Auf den Fersen von Ernest Hemingway

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Der Mann, der die Sonne umarmen will

Die US-amerikanische Erstausgabe von The Sun Also Rises.

Im Winterurlaub in Schruns legt Ernest Hemingway letzte Hand an sein Erstlingswerk. Er hat mit dem Roman über eine Spanien-Reise Ende Juli 1925 in Valencia begonnen und ihn im September in Paris fertiggestellt. Im April 1926 endlich lässt er das Manuskript seinem Lektor Max Perkins in New York zukommen.

Das Werk erscheint in den USA bei Scribner’s im Oktober 1926 unter dem Titel The Sun Also Rises, ein Jahr später wird der Londoner Verlag Jonathan Cape das Werk unter dem Titel Fiesta publizieren. Mit einem Mal ist der 27-jährige Mann aus Chicago eine Größe bei Leser und Kritik.

Ab Mitte der 1920er Jahre ist Ernest Hemingway nicht nur ein wirklich guter Schreiber mit eigenem Stil, sondern darüber hinaus auch ein sprachlicher Erneuerer. Seine Art zu schreiben, ist unverbraucht, seine Sätze klingen frisch und freiheraus. Während andere zeitgenössische Autoren weiterhin eine gespreizte Stilistik pflegen, kommt dieser Ernest Hemingway geradlinig zur Sache. Auch seine Themen scheinen nicht gedrechselt, sondern wie ein entstaubtes Abbild der konfusen Nachkriegswelt mit ihren geplatzten Träumen.

Ernest Hemingway klingt wie ein Revolutionär, wie der erste, der einer neuen Generation eine neue Sprache gibt. Seine Herangehensweise ist eine Mischung aus Realismus und Neugier, der Blick geht endlich wieder über den Tellerrand. Nach Weltkrieg und Wirtschaftskrisen ist man des Eiapopeias der Väter und Großväter überdrüssig. Ein neues Zeitalter wird eingeläutet. Die Blümchen-Prosa des Charles Dickens und seiner Adepten sieht mit einem Schlag arg alt aus.

Hemingways Schreibstil ist in der Tat wegweisend: Kühl reiht der Amerikaner Beobachtung an Beobachtung und Dialog an Dialog. Die Lakonik der Beschreibung und die Dürre der Dialoge erzeugen einen geschickten Spannungsbogen in den Subtext. Die Aneinanderreihung kurzer Aussagesätze wird typisch für viele Autoren der Lost Generation. Sie bauen Dialoge, die von sprachlicher Kargheit geprägt sind, denn die enttäuschten Romanfiguren breiten ihre Gefühle nur ungern aus. Man ahnt jedoch Schlimmes.

The Sun Also Rises hat Ernest Hemingway seinen ersten Roman überschrieben, merkwürdigerweise spielt er damit auf eine Bibelstelle an. Oritur sol et occidit et ad locum suum revertitur ibique renascens. Im Alten Testament wird Kohelet – die Lutherbibel führt es unter dem Titel Der Prediger Salomo – als Buch der Weisheit betrachtet. Die Sonne geht auf und geht unter und läuft an ihren Ort, dass sie wieder daselbst aufgehe, steht in Prediger Salomo, Kapitel 1, Vers 5. 

Die Sonne geht auf und wandert nach dem Tag an den Platz ihres Wiederaufstiegs. So lautet das Regelwerk unseres Kosmos. Die Sonne wird bleiben, und

Die 10 besten Bücher von Ernest Hemingway

1923
Platz 10: Der Erstling. 300 Exemplare wurden im Jahr 1923 gedruckt. Ein Romancier oder ein Poet? Keine Frage!
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Die Magie des ersten Satzes

Maestro Hemingway weist mal wieder die Richtung. Art by C. Stock.

Der erste Satz eines Romans ist der schwierigste. Und der letzte Satz der zweitschwierigste. Der ganze Text dazwischen scheint mir dagegen einfach, man braucht bloß seine Geschichte zu erzählen. Als Autor darf man die Wirkung des ersten Satzes nicht unterschätzen. Wenn der erste Satz nichts taugt, ist das ganze Buch Mist.

Es gibt Schriftsteller, die wahre Meister des ersten Satzes sind. Der Kolumbianer Gabriel García Márquez ist so einer. Chronik eines angekündigten Todes. Ein Anfang zum Niederknien. An dem Tag, an dem sie Santiago Nasar töten wollten, stand er um fünf Uhr dreißig morgens auf, um den Dampfer zu erwarten, mit dem der Bischof kam. Besser geht es nicht.

Und auch Ernest Hemingway hat den Stellenwert des ersten Satzes verinnerlicht. Mit Bravour in: Der Unbesiegte, In einem anderen Land und natürlich in Der alte Mann und das Meer. Nebenbei bemerkt, Hemingway ist in der Kunst des letzten Satzes noch besser als in der des ersten. Aber dies ist eine andere Geschichte. Bleiben wir beim ersten Satz.

Allein dieser Eröffnungssatz hat einen Nobelpreis verdient. He was an old man who fished alone in a skiff in the Gulf Stream and he had gone eighty-four days now without taking a fish. So einfach und so perfekt. Er war ein alter Mann und fischte allein in einem Boot im Golfstrom, und seit vierundachtzig Tagen hatte er keinen Fisch gefangen. Das Schicksal des Fischers Santiago in einem prägnanten Ausschnitt. Und zugleich die Beschreibung des Schicksals der Menschheit. 

Der erste Satz ist mehr als ein erster Satz. Er markiert den Geburtsmoment einer Erzählung. Der Punkt, von dem alles ausgeht. So wie eine unbekannte Person, die zur Tür hereinkommt und Guten Tag wünscht. Die Art und Weise wie sie dieses Guten Tag sagt, entscheidet über Annäherung, Ablehnung oder Gleichgültigkeit. Der erste Eindruck entscheidet. Man hat keine zweite Chance auf einen guten ersten Eindruck.

Für den Leser ist ein guter erster Satz wie der Sprung ins kalte Wasser. Der Auftakt muss überraschen, emotional packen und sich den Weg in die Seele bahnen. In Bezug auf die Handlung muss ein Eröffnungssatz etwas anbieten, darf zugleich jedoch nicht zu viel verraten. Er soll sich dem Thema nähern, aber den Pegel der Neugierde hoch halten. Die Stimmung, die dann den Roman durchzieht, wird in diesem ersten Satz angestimmt.

Der Eröffnungssatz ist die Keimzelle, von der sich alles abspaltet. Ton, Inhalt, Figuren, Melodie und Rhythmus des Buches. Urs Widmer nennt den ersten Satz das Samenkorn der ganzen Geschichte. Länge, Tempo und Kolorit eines Werkes muss er enthalten und vorbestimmen. So entscheidet der erste Satz über Sieg und Niederlage. Man kann nach einem schlechten ersten Satz wahrscheinlich trotzdem ein gutes Buch schreiben. Ein Makel jedoch würde bleiben. 

Mit einem Erdbeben anfangen und dann langsam steigern!, gab Filmproduzent Samuel Goldwyn seinen Drehbuchautoren in Hollywood vor. Wie ein Paukenschlag muss ein erster Satz wachrütteln, er muss einschlagen wie ein Blitz. So stark muss ein Auftakt sein, dass man ihn künftig auch im Schlaf runterbeten kann. Wer in Opas Badelatschen daherkommt, hat schon verloren. Als Erzähler fällt man so weit zurück, dass die verlorene Wegstrecke nur schwer aufzuholen ist.

Den ersten Satz gut hinzukriegen, ist

Fantastisch: Schnee auf dem Kilimandscharo

Die beste Kurzgeschichte von allen. Ernest Hemingway: Schnee auf dem Kilimandscharo.

Literarisch fängt Ernest Hemingways Kurzgeschichte Schnee auf dem Kilimandscharo mit einem Erdbeben an – und steigert sich. Der Kilimandscharo ist ein schneebedeckter Berg von 6.007 Metern Höhe und soll der höchste Berg Afrikas sein. Sein westlicher Gipfel heißt in der Sprache der Massai ‚Ngàje Ngài‘, das Haus Gottes. Dicht unter dem westlichen Gipfel liegt der ausgedorrte und gefrorene Kadaver eines Leoparden. Niemand kann sagen, was der Leopard in dieser Höhe gesucht hat.

So lautet das rätselhafte Vorzitat von Schnee auf dem Kilimandscharo, das auch im Originaltext kursiv gesetzt wird. Ernest Hemingway deutet schon in dieser Einleitung eine tiefe Sehnsucht an. Den hohen Gipfel des Kilimandscharo erreichen. Hin zu Gott. Offen lässt der Autor, ob er philosophisch zu Gott strebt, weil er den Sinn in seinem Leben sucht. Oder ob er gottesgleich von oben herrschen will. Unsterblich sein, auch diesen Wunsch mag er in sich tragen.

Die Handlung ist schnell erzählt: Der Schriftsteller Harry, mit Ehefrau Helen, befindet sich auf Fotosafari in Ostafrika. Dort erkrankt er schwer, ein kleiner Dorn hat sich ins rechte Knie geritzt, der Wundbrand befällt schließlich das ganze Bein. An medizinische Hilfe ist in der einsamen Steppe nicht zu denken. Die Natur, sonst lieblich und trostreich, wirkt bei Hemingway mit einem Mal bedrohlich. Hyänen und Aasgeier tauchen auf – der Geruch des Sterbenden zieht sie an.

Auch als Lebensbeichte des Ernest Hemingway kann man diese Kurzgeschichte lesen. Harry ist seiner Ehe mit Helen, einer reichen Frau überdrüssig, seine Seele hat Fett angesetzt. Trägheit, Snobismus und Hochmut haben sich in sein Leben geschlichen. Der stolze Schriftsteller Harry ist es leid, sich aushalten zu lassen. Im richtigen Leben ist es ähnlich. Die Kurzgeschichte, im Jahr 1936 erstmals veröffentlicht, ist ein Tiefschlag für Ernests Ehe mit Pauline Pfeiffer.

Ernest Hemingway ist – wie immer – leicht zu entschlüsseln, weil er sich allen Kummer von der Seele schreibt. So auch in Schnee auf dem Kilimandscharo: Überdeutlich wird die zweite Mrs. Hemingway in der Figur der Helen nachgezeichnet. Auch Paulines Familie ist steinreich, ihr Uncle Gus zahlt dem jungen Ehepaar so ziemlich alles. Er schenkt der vierköpfigen Familie das herrschaftliche Haus in Key West, er finanziert die mehrmonatige Safari nach Afrika.

Die Streitereien zwischen Harry und Helen wirken zunächst wie die Aufforderung an ihn selbst, sein Leben nicht durch Komfort und Bequemlichkeit zu vergeuden. Wo andere dem Ehepartner die Scheidungspapiere schicken, schickt Ernest Hemingway eine Kurzgeschichte. Der kernige Abenteurer hat die Schnauze voll von der erzkatholischen Pauline und dem wohlfeilen Gepränge. Sein Blick richtet sich auf Wichtigeres – den Bürgerkrieg in Spanien – und auf eine neue Frau. Martha Gellhorn.

Diese wunderbare short story, eine der besten aller Zeiten, verdichtet Hemingways Themen: Leben, Liebe und Tod. Unverblümt findet in Schnee auf dem Kilimandscharo unter den Augen der gesamten Leserschaft ein persönliches Tabula rasa statt. Ein – trotz aller Erfolge – an sich zweifelnder, unzufriedener Ernest Hemingway unterzieht sein Denken, sein Verhalten und seine Werte einer schonungslosen Prüfung, so als habe seine letzte Stunde geschlagen. Und er scheut nicht, eigene Fehler einzugestehen.

Insofern verwundert es nicht, dass der im Sterben liegende Harry zahlreiche Rückblenden auf seinen – ergo Hemingways – Lebensweg einbaut. Der Schriftsteller Harry erinnert sich in poetischen Rückschauen an seine Anfangsjahre in Paris mit der ersten Ehefrau, an die Schneeurlaube im österreichischen Winter, an Triberg im Schwarzwald und an seine erotischen Eskapaden in Konstantinopel. 

Der bärtige Autor aus Chicago, jener Leopard unter den Schriftstellern, will das

Ernest Hemingway: The Killers – Warten auf den Schweden

Edward Hopper Nighthawks, 1942. Einsame Nachtschwärmer. Credits: Public Domain.

The door of Henry’s Lunch-Room opened and two men came in. So trocken beginnt Ernest Hemingways Kurzgeschichte The Killers. Zehn Seiten, pure Lakonik. Nüchtern und kühl, ohne jeden Schnörkel. Nicht zu viel wird geschrieben, aber auch nicht zu wenig. Die Tür von Henry’s Esslokal öffnete sich, und zwei Männer traten ein. Nur schwer kann man sich dieser wortfaulen Spröde entziehen.

Eigentlich passiert in dieser Kurzgeschichte nicht allzuviel. Al und Max, zwei Berufskiller, betreten um fünf Uhr nachmittags Henry’s Lunch-Room, weil sie es auf Ole Andreson abgesehen haben. Im Auftrag sollen sie den Schweden umlegen, wahrscheinlich irgendeine alte Rechnung aus Chicago. Der Ex-Schwergewichtsboxer komme bekanntlich jeden Tag vorbei, so gegen 6 Uhr abends, zum Essen.

Nick Adams – der Junge und gleichzeitig Hemingways Alter Ego in seinem Frühwerk – beobachtet dies alles als einziger weiterer Gast der Kneipe. Um 18 Uhr 55 sagt George, der Gastwirt, der Schwede werde heute wohl nicht kommen. Kurz darauf ziehen die beiden Ganoven wieder ab. Der Vorhang fällt, man ist so schlau wie zuvor.

Diese Kurzgeschichte über den ehemaligen Boxer Ole, der umgebracht werden soll, schreibt Ernest Hemingway in Europa. Sie geht ihm flott von der Hand. An einem Vormittag in einem Madrider Hotelzimmer ist diese short story von 3.000 Wörtern vollendet. Im März 1927 erscheint sie erstmals im New Yorker Scribner’s Magazine.

Die Handlungsarmut der Erzählung wird von dem damals 27-jährigen Ernest grandios umschrieben. Der US-Amerikaner wohnt seit über fünf Jahren in Paris, er ist noch kein gefeierter Autor, die wenigsten kennen seinen Namen. Aber The Killers wird ein frühes Meisterwerk. Es eignet sich vorzüglich, um Hemingways Erzählstil – den Eisberg – zu studieren. Nur wenig wird verraten, der Leser muss sich das meiste selbst zusammenreimen.

Das Kolorit von Hemingways Prosa wirkt kühl und distanziert, es ist die Zeit der Prohibition und des Aufblühens der Mafia in den Vereinigten Staaten. Die Dialoge der Erzählung geraten zynisch und mutlos. Das Warten auf den Schweden kommt einem vor wie das Warten auf Godot. Aber auf was wird eigentlich gewartet?

Über der ganzen Kurzgeschichte liegen eine verkrampfte Hoffnungslosigkeit und ein spürbarer Fatalismus, sie passen genau hinein in die späten 1920er Jahre. Der große Wirtschaftsknall kündigt sich so langsam an, die sozialen Konflikte wachsen, es ist insgesamt eine freudlose Dekade für die Amerikaner. Ernest Hemingway, im quirligen Paris, besitzt ein feines Gespür für den Zynismus dieses trübseligen Jahrzehnts.

Hollywood hat den Stoff zweimal verfilmt, einmal 1946 unter der Regie von Robert Siodmak mit Burt Lancaster und Ava Gardner, das andere Mal 1964 von Don Siegel mit Lee Marvin und Ronald Reagan. In den Kinos bestaunen die Zuschauer mit Vorliebe den Film noir, dunkle Krimis mit einem sarkastischen Unterton. Im Text funktioniert es, ebenso im Kinofilm, jedoch auch in der Malerei. 

Edward Hopper hat einmal verraten, dass

Ernest Hemingway lässt niemanden kalt

Wolfgang Stock mit seiner Hemingway-Biografie Cabo Blanco auf Lesereise. Meerbusch, im Mai 2022. Foto: Christian von Zittwitz.

Wolfgang Stock im Gespräch mit Christian von Zittwitz über einen bärtigen Nobelpreisträger von 1954, über seine Hemingway-Biografie Cabo Blanco und über die Vermarktung seines Projektes.

Der ehemalige Cheflektor ECON Wirtschaft befindet sich mit seiner Hemingway-Biografie Cabo Blanco – Mit Ernest Hemingway in Peru auf Lesereise. Nach einer Veranstaltung in der Kaiserswerther Buchhandlung Lesezeit schaute der ehemalige BuchMarkt-Kolumnist in der Redaktion vorbei.

Kann man mit Ernest Hemingway noch jemand hinter dem Ofen hervorlocken?
In Düsseldorf haben wir die Lesezeit voll bekommen.

Was macht den Mann aus, dass man noch heute über ihn redet…
Das Leben des Nobelpreisträgers von 1954 ist so wahnsinnig bunt. Er steht für alles, was so ein Menschenleben ausmacht. Im positiven wie im negativen.

Wo fängt man da an…
Ich habe eine wenig bekannte Episode aus seinem Leben herausgegriffen, eine fünfwöchige Reise nach Peru zu den Dreharbeiten zu Der alte Mann und das Meer. Vor Ort habe ich lange recherchiert und mein Material mit Rück- und Seitenblicken zu einem Psychogramm angereichert. Auf jeder Seite möchte man eigentlich mit der Diskussion beginnen. Dieser seltsame Kerl lässt niemanden kalt.

Sie haben das Buch bei BoD verlegt. Ihre Erfahrungen nach einigen Monaten?
Books on Demand nähert sich immer mehr den Standards der Verlage an. Durch Neuerungen im Druck und die Verzahnung mit Libri merkt der Händler als auch der Kunde fast keinen Unterschied. Druckqualität, Lieferfristen, Remissionsrecht oder Rabatt ­– all das unterscheidet sich wenig von den etablierten Verlagen.

Was war für Sie das stärkste Argument fürs Selfpublishing?
Zeit. Während ich bei den Verlagen an die Programmzyklen gebunden bin, oft mit Wartezeiten von zwei Jahren, kann ich bei BoD von jetzt auf gleich loslegen. Gerade bei Biografien ist Timing wichtig. Jahrestage und Jubiläen gilt es im Auge zu halten.

Und das schwierigste beim Selfpublishing?
Marketing. Das unterscheidet sich nicht von herkömmlichen Verlagen. Das Buch muss zum Leser.

Was funktioniert beim Marketing?
Jeder muss da seine eigene Strategie finden. Ich betreibe das Portal Hemingwayswelt.de mit 3.000 Besuchern jeden Monat. Das ist die Grundlage, die öffentliche Sichtbarkeit, hier trommle ich praktisch jeden Tag. Ansonsten habe ich gute Erfahrungen mit Facebook gemacht.

Was bedeutet das konkret?
Als Autor sollte man versuchen, mit redaktionellen Beiträgen in die geeigneten FB-Gruppen hineinzugehen. Zum Thema Hemingway beispielsweise gibt es ein halbes Dutzend Gruppen und Foren, oft mit Tausenden Mitgliedern. Darüber hinaus gilt es thematisch verwandte FB-Gruppen auszumachen, bei Hemingway beispielsweise amerikanische Literatur, Kuba oder Sportfischen. Das ist eigentlich typisches Mirco-Marketing. Mit bescheidenen Mitteln dorthin gehen, wo die Zielgruppe zu finden ist.

Welche Rolle spielt der Buchhandel?
Ganz besonders freue ich mich über den Zuspruch der Buchhändlerinnen und Buchhändler. Die Empfehlung des Handels ist für mich wie ein Adelsschlag. Lesungen funktionieren beim Thema Hemingway wunderbar. Wobei ich keine Lesung im herkömmlichen Sinn abhalte, sondern einen packenden Vortrag mitbringe, inklusive seltener Fotos. Der Zuspruch ist groß.

Noch immer haftet Print on Demand das Image des ärmeren Bruders an…
Das Image des ärmeren Bruders hat das Selfpublishing mit Professionalisierungs-Schüben zum Glück überwunden. Selbst etablierte Verlage lassen die Backlist über BoD laufen. Und in den aktuellen BoD-Programmen gilt es so manche Perle zu entdecken.

Und wie entdeckt man solche Perlen?
Das Wichtigste ist

Der Nobelpreis, den Ernest Hemingway nicht in Empfang nimmt

Das Gemäuer des Blauen Saals in der Stockholmer City Hall hat schon viele Nobelpreisträger gesehen. Nur einen nicht. Foto: W. Stock, im April 2022.

Einladung zu einer Veranstaltung der Stockholm School of Economics. Im Stadshus, an der südöstlichen Spitze der Insel Kungsholmen, findet das feine Event statt. Die Blaue Halle des Rathauses strahlt sakrale Tradition aus: Dort findet alljährlich das festliche Banquet zur Verleihung der Nobelpreise statt. Der schwedische König schreitet dann von der Empore die breite Marmortreppe hinab in den Saal und bittet zum Festessen.

Die Verleihung der Nobelpreise – immer am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel – wird im Konserthuset veranstaltet, dem Stockholmer Konzerthaus. Dort überreicht der König den Geehrten eine Goldmedaille und ein handgefertigtes Diplom, dazu das Avis über eine ansehnliche Preissumme. Danach nehmen die Notabeln und die Gäste am Festbankett im Blauen Saal des Stockholmer Rathauses teil, gefolgt von Tanz und Feier im Goldenen Saal. 

Eigentlich hätte Ernest Hemingway in diesen Festsälen anwesend sein sollen, im Jahr 1954. Denn in diesem Jahr hat man ihm den Nobelpreis für Literatur verliehen. Die höchste Auszeichnung für einen Schriftsteller. Doch dieser Ernest Hemingway lässt sich in Schweden nicht blicken. Und so wird am 10. Dezember 1954 in Stockholm der Nobelpreis für Literatur verliehen. An Ernest Hemingway. Ohne ihn. 

Kaum hat Ernest Hemingway in seinem kubanischen Refugium Finca Vigía südlich von Havanna die freudige Nachricht aus Schweden erhalten, macht er sich an eine kurze Dankesrede. Der US-Botschafter in Stockholm, John M. Cabot, wird die Rede im Dezember 1954 auf dem Nobelpreis-Fest vortragen. Ein Schriftsteller, der die großen Schriftsteller kennt, die den Preis nicht erhalten haben, kann diese Auszeichnung nur in aller Demut entgegennehmen.

Trotz aller Tiefstapelei, der Nobelpreis kommt zur rechten Zeit. Denn Ernest Hemingway durchleidet als Autor eine kritische Phase. Sein vorletztes Buch Über den Fluss und in die Wälder, das Werk ist 1950 erschienen, wird kein Erfolg. Die Kritiker mögen die Geschichte um den alten Colonel Richard Cantwell und die junge venezianische Contessa Renata nicht, die Erzählung ist etwas fahrig im Aufbau und arg konstruiert in den Dialogen.

Auch die Leserschaft hat mehr von dem bärtigen Haudegen erwartet, der immer so großspurig auftritt. Und er selbst findet, in selbstkritischen Momenten, er ist unter seinen Möglichkeiten geblieben. Einen weiteren Schlag ins Wasser hätte ein Autor mit einem solchen Ego wie Ernest Hemingway wohl nur schwer verkraftet. Da erfüllt ihn die Auszeichnung mit Stolz, allerdings verbleibt eine seltsame Distanz zu dem ganzen Rummel. 

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Der Schwede Alfred Nobel, ein kinderloser Chemiker und Erfinder des industriellen Dynamits, stiftet sein Millionenvermögen. Unter anderem für den renommiertesten Literaturpreis der Welt. Foto: W. Stock, Stockholm im April 2022.

Er freut sich über die Ehrung aus Stockholm. Trotzdem kann Ernest Hemingway in seinem Tropenparadies sich nicht aufraffen, von Kuba in den schwedischen Winter zu fliegen, zur Preisverleihung, um die 36.000 Dollar und die Goldmedaille aus der Hand von König Gustav Adolf in Empfang zu nehmen. Er fühlt sich dazu

Krautjunker.com über ‚Cabo Blanco – Mit Ernest Hemingway in Peru‘

Das ganz famose Portal Krautjunker.com -Weblog für Es(s)kapismus bespricht ausführlich mein Buch Cabo Blanco – Mit Ernest Hemingway in Peru. Hier eine um Buchzitate und Fotos gekürzte Version: Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist Krautjunker-1024x454.jpg„Vor 65 Jahren war ein peruanisches Fischerdorf fünf Wochen lang Schauplatz des letzten Abenteuers für den berühmtesten Schriftsteller der Welt. Ernest Hemingway, geehrt mit dem Pulitzer- und dem Literaturnobelpreis, verehrt von Millionen Lesern weltweit, stellt ab Mitte April 1956, ausgehend vom Cabo Blanco Fishing Club, dem größten angelbaren Raubfisch nach: dem legendären Schwarzen Marlin.

Im Gegensatz zu den meisten Autoren erträumte Hemingway nicht nur Abenteuer, sondern auf warf auch sein eigenes Leben auf  Großwildjagden, riskanten Reisen und beiden Weltkriegen in die Waagschale. Doch die wilden Jahre fordern mittlerweile ihren Tribut in Form von Diabetes, Impotenz, Konzentrationsstörungen und Hämorrhoiden. Nicht zu vergessen die quälenden Rückenschmerzen und sein kaputtes Bein.

Korpulent ist seine Figur und gebrechlich seine Bewegungen. Mit Mitte fünfzig sieht er aus wie ein alter Mann. Hemingway, groß und breitschultrig, der sich als unverwüstlichen Macho und Naturburschen feiert, verursacht sein körperlicher Verfall Depressionsschübe. Er weiß, dass das Beste vorbei ist, aber noch immer umweht ihn ein Hauch von Verwegenheit und Draufgängertum. Und noch immer gehen auf Schritt und Tritt ein raumfüllender Glanz und eine einzigartige Magie von ihm aus.

Hinter der anstrengenden Fassade des selbstverliebten Großmauls, Schürzenjägers, Boxers und Trinkers mit einem unstillbaren Hunger nach Aufmerksamkeit, fasst eine kämpferische Künstlerseele die widersprüchlichen Freuden und Leiden des Lebens in eine puristische Wortmusik, welche noch heute Leser aller Schichten und Nationen berührt. Angesichts seines körperlichen Niedergangs will der alte Haudegen nicht kapitulieren.

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364 Seiten, BoD 12,99 € (Paperback), 6,99 € (E-Book) ISBN: 9783751972567 zu beziehen in jeder Buchhandlung oder bei: amazon.de (hier klicken)

Hier in Cabo Blanco will es das narzisstische Genie noch einmal allen zeigen, was er für ein Kerl ist. Seiner Frau, seinen Freunden, den Ärzten, den Kritikern, den Fischern, dem Fisch und vor allem sich selbst. Der alte Mann bäumt sich auf und kämpft. Die Filmgesellschaft Warner Bros. hat sich für viel Geld die Filmrechte an Hemingways finalem Meisterwerk Der alte Mann und das Meer gesichert.

Das Buch, welches ihm endgültig einen Platz im Schriftsteller-Olymp sichert, ist die Krönung seines Literatenlebens und das letzte, welches zu seinen Lebzeiten veröffentlicht wird. Auch wenn Hemingway im Alltag Glaube und Demut für Religiosität fehlen, lesen sich manche seiner Texte wie Gebete und erinnern manche seiner Inhalte an Beichten.

Die für die Handlung wichtigen Angelszenen will das Hollywood-Studio auf dem pazifischen Ozean vor Cabo Blanco drehen, da sich hier die kapitalsten Raubfische finden lassen. Hier hat der texanische Unternehmer Alfred C. Glassells am 4. August 1953 einen Schwarzen Marlin von viereinhalb Metern Länge und 708 kg Gewicht erbeutet.

Mit all seinen Sinnen liebt er

Leserstimmen und Pressebesprechungen zu ‚Cabo Blanco – Mit Ernest Hemingway in Peru‘

Wolfgang Stock: Cabo Blanco – Mit Ernest Hemingway in Peru. BoD über amazon.de

Immer Vollgas
Dieses Buch ist ein Schatz! War schon auf Cuba und habe dort eine Tour zu seinem Namen gemacht, echt beeindruckend. In Florida waren wir schon öfter, auch bei seinem Haus und seinen Stammkneipen. Der Autor hat hier sehr viel Arbeit und Recherche leisten müssen, um uns Lesern das Leben von Ernest Hemingway noch mal so nahe bringen zu könne.
Jetzt sehe ich ihn mit ein bisschen anderen Augen. Er war für mich persönlich ein ewig getriebener und so musste er auch einiges gehörig übertreiben, sonst wäre er sich selber nicht gerecht geworden. Er lebte in meinen Augen ein Leben von drei Leuten und fasste dafür alles auf seine Lebenszeit ein. Die Fotos zeigen auch ein paar Einblicke, die wahrscheinlich noch nicht so viele Leute gesehen haben. Ein tolles Werk, Herr Stock, Respekt.
MK262 auf Loveliy Books

Ernest Hemingway, der bereits zu Lebzeiten für reichlich Kontroversen gesorgt hat, beschäftigt auch heute noch die Gemüter. Selbst wenn heute vollkommen andere gesellschaftliche Maßstäbe gelten als zu seinen Zeiten, kann nichts darüber hinwegtäuschen, dass er eine äußerst zwiespältige Persönlichkeit gewesen sein muss. Wolfgang Stock, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, dem Menschen Hemingway nachzuspüren, gelingt es, basierend auf zahlreichen äußerst detailreichen Recherchen, das Bild eines innerlich zerrissenen, aber trotzdem immer geradlinigen Mannes nachzuzeichnen, der über ein Charisma verfügt hat wie kaum ein anderer.
Fazit: Eine interessante Begegnung mit Ernest Hemingway, die diesem außergewöhnlichen Menschen und Schriftsteller ein literarisches Denkmal setzt.
Das Echo vom Alpenrand, 27. September 2021

Wunderbare Biografie
Der fast 60-jährige Ernest Hemingway reist 1956 für einige Wochen mit seiner Frau Mary zu den Dreharbeiten des Films „Der alte Mann und das Meer“ nach Cabo Blanco in Peru. Dort, im legendären Cabo Blanco Fishing Club, tummelt sich die Prominenz. Hemingway genießt die Zeit im Fishing Club und die Jagd nach dem riesigen Schwarzmarlin. 

Muss man zu dieser Reise eine ganze Biographie von 340 Seiten geschrieben werden? Ja! Der Autor, Wolfgang Stock, beschreibt die Ereignisse, den Ort und die Personen so lebhaft, dass ich das Buch regelrecht verschlungen habe. Der Schreibstil ist lebendig und die Sprache ist in der Gegenwart. So hat man das Gefühl direkt vor Ort mit Hemingway zu sein und die Zeit im Fishing Club hautnah miterleben zu können. Ich konnte das Meer riechen, die Hitze spüren, auf dem Fischerboot mitfahren und sogar (obwohl ich nicht fische und das auch nicht gut finde) nachempfinden, warum Hemingway das Fischen so geliebt hat.

Ich habe viel über Hemingway gelesen und auch sein Anwesen auf Kuba besucht. Seine Zeit in Cabo Blanco war mir aber völlig unbekannt. Der Autor hat sehr intensiv recherchiert und sich auf den komplexen Charakter Hemingways eingelassen. Historische Hintergründe, wie der Cabo Blanco Fishing Club, werden ebenfalls sehr lebendig geschildert. Ich habe so viel gelernt und mich dabei sehr unterhalten gefühlt. Ergänzt wird die Biographie mit eindrucksvollen schwarz-weiß Fotos aus der Zeit und einem Glossar am Ende des Buchs.

Fazit: eine wundervolle und spannende Biographie vom Hemingways Reise nach Peru. Ich kann das Buch wärmstens empfehlen. Ein Highlight!
Nordseemädchen, auf hugendubel.de

Radio-Tipp: Die Lange Nacht über Ernest Hemingway

Von einsamen Kämpfen und stillen Niederlagen
Die Lange Nacht über Ernest Hemingway
Von Tom Noga
Regie: Tom Noga

An Ernest Hemingway (1899 -1961) scheiden sich die Geister. Für die einen ist er ein Aufschneider, der sich als Kriegsheld inszenierte (der er nicht war) und sich gerne mit seinen Jagdtrophäen abbilden ließ, mit riesigen Schwertfischen etwa, die ihn um das Zweifache überragen. Andere fasziniert gerade seine Männlichkeit, die Kompromisslosigkeit, mit der er sich in jedes Abenteuer stürzte, und sei es noch so aussichtslos.

Die einen kritisieren seine Romane als flach, eindimensional und sprachlich bescheiden. Anderen gefällt gerade dies: seine unprätentiöse, packende Sprache, seine Direktheit, der Reichtum an Bildern, die seine Romane und Kurzgeschichten wie Filme wirken lassen. Fest steht: Ernest Hemingway hat die englischsprachige Literatur vom Schwulst des viktorianischen Zeitalters befreit.

Als Autor ist er aus dem Elfenbeinturm der Kunst ausgebrochen. Ein Super-Macho, ein amerikanischer Held, der dorthin ging, wo es weh tat: in den Boxring, in den Krieg, auf Safari, zum Hochseefischen. Und der dann darüber schrieb. Seine Protagonisten sind

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