die Botschaft.

Zwar lobt Weller ausdrücklich die einheimischen Angestellten, für die amerikanischen Mitglieder jedoch findet er nur sarkastische Umschreibungen. Dieser ganze Fishing Club sei artifical, ein Plastikprodukt. Dass man die toten Marline nach Miami fliegen lässt, zum Ausstopfen, das sage doch schon alles. In Cabo Blanco seien keine geradlinigen Sportfischer am Werk, das Harpunieren der Tiere sei grausam, genauso grausam, wie einen Köder mit Dynamit zu präparieren, so wie man Haie am Great Barrier Reef in Australien zur Strecke bringt.

Anständig, so das harsche Urteil von Weller, sei der ganze Club-Klamauk jedenfalls nicht. Die meisten Mitglieder des elitären Zirkels seien Schönwetter-Matrosen, sähen tagelang keinen Marlin und die 40-Fuss-Boote lägen die meiste Zeit sowieso im Dock. Und überhaupt, die Flotte sei zu dünn und zu mickrig, um hier überhaupt einen sportlichen Ernst zu erkennen. Im Fishing Club werde mehr Jägerlatein gesponnen als wirklich gefischt, so der Reporter. Kurz, Cabo Blanco sei ein ziemliches Kasperletheater für verwöhnte Bubis.

Nun weiß Ernest Hemingway, was ihn in Cabo Blanco erwartet. Und er kommt trotzdem und es wird ihm gefallen.

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