Hemingway Thomas Fuchs

Thomas Fuchs: Hemingway – Ein Mann mit Stil, mare Verlag, Hamburg 2014

Es ist gar nicht so verkehrt, sich dem Thema „Ernest Hemingway“ auch einmal locker-essayistisch zu nähern, so wie dies Thomas Fuchs in seinem neuen Buch „Hemingway – Ein Mann mit Stil“ getan hat. Ein wenig gefährlich ist dies allerdings auch.

Thomas Fuchs, unter anderem Autor des Satire-Blattes Titanic, hat sich für den Adlerblick auf Hemingways Leben entschieden. Aus luftiger Höhe und in rasantem Flugtempo hakt er die Lebensstationen des Schriftstellers ab: Kindheit in Chicago, Erster Weltkrieg, Paris, die Frauen, Stiere, Zweiter Weltkrieg, Key West, Kuba, Ketchum – und all das auf nur 220 Seiten. Und jede dieser Lebensstation kann zudem als eigenständiger kleiner Essay gelesen werden.

Funktionieren kann eine solche flotte tour d’horizon allerdings nur, wenn man einen klaren Blick, immensen Fleiß und ein gesundes Urteil einbringt. Denn die Gefahr des Weitwinkels liegt gerade darin, dass man die große Linie nicht trifft und irgendwann auch die Details nicht mehr zu erkennen vermag. Doch vorliegendes Buch umfliegt charmant jedes potenzielle Unheil und alle möglichen Fallen.

Mich hat vor allem die Präzision überrascht, mit der Thomas Fuchs selbst in kurzen Nebensätzen und kleinen Randbemerkungen dem komplexen Sujet „Ernest Hemingway“ gerecht wird. Man merkt dem Buch an, dass es trotz munterer Schreibe überaus sorgfältig recherchiert ist.

Nun kann man über die eine oder andere Einschätzung streiten, so wie es in puncto „Ernest Hemingway“ immer mindestens zwei Sichtweisen gibt. Doch bleibt Thomas Fuchs in der Analyse klar und stringent. Gerade bei der zentralen Thesen, dass Pulitzer und Nobelpreis für Der alte Mann und das Meer eigentlich Hemingways „Abstieg in den Ruhm“ bedeuteten, mag man nicht widersprechen.

Ein wenig reiht sich das Buch aus dem mare Verlag auch in die Hemingway-Denke ein. Das Wichtige genau beschrieben, das Unwichtige einfach weggelassen. Deshalb liest man „Ein Mann mit Stil“ mit reichlich Genuss und Erkenntnis. Ach ja, auch dies muss noch gesagt werden, Thomas Fuchs kann verdammt gut schreiben.

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