Am 5. November schlagzeilt Havannas Tageszeitung El Mundo stolz: Von seiner Europareise zurück – Hemingway unterstützt die Revolution. Ernest Hemingway und Fidel Castro – ein neues Traumpaar?

Die Unterstützung des bärtigen Amerikaners und Nobelpreisträgers würde dem revolutionären Regime gut in den Kram passen. Doch die Wirklichkeit zeigt sich vielschichtiger. Nach einer ersten romantischen Phase sieht Ernest Hemingway die kubanische Revolution kritisch. Er merkt, wie er instrumentalisiert wird. Und wie sich so mancher Revolutionär in seiner Sonne hell bescheinen lässt.

Hemingways Haltung zur Revolution bleibt ambivalent. Zu Fidel Castro hält er eine gesunde Distanz. Auch wegen Manolo Castro. Manolo, ein enger Freund Hemingways seit dem Spanischen Bürgerkrieg, wird am 22. Mai 1948  von Kugeln durchsiebt auf einer Strasse in Habana Vieja gefunden. Hemingway verdächtigt die Rebellen der Tat.

Natürlich hat Ernest Hemingway, eigentlich ein unpolitischer Mensch, nicht die volle Tragweite der Revolution begreifen können. Aber er sieht Leute wie Fulgencio Batista, den feisten Diktator, und daneben den jungen Rechtsanwalt Fidel Castro. Hemingway weiß dann intuitiv, auf welcher Seite er zu stehen hat.

Aber man sollte zwei Sachen nicht vermengen. Kuba und Castro. Hemingways Haltung zu Kuba geht über alles Politische hinaus. Hemingway liebt Kuba. Ich lebe auf Kuba. In Politik mische ich mich nicht ein. Ich bin ein Schriftsteller, und ein Schriftsteller braucht einen Platz, um zu schreiben. Mein Platz ist Kuba.

Als Fidel Castro und seine Revolutionäre in Havanna einziehen, am 2. Januar 1959, da weilt Ernest Hemingway bereits in Ketchum, im gebirgigen Norden der USA, das sein letzter Wohnort werden sollte. In jenen Tagen ruft die New York Times den Autor in Ketchum an und will wissen, was er denn von den Vorgängen auf Kuba halte. Doch der Autor erwähnt weder Batista noch Castro. Er sagt bloss: Dem kubanischen Volk wünsche ich das beste.

Einige Wochen im Sommer 1959 verbringt Ernest Hemingway in Spanien, auf seiner letzten Reise. Als er in Málaga, auf einem Fest, auf Fidel Castro und Kuba angesprochen wird, sagt der Schriftsteller nur, Ya perdí el corazón. Mein Herz ist verloren. Von Kuba, und wohl auch von dieser Welt.

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