El floridita, Havanna/Kuba, im August 2015; Photo by J. Stock

El Floridita, Havanna auf Kuba, im August 2015; Photo by J. Stock

Als ich das erste Mal das El Floridita aufsuchte – man schrieb den April 1983 – da war das El Floridita noch das El Floridita. Eine grandiose Bar im dunklen Regency-Stil, mit diesem langen geschwungenen Bartresen, alles dezent, vornehm und doch irgendwie voller karibischer Heiterkeit.

Den Daiquirí bekam man fröhlich rüber geschoben und es war vielleicht der beste Daiquirí, der meinen Gaumen kitzelte. Man konnte eine Stunde in der Bar sein, oder auch zwei, man hatte seine Ruhe, wenn man wollte, oder auch mit anderen fröhlich sein. Die Bar war so, wie eine gute Bar sein sollte und auch der Kommunismus funktionierte damals so einigermaßen.

Das El Floridita war bei meinem Besuch 1983 nicht voll und auch nicht leer. Ein Dutzend Menschen waren drin: kubanische Geschäftsleute, ein paar Müßiggänger, sonstige Schluckspechte und ich.

Von Touristen und auch von Ernest Hemingway war wenig zu sehen. Hemingways war irgendwie präsent, dies aber nicht aufdringlich. Ein Gast unter vielen. So hätte er es gemocht, ohne Rummel. Dazu war ihm dieser Ort zu heilig, denn hier spürte man den Hauch des Ewigen. Bodeguita, du bleibst, ich gehe!, schrieb der kubanische Autor Leandro García an die weiße Wand einer anderen Hemingway-Kneipe, der La Bodeguita del Medio. Du bleibst, ich gehe. So funktioniert das Leben.

Heute ist La Bodeguita nicht mehr La Bodeguita und El Floridita nicht mehr El Floridita. Und auch der Kommunismus ist nicht mehr das, was er einmal war. MY DAIQUIRI… EN EL FLORIDITA steht draußen groß als Reklame, dann seine Unterschrift, Ernest Hemingway.

Das El Floridita verhunzte sich zum Ernest Hemingway- Rumsschuppen. Draußen, drinnen – das Getöse um den Schriftsteller wirkt unerträglich. Und so sieht man heute nur noch Touristen in der Bar. Für Einheimische ist der Daiquirí hier eh zu teuer.

Und so kommt es, wie es kommen musste. Die Fassade ist zu einer Reklamewand gewandelt und auch im Inneren hat El Floridita seine Seele verloren. Da braucht das sozialistische Kuba des Raúl Castro nicht mehr zu warten bis McDonald’s und Kollegen auf die Insel kommen, wenn man das Tamtam eh schon selber veranstaltet.

Das alles ist schlimm und schwer zu ertragen und es hätte dem Ernest Hemingway nicht gefallen. Der Rummel nicht und die Profanierung schon gar nicht. Dass man seine Seele verkauft, wem kann das gefallen? An wen auch immer.

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