Auf den Fersen von Ernest Hemingway

Kategorie: Zitate Seite 2 von 5

Goethe und Hemingway – unsterblich

Johann Wolfgang von Goethe – in Pantoffeln und mit einer Sonnenblende am Stirnband – und Ernest Hemingway unterhalten sich im Himmel:

Johann, weißt Du, sagte Hemingway, da unten hören sie nicht auf, auch mich zu beschuldigen. Anstatt meine Bücher zu lesen, schreiben sie Bücher über mich. Sie sagen, ich hätte meine Ehefrauen nicht geliebt. Meine Söhne vernachlässigt. Dass ich einem Kritiker eins auf Nase gegeben hätte. Dass ich ein Lügner wäre. Ich wäre nicht aufrichtig. Dass ich ein eingebildeter Lackaffe wäre. Ein Macho. Ich hätte behauptet, 230 Wunden im Krieg abbekommen zu haben, wo es in Wirklichkeit nur 210 gewesen sind. Dass ich zu viel gesoffen hätte. Ich hätte meine Mutter missachtet.

Das ist Unsterblichkeit, antwortet Goethe. Unsterblichkeit bedeutet, für alle Zeiten auf der Anklagebank zu sitzen.

aus Milan Kundera, Die Unsterblichkeit, 1990
frei übersetzt: Wolfgang Stock

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Der schönste Hemingway-Satz: Alte Gesichter

Die einst jungen Gesichter waren jetzt alt wie meins, aber keiner hatte vergessen, wie wir einmal waren. Die Augen hatten sich nicht verändert und keiner war fett geworden. Kein Mund war verbittert, ganz gleich, was die Augen inzwischen alles gesehen hatten.“ Ernest Hemingway

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Der schönste Hemingway-Satz: Das Wetter

„Denken Sie an das Wetter in Ihrem verdammten Buch – Wetter ist sehr wichtig.“ Ernest Hemingway

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Der schönste Hemingway-Satz: Prosa ohne Schwindel

Mein Ziel ist, eine Prosa zu schreiben, die noch niemals geschrieben worden ist – ohne Tricks und ohne Schwindel. Ernest Hemingway.

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Der schönste Hemingway-Satz: Afrika wird zerstört

Ein Kontinent altert schnell, sobald wir kommen. Die Eingeborenen leben mit ihm in Harmonie. Doch der Fremde zerstört… Ernest Hemingway, Die grünen Hügel Afrikas, 1935.

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Der schönste Hemingway-Satz: Menschen, keine Figuren

„Beim Schreiben eines Romas sollte ein Schriftsteller lebende Menschen erschaffen. Menschen, keine Figuren. Eine Figur ist eine Karikatur.“ Ernest Hemingway, Death in the Afternoon, 1932

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Grace under pressure

Courage is grace under pressure. Ernest Hemingway.

Courage is grace under pressure. Das Sprichwort taucht bei Ernest Hemingway erstmals auf in einem langen Brief an seinen engen Freund F. Scott Fitzgerald. Am 20. April 1926 schreibt er aus Paris über sein Lieblingsthema, über den Mut beim Stierkampf. Und wirft dem berühmten Kollegen eine Phrase hin. Grace under pressure

Die Menschen zwischen New York und San Francisco sind ganz vernarrt in diesen Ausspruch Ernest Hemingways. Man kann es verstehen: Die Botschaft hinter Grace under pressure ist fest verankert in der DNA des Einwanderungskontinents Amerika und versinnbildlicht die damit zusammenhängende Macher-Mentalität.

Wenn Sie jemanden aus North Carolina oder Texas fragen, wie es ihm geht, so wird er immer sagen, Thank you, I’m fine. Ihm gehe es bestens. Auch wenn er nicht weiß, wie er die nächste Rate fürs Auto zahlen soll oder ihm gerade die Frau mit dem jungen Liebhaber durchgebrannt ist. So tickt der Norden des amerikanischen Kontinents. Gute Miene zum bösen Spiel.

Ernest Hemingway geht allerdings einen Schritt tiefer, sein berühmtes Zitat lautet vollständig: Courage is grace under pressure. Mut meint, unter Druck in Anmut zu handeln. Grace kommt aus dem Lateinischen gratus. Es meint einerseits anmutig und lieblich, anderseits bedeutet es willkommen und erfreulich. Anstand unter Druck. Man tut sich schwer mit jedweder Übersetzung.

Als kleine Fussnote für Hobby-Psychologen. Ernest Hemingways Mutter, zu der zeitlebens er ein angespanntes Verhältnis besaß, heißt Grace. Grace Hall. Es mag ein Zufall sein. 

Das Sprichwort grace under pressure beschreibt die Geisteshaltung dem Leben gegenüber. Es meint, dass ein Kampf, auch wenn er noch so ausweglos erscheint, dennoch mit Stolz, mit Mut und mit Grazie ausgefochten werden muss. So wie der alte Fischer Santiago, ein Mann mit festem Charakter, der seine Hoffnung auf den großen Fang nie aufgibt. A man can be destroyed but not defeated, ein Mensch kann zerstört werden, aber nicht besiegt.

Wenn ein Protagonist Hemingways Grace under pressure verkörpert, dann ist es Santiago, dieser einfache kubanische Fischer, der einen schönen und graziösen Kampf mit dem Marlin ausficht. Und der die gefräßigen Haifische abwehren muss. Und der dann seinen Kampf verliert. Scheinbar. Obgleich behält er – trotz Niederlage – seinen Stolz und die Grazie.

Wir stoßen zu Hemingways tiefem Inneren vor, wenn wir uns klar machen, was für den Nobelpreisträger die größte Drucksituation darstellt. Sein drei Themen sind bekanntlich

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Der Hemingway Hero

Anna Akhmatova (1889 -1966), zehn Jahre älter als Hemingway, ist eine russische Schriftstellerin gewesen. Sie gilt als bedeutende Dichterin des Silbernen Zeitalters.

Ja, das haben wir ebenfalls bemerkt. Mit dieser Beobachtung hat die kluge Anna Akhmatova vollkommen recht. Ernest Hemingways Helden sind einsam, sie haben keine Kinder, sie leben in keiner Familie, bestenfalls sind sie von einigen Freunden umgeben. Das Liebesleben, so es ein solches gibt, zeigt sich beladen von Ungemach. Man fühlt und spürt es: Den Protagonisten Hemingways fehlt es an Schutz und Geborgenheit. Am Ende des Tages ist ein Hemingway Hero einsam und allein. 

Der wunderbare Maler Edward Hopper hat einmal verraten, dass sein ikonisches Ölgemälde Nighthawks aus dem Jahr 1942 den kühlen Helden Hemingways nachempfunden gewesen ist. Der desillusionierte Einzelgänger, entwurzelt und zerbrochen, in der Nacht alleine an der Theke vor seinem Glas. Es sind Menschen, die verzweifeln am Leben und an ihrem Schicksal. Hoppers und Hemingways einsame Helden müssen etwas unter sich auszumachen.

Ein typischer Hemingway Held mag an der Welt verzagen, er hält aber zugleich die Werte eines freien Geistes hoch: Ehre, Mut und Ausdauer. In einer Welt voller Schmerz und Schwierigkeiten braucht es solche Heldenwerte. Mannhaftigkeit ist ein schrecklich veralteter Ausdruck dafür, denn er gilt auch für Frauen. Courage, Kühnheit, Beherztheit – all diese scheinbar angestaubten Begriffe treffen den Sachverhalt.

Vielleicht sehen aus diesem Grund viele Leser Hemingway als Schreiber mit männlichem Beiklang, als jemand, der zudem irgendwie nicht in unsere moderne Zeit passen will. Doch Hemingways Hohelied auf den menschlichen Mut ist nur die halbe Wahrheit. Denn dem Nobelpreisträger von 1954 geht es um mehr. Seine Helden sind auch welche, die kämpfen. Die sich gegen das Schicksal auflehnen, auch wenn der Kampf aussichtslos erscheint.

Wenn man kämpft, kann man verlieren. Aber ein solcher Rückschlag kann im hemingway’schen Sinne auch ein Sieg sein. Denn man hat Mut bewiesen. Gerade darum geht es Ernest Hemingway. Mut im Kampf, Würde in der Niederlage. Eine Niederlage ist im Sinne eines Fehlversuchs nicht endgültig. So wie der alte Mann, geschlagen und mit leeren Händen, in sein kleines Dorf zurückkommt. Aber er ist nicht besiegt.

Der alte Fischer Santiago aus dem kubanischen Cojímar strahlt trotz seiner offensichtlichen Niederlage eine menschliche Größe aus. Auch aus dem Grund, weil er sich nicht besiegt gibt und am nächsten Tag mit seinem armseligen Boot wieder herausfahren wird. Und jeder Mensch, genau diese Botschaft will uns Ernest Hemingway mitteilen, vermag seine ureigene Würde zu wahren.

Ernest Hemingways Akteure werden vom Schicksal zu Boden gestreckt. Sie wandeln sich jedoch zu Helden, weil sie

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Radio-Tipp: Die Lange Nacht über Ernest Hemingway

Von einsamen Kämpfen und stillen Niederlagen
Die Lange Nacht über Ernest Hemingway
Von Tom Noga
Regie: Tom Noga

An Ernest Hemingway (1899 -1961) scheiden sich die Geister. Für die einen ist er ein Aufschneider, der sich als Kriegsheld inszenierte (der er nicht war) und sich gerne mit seinen Jagdtrophäen abbilden ließ, mit riesigen Schwertfischen etwa, die ihn um das Zweifache überragen. Andere fasziniert gerade seine Männlichkeit, die Kompromisslosigkeit, mit der er sich in jedes Abenteuer stürzte, und sei es noch so aussichtslos.

Die einen kritisieren seine Romane als flach, eindimensional und sprachlich bescheiden. Anderen gefällt gerade dies: seine unprätentiöse, packende Sprache, seine Direktheit, der Reichtum an Bildern, die seine Romane und Kurzgeschichten wie Filme wirken lassen. Fest steht: Ernest Hemingway hat die englischsprachige Literatur vom Schwulst des viktorianischen Zeitalters befreit.

Als Autor ist er aus dem Elfenbeinturm der Kunst ausgebrochen. Ein Super-Macho, ein amerikanischer Held, der dorthin ging, wo es weh tat: in den Boxring, in den Krieg, auf Safari, zum Hochseefischen. Und der dann darüber schrieb. Seine Protagonisten sind

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Paris – The Greatest Luck

„Wenn du soviel Glück hattest, als junger Mensch in Paris gelebt zu haben, dann bleibt die Stadt für den Rest deines Lebens bei dir, einerlei wohin du auch gehen magst. Denn Paris ist ein Fest fürs Leben.“

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