1. Ernest Hemingway hat keine Universität besucht.
Direkt von der High School in Oak Park bei Chicago geht es für den jungen Hemingway zur Tageszeitung 'Kansas City Star'. Ohne Studium. Trotzdem entwickelt er einen neuen Schreibstil. Vielleicht gerade deshalb.
« von 10 »

Der fortwährende weltumspannende Radau um seine Person zeigt: Ernest Hemingway lebt. Obwohl er doch schon so lange tot ist. Wahrscheinlich ist dieser Mann deshalb nicht kaputtzukriegen, weil er nicht nur wie ein Titan schreibt, sondern weil er zudem ein ziemlich buntes Leben vorzuweisen hat. Seine Person und sein Tun kann man von seinem Werk nicht trennen. Er lebt wie eine seiner Romanfiguren und er stirbt auch so. 

Er hat seinen Standpunkt in aller Deutlichkeit in Der alte Mann und das Meer niedergeschrieben, und sein Ratschlag wird sogar auf T-Shirts und Kaffeetassen gedruckt. „Aber der Mensch darf nicht aufgeben“, sagte er. „Ein Mann kann vernichtet werden, aber nicht besiegt.“ So lautet seine wesentliche Botschaft an alle Menschen, die gegen die Widrigkeiten des Lebens kämpfen. A man can be destroyed but not defeated. Auch er wird kämpfen, solange noch Hoffnung da ist. 

Warum hat dieser Nobelpreisträger von 1954 solch tiefe Spuren hinterlassen, während man sich an die Namen anderer Nobelkollegen jener Jahre kaum mehr erinnern kann? Selbst Leute, die sonst keine Leseratten sind, kennen und schätzen ihn, erliegen der Faszination seiner Stories und seines Lebens. Dieser Schriftsteller ist fasziniert vom Menschen und die Menschen von ihm.

Das macht den Unterschied zu anderen aus, auch mit seiner Lebensgeschichte hat uns dieser Erzähler gepackt. Es macht ihn einzigartig unter allen Kollegen, Ernest Hemingway belässt es nicht beim Erzählen. Er schreibt nicht nur über das Auf und Ab des Lebens in seinen Büchern, sondern er stellt dem geneigten Publikum die Zerrissenheit der menschlichen Existenz unter Entblössung der eigenen Biografie ins Schaufenster des Weltpublikums.

Wenn man diesem Schriftsteller an den Fersen klebt, dann bekommt man über die Jahre überaus Kurioses zu Gesicht. Wanduhren, Kaffeebecher, Spazierstöcke, Sonnenbrillen, Seife, Rum-Sorten und Schnaps-Variationen, wo der Name Hemingway draufsteht. Auch wenn der Rummel um den Meister mitunter arg überzogen wirkt, so beweist er doch eines: Dieser Kerl, der sich am Ende selbst erschossen hat, ist einfach nicht kleinzukriegen. 

Er hat von der Unsterblichkeit geträumt. Ein wenig hat er sie ja auch bekommen. Weltweit lässt sich wohl kein zweiter Autor finden, dem mehr Denkmäler, Büsten, Plaketten, Briefmarken, Poster und – natürlich – Kneipen gewidmet sind, wie diesem alten Windbeutel aus Oak Park bei Chicago. Man taucht also ein in eine bunte Welt. 

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