Auf den Fersen von Ernest Hemingway

Autor: Wolfgang Stock Seite 4 von 60

Ernest Hemingway – ein Kriegsverbrecher? Diese Woche auf „spiegel.de“

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Mehrfach hat sich Ernest Hemingway aufgeplustert und behauptet, im Zweiten Weltkrieg deutsche Soldaten getötet zu haben. Erst sind es nur wenige Soldaten gewesen, die der Schriftsteller erschossen haben will,  später dann 26. Mit der Zeit steigt die Zahl der Todesopfer auf 122 Deutsche.

Was ist dran an diesen Selbstbezichtigungen des Nobelpreisträgers von 1954? Ist es Realität oder Fiktion? Das sind die Fakten: Bei den US-Streitkräften ist der damals schon berühmte Autor als Pressekorrespondent für die Zeitschrift Collier’s akkreditiert gewesen.

Nach der Landung in der Normandie ist Ernest Hemingway der US-Army über Paris bis an die Westfront gefolgt. Dort, in der Schnee-Eifel und im Hürtgenwald bei Aachen wird er Augenzeuge der blutigsten Schlacht des Zweiten Weltkriegs. 

Doch hat Ernest Hemingway im Krieg gegen die deutsche Wehrmacht wirklich den Finger am Abzug gehabt? Hat er ganz persönlich Schuld auf sich geladen? Oder ist er bloß ein Wichtigtuer, ein Sprücheklopfer und ein großer Maulheld?

So lauten die Fragen, die seit Jahren einer Klärung bedürfen. Denn hier und da werden die Anschuldigungen, die Ernest Hemingway selbst in die Welt gesetzt hat, aufgegriffen und politisch instrumentalisiert. Die Unschärfe um diesen Themenkomplex steht zudem einem nachhaltigen Wohlwollen zwischen Autor und Land irgendwie im Wege. 

In einem ausführlichen Artikel auf spiegel.de leuchte ich ab dieser Woche das oft gehörte Narrativ über von Hemingway getötete Deutsche in all seinen Facetten aus. Den Artikel kann

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Eine kubanische Hemingway-Briefmarke erinnert an eine deutsche Fotografin

Ein Fotomotiv aus Peru (links oben) für Kuba. Ernest Hemingway auf der Miss Texas, April 1956.

Per Zufall stosse ich auf kubanische Briefmarken aus dem Jahr 2010 mit Ernest Hemingway. Genauer gesagt: auf eine kubanische Marke, mit Motiv Peru, von einer deutschen Fotografin geschossen. Gewidmet Ernest Hemingway. Dahinter steckt eine abenteuerlustige Geschichte. Es ist die Geschichte der Modeste von Unruh.

Modeste von Unruh, sie ist vom Jahrgang 1927, verbrachte ihre Kindheit in Babelsberg bei Potsdam und durchlief nach Schulabschluss eine Ausbildung zur Fotoreporterin bei Hamburger Tageszeitungen. Ihre Familie stammte aus Westpommern, wo ihr Vater als Landwirt das Hammermühler Gut des Grafen Krockow verwaltete, später wanderte der Vater dann nach Australien aus. Auch Modeste von Unruh wurde bald vom Fernweh gepackt. Kurzentschlossen ließ sie im Jahr 1954 ihren VW-Käfer über den Atlantik verschiffen, denn ihre Leidenschaft gehörte dem amerikanischen Kontinent. 

Nach einem Jahr Panamericana blieb die junge Frau auf dem Highway in Peru hängen. In Lima lernte Modeste von Unruh dann den ungarischen Kunsthistoriker Dr. László von Balás-Piry kennen. Die beiden heirateten und bezogen ein hübsches Häuschen mit Garten und Pool in Chaclacayo, gut 40 Kilometer östlich von Lima, in 650 Metern Höhe, in einem Ort mit ständigem Frühlingswetter. Als freie Korrespondentin arbeitete Modeste von Unruh in Peru für das Hamburger Magazin Kristall.

Ein Auftrag führte sie nach Cabo Blanco, in den Norden Perus, wo Ernest Hemingway auf Besuch weilte. Es ist der 26. April 1956. Und es ist ein Donnerstag, an dem sich der Weg der jungen Fotojournalistin und der Weg des gefeierten Schriftstellers kreuzen. Im Cabo Blanco Fishing Club steht die 28-Jährige am frühen Abend vor dem Nobelpreisträger, der doppelt so alt ist wie die deutsche Fotografin.

Welch eine imposante Erscheinung, dieser Ernest Hemingway, denkt die junge Frau bei sich. An den Schriftsteller erinnert sie sich als an einen Mann von mittlerer Größe, jedoch von kräftiger Statur, like a tree trunk, wie ein wuchtiger Baumstamm, wird die Reporterin später zu einem Foto für die Londoner Bildagentur Black Star schreiben. 

Nachdem der prominente Schriftsteller die deutsche Fotografin kritisch gemustert hat, bricht schnell das Eis und Ernest Hemingway scheint die junge Frau zu akzeptieren. Die forsche Hamburgerin erkennt ihre Chance. Nehmen Sie mich mit auf das Boot, sagt die schlanke blonde Frau keck zum weltberühmten Schriftsteller. Und fügt dann an: Ich werde Ihnen Glück bringen.

Mit solch einer Berühmtheit wie Ernest Hemingway einen ganzen Tag lang auf einem Boot zu verweilen, ist ein seltener Glücksfall für einen Reporter. Normalerweise nimmt der Nobelpreisträger nie die Presse mit an Bord. Doch hier macht er eine Ausnahme. Der Schriftsteller kommt auf die Miss Texas, in Bermudas, einem kurzärmeligen Baumwollhemd, darüber die Jacke, auf dem Kopf eine graue Jockey-Kappe als Schutz. Und Ernest Hemingway behandelt die junge Modeste von Unruh mit ausgesuchter Aufmerksamkeit, vielleicht erinnert er sich an seine Anfänge als Journalist, vielleicht mag er sie einfach.

Ernest Hemingway in Cabo Blanco.

Ein Schnappschuss mit Ernest Hemingway auf der Miss Texas. Wie das Motiv auf der Briefmarke. Cabo Blanco, im April 1956. Foto: Modeste von Unruh.

Modeste von Unruh sollte mit ihrer kessen Glücksvorhersage vom Vortag richtig liegen. Denn als die junge Fotografin an diesem Tag das einzige Mal mit dem Schriftsteller, seinen kubanischen Freunden und der peruanischen Crew hinausfährt, geschieht das Unerwartete. Endlich, zum ersten Mal seit fast zwei Wochen, kommt das Anglerglück, auf das er seit Tagen so sehnsüchtig hofft, zu Ernest Hemingway. Und es erweist sich als das ganz große Anglerglück. Ein kolossaler Schwarzer Marlin von 730 Pfund Gewicht wird an Bord gehievt.

Der Schriftsteller umarmt als ersten den peruanischen Kapitän der Miss Texas. Ich danke dir sehr, sagt ein ausgelassener Schriftsteller zu Jesús Ruiz More, du bist ein erstklassiger Schiffsführer. Anschließend herzt der Schriftsteller die adrette Fotografin. Modeste von Unruh hat

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Tania Blixen schreibt einen Brief an Ernest Hemingway

Tania Blixen: Jenseits von Afrika. Ein Bestseller aus dem Jahr 1937. Bis heute.

Karen Blixen (1885 – 1962) ist eine dänische Schriftstellerin, die siebzehn Jahre in Kenia gelebt und dort eine Kaffeefarm aufgebaut hat. Auf dem deutschen Buchmarkt veröffentlicht sie unter dem Pseudonym Tania Blixen, die englischsprachigen Bücher weisen als Autorennamen Isak Dinesen aus, in Anlehnung an ihren Mädchennamen.

Weltberühmt wird Tania Blixen im Jahr 1937 mit ihren autobiographischen Erinnerungen Out of Africa. Als Jenseits von Afrika hat das Buch in Deutschland seit Jahren eine Renaissance erlebt. Ich hatte eine Farm in Afrika am Fuß des Ngong-Gebirges, so beginnt der Roman, wie auch die Verfilmung mit Meryl Streep und Robert Redford aus dem Jahr 1985.

Die Äquatorlinie zog sich 25 Meilen weiter nördlich durchs Hochland, doch meine Farm lag 2000 Meter über dem Meer. Mitten am Tag konnte man diese Höhe und die Nähe der Sonne wohl empfinden, aber nachmittags und abends war es klar und kühl, und die Nächte waren kalt.

Das ist ein Hemingway-Anfang. Lakonisch, authentisch, in den Naturbildern schwelgend. Beide eint die Liebe zum Kontinent. Jenseits von Afrika ist eine Liebeserklärung an den Schwarzen Erdteil und an seine Bewohner. Doch das Leben ist hart in der Buschsteppe, sie verliert den Mann, dann den Geliebten und schließlich auch ihre Farm. Für Tania Blixen, zurück in Dänemark, bleibt Afrika wie ein ferner Wunschtraum. Das Paradies ist Gottes Hab und Gut, der kleine Mensch kann nur ausborgen.

Als Ernest Hemingway 1954 den Nobelpreis für Literatur erhält, sagt der Amerikaner in seiner Dankesrede, Tania Blixen habe die Auszeichnung eher verdient als er. Daraufhin schreibt die dänische Schriftstellerin – unter dem Datum 1. November 1954 – einen Brief an den frisch gekürten Nobelpreisträger. 

Lieber Ernest Hemingway,

Die dänischen Zeitungen berichten, dass Sie bei der Verleihung des Nobelpreises mir die Ehre erwiesen haben, mich als eine der Autoren zu erwähnen, die den Preis eher verdient haben.

In der Hoffnung, dass diese Information wahr ist, danke ich Ihnen sehr für diese freundlichen Worte. Sie bereiten mir in diesem Moment, glaube ich, viel himmlische Freude. Wenn auch nicht so viel irdischen Nutzen, wie der Nobelpreis mir selbst gegeben hätte.

Ich habe Ihnen vielerlei zu verdanken. Ihre Bücher – seit ich zufällig „Fiesta“ in meiner Stamm-Buchhandlung in Nairobi entdeckte – haben mir sehr viel bedeutet. „Der alte Mann und das Meer“ war wie eine Heilquelle für mich oder wie eine Umarmung.

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Der schönste Hemingway-Satz: In einem anderen Land

Ich wusste, ich würde nicht getötet. Nicht in diesem Krieg.

Ernest Hemingway, 1929: In einem anderen Land.

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Briefmarken mit Ernest Hemingway – eine weltweite Verneigung

Auf Huldigungen an diesen amerikanischen Ausnahme-Autor stößt man in aller Welt, nicht nur an einem Ort wie bei anderen, sondern verstreut über die verschiedensten Länder und Kontinente. Auch die Menschen erinnern sich an diesen Rabauken, als ob sie ihn gestern zu Gesicht bekommen hätten. Dieser Schreiber mit Namen Ernest Hemingway wird verehrt, tief und innig, wie kein Zweiter.

Besonders an den Plätzen, die sein Leben und Wirken prägten, stößt man noch heute auf seine Spuren. In Pamplona und Madrid, in Venedig und in Fossalta, hoch in den Alpen oder im tiefen Schwarzwald wird an seine Person und an das Werk gedacht. In Paris und Istanbul, in der Karibik, in Key West und in den Rocky Mountains, an der Pazifikküste Südamerikas oder auch in Afrika finden sich vitale Zeichen der Huldigung.

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Doch nicht nur an Orten bleibt er in Erinnerung. Auch auf Briefen. Rechts oben. Möglicherweise ist Ernest Hemingway derjenige Autor, dem die meisten Postwertzeichen weltweit gewidmet worden sind. Was gleichermaßen hier auffällt: nicht nur in einem Land oder wenigen. Sondern rund um den Globus. Die Zuneigung zu diesem Mann aus Oak Park, einem Vorort von Chicago, ist allgegenwärtig.

Die Verehrung für Ernest Miller Hemingway bleibt ein Phänomen. Dieser Nobelschreiber vom Michigan-See hat sein Wirken weit und tief gestreut. Dieser Kerl, der sich am Ende selbst erschossen hat, ist durch nichts kleinzukriegen. Der fortwährende weltumspannende Radau um seine Person zeigt, Ernesto ist quicklebendig, obwohl er doch schon so viele Jahre tot ist.

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Wahrscheinlich ist dieser Mann deshalb nicht kaputtzukriegen, weil er nicht nur wie ein Titan geschrieben hat, sondern weil er zudem ein ziemlich buntes Leben sein eigen nennt. Ein Leben, so energisch und verausgabend, dass wir nicht wissen, ob wir diesen Menschen dafür bewundern oder bedauern sollen. Zudem hat er seine Biografie ohne jede Hemmung ins Schaufenster der Öffentlichkeit gestellt. Mutig, bei solch einem Lebenswandel.

Mit den Briefmarken ist die Verehrung dieses Schriftstellers im Alltag der Menschen angekommen. Gerade Länder, die Ernest Hemingway besonders geliebt hat, tun sich in postalischer Ehrerbietung hervor. Es sind Landstriche, die er bereist und über die er geschrieben hat. Nicht nur

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Ernest Hemingway, Mata Hari und die Metaphysik

Mata Hari, eine exotische Tänzerin, die eine deutsche Spionin gewesen ist. Auch Ernest Hemingway wird berauscht.

Ernest Hemingway, in weinseliger Runde, kommt schnell in Fahrt im März 1954. In allen Einzelheiten erzählt er in Venedig von seiner Begegnung mit der holländischen Spionin Mata Hari.

Ich kannte sie nicht besonders gut, denn ich war nur ein einfacher Unterleutnant und sie verkehrte mit hohen Offizieren und Regierungsministern. Aber eines Abends habe ich sie so richtig durchgebumst, obwohl, ich fand sie ziemlich mächtig um die Hüften herum. Jedoch lag ihr mehr daran, an sich selber zu denken, als an den Mann.

Welch eine Story! Ernest beglückt die holländische Spionin und Nackttänzerin Mata Hari. So erinnert sich sein Freund A. E. Hotchner in der Biografie Papa Hemingway. Sein enger Kumpel Hotch hört diese Geschichte aus seinem Mund mehr als einmal. Ernest wird nicht müde, diese bunte Episode seines Lebens in alle Welt hinaus zu posaunen.

Mata Hari, die Bezeichnung steht in der malaiischen Sprache für Sonne, ist der Künstlername der niederländischen Schönheit Margaretha Geertruida Zelle aus Leeuwarden. In französischen Hochkreisen späht sie unter dem Decknamen Agent H 21 während des Ersten Weltkriegs für den deutschen Nachrichtendienst. Im Hauptberuf ist Mata Hari als Revue-Tänzerin und exzentrische Künstlerin im Paris nach der Jahrhundertwende eine Zelebrität.

Solch eine Frau erregt natürlich die Phantasie eines Schriftstellers. Ernest Hemingway ist nicht nur ein außergewöhnlicher Journalist und Autor. Sondern zudem, so will es scheinen, ein Mensch mit metaphysischer Befähigung. Denn als die Spionin Mata Hari im Februar 1917 in Frankreich verhaftet und für ihren Prozess inhaftiert wird, da drückt der 17-jährige Ernest in Oak Park bei Chicago die Schulbank.

Erst im Juni 1917 beendet der Schüler in seinem behüteten Heimatort die High School. Da ist er immer noch 17 Jahre alt und streckt vorsichtig die Fühler aus nach

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Der erste Rotationsroman in Deutschland? Ernest Hemingway!

In einem andern Land. Übersetzt von Annemarie Horschitz-Horst. Der Rotationsroman erscheint bei Rowohlt im Dezember 1946. Archiv Dr. Stock.

In the late summer of that year we lived in a house in a village that looked across the river and the plain to the mountains. So beginnt Ernest Hemingways grandioser Roman A Farewell to Arms, der 1929 bei Scribner’s in New York erscheint. In einem andern Land, so lautet die deutsche Fassung des Buches.  Im Spätsommer jenes Jahres lebten wir in einem Haus in einem Dorf mit Blick über den Fluss und die Ebene zu den Bergen.

Das Buch beginnt mit der Liebesgeschichte zwischen dem amerikanischen Sanitätsoffizier Frederic Henry und der englischen Krankenschwester Catherine Barkley. In dem Werk verarbeitet Hemingway seine Erlebnisse an der Front des Ersten Weltkriegs, wo er als 18-jährige Sanitätsfahrer bei Fossalta di Piave schlimm verwundet worden ist. Dieser Anti-Kriegsroman ist in seiner Herangehensweise nicht so drastisch wie beispielsweise Erich Maria Remarques zeitgleich veröffentlichtes Im Westen nichts Neues.

Hemingways Annäherung ist vielmehr ein subtiles Anpirschen, das düstere Fatum hängt über der ganzen Geschichte, man spürt mit jedem Kapitel, es wird nicht gut ausgehen. Das Resümee des Amerikaners ist klar und deutlich. The world breaks every one and afterward many are strong at the broken places. But those that will not break it kills. It kills the very good and the very gentle and the very brave impartially.

Dieser Krieg, der von 1914 bis 1918 gedauert hat, ist schrecklich gewesen, denn er vernichtet. Die Welt zerbricht jeden, und nachher sind viele stark an den zerbrochenen Orten. Doch diejenigen, die nicht zerbrechen wollen, die werden getötet. Und es trifft immer die Besten und die Sanftmütigsten und die Tapfersten, ohne Unterschied. 

So etwas gefällt den Nazis nicht. Im nationalsozialistischen Deutschland werden die Bücher von Ernest Hemingway verboten. Das Machwerk sei Wehrkraft-zersetzend, urteilten die braunen Zensoren, womit man ihnen recht geben muss. Bei der Bücherverbrennung im Mai 1933 wird In einem andern Land, dieser zweite große Roman des US-Amerikaners, von aufgeputschten Studenten in die Flammen geworfen.

Ernest Hemingway findet zwischen 1933 und 1945 in Deutschland nicht statt. Die Fronten sind klar. Die Nazis mögen ihn nicht, er mag die Nazis nicht. Doch der braune Spuk währt nicht ewig. Im Mai 1945 liegt die Nazi-Diktatur  – und mit ihr Deutschland – in Trümmern. Der Schriftsteller lebt auf Kuba, weit weg von der Apokalypse. Doch wie geht es weiter mit Ernest Hemingway in Deutschland?

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Die Rowohlt-Fassung beginnt mit einem Zitat von Christopher Marlowe. Dieses fehlt in der US-Originalausgabe, vermag jedoch die Titeländerung zu erklären.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieg gründet die Familie Rowohlt, das traditionelle Verlagshaus des Ernest Hemingway, ihr Unternehmen neu. In Stuttgart erhält Heinrich Maria Ledig, der älteste Sohn von Ernst Rowohlt, Anfang 1946 von den Amerikanern eine Verlagslizenz. Im März 1946 bekommt auch Vater Ernst Rowohlt von den Briten in Hamburg eine Lizenz für eine Verlags-Neugründung.

Wegen des Mangels an Buchpapier druckt der Verlag von 1946 bis 1949 die ersten Romane im großen Zeitungsformat auf einer Rotationsmaschine. Im Dezember 1946 erscheinen bei Rowohlt die ersten

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Charles Bukowski: Und dann kam Hemingway daher

Charles Bukowski, Ham on Rye. 1982

And then along came Hemingway. What a thrill! He knew how to lay down a line. It was a joy. Words weren’t dull, words were things that could make your mind hum. If you read them and let yourself feel the magic, you could live without pain, with hope, no matter what happened to you.

Charles Bukowski, Ham on Rye

Und dann kam Hemingway daher. Was für ein Nervenkitzel! Er wusste, wie man eine Zeile festzurrt. Es war eine Freude. Wörter waren nicht stumpf, Wörter waren Dinge, die deinen Verstand ins Brummen bringen konnten. Wenn du sie liest und dich in die Magie fallen lässt, kannst du ohne Schmerzen leben, mit Hoffnung, egal was mit dir passiert ist.

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Tänzeln um den Tod – Ernest Hemingway begreift den Stierkampf

Mit Fiesta – im Original heißt der Titel The Sun Also Rises – dringt der Amerikaner Ernest Hemingway 1926 tief in die spanische Tradition ein.

Der Stierkampf ist ein blutiges Schauspiel auf Leben und Tod. Der schwarze Riesenbulle gegen den kleinen bunten Torero. Im antiken Drama kommt der Tod im dunklen Gewand, im Stierkampf preschen 600 Kilo auf vier Beinen auf den Menschen zu. Ein ungleicher Kampf. Doch der Matador wehrt sich, er spielt mit dem Stier, was bleibt ihm übrig, denn er will den Kopf aus der Schlinge ziehen.

Sie sah, wie Romero jede schroffe Bewegung vermied und die Stiere für den letzten Augenblick schonte, wo er sie nicht erschöpft und gereizt haben wollte, sondern auf sanfte Weise ermüdet. Nun bleibt die Frage, wer auf sanfte Weise ermüdet wird. Doch der Stierkampf lebt eh von der Verkehrung des Sachverhaltes.

In seinem Erstling Fiesta – als scharfer und kluger Beobachter der Sanfermines – beschreibt der US-Amerikaner Ernest Hemingway das Spektakel in Pamplona. Zum ersten Mal hat der junge Autor im Jahr 1923 den Encierro und die anschließenden Stierkämpfe besucht. Und er wird insgesamt zehn Mal kommen, im Juli nach Pamplona. Der Mann aus Chicago begreift dieses Großereignis, das seit dem 16. Jahrhundert alljährlich aufgeführt wird, gleichermaßen in seiner weltlichen wie religiösen Tragweite.

Von Anfang an dringt Hemingway tiefgründig in die spanische Seele ein. Gerade über die Corrida de Toros. In Spanien wundern sich viele, wie profund ein Ausländer sich einfühlen kann in ihre Tradition. Zudem ein Amerikaner! Gerade Ernests Schilderungen von den Plazas de Toros und aus der Welt des Stierkampfes tragen gründlich zur Popularität des Amerikaners in Spanien bei.

Am Rande merkt Ernest Hemingway in Fiesta an, dass es für den Begriff Stierkampf oder Bullfight keine direkte Entsprechung in der spanischen Sprache gibt. Eine Corrida de Toros – der Auflauf der Stiere – zielt in eine andere Richtung, ebenso wie der Terminus Tauromaquia, der eher das fachliche Regelwerk umschreibt. Beiden spanischen Begriffen fehlt jedenfalls die Facette der Kampfhandlungen.

Dies ist kein Zufall, denn beim Stierkampf geht es nicht um ein blutiges Abschlachten. Der Mut und die Eleganz des Toreros sollen bewundert werden, ebenso wie das Temperament und die Energie des Bullen. Auch darauf hat Ernest Hemingway mehrmals hingewiesen. Der Tod des Stieres ist nicht vergnüglich, kein Tod ist dies. Das blutige Ende gilt nicht

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Ein Sexprotz? Die Wahrheit über Ernest Hemingway wird viele überraschen

Ernest Hemingway
Martha Gellhorn
Sex
Martha Gellhorn, die dritte Mrs. Hemingway, und ihr Gatte Ernest 1940 im Sun Valley, Idaho. Credit Line: Ernest Hemingway Collection. John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston.

Zu Weihnachten 1936 donnert eine hinreißende 28-jährige Amerikanerin aus Missouri in das Leben von Ernest Hemingway. Am späten Nachmittag betritt Martha Gellhorn in Begleitung ihrer Mutter und des Bruders das Sloppy Joe’s in Key West. Die junge Frau trägt ein schwarzes Kleid, das ihre langen goldblonden Haare noch goldener strahlen lässt. Die Schönheit, mit der Figur eines Models und mit einem mädchenhaften Gesicht, zieht die Blicke aller Männer in der Kneipe auf sich. 

An der Theke schnellt ein schnauzbärtiger Mittdreißiger, ohne zu überlegen, aus seinem Barhocker und nähert sich dem Tisch der Gellhorns. Ernest Hemingway, stellt er sich vor, Sie müssen den doppelten Daiquirí probieren. Mutter Gellhorn nickt flüchtig. Vier Papa Dobles, ruft der Autor dem schwarzen Barkeeper Al Skinner zu. 

Ein ungewöhnliches Pärchen hat sich da im Sloppy Joe’s gefunden. Hier die bildhübsche, ein wenig blassgesichtige und chic gekleidete Intellektuelle, dort der groß gewachsene sonnengebräunte Hallodri, dem das ungekämmte Haar wild über die Stirn ins Gesicht fällt und der seine Fischershorts mit einem Hanfstrick gebunden hat. Aus dem ungleichen Paar wird ein Liebespaar, im November 1940 heiraten beiden, es ist die dritte Ehe des prominenten Autors. Die Ehe hält nicht lange, die Scheidung erfolgt fünf Jahre später im Dezember 1945. 

Das Eheleben besteht aus vielen Hochs und noch mehr Tiefs. Denn Martha Gellhorn ist nicht bereit, für Ernest  ihre Eigenständigkeit aufzugeben. Sie ist eine famose Kriegsreporterin, sie hat ihren eigenen Kopf. Die erfolgreiche Journalistin ist so ganz anders als die mütterliche Hadley und die fürsorgliche Pauline. Sie mag ihre Freiheit, sie ist ehrgeizig und von einem eisernen Willen geprägt. Sie hat den Anspruch, es in ihrem Beruf zu etwas zu bringen, ohne sich selbst zu verbiegen. Martha ist eine kluge und zupackende Frau.

Auf der anderen Seite ihr Gatte. Bekanntlich ein Schürzenjäger und Womanizer. Denkt man. Wie der Sex mit Ernest gewesen sei, selbst darauf gibt Martha offenherzig Antwort. Such a ghastly lover — wham bam thank you ma’am, or maybe just wham bam. Ihr Urteil ist ein Tiefschlag für den allseits angehimmelten Hemingway. So ein grässlicher Liebhaber – ruck zuck, und vielen Dank, Madam, oder vielleicht nur ruck zuck.

Und Martha liefert die Begründung zu dem Desaster. Keine Erfahrung. Zwei jungfräuliche Ehefrauen vor mir, und ich habe meine Stimme nicht erhoben, ich habe mich nicht beschwert, weil ich glaubte, es sei meine Schuld, dass ich nicht komme. Der große Sex-Erzähler und Schriftsteller muss in der Tat Angst vor Frauen gehabt haben. Bemerkenswert…

In der Öffentlichkeit leuchtet das Renommee des Schriftstellers in hellsten Farben. Ein Mannskerl, der nichts anbrennen lässt. So sein Image. Sein Image. Er baut es auf von sich. Der Mann vom Michigan See hegt und pflegt sein kerniges Ansehen, wo er nur kann. Ernest Hemingway – die Verkörperung von Männlichkeit und Virilität. Doch wie

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