Hemingways Welt

Auf den Fersen von Ernest Hemingway

Wie wertvoll ist ein Hemingway-Foto?

Auf ebay finden sich Hunderte von Fotos mit Ernest Hemingway. Von billig bis sehr hochpreisig. Wie ist ihr Wert einzuschätzen?

Auf ebay, in den Antiquariaten, bei Kleinanzeigen oder Versteigerungen werden zahlreiche Fotos von Ernest Hemingway angeboten. Genauer gesagt: Fotografien, auf denen Ernest Hemingway abgebildet ist. Allein auf ebay erreicht man – bei der Suchmaske Ernest Hemingway photo – beachtliche 896 Fundstellen. Das billigste Foto wird bei ebay für 3,89 Dollar angeboten, das teuerste für 8.096 Dollar.

Was ist ein Foto mit Ernest Hemingway in Wirklichkeit wert? Gibt es neben dem Sammlerwert auch objektive Kriterien zur Wertbestimmung? Wie passt man auf, dass man als Käufer oder Käuferin nicht über den Tisch gezogen wird? In der Tat kann man etwas Licht in diesen Preis-Dschungel bringen. Von mir dazu ein paar Gedanken und Handreichungen, nach über 40 Jahren Befassung mit dem Schriftsteller.

Zunächst bleibt festzuhalten, dass Ernesto seit fast 65 Jahren friedlich auf dem Dorffriedhof von Ketchum am Rande der Rocky Mountains ruht. Neue Fotos gibt es nicht, höchsten alte, die in irgendwelchen Schubladen neu entdeckt werden. Wir reden bei Hemingway-Fotos insofern tendenziell von historischen Fotos, was zunächst einmal für ein Potenzial an Wertsteigerung spricht. Nichts kann groß nachkommen.

Doch man muss genau hinschauen. Grob gesprochen gibt es drei Kategorien von Hemingway-Fotos. Da sind zunächst jene Fotos, die en masse nachproduziert werden. Was in Zeiten von Internet recht einfach ist. Man sucht sich im Netz das passende Foto aus, lädt es herunter und lässt beim Rossmann einen Papierabzug anfertigen. Ein neues Foto von einem alten Motiv. Wert in meinen Augen: von nix bis 5 Euro. Reine Dekoration, kein Sammlerwert. Von Urheberrechten will ich gar nicht reden.

Ernest Hemingway

Ein typisches Wirephoto. Mit entsprechendem Text zum Abdruck am rechten Rand.

Die zweite Kategorie sind jene, die in Amerika Wirephotos genannt werden. Das sind Pressefotos von und für Zeitungen und Zeitschriften. Im Zuge der Digitalisierung haben Medienhäuser weltweit ihre Archive digitalisiert und die vorhandenen Papierabzüge anschließend an Großabnehmer verkauft. Nun überschwemmen diese Fotos den Markt.

Meist sind solche Wirephotos bei Hemingway vielgenutzte Reproduktionen aus den 1950er und 1960er Jahren, sie tragen auf der Rückseite aufgedruckt die Redaktionsadresse, meist mit einem kurzen Text und den Copyright-Vermerken. Dazu Infos, wie und wann in der entsprechenden Zeitschrift oder Zeitung abgedruckt wurde. Diese Wirephotos sind schon hochwertiger als simple Vervielfältigungen. Je nach Motiv, Alter und Qualität – ich sage mal – 10 bis 40 Dollar.

Ernest Hemingway photo

Die Rückseite eines Wirephotos. Hier von der Agentur Associated Press. Oft genutzt in den Redaktionen. Heute ist für einen solchen Abzug in den digitalen Archiven kein Platz.

Die Königskategorie jedoch ist die dritte. Das sind die Originalfotos. Fotos, die exklusiv aus dem Labor des Fotografen stammen. Ernest Hemingway ist bekanntlich von den besten Fotokünstlern abgelichtet worden. Von Yousuf Karsh, von Robert Capa, von Alfred Eisenstaedt, um nur einige zu nennen. Wer ein solches Foto ergattern kann, der erhält eine Trouvaille für seine Sammlung.

Aber es sollte auf ein paar Formalien geachtet werden. Die Originalfotos müssen aus der Zeit der Aufnahme stammen und sollten den Herkunftsstempel des Fotografen auf verso  – auf der Rückseite – tragen. Etwas Handgeschriebenes, eine Nummerierung oder die Erklärung zu Ort und Zeit, kann nicht

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Ernest Hemingway und der Torero Antonio Ordóñez

Ernest Hemingway
Antonio Ordóñez
Sevilla
Der junge Antonio Ordóñez und ein gealterter Ernest Hemingway freizügig auf La Cónsula, Málaga, im Sommer 1959. Credit Line: Ernest Hemingway Photograph Collection, John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston.

Der Nobelpreisträger aus Chicago ist ganz vernarrt in diesen Torero. An dem jungen Matador, er ist vom Jahrgang 1932, bewundert Ernest Hemingway vor allem dessen Draufgängertum, sein Geschick und die Grazie. „Antonio erinnert mich sehr an seinen Vater“, verkündet der Schriftsteller seinem Freund José Luis Castillo-Puche. „Nur, dass er in jeder Hinsicht besser ist als Cayetano: Er ist ein besserer Stierkämpfer und ein besserer Mensch. Und außerdem ist er überaus attraktiv.“

Oh lala. Überaus attraktiv. Die Freundschaft zwischen dem Torero aus Ronda und dem bärtigen Autor aus Übersee gibt hier und da Anlass zu überspannten Gerüchten und pikantem Geflüster. Der Kolumnist einer spanischen Tageszeitung hat Antonio Ordóñez gar als die „Liebe des senilen Hemingway“ bezeichnet. In der Tat wird der Schriftsteller von Antonios Ausstrahlung magisch angezogen.

Ernest besucht ihn während der Temporada im Hotel Yoldi von Pamplona, der Matador ist ausgelaugt nach einem aufreibendem Stierkampf. Antonio lag nackt auf dem Bett; ein Handtuch diente ihm als Feigenblatt. Als erstes fielen mir seine Augen auf, die dunkelsten, glänzendsten, heitersten Augen, in die ich je geblickt hatte. 

Kommt da wirklich Homo-Erotik ins Spiel bei Hemingway? José Luis Castillo-Puche, ein enger Gefährte in Spanien, ist sich sicher: Da ist nichts gewesen. Für den Schriftsteller ist der Bezwinger der Bullen keine Liebelei oder das Objekt irgendeiner sinnlichen Begierde. Zuallererst ist der Matador aus Ronda für Ernest eine literarische Ambition. Sein ganzes Leben lang hat der Amerikaner nach dem perfekten Stierkämpfer gesucht und ihn letzten Endes in Südspanien gefunden: Antonio Ordóñez.

Wenn im Gespräch die Toreros verglichen werden, gibt sich Hemingway apodiktisch. „Er ist besser“, antwortet der Schriftsteller kurz. Er, das ist natürlich Antonio Ordóñez. Der junge Andalusier ist eine Person ganz nach Hemingways Gusto. Ein gut aussehender Kerl, jemand, der vor Publikum tapfer dem Tod ins Auge sieht und aus dem Kampf als Sieger hervorgeht.

„Ich werde von der Vorstellung gequält, dass Antonio etwas Schreckliches zustoßen wird“, gesteht Hemingway gegenüber Castillo-Puche. „Ich habe schreckliche Albträume, dämonische Träume, in denen ein Stier ihn in der Stierkampfarena tötet. Aber das kann Antonio doch nicht passieren, oder?“ Und der US-Amerikaner wartet darauf, dass jemand, in diesem Fall Castillo-Puche, ihm zusichert, Antonio werde niemals sterben. Weder im noch außerhalb des Rings.

Im Laufe der Jahre vertieft Ernest Hemingway die Freundschaft mit der Familie Ordóñez. Oft weilt er zu Besuch auf deren Landgut El Recreo de San Cayetano im Osten von Ronda oder auf der Hacienda in Medina-Sidonia. Andalusien verbirgt für den Nobelpreisträger etwas ganz besonderes. Es ist sein Freund Antonio Ordóñez, der den US-Amerikaner für die Schönheit und Eigenheit Südspaniens sensibilisiert. Als er starb, meint der Stierkämpfer, hat Hemingway etwas von uns mitgenommen.

Castillo-Puche beschreibt Antonio als einen Mann, der durch den Verlust seines Freundes am Boden zerstört ist, zumal der Vater im gleichen Jahr stirbt, nur drei Monate nach dem Schriftsteller. Häufig bricht Antonio in Tränen aus und will das Wort Selbstmord nicht aussprechen. „Ich werde nicht zu seiner Beerdigung gehen“, antwortet der Stierkämpfer im Juli 1961 trotzig. „Die Saison geht weiter, und ich fahre nach Pamplona“. Papa habe dies so gewollt.

Im November 1962, sechzehn Monate nach Hemingways Suizid, zieht sich Antonio Ordóñez von allen Corridas zurück. Obwohl er 1965 als Stierkämpfer zurückkehrt, tritt er erst zwei Jahre später, während der Feria im April, in der Plaza de Toros de la Real Maestranza auf. Über ein halbes Jahrzehnt ist vergangen, seit er in Sevilla letztmalig unter Hemingways wachem und erbaulichem Blick gekämpft hat.

Doch nun ist der Schriftsteller nicht mehr auf seinem Platz an der Barrera. Er fehlt und nichts ist so, wie es einmal gewesen ist. An seinen zwei Nachmittagen in Sevilla liefert Antonio eindrucksvolle Kämpfe ab und darf

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Nur noch wenige freie Plätze: Workshop über Ernest Hemingway und gutes Schreiben

Ernest Hemingway
Ein Wochenende mit Ernest Hemingway. In der imposanten Thomas-Morus-Akademie Bensberg, in der Nähe von Köln, sprechen wir über gute Literatur und noble Literaten. Foto: TMA, Presse.

Zwei Tage mit erstklassiger Literatur. Wir wollen an Person und Werk von Ernest Hemingway aufzeigen, was einen erstklassigen Literaten und unsterbliche Literatur ausmacht. Es könnte interessant werden, am Wochenende 16. und 17. November 2024 in Bensberg bei Köln.

Die Mindestteilnehmerzahl ist locker übertroffen, das Seminar findet statt, es sind nur noch wenige Plätze frei. Zudem tut sich hier ein Schnäppchen auf: Viel Input und anregende Diskussionen. Dazu Kost und Logis in einem beeindruckenden Seminarzentrum. Zu einem wirklich freundlichen Preis. Wer sich von Ernest Hemingway inspirieren lassen will, der ist in Bensberg am richtigen Platz.

Denn jeder, der sich mit Sprache beschäftigt, kommt nicht vorbei an Ernest Hemingway. Er ist zentraler Gestalter der Literatur des 20. Jahrhunderts. In diesem Jahr feierte der bärtige Nobelpreisträger (1899 – 1961) seinen 125. Geburtstag. Er ist nicht unumstritten. Angriffsflächen bietet ein Schriftsteller mit einem derartigen Ego genug.

Die Kritik ist hörbar: Er sei ein Macho, ein Frauenfeind, ein Tierquäler, ein Alkoholiker. Nicht viel besser sein Werk. Stiere, die zum Vergnügen abgeschlachtet werden. Antilopen, die er auf Safaris erlegt. Fische, die nach langem Kampf an den Haken kommen. Alles richtig, dieser Kerl tut ja einiges für sein schlechtes Image.

Doch Obacht! Ernest Hemingway will mehr als nur eine blutige Geschichte erzählen. Seine Romane um Sieg und Niederlage wollen tief ins Innere vordringen. Letztlich geht es ihm vor allem um Liebe und Würde. In Würde verlieren, so wie sein alter Mann, der einfache Fischer Santiago. Gerade darum geht es. Man kann verlieren, so will er sagen, aber man muss seine Würde wahren.

Wir laden Sie herzlich nach Bensberg ein. Entdecken Sie Hemingways Werk (neu), diskutieren Sie mit und bringen Sie gern auch eigene Texte in die „Schreibwerkstatt“ am Sonntag Vormittag mit.

Programm
Samstag, den 16. November 2024

14.00 Uhr
Auf Abenteuerreise mit Ernest Hemingway
Fünf Wochen mit dem Nobelpreisträger in Cabo Blanco, Peru

15.30 Uhr
Kaffee- und Teepause

15.45 Uhr
Ein Mensch mit zwei Gesichtern
Psychogramm eines innerlich Zerrissenen

18.00 Uhr
Abendessen

19.15 Uhr
Revolutionär und Klassiker
Die literarische Entwicklung des Ernest Hemingway

21.30 Uhr
Ende des Veranstaltungstages

 Sonntag, den 17. November 2024 

ab 7.00 Uhr
Frühstück für Übernachtungsgäste

8.00 Uhr
Gelegenheit zum Besuch eines katholischen Gottesdienstes
in der Edith-Stein-Kapelle

9.45 Uhr
Schreibwerkstatt:
Schreiben wie Ernest Hemingway – Wie schrieb Ernest Hemingway?
– Was macht einen guten Buchtitel aus?

– Die Magie des ersten Satzes.
(Wer unter den Teilnehmern schon veröffentlicht oder etwas in der Schublade hat: Sie sind eingeladen, Ihren Text mitzubringen.)

11.15 Uhr
Kaffee- und Teepause

11.30 Uhr
Der beste Reiseführer weit und breit
Eine Weltreise zu

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Ein Scoop: Ernest Hemingway trifft Benito Mussolini

Der Duce inspiziert 1935 italienische Truppen in Äthiopien. Photo Credits: Wikimedia Commons.

Vom 11. Juni bis zum 18. Juni 1922 reist das Ehepaar Hemingway zusammen mit dem Familienfreund Eric Chink Dorman-Smith durch Italien. Ernest genießt die Zeit, denn Italien ist immer sein Land gewesen. Was dort passiert, das lässt den jungen Amerikaner aus Chicago nicht kalt. Bei ihrem Aufenthalt in Mailand schiebt der Europa-Korrespondent des Toronto Star einen journalistischen Termin ein. Denn es eröffnet sich ihm die Möglichkeit, einen der führenden Politiker Italiens zu interviewen.

Auch Benito Mussolini befindet sich zu diesem Zeitpunkt in Mailand. Es gelingt dem jungen Reporter der kanadischen Tageszeitung, einen Vier-Augen-Termin beim zukünftigen Diktator zu erhalten. Dies ist ein Scoop, ein publizistischer Knüller, zumal für einen Neuling vor Ort, Ernest ist erst ein halbes Jahr in Europa. Das Gespräch findet in den Redaktionsräumen der Zeitung Il Popolo d’Italia statt.

Am 24. Juni 1922 wird Hemingways Artikel im Toronto Daily Star veröffentlicht. Unter der nüchternen Überschrift Fascisti Party Half-Million. Die faschistische Partei hat eine halbe Million Mitglieder. Der Journalist bietet seinen Lesern in Kanada einen bildhaften Eindruck des Italieners. Benito Mussolini, Führer der Bewegung, sitzt an seinem Schreibtisch (..) und streichelt ab und an die Ohren eines Wolfshundwelpen. (..) Mussolini ist ein stämmiger Mann mit braunem Gesicht, hoher Stirn, einem träge lächelnden Mund und großen, ausdrucksvollen Händen.

Die  Faschisten seien nun eine militärisch organisierte Partei mit einer halben Million Mitgliedern, verrät Mussolini bei der Begegnung. Unverblümt umreißt der zukünftige Despot gegenüber Hemingway, wie er den Aufstieg an die Macht schaffen will. Mittels Gewalt. Mit Soldaten, mit paramilitärischen Stoßtruppen und mit seinen Schwarzhemden. Wir sind schlagkräftig genug, um jede Regierung zu stürzen.

Der Italiener ist schon in jenen Jahren eine schillernde Gestalt. Hemingway skizziert in seinem langen Artikel den Werdegang des Benito Amilcare Andrea Mussolini. In der Kleinstadt Dovia di Predappio im Jahr 1883 geboren, wird er von Beruf Schullehrer, dann Journalist. 1914 ernennt ihn die Sozialistische Partei in Mailand zum Chefredakteur ihrer linken Zeitung Avanti!. Später gründet er eine eigene Gazette, den Il Popolo d’Italia. Im Ersten Weltkrieg geht er als Soldat an die Front.

Ernest Hemingway und Benito Mussolini haben einiges gemeinsam. Beide werden im Ersten Weltkrieg schwer verwundet, alle zwei werden vom italienischen Staat aufgrund ihrer Tapferkeit mit Medaillen geehrt. Beide Männer erholen sich im Mailänder Rotkreuz-Hospital von ihren Kriegsverletzungen. Sowohl der Italiener als auch der US-Amerikaner sind Zeitungsjournalisten. So bleibt zu Anfang wohl ein wenig Sympathie zu spüren, Hemingway zeichnet den Politiker in seinem Artikel auch in weichen Farben. He is not the monster he has been pictured. Er sei nicht das Ungeheuer, als das er meist dargestellt werde.

Das Interview in Mailand bleibt nicht die letzte Begegnung zwischen Ernest Hemingway und Benito Mussolini. Bei der Lausanner Conference, es geht um die Neuregelung der Reparationszahlungen Deutschlands, sehen sich beide Mitte Juni 1923 wieder. Da ist der Italiener schon Premierminister seines Landes. Hemingway, neugierig, stellt sich bei einer Pressekonferenz hinter Mussolini und schaut ihm über die Schulter. Und bekommt zu sehen, welches Buch der Regierungschef vor sich liegen hat. Es ist ein Wörterbuch.

Insgesamt scheint der 22-jährige Neuling Hemingway mit dem ideologischen Phänomen überfordert, seine Analyse gerät ein wenig struppig. In seinem Interview-Artikel beschreibt er den Politiker einmal als extrem konservativ, dann als abtrünnigen Sozialisten. Wie auch immer. Mussolini hat alle überrascht. Wohl am meisten den jungen Amerikaner. Als Duce del Fascismo, als Führer des Faschismus, stellt er sich von 1925 an als Autokrat an die Spitze eines brutalen Regimes. Es wird schlimm enden, für das Land, für Europa und später auch für ihn selbst.

Im Laufe der Zeit wird Hemingways Haltung zu Mussolini kritisch. Schon im Januar 1923 verfasst der Korrespondent im Toronto Daily Star einen weiteren Artikel über den Duce. Überschrift: Mussolini, Europe’s Prize Bluffer. Nun redet Ernest Hemingway Tacheles. Mussolini is the biggest bluff in Europe, schreibt der Amerikaner, Mussolini sei die größte Mogelpackung in Europa. Der Duce versuche die Arbeiterschaft und das Unternehmertum unter dem Dach

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Der schönste Hemingway-Satz: Ziegen in Pamplona

Ernest Hemingway Pamplona

„Als ich am Morgen aufwachte, ging ich ans Fenster und schaute hinaus. Es hatte aufgeklart, und auf den Bergen waren keine Wolken. Draußen unter dem Fenster standen ein paar Karren und eine alte Postkutsche, deren hölzernes Verdeck verwittert und rissig war. Sie musste noch aus den Tagen vor den Motorbussen stammen. Ein Ziegenbock sprang auf einen der Karren und von dort aufs Dach der Postkutsche. Er nickte den anderen Ziegen unten heftig zu, und als ich winkte, sprang er wieder herunter.“

Ernest Hemingway: Fiesta, 1926

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Ernest Hemingway: 10 Tipps für gutes Schreiben

Ernest Hemingway
Modeste von Unruh
Cabo Blanco Peru
Ernest Hemingway in Cabo Blanco, April 1956. Foto: Modeste von Unruh, colorized. Archiv: Dr. Stock.

Schreiben, so gut wie Ernest Hemingway. Nun ja, wir werden ihn niemals erreichen. Doch den einen oder anderen Tipp von ihm können wir beherzigen und uns vom Handwerk des Maestros ein wenig abschauen. Nach jahrzehntelanger Beschäftigung mit dem Nobelpreisträger und seinem Werk kann man einige stilistische Besonderheiten festmachen. Hier sind aus meiner – natürlich subjektiven – Sicht die zehn wichtigsten Schreib-Tipps für Autoren im Sinne von Hemingway:

1. Aufrichtig schreiben!
Mein Ziel ist, eine Prosa zu schreiben, die noch niemals geschrieben worden ist – ohne Tricks und Schwindel. So lauten die zentralen Werte seiner Philosophie: Exaktheit, Offenheit, Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit. Alles old school. Aber ehrlicher als jede Betroffenheits-Lyrik oder peinliche Selbstbeweihräucherung.

2. Beobachten und zuhören!
Ernesto verfügt über eine phänomenale Beobachtungsgabe. Mit einer Liebe zum Detail erschafft er lokales und szenisches Kolorit. Atmosphäre und Ambiente stehen als Ergebnis. Beobachten und – ebenso wichtig – aufmerksam zuhören. Es sind die Königseigenschaften eines guten Autors.

3. Le mot juste.
Er pflegt einen einfachen und lakonischen Stil. Diese gewollte Reduzierung bedeutet allerdings auch: Man muss um jeden Begriff ringen. Der Mann aus Chicago hat sich von den französischen Dichtern das Konzept des le mot juste abgeschaut. Ziel muss ein, genau das richtige, das passende Wort zu finden. Wie in der Poesie. Ein falsches Wort kann den Vers zerstören – gleiches gilt für die Erzählkunst.

4. Die musikalische Klangfarbe der Prosa.
Melodik und Rhythmus des Textes müssen stimmen. Der Autor sollte die Wörter und Sätze – wie mit der Hand eines Arrangeurs – zu einer Symphonie zusammenfügen. Ob dies gelungen ist? Mit einem einfachen Kniff lässt es sich feststellen: Lies den Text laut vor! Und du merkst, ob die Prosa melodische Tiefe besitzt.

5. Show – don’t tell!
Der Leser steht im Mittelpunkt, nicht der Autor. Der Leser und die Leserin werden zum Beobachter des Geschehens. Ein kluger Schreiber nimmt sich in diesem Prozess zurück. Er muss Gefühle aufzeigen, nicht verraten. Der allwissende Erzähler wird überflüssig und wird abgelöst durch den akkuraten Beobachter.

6. Kurze Sätze!
Lange Sätze zeugen von Unsicherheit und technischer Unzulänglichkeit. Kurze Sätze hingegen erzeugen Spannung, Rasanz und Vorwärtsdrang. Und Wiedererkennung.

7. Sparsam mit Adjektiven und Adverbien!
Sprachliche Knappheit wirkt wie eine Auflehnung gegen gestelzte Sprachgirlanden. Wenn Du einem Adjektiv begegnest, dann schlag es tot! Dieser Ausspruch wird Mark Twain zugeschrieben. Und auch Ernest Hemingway empfindet die allermeisten Eigenschaftswörter als unnütz. Sie bringen nichts Neues und helfen auch nicht weiter.

8. Einfach schreiben!
Wenn ich anfing, kompliziert zu schreiben oder wie einer, der etwas bekanntmachen oder vorführen will, erkannte ich, dass ich die Schnörkel oder Ornamente ausmerzen und wegwerfen und mit dem ersten wahren einfachen Aussagesatz anfangen konnte, den ich geschrieben hatte. So Ernest Hemingway in seinem wunderbaren Paris – Ein Fest fürs Leben. Pablo Picasso hat das Prinzip in seiner Malerei ebenfalls beherzigt: Kunst ist das Unnützige auszulassen.

9. Menschen – keine Figuren.
Der Grat zwischen Kunst und

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Ernest Hemingway – Fünf Männer mit gleichem Namen

Ein Mann, der nicht leicht zu ergründen ist. Ernest Hemingway.

Man mag ihn, oder man mag ihn nicht. Viele verehren den Mann aus Oak Park, andere wissen so gar nichts mit ihm anzufangen. Tausende finden seine Werke grandios, andere langweilen sich bei der Lektüre. Dass die Sichtweise auf diesen Nobelpreisträger sich so üppig auffächert, ist auch seinem facettenreichen Charakter geschuldet.

Wenn jemand von Ernest Hemingway spricht, dann führt dies schon in die Irre. Denn es gibt mindestens fünf Personen gleichen Namens.

1. Ernest Hemingway, der Titan der Literatur
Er hat das Girlanden-Gesäusel der viktorianischen Belletristik ein für alle Mal in die Tonne gekloppt und das Fundament einer eigenständigen US-Traditionslinie begründet. Volksnah, bodenständig, frei heraus. Der Zuspruch ist allumfassend. Pulitzer, Nobelpreis, Millionenauflage, Hollywood. Mehr geht eigentlich nicht. Zur Einordnung: Wenn die These stimmt, das 20. Jahrhundert sei das amerikanische Jahrhundert gewesen, dann ist dieser Literatur-Titan der englischen Sprache logischerweise der Autor des 20. Jahrhunderts. Jetzt erreichen wir in der Tat das Maximum.

2. Ernest Hemingway, der Weltoffene 
Merkwürdigerweise hat dieser US-Amerikaner die meiste Zeit seines Lebens im Ausland verbracht. Noch als Teenager geht er nach Italien, in den Krieg, mit 22 dann für sieben Jahre nach Paris. Anschließend ein Jahrzehnt Key West, was ja schon mehr Tropen denn USA ist. Hiernach 21 Jahre auf einem Anwesen nahe der kubanischen Hauptstadt Havanna. Wenn er in der Fremde ist, dann taucht er schnell ein in die Kultur. Italien, Andalusien, das Baskenland, Afrika – das Ausland lässt ihn nicht kalt, sondern sorgt für Beglückung. Mit der alten Heimat kann er wenig anfangen. Nur zum Sterben kommt er zurück.

3. Ernest Hemingway, der Macho
Es gibt Tage, da ist er mit drei Frauen zusammen. Am Vormittag auf Finca Vigía mit Ehefrau Mary, nachmittags bei der Dauergeliebten Leopoldina in Havanna und am Abend kommt noch eine schnelle Zufallsnummer dazu. Dieser Mann braucht bloß mit dem Finger zu schnippen. Vier Ehen, zahllose Affären, immer auf der Lauer. Der größte Löwe, den dieser Safari-Jäger zu Gesicht bekommt, ist er. Beim morgendlichen Blick in den Spiegel. 

4. Ernest Hemingway, der Sensible
Trotz aller Breitbeinigkeit bleibt er ein Suchender. Jemand, der versucht, das Regelwerk, das sich hinter der menschlichen Existenz verbirgt, zu ergründen. Jemand, der Gott sucht, den Gedanken aber nicht an sich heranlässt. So bleibt es beim Göttlichen. Die Natur, das Wunder des Lebens und auch die Lebenslust faszinieren ihn. Der Mann aus einem biederen Vorort von Chicago genießt die Welt um ihn herum, er vermag jedoch ihre Gesetzmäßigkeit nicht zu erkennen.

5. Ernest Hemingway, der Verzweifelte
Grauen überfällt einen Suchenden, der keine Antworten findet. Wie der Feinsinnige, der fortwährend gegen die Wand läuft. Wie sieht es in seiner Seele aus? Er scheint wie jemand, der nicht lieben kann, weil er sich selbst zu sehr liebt. Oder manchmal auch hasst. Es fehlen diesem Menschen die Leitplanken, deshalb rutscht so vieles hin und her. Seinen Mittelpunkt – und den inneren Frieden – findet dieser arme Kerl so nicht.

Es sind wie fünf Personen in einem Menschen. Und alle zerren und ziehen. Wie soll man da zur Ruhe kommen? Extreme Schwankungen greifen ihn an. Wandelnde Stimmungen mit einem ungehemmten Selbstbewusstsein und beißenden Selbstzweifeln. Alles über das gesunde Normalniveau hinaus. Ernest Hemingway taumelt zwischen

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Gregorio Fuentes: Hemingway war augenblicklich wie ein Freund

Der rüstige Gregorio Fuentes vor seinem schlichten Haus in der Anhöhe von Cojímar. Kuba, im April 1983. Foto: W. Stock.

Im April 1983 hatte ich das Glück, mit Gregorio Fuentes in Cojímar sprechen zu können. Es war ein abenteuerlicher Weg bis in das kleine Fischerdorf. Denn die sozialistische Insel war zu jener Zeit abgeschottet zu westlich-kapitalistischen Staaten, die Öffnung zum internationalen Tourismus kam erst ein paar Jahre später. Doch ergab sich die Möglichkeit, mit einer mexikanischen Gruppe einzureisen, Visum inklusive, und ich konnte mich auf Kuba mehr oder weniger frei bewegen.

Irgendwann traf ich in Cojímar dann Gregorio Fuentes, über zwei Jahrzehnte der Kapitän von Ernest Hemingways Boot Pilar. Und gerne plauderte der Skipper über seine Zeit mit dem Nobelpreisträger, erst viel später war er dazu nur gegen harte Dollars zu bewegen. Auch gesundheitlich schien Gregorio voll auf der Höhe, der 85-Jährige besaß eine feste Stimme und ein gutes Gedächtnis. Auch wenn er in seinen Anekdoten manches zu übertreiben pflegte, halt ganz der Papa.

Beim Stöbern in alten Unterlagen ist mir die Audio-Datei von 1983 in die Hände gefallen. Das Treffen, nun schon über 40 Jahre her, bleibt in Erinnerung. Ich war damals ein junger Wissenschaftler von der RWTH Aachen, für zwei Jahre lebte ich in Mexico City. Auf den Spuren Ernest Hemingways bewegte ich mich damals noch nicht, vielmehr zog mich eine Feldforschung im Medienbereich auf Fidel Castros Insel.

Das Gespräch mit Gregorio fängt deshalb etwas förmlich an. Jedoch mag die Begegnung mit dem alten Gregorio in der Retrospektive möglicherweise die Initialzündung zu tieferer Befassung mit Ernest Hemingway gewesen sein.

Hier ein kleiner Ausschnitt aus dem Gespräch. Interview mit Gregorio Fuentes, Cojímar, April 1983.

Wie ist Ihr Name und in welcher Beziehung standen Sie zu dem großartigen Schriftsteller?
Ich heiße Gregorio Fuentes. Die Beziehung zu Hemingway? Ich habe mit ihm gearbeitet.
Hatten Sie selbst ein eigenes Boot?
Nein, er hatte sein eigenes Boot gehabt. Ich war sein Bootsführer. Waren sie so etwas wie Freunde?
Von dem Moment an, wo ich für ihn arbeitete, waren wir enge Freunde. Wenn man so viele Jahre mit einem Herrn wie Hemingway zusammenarbeitet, dann ist man Freund. Sonst hätte ich auch nicht so lange für ihn gearbeitet.

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Wer ist Zuckmayer? – Drei Hemingway-Freunde auf Sylt

Ein Thron vor weitem Meer. Der rheinhessische Dramatiker Carl Zuckmayer atmet tief die Nordsee-Luft. Foto: W. Stock, 2024.

Seit 2008 findet der Besucher auf Sylt einen Kunst- und Kulturpfad, mit dem das Dorf Kampen zahlreiche Kunstschaffende ehrt. Künstler, die in der einen oder anderen Weise in dem Friesenort gewirkt und gelebt haben. Denn die Kultur hat sich von Sylt inspirieren lassen, genauso wie die Kultur die Insel inspiriert hat. So lädt die facettenreiche Landschaft zwischen Dorf, Dünen und Nordsee ein zu einem anregenden Spaziergang von acht Kilometern.

Auf dem liebevoll angelegten Kulturpfad rund um das Dorf vermag man so auf den Spuren vergangener Tage zu wandeln. Es ist eine Vergangenheit mit Namen bekannter Maler, Schriftsteller und Verleger. Drei der 40 Gedenktafeln sind Künstlern gewidmet, deren Lebenslinien sich mit jenen des US-Schriftstellers Ernest Hemingway merkbar gekreuzt haben.

„Einen Tummelplatz der freien Geister“ nennt Ernst Rowohlt seinen Verlag. Einer seiner Spitzenautoren wird Ernest Hemingway – und er ist es noch heute, ein Jahrhundert später. Rowohlt, ein gebürtiger Bremer, reist 1927 zum ersten Mal nach Kampen und kommt bei seinen Besuchen in den Logierhäusern Klenderhof und Kliffende unter. „Mit seiner Urfröhlichkeit beherrschte er jeden Kreis“, so erinnerte sich seine Pensionswirtin an den erfolgreichen Buchverleger. 

Als er 1908 seinen ersten Verlag gründet, in Leipzig, da ist Rowohlt gerade 21 Jahre alt. In beiden Weltkriegen dient der Verleger als Soldat, wobei er zeitweilig ins Visier des Nazi-Regimes rückt: Mehrere seiner Autoren sind von den Bücherverbrennungen betroffen, so auch Hemingway. Zudem wird Rowohlt 1938 wegen „Tarnung jüdischer Schriftsteller“ aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen, was de facto einem Berufsverbot gleichkommt.

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Ernest Hemingways deutscher Verleger Ernst Rowohlt, unweit vom Hotel Rungholt, blickt über die Heide in den Norden der Insel. Foto: W. Stock, 2024.

Er geht ins Exil – Schweiz und Brasilien – und kehrt 1940 nach Deutschland zurück und wurschtelt sich durch die Kriegstage. Mit dem Ende der Nazi-Diktatur kommt auch Ernest Hemingway zurück als Autor zu seinem alten Verlagshaus. Der Verleger des Rowohlt-Verlags bleibt ein bunter Hund in der Buchbranche. Heute geht der Blick des großen Verlegers zur Lister Bucht. „Ich lese keine Bücher“, meint er flapsig, „ich rieche sie nur und verlasse mich auf mein Näschen.“

Wer ist Zuckmayer?, erwidert der Strandwärter auf meine Frage, wo Zuckmayer zu finden sei. Volkstümlicher Dramatiker mit Tiefgang. Es liegt mir als Replik auf der Zunge. Der Hauptmann von Köpenick. Des Teufels General. Doch dann halte ich meinen Mund und zeige bloß meine Kurkarte vor. Dabei hat Zuckmayer den besten Platz in Kampen. An der Sturmhaube, Rotes Kliff, mit Aussicht auf den Weststrand.

Der damals 30-jährige Autor Carl Zuckmayer bringt Ernest Hemingways Roman In einem andern Land in Deutschland auf die Bühne. Gustav Fröhlich, Käthe Dorsch, Paul Hörbiger und Brigitte Horney verkörpern die Protagonisten der Erzählung, die im Ersten Weltkrieg spielt. In Berlin feiert die Aufführung von KAT – in Anspielung auf die weibliche Protagonistin Catherine Barkley – am 1. September 1931 die Premiere. Ernest Hemingway reist eigens dafür in die deutsche Hauptstadt. Es wird ein Besuch, den man so schnell nicht vergessen wird.

In der Silvesternacht 1932, im Kampener Ferienhaus des Verlegers Peter Suhrkamp, greift Carl Zuckmayer zur Feder und bringt die Gedanken, die ihn am Jahresende umtreiben, zu Papier:

Es schläft das Meer, es ruht das Watt,
die Wildgans schläft von Muscheln satt,
der Wachs tropft von den Lichtern.
Wir trinken unsern Portwein still,
mag kommen, was da kommen will
– der Himmel helf‘ den Dichtern.

Doch der Himmel hilft nicht. Bei den Nationalsozialisten eckt der Jude Zuckmayer mit seiner pazifistischen Haltung an, die Werke des gebürtigen Rheinhessen werden im Jahr 1933 verboten. Carl Zuckmayer entscheidet sich für das Exil. Zunächst in Österreich, 1938 geht er in die Schweiz, ein Jahr später in die USA. Als er dort ankommt, unbekannt und ohne Arbeit, stellt Ernest Hemingway ihm ein Empfehlungsschreiben aus.

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Renée Sintenis Gedenktafel am Leuchtturm von Kampen. Mit ihrem freien Lebensstil passt die Künstlerin wunderbar zu Sylt. Foto: W. Stock, 2024.

Ganz vernarrt ist Ernest Hemingway in die Skulpturen der Renée Sintenis. Der US-Amerikaner erwirbt einige kleinformatige Plastiken der Künstlerin, die in Berlin residiert. „Der erste Eindruck von dir, 1924, ist immer geblieben: dein schmales, scheues, lächelndes Gesicht.“ So erinnert sich Clara Tiedemann, die Besitzerin der Pension Kliffende, an Renée Sintenis.

Ab den 1920er Jahren verbringt die Pferdenärrin regelmäßig die Sommerferien in Kampen, wo sie mit Vergnügen am Strand ausreitet. Mit ihrer mondänen Erscheinung ist Renée Sintenis ein Glanzpunkt der Berliner Szene, Joachim Ringelnatz und Rainer Maria Rilke zählen zu ihren Freunden. Im Jahr 1931 nimmt die Künstlerin an einer Gruppenausstellung im Museum of Modern Art in New York teil.

Ernest Hemingway, der mehrmals Berlin besucht hat, wird Sammler ihrer Werke, zu denen viele Tier- und Sportlerplastiken zählen. Die braunen Machthaber erzwingen den Austritt der Halbjüdin aus der Preußischen Akademie der Künste. Ihre Skulpturen werden von den Nazis als Entartete Kunst gelistet, aber sie erhält kein Ausstellungsverbot.

Nach dem Krieg wird Renée Sintenis 1955 als Professorin an die Berliner Akademie der Künste berufen, wo sie bis zu ihrem Tod lehrt. Das bekannteste Werk der Renée Sintenis, der Berliner Bär, wird seit 1951 als vergoldete oder versilberte Miniatur an die Preisträger des Filmfestes Berlinale verliehen. Ein sonniger Platz direkt am Kampener Leuchtturm erinnert an die große Künstlerin.

Berliner Bär
Westerland
Sylt
Hotel Miramar

Der Bär der Renée Sintenis vor dem Hotel Miramar in Westerland. Bis Berlin ist es weithin. Foto: W. Stock, 2024.

Ungeachtet aller Spuren der Weggenossen sollte eines noch erwähnt werden: Auf

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Ernest Hemingway: Seminar in Bensberg bei Köln

Thomas Morus Akademie Bensberg 
Ernest Hemingway
Ernest Hemingway kommt nach Bergisch-Gladbach. Zur imposanten Thomas-Morus-Akademie Bensberg in der Nähe von Köln. Foto: TMA, Presse.

Jeder, der sich mit Sprache beschäftigt, kommt nicht vorbei an Ernest Hemingway. Er ist zentraler Gestalter der Literatur des 20. Jahrhunderts. In diesem Jahr feiert der bärtige Nobelpreisträger (1899 – 1961) seinen 125. Geburtstag.

Unsterblichkeit ist sein Ziel gewesen. Die hat er ja auch irgendwie bekommen, auch wenn er seit über 60 Jahren auf dem Dorffriedhof von Ketchum in den Rocky Mountains liegt. Angriffsflächen bietet ein Schriftsteller mit einem derartigen Ego genug.

Die Kritik ist hörbar: Er sei ein Macho, ein Frauenfeind, ein Tierquäler, ein Alkoholiker. Nicht viel besser sein Werk. Stiere, die zum Vergnügen abgeschlachtet werden. Antilopen, die er auf Safaris erlegt. Fische, die nach langem Kampf an den Haken kommen.

Doch Ernest Hemingway will mehr als nur eine blutige Geschichte erzählen. Seine Romane um Sieg und Niederlage wollen tief ins Innere vordringen.  Letztlich geht es ihm vor allem um Liebe und Würde. In Würde verlieren, so wie sein alter Mann, der einfache Fischer Santiago. Gerade darum geht es. Jeder Mensch, das will uns Ernest Hemingway mitteilen, kann seine Würde wahren.

Wir laden Sie herzlich nach Bensberg ein. Entdecken Sie Hemingways Werk (neu), diskutieren Sie mit und bringen Sie gern auch eigene Texte in die „Schreibwerkstatt“ am Sonntag Vormittag mit.

Wir freuen uns auf Sie!

Felicitas Esser, Akademiereferentin

Programm
Samstag, den 16. November 2024

14.00 Uhr
Auf Abenteuerreise mit Ernest Hemingway
Fünf Wochen mit dem Nobelpreisträger in Cabo Blanco, Peru

15.30 Uhr
Kaffee- und Teepause

15.45 Uhr
Ein Mensch mit zwei Gesichtern
Psychogramm eines innerlich Zerrissenen

18.00 Uhr
Abendessen

19.15 Uhr
Revolutionär und Klassiker
Werk und Leistung des Autors Ernest Hemingway

21.30 Uhr
Ende des Veranstaltungstages

 Sonntag, den 17. November 2024 

ab 7.00 Uhr
Frühstück für Übernachtungsgäste

8.00 Uhr
Gelegenheit zum Besuch eines katholischen Gottesdienstes
in der Edith-Stein-Kapelle

9.45 Uhr
Schreibwerkstatt: Schreiben wie Ernest Hemingway
– Wie schrieb Ernest Hemingway?
(Wer unter den Teilnehmern schon veröffentlicht oder etwas in der Schublade hat: Sie sind eingeladen, Ihren Text mitzubringen.)

11.15 Uhr
Kaffee- und Teepause

11.30 Uhr
Der beste Reiseführer weit und breit
Eine Weltreise zu Ernest Hemingways Schauplätzen

13.00 Uhr

Mittagessen
14.00 Uhr

Ende der Veranstaltung

Referent

  • Dr. Wolfgang Stock, Autor und Hemingway-Biograf; Gründer: www.hemingwayswelt.de

Leitung

  • Felicitas Esser, Thomas-Morus-Akademie Bensberg

Hier der Link zur Veranstaltung: Thomas-Morus-Akademie: Ernest Hemingway – Klassiker und Revolutionär.

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