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Ernest Hemingway auf dem Meer vor Cabo Blanco, im Mai 1956;
Photo by Modeste von Unruh.

Kaum ist Ernest Hemingway im Cabo Blanco Fishing Club angekommen, zieht der Amerikaner sein dickes Sakko aus, wirft die Krawatte in den Koffer, holt die weißen Shorts heraus, ein kurzärmeliges weites Hemd, dunkle Schlappen, packt seine Angelsachen und macht sich auf. Der Nobelpreisträger tritt aus seinem kleinen Zimmer, geht über die Veranda in Richtung Strand.

Cabo Blanco ist, neben Máncora, Punta Sal und Colán, eines der kleinen Seebäder, die sich an der Nordküste Perus wie eine Perlenkette aneinanderreihen. In dieser Gegend ist das Klima verdammt rau, die Sonne drückt, ein trockener Wind weht und das Meer zeigt sich ungebändigt. Wenn El Niño wütet, dann sucht er sich diesen spröden Landstrich vor der Wüste von Sechura aus.

Just vor Cabo Blanco fließen zwei Strömungen des pazifischen Ozeans zusammen, hier klatschen von Süden der kalte Humboldt-Strom und von Norden die warmen tropischen Gewässer Ecuadors zusammen. Eine wundersame Kapriole der Natur, die für krachende Brecher und reiche Fischgründe sorgt. Nur hier lassen sich die größten Marline dieses Erdballs fangen.

Bei Kilometer 1.137 an der Panamericana liegt Cabo Blanco, etwas versteckt und unscheinbar. Bei El Alto muss man in Richtung Westen abbiegen und die Serpentinen zur Küste hinunterfahren. In den 1950er und 1960er Jahren war das winzige Fischerdorf ein bekannter Treffpunkt der internationalen Hochsee-Angler gewesen. Heute wirkt der Ort verfallen und heruntergekommen, wie das ganze Land.

Doch wer in den guten alten Tagen nach Cabo Blanco kam, der stieg in diesem Cabo Blanco Fishing Club ab, einem exklusiven Klubhotel, das Kip Farrington und Tom Bates im Jahr 1951 in den herben Landstrich direkt an der Küste bauen ließen. Das Grundstück gehörte der Lobitos Oil Company, darauf wurde die zweistöckige Hotelanlage, ein eher schlichter Kubus-Bau, errichtet.

Verwalter war in jenen Tagen der exilierte Pole Zygmunt Plater, der zusammen mit seiner Frau den Betrieb aufrecht erhielt. Etwa 20 reiche Mitglieder, unter Präsident Enrique Pardo Heeren, leisteten sich das Hobby und hielten mit 10.000 Dollar Jahresbeitrag den exklusiven Club am laufen. Im Cabo Blanco Fishing Club fand eine elitäre Gemeinschaft zusammen.

Die Gesellschafter des Cabo Blanco Fishing Clubs bildeten einen feinen und erlesenen Personenkreis. Industrieerben, Großunternehmer, Handelsfürsten, Finanzjongleure, alles dabei, es stank schon gewaltig nach Geld. Die Mitglieder, nie waren es mehr als zwei Dutzend, blieben handverlesen.

Die Liste der Gäste, die auf Einladung der Gesellschafter kamen, war bunt und lang: Nelson Rockefeller, der unverwüstliche Bob Hope, aus Mexiko kam der Komiker Mario Moreno, genannt Cantinflas, die mexikanische Schönheit María Félix schaute vorbei, der Stierkämpfer Luis Miguel Dominguín reiste aus Spanien an. Auch John Wayne besuchte den Klub, mit seiner peruanischen Ehefrau Pilar Pallete, die aus Paita stammte, das liegt praktisch um die Ecke.

Die Schönen, Reichen und Berühmten schlagen gerne in Cabo Blanco auf, meist inkognito und unter dem Radar der Klatschpresse, um ein paar Tage in der Sonne auszuspannen. Und um dem Nervenkitzel auf dem Ozean nachzugehen. „Pablo, ich möchte dass hier alles ordentlich läuft“, sagt Manager Plater zu seinem Angestellten, „in den nächsten Tagen wird es hier hoch hergehen.“ Man erwarte einen berühmten Gast.

Pablo Córdova, der junge Hotelangestellte aus Alto Piura, hat schon viele prominente Gäste ein- und ausgehen sehen. Doch am Ton und an der Mimik des Verwalters merkt er, diesmal ist es ernst. Ein wirklich Berühmter muss den Weg nach Cabo Blanco gefunden haben.

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