Die Hochzeit in Horton Bay, Michigan, am 3. September 1921. Die Schwestern Carol und Ursula, die Braut Elizabeth Hadley Richardson, Bräutigam Ernest Hemingway, Mutter Grace, Bruder Leicester und Vater Clarence (v. l. n. r.); Credit Line: Ernest Hemingway Collection. John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston.

Im Dezember 1921 treffen Ernest und Hadley Hemingway auf dem französischen Atlantikkreuzer Leopoldina in Europa ein. Der 22-jährige Ernest Hemingway und die acht Jahre ältere Elizabeth Hadley Richardson haben drei Monate zuvor im Kreise der Familie in Horton Bay am Lake Michigan geheiratet. Das junge Ehepaar will für einige Jahre im quicklebendigen Paris sein Glück suchen und mietet sich zunächst im Hôtel Jacob et d’Angleterre ein, in der Rue Jacob, im Stadtteil Saint-Germain-des-Prés.

Die rothaarige Hadley ist eine pausbäckige herbe Schönheit und bewundert ihren Ernest, als Ehemann und als Schreiber. Seinen Wunsch, nach Paris überzusiedeln, trägt sie ohne Umschweife mit. Sie hatte ein reizend geformtes Gesicht, und ihre Augen und ihr Lächeln leuchteten bei Entschlüssen auf, als seien es kostbare Geschenke. „Wann sollen wir aufbrechen?“.

Der Sohn John kommt im Oktober 1923 bei einem Aufenthalt in Kanada in Toronto zur Welt. Mit Hadley und Bumby reist der angehende Schriftsteller zurück nach Paris, wo die kleine Familie mittlerweile im Quartier Latin in einer Wohnung in der Rue du Cardinal Lemoine 74 lebt. Es ist eine einfache Wohnung, mit Bad im Zwischengeschoss, sehr preiswert, denn die Familie muss mit dem wenigen Geld haushalten.

Als freier Korrespondent der kanadischen Tageszeitung Toronto Star soll sich Hemingway in Europa umschauen, es ist ein Kontinent, der durchgerüttelt wird von politischen und wirtschaftlichen Erschütterungen. Hadley und Ernest erkunden Europa, sie entdecken Spanien für sich, die Hemingways reisen nach England, in die Schweiz und nach Italien. Der Korrespondent schickt scharfsinnige Reportagen an den Toronto Star aus Griechenland, aus Bulgarien oder aus dem Ruhrgebiet.

Ernest, bei seiner Hochzeit gerade einmal 22 Jahre alt, ist trotz großer Klappe doch ziemlich ahnungslos in Liebesdingen. Die Liebe zu Hadley erfüllt ihn, ebenso die Geburt des Sohnes. Ich habe dich gesehen, Schöne, und jetzt gehörst du mir, auf wen auch immer du wartest, selbst wenn ich dich niemals wiedersehe, dachte ich. Du gehörst mir, und ganz Paris gehört mir, und ich gehöre diesem Notizbuch und diesem Bleistift.

Der junge Ernest Hemingway, seinem strengen Elternhaus entflohen, wird in Frankreich zum Bonvivant, er genießt das schöne und leichte Leben der Kulturmetropole. Paris, die Stadt bleibt für Ernest Hemingway zeitlebens der Tempel des Geistesleben und der wilde Hunger auf das Leben allgemein. Paris wird jener wahrgewordene Traum, den er immer geträumt hat. Ernest und Hadley sind arm, aber glücklich in der Stadt an der Seine.

Doch während eines Winterurlaubs in Schruns beginnt Ernest Hemingway eine heiße Affäre mit dem amerikanischen Model Pauline Pfeiffer. Es ist nicht sein erster Seitensprung. Ein launiger Ernest Hemingway hintergeht hundsgemein seine Ehefrau, der notorische Schürzenjäger setzt seine Ehe mit der liebenswerten Hadley, mit seiner großen Liebe, wie ein Idiot voll in den Sand. Hadley lässt sich von Ernest scheiden.

Im Januar 1927 geht die Scheidung durch. Als Abfindung überlässt der Schriftsteller seiner ehemaligen Frau die Tantiemen aus dem ersten großen Erfolg The Sun Also Rises. Das Werk ist in den USA bei Scribner’s im Oktober 1926 erschienen, es ist das erste richtige Buch Hemingways. Der Roman, in manchen Ländern wird er unter dem Titel Fiesta publiziert, steht am Anfang seiner Weltkarriere. 

Nach der Scheidung von Ernest heiratet Hadley im Jahr 1933 den Journalisten Paul Mowrer, den Korrespondenten der Chicago Daily News in Paris. Ernest kennt Mowrer aus der Pariser Zeit als umgänglichen Zeitgenossen. Die Ehe mit Paul Mowrer hält bis zum Schluss, der neue Mann kümmert sich vorbildlich um Bumby, den Hadley mit in die Ehe bringt.

Hadley geht mit ihrem neuen Ehemann zurück in die USA, nach Chicago. Nach einem reichen Leben und einer glücklichen Ehe stirbt Hadley Richardson am 22. Januar 1979 in Lakeland, Florida. Sie wird in New Hampshire auf dem Chocorua Cemetery in Tamworth begraben. Bis zu ihrem Ableben erhält sie die Tantiemen von The Sun Also Rises, ebenso wie die von der Verfilmung. An Ernest Hemingway hegt Hadley bis zuletzt eine liebevolle Erinnerung, ganz ohne Groll.

 

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