Drei Freunde mit erlegtem Marlin: Ernest Hemingway, Elicio Argüelles II und Ellis O. Briggs. Cabo Blanco, Peru, im Mai 1956.

Ernest Hemingway und Ellis O. Briggs kennen sich aus Kuba. Als Briggs noch Counselor, ein junger Botschaftsrat, in Havanna gewesen ist, hat er Ernest Hemingway unterstützt, als der Schriftsteller im Golfstrom vor Kuba mit der Pilar zur Jagd auf deutsche U-Boote angesetzt hat. Diese Geschichte aus dem September 1942 hört sich wie eine Räuberpistole an, sie ist es auch. 

Die bizarre Aktion wird ein Schlag ins Wasser, wenn man im Bild bleiben darf. Denn Ernest Hemingway und die anderen Mitstreiter stoßen, wenig überraschend, auf keinen einzigen Nazi, weder an Land, noch auf Wasser. Seit er diesen Unfug mitgemacht hat, mag Ernest Hemingway den Schnauzbart Briggs. Seitdem sind sie gute Freund, mehr noch, zwei Verrückte, die manche Verrücktheit im Leben teilen. Und: Beide vermelden das gleiche Geburtsjahr. Wie der Nobelpreisträger ist auch der Diplomat ein Mann vom Jahrgang 1899. 

Der Schriftsteller mag den Karrierediplomaten Briggs, der ein wenig verschroben auftritt und in Cabo Blanco mit einem breiten Tropenhelm aufkreuzt. Ein wenig erinnert der stämmige Diplomat an Oliver Hardy, den Dicken aus dem Komiker-Duo Laurel & Hardy. Aber Ernest legt auf Äußerlichkeiten wenig Wert, er mag Ellis, so wie er ist. Besonders dessen Zuverlässigkeit schätzt er und das große Herz. 

Im Jahr 1956 ist Ellis O. Briggs der Botschafter der USA in Peru, und auch Ernest Hemingway weilt für fünf Wochen in dem Andenland, um am Pazifik die Filmaufnahmen für Der alte Mann und das Meer zu überwachen. Botschafter Briggs ist am 10. Mai 1956 aus Lima nach Cabo Blanco in den Norden gekommen, um mit seinem alten Kumpel ein Wochenende auf dem Meer zu verbringen.

Es werden für den Schriftsteller schöne Stunden, denn Ernest hat gerne Freunde um sich. Mit Briggs teilt er nicht nur abenteuerliche Erlebnisse, sondern auch das Hobby der Jagd und des Fischens. Und so nehmen er und die anderen Freunde Aufstellung mit Ellis O. Briggs, der in seiner Tropenkleidung zwischen all den leger angezogenen Amerikanern ein wenig schrullig wirkt, vor dem Marlin, den Elicio Argüelles erlegt hat. Ein Picudo von 900 Pfund. 

Im diplomatischen Dienst der Vereinigten Staaten hat Ellis O. Briggs eine steile Karriere hingelegt, seit dem Jahr 1925 arbeitet der Mann aus Massachusetts beim U. S. Foreign Service. Er ist Botschafter in der Dominikanischen Republik und in Uruguay gewesen, vor seiner Mission in Peru. Danach wird er zum Botschafter in Brasilien berufen und zum Abschluss seiner Laufbahn leitet er die diplomatische Vertretung seines Landes in Griechenland.

Präsident John F. Kennedy will Ellis O. Briggs 1962 als Botschafter nach Spanien schicken, doch die Gesundheit macht nicht mit, der Diplomat verlässt den Staatsdienst. Proud Servant – Stolzer Diener – nennt Ellis O. Briggs seine Memoiren, die er 1975 schreibt. Er berichtet von einem ereignisreichen Leben und großen Umwälzungen. Ein Jahr später stirbt er. „Ein großes Haus ist voll von stolzen Dienern“, zitiert der ehemalige Botschafter den römischen Dichter Juvenal. 

It is always a good idea to quit while you are ahead, erinnert sich Ellis O. Briggs in seiner Biografie an einen Ausspruch seines Freundes Ernest Hemingway in Cabo Blanco. Es ist immer schlau, sich davon zu machen, wenn man viel erreicht hat. Bei Ernest Hemingway ist es nicht nur ein so beiläufig dahin gesagter Satz. Am besten schleicht man sich von Bord, wenn man sein Ziel erreicht hat. 

Loading