Johann Wolfgang von Goethe. 1749 in Frankfurt am Main – 1832 in Weimar.

Johann Wolfgang von Goethe und Ernest Hemingway laufen sich im Autoren-Himmel über den Weg und kommen ins Gespräch.

Ernesto, Du siehst blass aus.
Ich war gestern Nacht an der Bar mit Bukowski. Der Kerl kann saufen wie vier Bauarbeiter.
Du solltest es beim Valpolicella belassen, ich trinke jeden Abend ein Gläschen und halte mich jung.
Eine Flasche Valpolicella nehme ich zum Mittagessen, Johann. Abends brauche ich Johnny Walker.
Hast Du schon gehört, gestern haben sie Carlos Ruiz Zafón aus Barcelona aufgenommen.
Wirklich? Guter Schreiber, aber lausiger Trinker.
Man munkelt, er habe die Aufnahmeprüfung nur knapp bestanden.
Die sind in letzter Zeit strenger als früher.
Hast Du schon einen Blick in die heutige Presseschau geworfen, Ernesto? Wieder nichts über mich.
Johann, Du bist doch so oder so der Größte.
Über Dich wieder mengenweise. Heute heben sie Hemingways Welt hervor, ein Internet-Portal aus München, das sein zehnjähriges Jubiläum feiert.
Da steht derselbe Blödsinn drin wie in all den anderen Sachen.
Ernesto, ich wäre froh, wenn ein Blogger 500 Artikel nur über mich schreiben würde.
Ein Sesselpupser, dieser Blogger.
Aber er reist doch Deinen Lebensstationen nach und schaut an den Schauplätzen weltweit nach Spuren.
Selten dämlich! Wie kann man nur so viel Geld ausgeben?
Aber das ist ein studierter Mann, der Tom Wolfe kennt ihn, er war mal sein Verleger in Deutschland.

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Ernest Miller Hemingway. 1899 in Oak Park/Chicago – 1961 in Ketchum/Idaho. Grafik: Raúl Villarreal.

Johann, ich sag’s dir frei heraus: Ich mag diese Eierköpfe von Akademikern nicht.
Ich lese Hemingways Welt gerne, Ernesto, ich habe viel über Dich erfahren. Einmal, so hat er geschrieben, hättest Du an einem Tag drei Frau vernascht.
Was für ein kleiner Spießer, dieser Blogger!
Trotzdem Respekt, Ernesto, drei Frauen, das habe ich nicht vollbracht.
Um ehrlich zu sein, Johann, es war nicht nur einmal, ich habe es gleich mehrmals geschafft.
Über Schnee auf dem Kilimandscharo schreibt er, es sei die beste Kurzgeschichte aller Zeiten.
Ausnahmsweise hat er da recht. Obwohl Der Unbesiegte gefällt mir auch nicht schlecht. Eigentlich ist ja so ziemlich alles von mir Spitze. 
Der Blogger hat sogar eine Biografie über dich geschrieben.
Ich hab‘s gelesen, hat mir nicht gefallen. Er hat mich darin als ‚alten Windbeutel‘ bezeichnet. Was bedeutet ‚Windbeutel‘ in Eurer Sprache, Johann?
Ein Windbeutel ist ein Sprücheklopfer. Aber hier ist es liebevoll gemeint, so als eine Art sympathischer Tausendsassa.
Tausendsassa. Windbeutel. Ihr habt so schöne Wörter im Deutschen, die Idiot meinen können, aber auch das Gegenteil.
Schau mal, auf Seite 339 Deiner Biografie schreibt er: In Würde verlieren. Darum geht es Ernest Hemingway. Ich finde, er hat den Kern Deiner Bücher genau getroffen, Ernesto.
Papperlapapp. Wenn dieser Blogger von ‚Hemingways Welt‘ mir einmal über den Weg läuft, dann kriegt er meinen kräftigen linken Haken zu spüren. Und kräftig in die Weichteile.

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