Auf den Fersen von Ernest Hemingway

Kategorie: Spanien Seite 1 von 5

‚The Sun Also Rises‘ und ‚Fiesta‘. Ein Buch. Zwei verschiedene Titel. Weshalb?

The Sun Also Rises gilt als bahnbrechendes Werk für die literarische Moderne.

Es ist der vielbeachtete  Erstling von Ernest Hemingway. The Sun Also Rises. Im Oktober 1926 bei Scribner’s in New York erstverlegt. Das Thema des Romans: Lebenshungrige amerikanische Expats im Paris der 1920er Jahre begeben sich 1925 ins baskische Pamplona zu den damals nur lokal bekannten Sanfermines, zu dem Stadtfest im Norden Spaniens.

Die Fiesta de San Fermín – in Erinnerung an Firminus, den katholischen Märtyrer – werden seit 1591 alljährlich für eine Woche im Juli gefeiert. Die zahlreichen volkstraditionellen Riten sehen  als Höhepunkt den Encierro, die tägliche Hetzjagd der Bullen durch die Altstadt von Pamplona. Es wird Ernest Hemingway sein, der durch seinen Roman das Spektakel weltbekannt machen sollte.

Mit The Sun Also Rises setzt die Moderne in der angelsächsischen Literatur eine kräftige Duftnote. Neues Thema, neuer Stil, neuer Autor. Und – über allem – eine zeitgemäße Sichtweise der Dinge. Die verlorene Generation verfügt über einen neuen Wortführer. Dem Buch stellt der Autor Ernest Hemingway merkwürdigerweise ein Bibelzitat voran.

The Sun Also Rises hat Ernest Hemingway sein Werk genannt, auf eine Bibelstelle anspielend. Oritur sol et occidit et ad locum suum revertitur ibique renascens. Im Alten Testament wird Kohelet – in der Lutherbibel unter Der Prediger Salomo – beschieden: Die Sonne geht auf und geht unter und läuft an ihren Ort, dass sie wieder daselbst aufgehe, so Kapitel 1, Vers 5. The Sun Also Rises. Der Atheist hat seinen Buchtitel. Die Sonne geht neuerlich auf.

Neben dem Vers aus dem Prediger Salomo hat Hemingway dem Buch ein Zitat seiner Mentorin Gertrude Stein vorangestellt, das bald zum Modespruch des Zeitgeistes werden sollte: „Ihr alle seid eine verlorene Generation.“ Auch diese Umschreibung zieht sich wie ein Leitfaden durch das ganze Buch. Das Motto von Gertrude Stein skizziert treffend die Leere und die Sinnsuche dieser Generation nach dem Zivilisationsbruch durch den Ersten Weltkrieg.

Die Arbeit an dem Roman beginnt Ernest Hemingway Ende Juli 1925 in Valencia, er schreibt das Manuskript im August in Madrid weiter, später in San Sebastian und im französischen Hendaye. Im September schließt der junge Amerikaner dann den ersten Entwurf in seinem Wohnort Paris ab. Im folgenden Winter legt er im österreichischen Skiort Schruns letzte Hand an, bevor er die Endfassung im April 1926 an seinen Lektor Maxwell Perkins bei Charles Scribner’s Sons in New York schickt.

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Eine italienische Ausgabe von Fiesta bei Mondadori mit einer Illustration von Pablo Picasso.

Literarisch ist Hemingways Roman ein revolutionärer Aufschlag Mitte der 1920er Jahre. Während viele Kollegen noch dem betulichen Charles Dickens-Schnickschnack nachhängen, schildert der ehrgeizige Novize aus Chicago die innere und äußere Zerrissenheit der Menschen und ihrer Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Seine spröde Prosa wirkt lebensnah und trifft den Nerv der ratlosen jungen Männer und Frauen.

Ein Jahr später wird der Roman in Großbritannien verlegt, überraschenderweise unter einem anderen Titel. Denn der feine Verlag Jonathan Cape aus London kann mit dem aus der Bibelzeile entlehnten Titel wenig anfangen. Im Gegenteil, man fürchtet Proteste, wenn das Buch hinter einem Bibelzitat läuft. Wo es doch in Hemingways Erstling kräftig zur Sache geht.

Und so tauft ihn der englische Verlag prompt in Fiesta um. Die meisten anderen Verlage in Europa – Deutschland, Spanien und Italien vorneweg – entscheiden sich ebenfalls für Fiesta anstatt des sperrigen The Sun Also Rises. Fiesta, spanisch für Fest oder Feier. Heute würde man Party sagen. Der neue Titel, auch wenn ihm die philosophische Tiefe des Originals verloren geht, trifft den Inhalt des Buches nahezu perfekt.

Denn in The Sun Also Rises aka Fiesta wird nichts ausgelassen, was zwischen Menschen so Menschliches passieren kann. Liebeleien, Seitensprünge, Promiskuität, Obsessionen, Alkoholexzesse. Mit all diesem

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Vor genau 100 Jahren: Ernest Hemingways erster Encierro in Pamplona

Pamplona
Fiest de San Fermin
Ernest Hemingway
Der Besuch des Bullenrennens im Juli 1923 dient als Grundlage für Ernests Hemingways erste große Erzählung The Sun Also Rises.

Seit Ende 1921 lebt Ernest Hemingway mit seiner Frau Hadley in Paris. Privat reist das frisch vermählte Ehepaar viel und erkundet den Kontinent. Als junger Korrespondent in Europa entwickelt Ernest Hemingway ein genaues Sensorium für Menschen und Milieus. Der 22-jährige Amerikaner aus Chicago erweist sich als messerscharfer Beobachter von Personen und Geschehnissen.

Er hatte gesehen, wie die Welt sich veränderte; nicht nur die großen Ereignisse; obwohl er viele davon miterlebt und die Menschen beobachtet hatte, aber er hatte die feineren Veränderungen gesehen und konnte sich erinnern, wie die Menschen zu verschiedenen Zeiten gewesen waren. Er war dabei gewesen, und er hatte es beobachtet, und es war seine Pflicht, darüber zu schreiben.

Vor allem entdecken die beiden Amerikaner die iberische Halbinsel für sich. Von Gertrude Stein erhalten sie den Tip, den Encierro in Pamplona zu besuchen, die Schriftstellerin aus Pittsburgh und ihre Gefährtin Alice Toklas kennen das Spektakel seit 1915. Noch ist es ein Geheimtipp, ein lokales Ereignis im Baskenland. Erst Ernest Hemingway sollte es mit seinen Erzählungen in das Bewusstsein der Welt katapultieren.

Am 5. Juli 1923 besteigen Ernest und Hadley in Paris einen Zug nach San Sebastian. Von dort geht es weiter nach Pamplona. Am 7. Juli beginnt das Spektakel. Um acht Uhr morgens werden beim Encierro sechs kräftige Kampfstiere mit einem Gewicht von 600 Kilos frei laufend durch die abgeriegelten Straßen der Altstadt bis zur Plaza de Toros gejagt. Auf dieser Strecke von 826 Metern, für die die Stiere keine vier Minuten brauchen, laufen übermütige junge Männer vorweg.

Jeder Mozo, so werden die Läufer genannt, trägt ein weißes Hemd und eine weiße Hose sowie ein rotes Halstuch und eine rote Schärpe. Vor Beginn des Laufes bitten die Mozos an der Statue des Schutzpatrons San Fermín um Beistand „Viva San Fermín! Gora San Fermin!“ Es lebe San Fermín!, rufen die Läufer, auf Spanisch und auf Baskisch.

Im Sommer 1923 ist das Wetter fürchterlich im Baskenland, es regnet und am 10. Juli verzeichnet der iberische Nordosten ein mildes Erdbeben von 12 Sekunden. Der Encierro wird an diesem Tag ausgesetzt. Auch am nächsten Morgen, am 11. Juli, wird es nicht besser. Ein Erdbeben von drei Sekunden folgt und es schüttet unaufhörlich. Das Bullenrennen wird ein weiteres Mal aufgeschoben.

Erst am Nachmittag des 12. Juli 1923 hört es dann endlich auf zu regnen. Um 17,30 Uhr findet das verschobene Bullenrennen mit anschließender Corrida statt. Am nächsten Tag, dem 13. Juli, einem Freitag, haben die Toreros Pech. Zwei Matadores werden

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Ernest Hemingway ist Gast in der ‚Casa Cuesta‘ von Sevilla

Die Casa Cuesta, mit über 140 Jahre auf dem Buckel, ist in Sevilla bei Einheimischen wie Besuchern, ebenso bei jung und alt, beliebt. Foto: W. Stock, April 2023.

In Ufernähe des Guadalquivir, des großen Talflusses, wie das Gewässer auf Arabisch heißt, liegt in Sevilla die Casa Cuesta, ein Restaurant voller Tradition. Die gelöste Atmosphäre der andalusischen Bodega ist so ganz nach dem Gusto des bärtigen Amerikaners. Der Nobelpreisträger liebt ein ungezwungenes und bodenständiges Ambiente, gepaart mit einer herzhaften Küche und guten Prozenten. Der ideale Rückzugsort für einen lebensverliebten Weltenbummler wie Ernest Hemingway.

An einer Ecke der Calle Castilla, in einem dreigeschossigen Gebäude aus braunem Backstein und als Schutz vor der beißenden Sonne mit blauen Markisen über der Außengastronomie, trägt die Bar ihren Anteil bei zur Buntheit des Viertels. Gegenüber dieser Stätte der Ausgelassenheit erblickt man den Callejón de la Inquisición. In dieser engen Gasse hatten im Mittelalter die Richter der blutrünstigen Inquisition ihren Sitz.

Auf eine Lebensspanne von fast anderthalb Jahrhunderten kann die Casa Cuesta in der andalusischen Hauptstadt zurückblicken. Seit ihrer Gründung als Weinschänke im Jahr 1880 hat die Bar einfache Leute und später auch die Intellektuellen angezogen. Noch heute ist das Publikum alters- und klassenlos. Malocher, Studenten, Geschäftsleute – alle sitzen einträchtig nebeneinander an den Bistro-Tischen oder auf den schwarzen Holzstühlen.

Sevillas Casa Cuesta – ein stimmiger Mix aus Restaurant, Bodega und Cerveseria – befindet sich in Triana, dem Stadtteil der Seeleute, Arbeiter und Handwerker. Einfach und zweckmäßig und doch von einer lässigen Eleganz, die man eher im 6. Arrondissement von Paris vermuten würde. Man fühlt sich augenblicklich wohl in dem Lokal, das vom Modernisme, der spanischen Spielart des Jugendstils, geprägt ist.

Casa Cuesta Bar Bodega Sevilla

Wenn man mit alten Fotos vergleicht, so erkennt man, dass sich nur wenig verändert hat in der Casa Cuesta in Sevilla. Foto: W. Stock, April 2023.

Im Inneren der Casa Cuesta erstreckt sich ein schwarzer Holztresen im Art nouveau, an dem Bier getrunken wird oder kleine Gerichte verköstigt werden. Eine Wanduhr, umhüllt von Girlanden aus Blattgold und mit dem Bild einer Jungfrau, wacht über den von Reliefkacheln geschmückten Raum. In einem Kabinett, etwas abseits, findet sich ein Restaurant mit gedeckten Tischen.

Die Casa Cuesta hat die Hälfte ihres Lebens unter einem anderen Namen gelebt: Casa Ruiz. Denn José Ruiz Sánchez, der Gründer, tauft es 1936 auf diesen Namen, wenige Monate vor Ausbruch des Bürgerkriegs. Unter dieser Bezeichnung lernt Ernesto zwei Jahrzehnte später

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‚Hermandad‘ – Hemingways andalusische Brüderlichkeit

Auf der Feria de Abril in Sevilla zeigen sich die lokalen Hermandades mit ihren casetas, mit nur Mitgliedern und eingeladenen Gästen vorbehaltenen Festzelten. Foto: W. Stock, April 2023.

Wenn in Andalusien ein Fest gefeiert wird, dann kommen die lokalen Bruderschaften zum Zuge. Ob bei der Semana Santa oder den Ferias, ohne die Hermandades sind die Festivitäten im katholischsten Winkel Spaniens nicht denkbar. Hermandad oder zu Deutsch Bruderschaft. Brüderlichkeit ist für viele Ohren ein sehr antiquierter Begriff. Sein Inhalt jedoch bleibt aktuell: Bruderschaft bezeichnet das soziale und solidarische Verhalten in einem Zusammenschluss, der nicht auf Verwandtschaft gründet, sondern auf Gemeinsinn.

Das Konzept der Bruderschaft wurde zu Hemingways Lebzeiten in zahllosen Hermandades in Spanien und auf Kuba gelebt. In jeder spanischen Großstadt sind sie noch heute zu finden. Wie in Sevilla bei der Feria de Abril, wo man die Bruderschaften im Dutzend findet, von der Hermandad de los Gitanos bis zur Hermandad del Museo. Ernest Hemingway hat sich zeit seines Lebens stark von Spanien angezogen gefühlt. Beigetragen haben dazu auch die tradierten Werte und Riten, die dort wie sonst nirgends gelebt werden, vom Stierkampf über die Büßer-Prozessionen bis zu den Hermandades.

Die Brüderlichkeit in Spanien wird mit der Abstammung von einem Vater begründet, der Vaterschaft des christlichen Gottes beispielsweise. Brüderlichkeit als Fraternité ist – neben Freiheit und Gleichheit – eines der drei Prinzipien der Französischen Revolution gewesen. Auch die Arbeiterbewegung hat ihre Solidarität inhaltlich von der Brüderlichkeit abgeleitet. Mit der Reformation des Christentums und der Säkularisierung wird das Wirken der Bruderschaften weltweit in den Hintergrund gedrängt. Doch in Andalusien, an der historischen Schnittkante von Katholizismus und Maurentum, bleiben die Hermandades lebendig.

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Dutzende Hermandades aus Sevilla finden sich im Ausstellerverzeichnis der Feria de Abril. Foto: W. Stock, 2023.

Freunde, Vertraute, wie Brüder. In Männergesellschaft fühlt sich Ernest Hemingway am wohlsten. Unter Männern redet man ungeschminkt, und auch auf Manieren braucht man weniger zu achten. Everyone behaves badly, given the chance, lässt er Jake Barnes in The Sun Also Rises kundtun. Jedermann benimmt sich daneben, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt. Erst die Gemeinschaft verleiht Stärke und Sicherheit.

In fast allen Kulturen der Welt ist das Ideal der Brüderlichkeit bekannt. Die Idee der Brüderlichkeit gründet auf

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Ernest Hemingway tut sich schwer in Sevilla

Hotel Alfonso XIII Sevilla
Außer an den Übernachtungspreisen lässt sich wenig meckern am Alfonso XIII. Ernest Hemingway jedoch ist nicht zufrieden zu stellen in dem Luxushotel von Sevilla. Foto: W. Stock, April 2023.

Andalusien ist sein Land. Die Provinz im Süden fasziniert den Mann aus Oak Park, einem Vorort von Chicago. Málaga, Ronda, Medina-Sidonia, Conil. Mit Sevilla, der Metropole im Landesinneren, fremdelt er hingegen. In Tod am Nachmittag deutet er an, es gäbe nicht genug tapfere Matadores in Südspanien. Wie er zu diesem Urteil kommt, schleierhaft. Befinden sich doch die großen Rinderfarmen in Andalusien und die Torero-Dynastie der Familie Ordóñez aus Ronda gehörte zu seinem Freundeskreis.

In einem Brief an F. Scott Fitzgerald aus dem Jahr 1926 schildert er einen Matador aus Sevilla, der sich wie ein hinterlistiger Metzger aufführe. Doch in Wirklichkeit ist dieser Stierkämpfer – Diego Mazquiarán, alias Fortuna –  ein Baske gewesen. Der bärtige Mann aus Chicago hegt indes seine Vorurteile. Die andalusischen Stiere, nicht so hochgezüchtet wie jene im Norden, seien für den Kampf weniger geeignet.

Eine Abneigung steckt dahinter. Ernest Hemingway kann der Stadt nichts abgewinnen. Die Aufmerksamkeit, die Sevilla dem jungen Journalisten zukommen lässt, mag eine Ursache für seine Antipathie sein. Im Jahr 1923, auf seiner ersten Spanien-Reise, mit seinem Freund und Verleger Robert McAlmon, kommt er auch in Sevilla vorbei. Große Beachtung lässt er der Hauptstadt Andalusiens schon damals nicht teilwerden.

Leider Gottes hat Sevilla den Nobelpreisträger in einer schwachen Stunde erwischt. Er, der doch so ein genialer Beobachter ist, findet keinen Blick für die Schönheiten der Stadt. Die lebensfrohe Metropole, die vor allem von einer christlichen und maurischen Tradition beeinflusst ist, bietet mit ihren engen Gassen und den alten Bauwerken in der Altstadt, zugleich Tausende Winkel und Ecken zum Genuss und zur Entzückung.

Doch die Stadt, in der es schon im Frühling höllisch heiß werden kann, gefällt dem Schriftsteller einfach nicht. In späteren Jahren wird es nicht besser. Er kommt 1954 zurück auf die iberische Halbinsel, nachdem der Bann nach dem Bürgerkrieg gegen ihn aufgehoben ist. Ernest Hemingway, erneut in Spanien, besucht auch Andalusien.

Spanischer Bürgerkrieg

Das Trauma des Bürgerkrieges ist selbst nach fast 90 Jahren noch sichtbar in Sevilla. Foto: W. Stock, April 2023.

Sein Freund José Luis Castillo-Puche schildert eine skurrile Episode von Hemingways Reise. Die Wunden des Bürgerkrieges sind nicht verheilt, die Spanier wissen, dass der Schriftsteller sich sehr für die republikanische Sache eingesetzt hat. “Viva la República”, flüstert auf der Straße in Sevilla ein unbekannter Passant Hemingway zu. Und der Amerikaner antwortet leise mit dem Schlachtruf der Loyalisten: “No pasarán”.

Fünf Jahre später, am 28. Mai 1959, fährt Ernest Hemingway von Málaga nach Sevilla und quartiert sich im Luxushotel Alfonso XIII ein. Er will in der andalusischen Metropole während der Feria einer Corrida von Antonio Ordóñez beiwohnen. Das Alfonso XIII., in Wirklichkeit ein

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Ernest Hemingway – Soñando del Mar

Dr. Wolfgang Stock
Hemingway y el Mar
Conil de la Frontera
Vortrag auf der Konferenz Hemingway y el Mar im spanischen Conil de la Frontera, April 2023. Foto: Joaquín Recio Martínez.

Teilnahme an der fünftägigen Konferenz Hemingway y el Mar im andalusischen Conil de la Frontera. Am ersten Kongresstag, dem 19. April 2023, hatte ich die Ehre und das Vergnügen, in der Casa de la Cultura zu diesem Themenspektrum einen Vortrag zu halten.

In der knapp einstündigen Präsentation Ernest Hemingway – Soñando del Mar befasse ich mich mit der Frage, welche Bedeutung das Meer für

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Ernest Hemingway im ‚El Pasaje‘ von Conil de la Frontera

Die Hemingway-Ecke im El Pasaje. Conil, im April 2023. Foto: W. Stock.

An einem Sommertag im Jahr 1959 besuchen Ernest Hemingway und der Torero Antonio Ordóñez während eines Aufenthalts im südspanischen Conil de la Frontera das Restaurant El Pasaje. Es ist Juni und der Nobelpreisträger weilt zu Besuch auf der Ranch seines Freundes Antonio in Medina-Sidonia. Von dort fahren sie zur Feria von Algeciras am 15. bis 21. Juni. Und von Medina-Sidonia ist es nur ein Katzensprung zur Küste bei Conil.

An der Eckwand des Restaurants El Pasaje, neben jenem Tisch, wo der Nobelpreisträger und sein Freund aus Ronda gesessen haben, erinnern die Besitzer seit kurzem an den berühmten Gast aus Übersee. Mit einem Zeitungsausschnitt, Fotos und einer Inschrift hat Tomás González diese Erinnerungsecke gestaltet.

Die Inhaberfamilie Sánchez, die das beliebte Restaurant an der Avenida de la Playa seit 1929 Jahren nun bereits in vierter Generation betreibt, zeigt sich stolz auf den prominenten Besucher von einst. Die volkstümliche Gaststätte, die in erster Linie zum Meer liegt, weckt die Erinnerung an den Schriftsteller zu neuem Leben. Erinnerungen, die vorher als Anekdoten von Generation auf Generation mündlich übertragen worden sind.

Die Tageszeitung Diario de Cádiz erinnert am 12. Juli 1961 an den Besucher des El Pasaje. Der Nobelpreisträger hat sich Tage zuvor in Ketchum das Leben genommen. Foto: W. Stock.

Im Jahr 1929 hat Diego Sánchez Moreno einen Ausschank in einer einfachen Hütte am Strand von Los Bateles in Conil de la Frontera eröffnet. Fast hundert Jahre später ist das El Pasaje ein gastronomisches Juwel, das aus Conil nicht wegzudenken ist. Die privilegierte Lage an der breiten Strandpromenade zieht Einheimische ebenso wie Touristen an.

José im Speisesaal und drei Köche im Küchentrakt legen Wert auf genussreiche Speisen und einen guten Service. Das El Pasaje steht für eine bodenständige Qualitätsküche, hochwertig, jedoch ohne abgehoben zu sein. Regionale Produkte werden mit einer innovativen Kulinarik verbunden. Vor allem die populären Fischspeisen aus Andalusien werden gerne bestellt.

Traditionelle Gerichte, ohne Schnickschnack, findet man auf der Speisekarte. Zu den Highlights gehört der

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Ernest Hemingway besucht Conil de la Frontera – den schönsten Ort Spaniens

Der Fischfang prägt das Bild der weißen Stadt Conil de la Frontera in Andalusien. Foto: W. Stock, April 2023.

Am 5. August 1959 verfasst Ernest Hemingway auf dem pompösen Landgut La Cónsula in Málaga einen langen handschriftlichen Brief an seinen Sohn Patrick in Übersee. Dieses Schreiben sprüht nur so vor Heiterkeit, der Nobelpreisträger lebt auf in seinem Traumland Spanien. Mit den Freunden Antonio Ordóñez und Bill Davis ist der Amerikaner häufig unterwegs und erkundet den Süden der iberischen Halbinsel.

Der bärtige Schriftsteller schwärmt von Andalusien, besonders die Region um Cádiz hat es ihm angetan. Das ist eine Gegend, die ich noch nicht gekannt habe, und sie würde Dir sehr gefallen. In diesem Landstrich werden wir uns in einem Küstenort namens Conil etwas Land kaufen. Das ist noch alles so wie in den alten Tagen, bevor alles kaputtgemacht wurde. Ein prächtiger Strand, nette Leute, eine echt arabische Stadt und gute Fischer wie in Cojímar.

Mit dem Torero Antonio Ordóñez ist Ernest Hemingway im Juni 1959 in Conil gewesen. Der Stierkämpfer besitzt eine Farm in Medina-Sidonia, 40 Kilometer im Landesinneren, von dort sind es 40 Autominuten bis ans Meer. Conil de la Frontera, das Städtchen an der Küste, hat es dem Amerikaner, der auf Kuba lebt, besonders angetan. Es erinnert ihn an Cojímar, Ernesto liebt den genügsamen und geerdeten Alltag am großen Wasser.

In Conil de la Frontera am spanischen Atlantik leben heute 23.000 Personen, im Sommer steigt die Zahl an auf über 100.000. Es ist ein pittoreskes Fleckchen südlich von Cádiz, mit engen Gassen und bunten Patios. An der Costa de la Luz endend dieses Pueblo Blanco, eines jener weißen Städtchen, die so typisch sind für Andalusiens. Die Menschen in Conil, sie leben überwiegend vom Tourismus und dem Fischfang, haben sich eine unprätentiöse Gangart bewahrt.

Von den Phöniziern gegründet, erobern im Laufe der Jahrhunderte die Tartessos, die Römer, schließlich die Muslime den Ort am Meer. Jede Kultur hinterlässt in Conil de la Frontera ihre Spuren in der Form von Brunnen, Türmen und Gebetshäusern, manche sind noch heute zu bewundern. Architektonisch merkt man dem Dorf besonders seine arabische Tradition an. Der Stil der Mauren, der sich durch einfache Materialien und eine an die widrige Natur angepasste Bauweise auszeichnet, ist weiterhin präsent.

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Conil de la Frontera – ein zu entdeckendes Juwel. Foto: W. Stock, April 2023.

Die Mauren gründen Schulen und fördern die Wissenschaft. In der Landwirtschaft führen die Araber Bewässerungssysteme ein, um das trockene Land fruchtbar zu machen. Ab dem 9. Jahrhundert entwickelt sich der Islam für 600 Jahre zur einflussreichen Religion in Spanien, doch Juden als auch Katholiken können in der convivencia ihrem Glauben nachgehen. In dieser Zeit des friedlichen Zusammenlebens bereichern sich die Religionen gegenseitig mit Ideen und Neuerungen.

Nach der Reconquista verschreibt sich Andalusien einem

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Ernest Hemingway: Wem die Stunde schlägt

Ernest Hemingway: Wem die Stunde schlägt. Erstmals 1940 veröffentlicht.

Im Herbst 1937 trifft Ernest Hemingway in Madrid den jungen ungarischen Fotografen Robert Capa. Der Schriftsteller und Capa werden zu Brüdern im Geiste, der eine an der Schreibmaschine, der andere an der Fotokamera. Robert Capa verrät dem Amerikaner das Geheimnis eines guten Reportagefotos: Wenn deine Bilder nicht gut genug sind, warst du nicht nah genug dran.

So hält es auch Ernest Hemingway mit seinen Texten. Er muss immer nah genug herangehen, damit er zufrieden ist. Wiedersehen werden sich der Autor und der Fotograf im Dezember, in Teruel, einer kleinen Stadt zwischen Saragossa und Valencia. In Teruel verläuft nun die Front, hier wird gestorben, ganz grässlich gestorben. Zunächst ist Ernest Hemingway angewidert von der Brutalität der Schlacht, gleichzeitig scheint da auch immer etwas zu sein, was auch immer, das ihn fasziniert.

Der Schriftsteller aus Key West geht im Spanischen Bürgerkrieg von Anfang an nahe dran. Ernest Hemingway zieht es von Madrid an die Frontabschnitte, der berühmte Autor wird von den republikanischen Behörden mit einem Auto, genügend Benzin und einem Chauffeur ausgestattet, alles knappe Güter in diesem Krieg. Der Amerikaner soll den Kampf um die gerechte Sache in aller Welt publik machen.

Dieser Spanische Bürgerkrieg ist so etwas wie der erste Medienkrieg überhaupt, der weltweit renommierte Ernest Hemingway wird hofiert wie ein Fürst. Die Schilderungen des Schriftstellers aus Madrid und von den Frontkämpfen wirken realistisch wie eine Wochenschau. Alles in Ernest Hemingways knappem und sprödem Stil, gepaart mit einer messerscharfen Beobachtungsgabe.

Der Leser merkt schnell, Ernest Hemingway ist mit dem Herzen dabei. Gibt es eine sympathischere Ansprache, als jene zum Abschluss einer Reportage über seinen pfiffigen Chauffeur Hipolito, der den Autor wohlbehalten durch das Madrider Granatengewitter steuert? Sie können natürlich Ihr Geld auf Franco setzen, wenn Sie wollen, oder auf Mussolini oder Hitler. Ich setze auf Hipolito.

Als Ernest und seine Geliebte Martha Gellhorn im November 1938 ein letztes Mal in das Spanien des Bürgerkrieges zurückkehren, sind die meisten republikanischen Frontabschnitte zusammengebrochen und in die Hand der Nationalisten gefallen. Der Sieg der Putschisten um den General Franco bleibt nur eine Frage der Zeit, ein desillusionierter Schriftsteller kehrt in die USA zurück. Ende Januar 1939 fällt Barcelona, im März Madrid, und auch Ernest Hemingway persönlich hat nun diese grausame Schlacht in Spanien verloren.

Noch im März geht der Amerikaner nach Havanna und mietet im Hotel Ambos Mundos ein kleines Zimmer mit drei Fenstern im fünften Stockwerk. In dem einfachen Zimmer, das heute die Nummer 511 trägt, beginnt Ernest Hemingway mit der

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Hemingway y el Mar – ein Aufbruch in Conil de la Frontera

Conil de la Frontera 
Hemingway
Hemingway y el Mar. Im April 2023 in Conil de la Frontera.

In diesem Jahr feiert Spanien das 100. Jubiläum. Im Mai 1923 besucht der 23-jährige Korrespondent des Toronto Star zum ersten Mal das iberische Land. Madrid, Aranjuez, Sevilla, Ronda und Granada sind damals seine Ziele. Um daran zu erinnern findet ab 19. April 2023 an fünf Tagen in Conil de la Frontera, an der Südspitze Spaniens, eine in  mehrfacher Hinsicht aufschlussreiche Konferenz über Ernest Hemingway statt. 

Die Halbinsel im Südwesten Europas ist in jenen Tagen nicht wie heute ein allseits bekannter Touristenmagnet, für den Rest der Welt eher eine Terra incognita. Jenseits der Pyrenäen gingen damals die Uhren anders, der Sprung in die Moderne ließ auf sich warten. Bei Corridas oder während der Semana Santa wurden Bräuche gepflegt, die sich seit dem Mittelalter nicht groß verändert hatten.

Den Mann aus Chicago faszinierte diese retardierte Welt. In seiner Heimat schlug die Industrialisierung voll an, doch Spanien blieb ein Landstrich von Latifundistas und mittellosen Bauern, von klerikalen Bräuchen und sozialen Kämpfen. Neugierig nähert sich der junge Amerikaner dem Land und seiner eigenwilligen Kultur. Besonders die Fiestas mit ihrer überschäumenden Lebensfreude haben es ihm angetan.

Spanien wird zur Insel seines Herzens und seiner Seele. Es wird auch das letzte Land sein, an das er sich klammert, im Spätsommer 1960, einige Monate vor seinem Tod. Ein Jahr zuvor hat er die Costa de la Luz bereist, die Küste nördlich von Cádiz. Dort wird er im Juni 1959 bezaubert von der Kleinstadt Conil de la Frontera, die als letzte der weißen Städte Andalusiens am Meer endet.

Diesem Besuch zu Ehren veranstaltet die Gemeindeverwaltung von Conil diese Hemingway-Tagung, und feiert

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