Cabo Blanco, das verlassene Fischernest im Norden Perus, ist eine magische Adresse gewesen für jeden Sportangler mit Mumm und Moneten.

Auch wenn das Anwesen nicht gerade mit protzigem Luxus gleichzusetzen ist, so fehlt es den meist US-amerikanischen Gästen an nichts. Zumal das Wesentliche vor den Toren des Klubhauses zu finden ist: das große blaue Meer. Zudem ein trockenes Tropenklima rund um alle Monate. Das Klima in der Region, so schreibt das erste Yearbook des Cabo Blanco Fishing Clubs im Jahr 1955, sei rau, allerdings überaus gesundheitsfördernd. Noch nie sei ein Besucher in diesen Breiten erkrankt.

Schnell erlangt der Fishing Club unter Sportanglern Kultstatus. Ein Sportfischer, der in diesen guten alten Tagen nach Nordperu kommt und genug Geld sein eigen nennen darf, der steigt vorzugsweise in diesem Cabo Blanco Fishing Club ab. Auch Frauen sind im Clubhaus ausdrücklich willkommen, seien sie nun selbst passionierte Sportanglerinnen oder eben auch als Begleitung des angelnden Gatten.

Etwa zwei Dutzend Mitglieder leisten sich das teure Hobby und halten mit 10.000 Dollar Jahresbeitrag den exotischen Klub am Laufen. 10.000 Dollar, das ist heute viel Geld und damals erst recht. Man kann den Betrag, um die heutige Kaufkraft auszurechnen, locker mit dem Faktor 8 multiplizieren. Die Socios, die Teilhaber des Cabo Blanco Fishing Clubs, wiederum laden allerlei Prominenz in ihr neugebautes Kleinod am Pazifik ein. Politiker, Sportstars, Finanzadel, Hollywood. Die Liste der Gäste ist bunt und lang.

Die Schönen, Reichen und Berühmten kommen gerne nach Cabo Blanco, meist inkognito und unter dem Radar der Klatschpresse, um ein paar Tage unter der Sonne auszuspannen und den Nervenkitzel auf dem Ozean zu suchen. Auch Ernest Hemingway hat von diesem Marlin-Paradies gehört, auch er wird nach Cabo Blanco kommen, im April und Mai 1956, mit Ehefrau Mary und ein paar Freunden für fünf Wochen. Und er wird der berühmteste aller berühmten Gäste in der kurzen Geschichte des Cabo Blanco Fishing Clubs sein.

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist CB5-1024x746.jpg

Die Männer und Frauen auf der Liste des Thousand Pound Clubs zählen in Cabo Blanco als die Besten der Besten.

Über das kleinformatige grüne Yearbook, das zum ersten Mal im Januar 1955 erscheint, halten sich die Mitglieder des Cabo Blanco Fishing Clubs à jour. Auf 32 Seiten ist alles niedergeschrieben, was man so wissen muss über den exklusiven Klub. The World‘s Best Fishing wird im Hauptartikel ab Seite 6 Cabo Blanco angepriesen. Some of the Club Members and a few of their Catches heißt die Überschrift auf den Seiten 16 bis 19. Und dann folgt die ruhmreiche Bildergalerie von einem gefangenen Black Marlin, von Tunas oder von einem Roosterfish. 

Die Rubrik Thousand Pound Club ist so etwas wie die Hitparade des Cabo Blanco Fishing Clubs. Wer einen Fisch mit über 1.000 Pfund Gewicht fängt, der findet Aufnahme in die Annalen des Yearbooks. Davon träumt jedes Mitglied. Doch nicht jeder findet Einlass in diesen exklusiven Zirkel, die Partner des Cabo Blanco Fishing Clubs bilden einen feinen und erlesenen Kreis. Industrieerben, Großunternehmer, Handelsfürsten, Finanzjongleure, alles dabei, es stinkt schon gewaltig nach Geld.

Das Mitgliederverzeichnis liest sich wie das Who is who der amerikanischen Wirtschaft. Roger Firestone, Autoreifen, James Hutton, der Gründer des Brokerhauses E F Hutton, John Olin, der Industriebaron der Olin Group oder Emile DuPont, Gesichtspaste – der Industrie- und Handelsadel der USA mischt Cabo Blanco kräftig auf. Im Verzeichnis der Klubteilhaber findet sich neben der Adresse bei vielen dann noch die Telefonnummer. Apartado 595, Lima – steht beispielsweise bei Präsident Enrique Pardo Heeren – Phone 70389. Man kennt sich, man hilft sich.

Loading