César Vallejo, der große Dichter aus Peru.

Die schöne Literatur hat es in einem prekären Land wie Peru immer schwer gehabt. Einer der größten Schriftsteller des Landes, der avantgardistische Poet César Vallejo, muss sein Leben lang um Anerkennung kämpfen. In Lima veröffentlicht er im Jahr 1919 Los Heraldos negros, einen Gedichtband voller melancholischer Poesie, von Pein und Leid getragen, vor allem aber auch von einem zornigen Hunger nach Respekt.

In dem nordperuanischen Andendorf Santiago de Chuco 1892 geboren, wird es ihm in der Heimat dann schnell politisch zu heiß und wirtschaftlich zu eng. Und so geht der junge Mann im Juli 1923 nach Frankreich. Nach Paris, in die Stadt der Liebe und des Lichts, die in den 1920er Jahre Intellektuelle aus aller Welt anzieht. Doch das Paradies wird Paris nicht, auch in der Stadt an der Seine muss sich der mittellose Vallejo als Hungerleider durchschlagen.  

In Europa hält der stolze Mestize sich mit launischen Korrespondenzen für Mundial und El Comercio mehr schlecht als recht über Wasser. Doch einerlei, Paris bleibt die große Leidenschaft und die Sehnsuchtsmetropole der lateinamerikanischen Intellektuellen jener Tage, die Stadt sei so schön, dass man dort sterben wolle:

Me moriré en París con aguacero,
un día del cual tengo ya el recuerdo.
Me moriré en París – y no me corro –
tal vez un jueves, como es hoy, de otoño.

Die Verse schreibt César Vallejo in seinem Gedichtband Piedra negra sobre una piedra blanca. Auch wenn er mit indianischer Schwermut und französischem Fatalismus wortwörtlich dichtet, dass er in Paris sterben werde, so meint der von seiner neuen Heimat beseelte Peruaner jedoch vielmehr, dass er in Paris sterben wolle.

Ich will in Paris sterben, im Sturzregen,
an einem Tag, der mir bereits im Gedächtnis ist.
Ich will in Paris sterben – so soll es sein –
im Herbst, vielleicht an einem Donnerstag, wie heut.

Ernest Hemingway und César Vallejo leben Anfang der 1920er Jahre zur gleichen Zeit in der Stadt an der Seine. Ob sie sich getroffen haben? Unklar, nichts ist überliefert, doch gut möglich bleibt es, im Freundeskreis gibt es durchaus eine Schnittmenge. Auf dem Schriftsteller-Kongress zur Verteidigung der spanischen Demokratie Anfang Juli 1937 in Valencia, wie oft kolportiert, jedenfalls nicht. César Vallejo ist anwesend und Ernest Hemingway wird ins Präsidium gewählt, lässt sich allerdings entschuldigen und weilt in den USA. 

Die Liebe zu Paris jedenfalls eint César Vallejo und Ernest Hemingway, eigentlich fühlen sich die allermeisten lateinamerikanischen Autoren zu Paris hingezogen. Gabriel García Márquez, Mario Vargas Llosa, Julio Cortázar, Carlos Fuentes – um nur einige zu nennen – sind alle haben dort Monate und Jahre verbracht. Doch nicht nur die Lateinamerikaner pilgern nach Paris, auch ein bärtiger Nordamerikaner. In dieser Hinsicht ist Hemingway einer der ihren.

Der von Paris und dem Tod schwärmende Peruaner César Vallejo stirbt dann tatsächlich in der Stadt an der Seine, in Bitternis, halbverhungert und von den Zeitgenossen verkannt. An einem Freitag, im April 1938, es ist der Karfreitag. Er liegt auf dem Cimetière Montparnasse.

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