Auf den Fersen von Ernest Hemingway

Kategorie: Frankreich Seite 4 von 5

Paris – The Greatest Luck

„Wenn du soviel Glück hattest, als junger Mensch in Paris gelebt zu haben, dann bleibt die Stadt für den Rest deines Lebens bei dir, einerlei wohin du auch gehen magst. Denn Paris ist ein Fest fürs Leben.“

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Ernest Hemingway – ein kämpferischer Weltenbummler

Eine Doppelseite von Ernest Hemingways Reisepass. Credit Line: Ernest Hemingway Papers Collection, Museum Ernest Hemingway, Finca Vigia, San Francisco de Paula, Cuba

Von seiner Zukunft besitzt der 17-jährige Schüler eine genaue Vorstellung. My name is Ernest Miller Hemingway. I want to travel and write, verrät er 1916 in seinem Notizbuch Memoranda an der Oak Park and River Forest High School. Der hochgewachsene Jugendliche aus einem Vorort von Chicago möchte in der Welt umherreisen und schreiben. Und Ernest Hemingway wird in seinem zukünftigen Lebensjahren diesen Traum verwirklichen.

Sein amerikanischer Reisepass braucht viele Seiten für all die Ein- und Ausreisestempel dieser Welt. USA, Kuba, Bahamas, Mexiko, Peru, Frankreich, Italien, Luxemburg, Belgien, Spanien, Österreich, Schweiz, Deutschland, Belgien, Bulgarien, Türkei, Hong Kong, China, Kenia, Uganda, Tansania. Die Liste kann nicht vollständig sein.

Wir reden nicht von heute, ICE, Jumbo Jet und Lufthansa Frankfurt nach Rio de Janeiro für 650 Euro, hin und retour natürlich. Wir müssen uns schon 100 Jahre in die Welt des jungen Hemingway zurückbeamen. Ernest fängt an im Mai 1918, kurz nach der Schule, als naiver Kerl mit achtzehn Jahren. Wochenlang auf dem Ozeandampfer von den USA nach Europa. Erster Weltkrieg, Italien, Ambulanzfahrer, Schlacht an der Piave. Sechs Monate Lazarett.

Es geht munter weiter im turbulenten Leben dieses Mannes. Bürgerkrieg in Spanien, Zweiter Weltkrieg, Aufstand in China, kubanische Revolution. Dazu Krankheiten, Abstürze mit dem viersitzigen Propeller-Flugzeug. Ernest Hemingway reist gerne dahin, wo es kracht und bummert. Das wird dann kein TUI-Urlaub, all inclusive, sondern mündet in harter Arbeit. Mit hohem Risiko für Leib und Seele. Und dieser Mann kommt nicht ohne Wunden nach Hause.

Der berühmte amerikanische Autor, im Jahr 1954 verleiht man ihm den Nobelpreis für Literatur, bereist gerne die versteckten Eckchen und die stürmischen Schauplätze unseres Erdballs. Dieser scheinbar ungehobelte Bursche, der nicht nur packende Reportagen und erstklassige Romane schreiben kann, ist zugleich bereit, dafür durch die große weite Welt zu preschen. Denn ihm ist klar, ein Frosch am Boden des Brunnens sieht nur einen kleinen Ausschnitt des Himmels.

Ein weiteres unterscheidet ihn von vielen Landsleuten: Der bärtige Rabauke lässt sich auf das Fremde ein mit Haut und Haaren. Die Welt ist so voll von so vielen Dingen, dass ich sicher bin, wir sollten alle glücklich sein wie die Könige. Ernest ist dafür bekannt, dass er die

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Ein Miró für Mrs. Hemingway

Ernest Hemingway, Ehefrau Miss Mary und Verwalter Roberto Herrera Sotolongo im Esszimmer der Finca Vigía. An der Wand: Der Bauernhof von Joan Miró. Foto: George Leavens.

Schon in frühen Jahren beginnt Ernest Hemingway, moderne Kunst zu sammeln. Anfang der 1920er Jahre lebt er mit seiner ersten Ehefrau Hadley in Paris, dort, wo junge Frauen und Männer mit neuen, wilden Ideen von sich reden machen. Die amerikanischen Expatriates in der französischen Metropole scharen sich in jenen Jahren um Gertrude Stein, eine wohlhabende Autorin und Kunstsammlerin. Die Frau aus Pittsburgh führt den Neuankömmling Ernest Hemingway in ihren avantgardistischen Zirkel ein und fördert den talentierten Autor.

In ihrem literarischen Salon in der Rue de Fleurus 27 sammelt Frau Stein die experimentierfreudigen Künstler jener Zeitepoche um sich, nicht nur Autoren und Komponisten, sondern auch zahlreiche Maler, so Pablo Picasso, Henri Matisse, Georges Braque und Juan Gris. Der junge Ernest Hemingway, ein Bauch- und Augen-Mensch, besitzt von früh an ein Gespür für gute Kunst. Ein Gemälde hat es ihm besonders angetan. Der Bauernhof, gemalt von dem Katalanen Joan Miró, der abwechselnd in seiner Heimat und in Paris lebt.

Der Maler aus Barcelona, Jahrgang 1893, er ist sechs Jahre älter als Hemingway, steht am holprigen Anfang seines Erfolgsweges. Der Bauernhof, auf Katalanisch La Masía, wurde von ihm 1921 und 1922 in neunmonatiger Fleißarbeit erstellt. Der 28-jährige Miró ist noch auf der Suche nach seinem eigenen Stil und mischt realistische, naive, phantastische und kubistische Elemente. Auf dem Bild ist der Bauernhof seiner Eltern in Mont-roig del Camp abgebildet, der im Landesinneren westlich von Tarragona liegt.

Das großformatige Bild wird von einem Eukalyptus-Baum beherrscht, der aus einem schwarzen Kreis ragt und im Abendhimmel vom Mondlicht erleuchtet wird. Die Tiere des Hofes – ein Hahn, ein Esel, eine Ziege, ein Hund, eine Taube – verteilen sich wild über das ganze Bild. Unter dem Baum befindet sich ein umgestürzter Blecheimer vor einer Gießkanne, rechts davon die französische Zeitung L’INTRANSIGEANT. Wegen der Faltung kann man nur L’INTR (hinein!) lesen, was der gesamten Komposition eine sexuelle Andeutung verleiht.

Nach diesem Schema versteckt Joan Miró in seinem Gemälde eine Vielzahl kleiner Anspielungen. Jedes Detail erzählt seine Botschaft, wie in Trance vereinen sich viele an sich realistische Eindrücke mit dezenter Kraft zu einem verrückten Traum. Man kann stundenlang vor diesem Gemälde weilen und stets etwas Neues entdecken. Eigentlich markiert dieses Schlüsselwerk Mirós den Beginn des Surrealismus in der Malerei. Man kann wunderbar beobachten, wie in diesem Bild die realistische Darstellung des Landlebens übergeht in abstrakte und dadaistische Motive.

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La Masía, von Joan Miró. Zu Deutsch: Der Bauernhof.

Ernest Hemingway, damals noch ein mehr oder weniger unbekannter amerikanischer Autor in Paris, kauft Mirós Gemälde im Herbst 1925 über den Kunsthändler Léonce Rosenberg. Er möchte das Bild seiner Frau Hadley zum Geburtstag schenken. Der 26-jährige Journalist aus Chicago, in den Anfangsjahren meist klamm, leiht sich den Kaufpreis von 5.000 Franc bei seinem wohlhabenden Freund und Kollegen John Dos Passos.

Als Ernest Hemingway – mit der zweiten Ehefrau Pauline – im Jahr 1928 nach Key West zurück in die USA übersiedelt, kommt Joan Mirós Bild mit. Nach einem weiteren Jahrzehnt und einer weiteren Ehefrau hängt das Gemälde seit 1939 im

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Der schönste Hemingway-Satz: Tristan Tzara

Und einmal kam er dort an einem Café vorbei, da saß dieser amerikanische Dichter mit einem Stapel Unterteller vor sich und einem dummen Ausdruck in seinem Kartoffelgesicht und sprach über die Dada-Bewegung mit einem Rumänen, der sich Tristan Tzara nannte und immer ein Monokel trug und immer Kopfschmerzen hatte, und er kam in die Wohnung zu seiner Frau zurück, die er jetzt wieder liebte, aller Streit vorbei, der ganze Wahnsinn vorbei, er freute sich nur, zu Hause zu sein.
Ernest Hemingway, Schnee auf dem Kilimandscharo

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Ernest Hemingway vernascht Simone de Beauvoir

Das moderne Leben der Simone de Beauvoir – Ernest Hemingway findet es prima.

Auf seiner entlegenen Finca Vigía lebt Ernest Hemingway das Leben, das er sich immer erträumt hat. Der bärtige Amerikaner liebt das kubanische Meer über alles und die Lebensart der Kubaner nicht minder. Das Glück, das er auf Kuba und der Finca Vigía empfängt, möchte er gerne mit anderen teilen.

Häufig kommt Besuch auf sein Anwesen im Süden der kubanischen Hauptstadt, Freunde aus Havanna, oder auch Besuch aus Übersee. In dem langgezogenen Esszimmer bewirtet das Ehepaar die Gäste, hier empfangen Miss Mary und Ernest ihre Freunde, oftmals gänzlich unbekannte Zeitgenossen, aber auch prominente Kollegen und illustre Berühmtheiten. So kommen Jean Paul Sartre und Simone de Beauvoir, Ernest Hemingway ist über Jahrzehnte mit dem französischen Paar gut befreundet.

Nahe gekommen sind der Amerikaner und die Französin sich zu Ende des Zweiten Weltkriegs in Paris. Ernest Hemingway ist bekanntlich ein Kerl, der mitnimmt, was er nur kriegen kann. Keine attraktive Frau bleibt vor ihm sicher. Die Kollegin Simone de Beauvoir, eine kluge französische Autorin und Feministin, vernascht er Ende 1944 auf die Schnelle im Ritz, als er gerade zurück nach Paris von den schrecklichen Kämpfen im Hürtgenwald bei Aachen kommt.

Später macht Ernest sich lustig und parodiert die Philosophin in seinem knuddeligen Französisch. Faut coucher avec Hemingway avant qu’il part un autre fois aux front. Peut etre tuer. Sie sollte rasch mit Hemingway ins Bett steigen, bevor der wieder an die Front geht. Er könnte dort ja getötet werden.

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Ernest Hemingway & Hadley Richardson

Die Hochzeit in Horton Bay, Michigan, am 3. September 1921. Die Schwestern Carol und Ursula, die Braut Elizabeth Hadley Richardson, Bräutigam Ernest Hemingway, Mutter Grace, Bruder Leicester und Vater Clarence (v. l. n. r.); Credit Line: Ernest Hemingway Collection. John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston.

Im Dezember 1921 treffen Ernest und Hadley Hemingway auf dem französischen Atlantikkreuzer Leopoldina in Europa ein. Der 22-jährige Ernest Hemingway und die acht Jahre ältere Elizabeth Hadley Richardson haben drei Monate zuvor im Kreise der Familie in Horton Bay am Lake Michigan geheiratet. Das junge Ehepaar will für einige Jahre im quicklebendigen Paris sein Glück suchen und mietet sich zunächst im Hôtel Jacob et d’Angleterre ein, in der Rue Jacob, im Stadtteil Saint-Germain-des-Prés.

Die rothaarige Hadley ist eine pausbäckige herbe Schönheit und bewundert ihren Ernest, als Ehemann und als Schreiber. Seinen Wunsch, nach Paris überzusiedeln, trägt sie ohne Umschweife mit. Sie hatte ein reizend geformtes Gesicht, und ihre Augen und ihr Lächeln leuchteten bei Entschlüssen auf, als seien es kostbare Geschenke. „Wann sollen wir aufbrechen?“.

Der Sohn John kommt im Oktober 1923 bei einem Aufenthalt in Kanada in Toronto zur Welt. Mit Hadley und Bumby reist der angehende Schriftsteller zurück nach Paris, wo die kleine Familie mittlerweile im Quartier Latin in einer Wohnung in der Rue du Cardinal Lemoine 74 lebt. Es ist eine einfache Wohnung, mit Bad im Zwischengeschoss, sehr preiswert, denn die Familie muss mit dem wenigen Geld haushalten.

Als freier Korrespondent der kanadischen Tageszeitung Toronto Star soll sich Hemingway in Europa umschauen, es ist ein Kontinent, der durchgerüttelt wird von politischen und wirtschaftlichen Erschütterungen. Hadley und Ernest erkunden Europa, sie entdecken Spanien für sich, die Hemingways reisen nach England, in die Schweiz und nach Italien. Der Korrespondent schickt scharfsinnige Reportagen an den Toronto Star aus Griechenland, aus Bulgarien oder aus dem Ruhrgebiet.

Ernest, bei seiner Hochzeit gerade einmal 22 Jahre alt, ist trotz großer Klappe doch ziemlich ahnungslos in Liebesdingen. Die Liebe zu Hadley erfüllt ihn, ebenso die Geburt des Sohnes. Ich habe dich gesehen, Schöne, und jetzt gehörst du mir, auf wen auch immer du wartest, selbst wenn ich dich niemals wiedersehe, dachte ich. Du gehörst mir, und ganz Paris gehört mir, und ich gehöre diesem Notizbuch und diesem Bleistift.

Der junge Ernest Hemingway, seinem strengen Elternhaus entflohen, wird in Frankreich zum

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In den Bergen Österreichs startet Ernest Hemingways Karriere als Autor

Der Weg der großen Namen an der Litz in Schruns. Und Ernest Hemingway startet in der Pole Position.
Foto: W. Stock, Juni 2019

In den Wintermonaten im österreichischen Schruns findet der junge Journalist Ernest Hemingway, zu Ende 1924 noch ohne richtigen Buchverleger, genug Muße, um an seinen Erzählungen und an einigen seiner Kurzgeschichten zu feilen. Schruns war ein guter Platz zum Arbeiten. Ich kann mich nicht erinnern, welche Short Stories ich dort schrieb. Aber es waren mehrere, die alle gut ausfielen.

Der junge Journalist erhält während des Urlaubs im Montafon die ersten Absagen von Verlagen. Ernest ist niedergeschlagen und fällt in eine Depression. Seine Frau Hadley versucht, ihn wieder aufzurichten. Hadley glaubt an mich und das ist mehr als genug, um den Schmerz der Absagen zu überbrücken. Das Schreiben der Stories ist schon schwer genug gewesen, aber noch schwerer war, dass sie abgelehnt wurden. 

Doch Ernest ist kein Mann, der so schnell aufgibt. Sehr geehrter Interessent, bedauerlicherweise müssen wir Ihnen mitteilen, dass Ihre Einsendung nicht unseren verlegerischen Anforderungen entspricht. Der junge Kerl aus Chicago verfügt über ein gesundes Selbstbewusstsein und er weiß, er besitzt Talent und nun ist Beharrlichkeit gefragt. Well fuck ‚em! Ich bedaure, dass Ihr Absagebrief nicht ‚meinen‘ verlegerischen Anforderungen entspricht!

Hadley tröstet ihren Mann und spricht ihm Mut zu. Seine Stories seien einzigartig, eines Tages werde sich schon ein Verleger finden, der die Geschichten druckt, und sie würden ein großartiger Erfolg werden. Und in den Buchhandlungen würde sein Portrait hängen, Ernest mit einem Lächeln und mit einer Pfeife im Mund.

Als die Hemingways im nächsten Winter 1925/1926 wiederum in Schruns urlauben, hat sich Ernests verlegerische Situation aufgehellt. Der bekannte New Yorker Verlag Scribner’s will sein Erstlingswerk veröffentlichen. In Schruns legt der Amerikaner nun letzte Hand an das Manuskript, er hat mit dem Roman über eine Spanien-Reise Ende Juli 1925 in Valencia begonnen und ihn im September in Paris fertiggestellt. Im Winter hat er das Manuskript nach Schruns mitgenommen, um Kürzungen vorzunehmen und ihm den letzten Schliff zu verpassen.

Der Vertrag mit dem Buchverlag ist mittlerweile unter Dach und Fach und im April 1926 endlich lässt er das Manuskript seinem Lektor Max Perkins in New York zukommen. Das Werk erscheint in den USA bei Scribner’s dann im Oktober 1926 unter dem Titel The Sun Also Rises, ein Jahr später wird der Londoner Verlag Jonathan Cape die Erzählung unter dem Titel Fiesta publizieren. 

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Ernest Hemingway bleibt der wohl berühmteste Gast des Montafon. Eine Plakette an der Litz erinnert an die beiden Besuche des Nobelpreisträgers. Foto: W. Stock, Juni 2019

Über die beiden Winter in Schruns wird Ernest Hemingway gesondert in einem anderen Werk ausführlich berichten. Im letzten Kapitel von Paris – Ein Fest fürs Leben hat der Schriftsteller die beglückenden Tage im Montafon liebevoll festgehalten. Paris hat kein Ende, nennt er das Kapitel, und wenn man

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Paul Radkai und das Raubein, das eine Katze krault

Paul Radkai, auf Finca Vigía im Herbst 1949, fotografiert Ernest Hemingway.
Foto: Karen Radkai, by courtesy of Marton Radkai

Paul Radkai, als Pal Laszlo Ratkai 1915 in Budapest geboren, reiht sich ein in die Riege erstklassiger ungarischer Fotografen wie Robert und Cornell Capa, Brassaï oder André Kertész. Wie die meisten seiner Kollegen findet er sein künstlerisches Glück jedoch erst in der Ferne. Als 19-Jähriger wandert Radkai in die USA aus, wo er sich als Journalist und insbesondere als Fotograf einen guten Namen macht.

Zusammen mit seiner Ehefrau Karen schaut Paul Radkai im Herbst 1949 bei den Hemingways auf Kuba vorbei. Eigentlich arbeitet Radkai überwiegend in der Modefotografie, er hat aber auch mit einer Artikelserie für Furore gesorgt, in der er Berühmtheiten wie Virgil Thomson, José Limón oder Rex Harrison in deren Domizil porträtiert. Nun kommt also Ernest Hemingway an die Reihe. Die Chemie zwischen dem Ungar und dem Schriftsteller stimmt von Anfang an.

You have the only lens that shows how many times my nose was broken. Also you have a lovely wife, dankt Hemingway in einem Brief dem Fotografen. Radkais Leica sei so fein, das nur deren Linse zeige, wie oft seine Nase gebrochen worden sei. Und, übrigens, er habe eine liebenswerte Frau. So ist es: Karen Radkai, 1919 geboren und ebenfalls eine bekannte Modefotografin, in den 1950er Jahren für Vogue, beeindruckt als fachkundige und aparte Frau neben ihrem Ehemann.

Ernest Hemingway weiß die Arbeit von Paul und Karen Radkai zu schätzen und er stapelt mal wieder tief. I am not fascinated by my own face but I love to look at Mary’s, schreibt Ernest Tage nach ihrem Treffen an den Fotografen. Von seinem eigenen Gesicht sei er nicht groß fasziniert, aber er schaue jenes von Miss Mary gerne an. Der Artikel mit den Fotos erscheint in Harper’s Bazaar im März 1950 unter dem Titel The Hemingways in Cuba auf den Seiten 172 und 173.

Paul Radkai kitzelt auf seinen Fotografien besonders Ernest Hemingways liebevoller Umgang mit seinen Katzen und den Hunden heraus. An seinem Hund Black Dog hängt Ernests Herz. Der schwarzzottelige Spaniel Black Dog ist ihm zugelaufen in einer Skihütte im Sun Valley in Idaho, halb verhungert und menschenscheu. Der Schriftsteller hat sich des malträtierten Tieres angenommen, den Jagdhund aufgepäppelt und ihn dann mit nach Kuba genommen.

Black Dog kratzt sich, hat der grauhaarige Schriftsteller im September 1956 zu einem Foto in der Zeitschrift LOOK räsoniert, das ihn und seinen schwarzen Hund zeigt, er ist alt geworden und kann weder gut sehen noch gut hören. Aber er hat einen gesunden Appetit und liebt das Leben. Der treue Freund weicht nicht mehr von seiner Seite.

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Den Umschlag von Across the River and into the Trees hat Hemingways Schwarm, die junge Italienerin Adriana Ivancich, gestaltet. Auf dem Rückumschlag findet sich ein Foto von Paul Radkai. Das Raubein Hemingway mit einer kleinen Katze im Arm.

Die Hunde liebt Ernest Hemingway abgöttisch. Als im Jahr 1958 ein Militärkommando des Diktators Batista mitten in der Nacht die Finca Vigía durchkämmt, auf der Suche nach Waffen der Rebellen, und sein Hund Machakos am Tor Wache hält, da wird der gutmütige Hund von einem Soldaten mit dem Gewehrkolben erschlagen. Der Verlust von Machakos trifft den Schriftsteller tief, er fällt in eine schwere Depression.

Wie keinem anderen Fotografen gelingt es Paul Radkai, die Liebe des Ernest Hemingway zu seinen Tieren festzuhalten. Dieser Charakterzug ist

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Alphonse Lévêque erhält den Gruß eines Nobelpreisträgers

Tout le monde travaille. Jedermann arbeitet kräftig. Denn ein schwerer Marlin wird aus dem Ozean auf ein kleines Boot gezogen. In Cabo Blanco, im Norden Perus, wo Ernest Hemingway die Dreharbeiten für die Hollywood-Verfilmung von Der alte Mann und Meer überwacht. Acht Männer befinden sich auf der Miss Texas, um mit Hilfe einer Seilwinde einen wuchtigen Fang aus dem Pazifik zu hieven. Inmitten des Männertrupps: Ernest Hemingway, Sportfischer, Buchautor und Nobelpreisträger.

Der Marlin am Haken ist als schwarz-weißes Foto von dem Begleitboot Pescadores Dos aufgenommen worden und wird später von dem stolzen Schriftsteller auf Französisch signiert. Tout le monde travaille. Ernest Hemingway. Peru. Mai 1956. Der Gruß geht an Alphonse Lévêque, einen Barkeeper auf dem Ozeandampfer Īle de France

Sieben Mal hat Ernest Hemingway auf der Īle de France den Atlantik überquert, auf dem Schiff hat er Marlene Dietrich kennengelernt und mit Humphrey Bogart gefachsimpelt. Abends hat man den prominenten Autor meist an seinem Lieblingsplatz finden können, an der Bartheke des Dampfers. Und dort hat er sich mit dem Barmann Lévêque, einem Franzose vom Jahrgang 1902, angefreundet.

Alphonse Lévêque hat fast sein ganzes Berufsleben auf dem gigantischen Ozeankreuzer gearbeitet, der ab 1927 regelmäßig Le Havre mit New York verbunden hat. Die Īle de France ist ein moderner Liner, in luxuriösem Art déco ausgestattet, das vielleicht schönste Passagierschiff seiner Tage. Lévêque selbst stammt aus einem kleinen Fischerdorf nahe Saint-Nazaire, direkt an der Loire-Mündung. 

Aus dem fernen Cabo Blanco schreibt der Nobelpreisträger nicht an die Großen und Schönen, nicht an die gepriesenen Kollegen oder die hochmögenden Verleger, sondern an

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La Mer

Ernest Hemingway liebt das Meer über alles. Er liebt den blauschimmernden Farbton, den salinischen Geruch, die knospenden Geräusche. Everything about him was old except his eyes and they were the same color as the sea and were cheerful and undefeated. Auf eine anmutige Art und Weise beschreibt Ernest Hemingway den alten Mann Santiago direkt zu Anfang seines Romans. Alles an ihm war alt bis auf die Augen, und die hatten die gleiche Farbe wie das Meer und waren heiter und unbesiegt.

Blaue Augen herrlich und heiter wie das Meer. Das Meer, ebenso wie die Augen eines anständigen Menschen, bleibt unbesiegt. Denn wer, so will man fragen, soll das gewaltige Meer besiegen? Der kleine Mensch kann es nicht, es würde auch keinen Sinn ergeben. Der Mensch sollte das Meer vielmehr als einen guten Freund gewinnen. Denn das Meer kann dem Menschen aufzeigen, wo Maß und Mitte zu finden sind und, wenn man viel Glück hat, kann das Meer auch den richtigen Weg durchs Leben weisen.

Das Meer, wenn man es als Freund annimmt, schenkt einem viel und belohnt fürstlich. Das größte Geschenk des Meeres ist, es lässt einen zur Besinnung und zur Einkehr kommen, es zeigt den Weg auf zu einem selbst, man vermag zu erkennen, was einem wohltut und was zuträglich ist. Das Meer, wenn man tief in sich hinein horcht, hilft dem Menschen, den eigenen Mittelpunkt zu erspüren.

Das Meer macht den Menschen menschlicher, Ernest Hemingway hat es selbst wahrgenommen. Als er Der alte Mann und Meer schreibt, diese fast alttestamentarische Parabel über den Menschen und die Schöpfung, da fehlen wie von einem Wunder weggeblasen auf einmal all die Zynismen und Spötteleien, die sich früher in sein Werk eingeschlichen haben.

Ein Franzose – Charles Trénet – hat  kurz nach der Befreiung Frankreichs eine musikalische Ode an das Meer komponiert, dessen Solennität so etwas wie die Hymne gallischen Stolzes erzeugt.

La mer
Au ciel d’été confond
Ses blancs moutons
Avec les anges si purs
La mer bergère de l’azur infinie
Et d’une chanson d’amour
La mer
A bercé mon coeur pour la vie

Am blauen Meer wird des Menschen Herz

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