Auf den Fersen von Ernest Hemingway

Schlagwort: Paul Klee

Ernest Hemingway kauft einen Paul Klee

Ernest Hemingway und der kubanische Journalist Fernando Campoamor im Oktober 1954 auf der ‚Finca Vigia‘. An der Seite das Bild von Paul Klee ‚Monument in Arbeit‘ von 1929. Die Ähnlichkeit des Gemäldekopfs mit dem des Nobelpreisträgers ist verblüffend. Credit Line: Ernest Hemingway Photograph Collection. John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston.

Mitte November 1929, drei Wochen nach dem verheerenden Black Thursday an der Wall Street, befindet sich Ernest Hemingway in Berlin. Mit dem Rowohlt Verlag verhandelt er am 15. November die deutschen Rechte zu A Farewell to Arms, das in der Übersetzung In einem andern Land heißen wird. Die Vorschusszahlung, die er von seinem deutschen Verleger bekommt, wird am gleichen Tag ausgegeben. 

Beim Berliner Galeristen Alfred Flechtheim erwirbt der US-Amerikaner ein Gemälde von Paul Klee. Monument in Arbeit heißt das Werk, es ist ein abstraktes Portrait. Paul Klee hat das Aquarell 1929 gemalt, Ernest Hemingway ist beim ersten Anblick von der geheimnisvollen Kraft des Bildes angetan. Mit ein wenig Phantasie kann man es – im Nachgang – als erstaunlich genaue Illustration des späteren Literatur-Nobelpreisträgers betrachten.

Der junge Schriftsteller mag die moderne Kunst, er kennt viele Maler aus seinen sieben Jahren in Paris. Er kauft zahlreiche Kunstwerke und nimmt sie mit in die USA, später auf sein tropisches Anwesen im Süden Havannas. An den Wänden und auf den Anrichten der Finca Vigía finden sich großartige Bilder avantgardistischer Maler, wertvolle Originale von Paul Klee, Georges Braque, Juan Gris, von Waldo Peirce und Joan Miró.

Der Schriftsteller mag sie alle, allerdings kristallisieren sich bei den Europäern drei Favoriten heraus: Juan Gris, Joan Miró und Paul Klee. El guitarrista und Le torero von Juan Gris, Paul Klees Monument in Arbeit und Der Bauernhof von Joan Miró, das Farmhaus in San Francisco de Paula gleicht in den 1950er Jahren einem kleinen Museum.

Auf der anderen Seite des Raumes, über dem Bücherregal, befand sich Paul Klees ‚Monument in Arbeit‘. Mit diesen Worten erinnert sich Ernest Hemingway in seinem autobiografisch gefärbten Roman Inseln im Strom an die Reise mit seiner zweiten Ehefrau Pauline und an die Herkunft seines Gemäldes. Er wußte heute nicht mehr darüber wie damals, als er es zum ersten Mal in der Galerie Flechtheim gesehen hatte, in dem Gebäude am Fluss, in jenem wundervollen kalten Herbst in Berlin, als sie so glücklich gewesen waren. Aber es war ein gutes Bild, und er betrachtete es gerne. 

Paul Klees Kunstwerk findet über die Jahrzehnte seinen Platz auf der Finca Vigía, Ernest Hemingway hütet seine zahlreichen Bilder wie einen Schatz. Selbst über seinen Tod hinaus verbleiben die Gemälde im Familienbesitz, darauf hat er Wert belegt. Er vermacht alle Kunst seiner Ehefrau Mary Welsh und seinen drei Söhnen. In seinem Testament hat er die moderne Kunst penibel aufgeteilt.

In seinem Letzten Willen hat der Nobelpreisträger verfügt, dass sein ältester Sohn John das Bild Le torero von Juan Gris erhält. El guitarrista, ebenfalls von Juan Gris, geht an den Sohn Patrick. Miss Mary, die vierte Mrs. Hemingway, bekommt Der Bauernhof von Joan Miró. Dem jüngsten Sohn, Gregory, einem Sensiblen, wird Monument in Arbeit von Paul Klee zugeteilt.

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist Crevel_-_Paul_Klee_1930.djvu_-783x1024.jpg

Monument in Arbeit gehört zur Collection Ernest Hemingway, New-York. So das französische Werkverzeichnis von René Crevel.

Paul Klee wird im Dezember 1879 in Munchenbuchsee, in der Schweiz geboren, die Deutschen und die Schweizer werden ihn als Maler für sich reklamieren. Er ist mehr als ein Expressionist, mit den Jahren nähert er sich

Loading

Ein Miró für Mrs. Hemingway

Ernest Hemingway, Ehefrau Miss Mary und Verwalter Roberto Herrera Sotolongo im Esszimmer der Finca Vigía. An der Wand: Der Bauernhof von Joan Miró. Foto: George Leavens.

Schon in frühen Jahren beginnt Ernest Hemingway, moderne Kunst zu sammeln. Anfang der 1920er Jahre lebt er mit seiner ersten Ehefrau Hadley in Paris, dort, wo junge Frauen und Männer mit neuen, wilden Ideen von sich reden machen. Die amerikanischen Expatriates in der französischen Metropole scharen sich in jenen Jahren um Gertrude Stein, eine wohlhabende Autorin und Kunstsammlerin. Die Frau aus Pittsburgh führt den Neuankömmling Ernest Hemingway in ihren avantgardistischen Zirkel ein und fördert den talentierten Autor.

In ihrem literarischen Salon in der Rue de Fleurus 27 sammelt Frau Stein die experimentierfreudigen Künstler jener Zeitepoche um sich, nicht nur Autoren und Komponisten, sondern auch zahlreiche Maler, so Pablo Picasso, Henri Matisse, Georges Braque und Juan Gris. Der junge Ernest Hemingway, ein Bauch- und Augen-Mensch, besitzt von früh an ein Gespür für gute Kunst. Ein Gemälde hat es ihm besonders angetan. Der Bauernhof, gemalt von dem Katalanen Joan Miró, der abwechselnd in seiner Heimat und in Paris lebt.

Der Maler aus Barcelona, Jahrgang 1893, er ist sechs Jahre älter als Hemingway, steht am holprigen Anfang seines Erfolgsweges. Der Bauernhof, auf Katalanisch La Masía, wurde von ihm 1921 und 1922 in neunmonatiger Fleißarbeit erstellt. Der 28-jährige Miró ist noch auf der Suche nach seinem eigenen Stil und mischt realistische, naive, phantastische und kubistische Elemente. Auf dem Bild ist der Bauernhof seiner Eltern in Mont-roig del Camp abgebildet, der im Landesinneren westlich von Tarragona liegt.

Das großformatige Bild wird von einem Eukalyptus-Baum beherrscht, der aus einem schwarzen Kreis ragt und im Abendhimmel vom Mondlicht erleuchtet wird. Die Tiere des Hofes – ein Hahn, ein Esel, eine Ziege, ein Hund, eine Taube – verteilen sich wild über das ganze Bild. Unter dem Baum befindet sich ein umgestürzter Blecheimer vor einer Gießkanne, rechts davon die französische Zeitung L’INTRANSIGEANT. Wegen der Faltung kann man nur L’INTR (hinein!) lesen, was der gesamten Komposition eine sexuelle Andeutung verleiht.

Nach diesem Schema versteckt Joan Miró in seinem Gemälde eine Vielzahl kleiner Anspielungen. Jedes Detail erzählt seine Botschaft, wie in Trance vereinen sich viele an sich realistische Eindrücke mit dezenter Kraft zu einem verrückten Traum. Man kann stundenlang vor diesem Gemälde weilen und stets etwas Neues entdecken. Eigentlich markiert dieses Schlüsselwerk Mirós den Beginn des Surrealismus in der Malerei. Man kann wunderbar beobachten, wie in diesem Bild die realistische Darstellung des Landlebens übergeht in abstrakte und dadaistische Motive.

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist MiróFarm.jpg

La Masía, von Joan Miró. Zu Deutsch: Der Bauernhof.

Ernest Hemingway, damals noch ein mehr oder weniger unbekannter amerikanischer Autor in Paris, kauft Mirós Gemälde im Herbst 1925 über den Kunsthändler Léonce Rosenberg. Er möchte das Bild seiner Frau Hadley zum Geburtstag schenken. Der 26-jährige Journalist aus Chicago, in den Anfangsjahren meist klamm, leiht sich den Kaufpreis von 5.000 Franc bei seinem wohlhabenden Freund und Kollegen John Dos Passos.

Als Ernest Hemingway – mit der zweiten Ehefrau Pauline – im Jahr 1928 nach Key West zurück in die USA übersiedelt, kommt Joan Mirós Bild mit. Nach einem weiteren Jahrzehnt und einer weiteren Ehefrau hängt das Gemälde seit 1939 im

Loading

Ernest Hemingway schaut sich um in Deutschland

Ernest Hemingway im September 1921. Ein junger Mann, die Welt steht ihm offen.

Gleich mehrmals hat sich Ernest Hemingway in Deutschland umgesehen. Nach den drei Wochen Angelurlaub im Schwarzwald begeben sich Ernest Hemingway und Ehefrau Hadley mit dem Zug nach Frankfurt, und von Mainz aus unternehmen sie eine lange Schiffsfahrt auf dem Rhein über Koblenz, vorbei an den kleinen malerischen Dörfern des Mittelrheins, bis hinunter nach Köln.

Von Köln aus fährt das Ehepaar Hemingway am 31. August 1922 mit dem Zug zurück nach Paris. In Deutschland lasse sich für Cent-Beträge leben, schreibt Ernest Hemingway an seine Mentorin Gertrude Stein, doch ihn überkomme die Sehnsucht nach Paris. Die Metropole an der Seine ist die Stadt des Lichtes, unerreicht auf diesem Globus, besonders für Intellektuelle jener Jahre.

Ernest Hemingway fährt in den den 1920er Jahren mehrmals nach Deutschland. Nach seinem langen Urlaub im Schwarzwald begibt sich der junge Korrespondent im April 1923 für zehn Tage in die Ruhrregion, um dort über die angespannten deutsch-französischen Beziehungen zu berichten, die sich auf Grund der Reparationsforderungen in einem äußerst fragilem Zustand befinden.

Zehn Artikel schreibt der junge Journalist von dieser Reise für den Toronto Star. Treffend analysiert der junge Korrespondent die heikle politische Lage jener Tage, und unterhaltsam lesen sich seine Reportagen obendrein. Am 8. April 1923 besucht Ernest seinen Freund Eric Chink Dorman-Smith, der als britische Besatzungssoldat bei der British Occupation Garrison im Rheinland stationiert ist.

Im November 1927 reist Ernest Hemingway mit seiner neuen Frau Pauline Pfeiffer für neun Tage nach

Loading

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén