Nach dem Spanischen Bürgerkrieg reift in Ernest Hemingway der Wunsch, sich auf Kuba für immer niederzulassen. Die Insel liegt weit genug von seiner Ehefrau Pauline und den Vorhaltungen der Familie. Doch seine Geliebte Martha Gellhorn hat schnell genug von dem tristen Doppelzimmer im Hotel Ambos Mundos und entdeckt in einer kubanischen Tageszeitung die Annonce zur Anmietung eines herrschaftlichen Gutshauses außerhalb von Havanna.
Finca Vigía, ein Landgut gut 15 Kilometer südlich vom Zentrum Havannas gelegen, wird ab Mai 1939 das neue Zuhause des Liebespaares. Ein paar Monate später kauft Ernest Hemingway das entlegene 15 Hektar große Anwesen für 18.500 Dollar. Die gewandte Martha lässt das heruntergekommene Haus renovieren und behaglich einrichten. Dies hält die zielstrebige Frau allerdings nicht davon ab, weiterhin als Reporterin um die Welt zu düsen.
Sie schaut sich in Nazi-Deutschland um, die umtriebige Journalistin besucht Portugal, Prag, England, Finnland, sie reist nach Asien, nach Burma und Singapur, unermüdlich schreibt sie ihre Artikel. Der Liebhaber Ernest Hemingway kriegt seine Angebetete monatelang nicht zu Gesicht. Trotz ihrer zappeligen Liebesbeziehung, die sie nun schon vier Jahre mit Aufs und Abs erleben, beschließen Ernest Hemingway und Martha Gellhorn, zu heiraten.
Am 4. November 1940 wird die Scheidung von Pauline beurkundet, am 21. November heiraten die beiden vor einem Friedensrichter in Cheyenne, Wyoming. Beruflich bleibt Martha nach wie vor viel unterwegs, Guam, die Philippinen, überall wird die attraktive Frau von Ernest Hemingway hofiert wie eine Filmdiva. Martha ist immens fleißig, sie schreibt viel und publiziert Bücher, insgesamt 20 an der Zahl.
Die Finca Vigía auf Kuba bildet zwar den Lebensmittelpunkt des Paares, obwohl Martha Gellhorn ohne Pause in der Weltgeschichte herumturnt, meist ohne ihren Ehemann. Sie nimmt ihre Akkreditierungen ernst und bleibt oft wochen- und monatelang weg aus Kuba. „Are you a war correspondent, or the wife in my bed?“ Bist Du Kriegsberichterstatter oder die Frau in meinem Bett?, schreibt Ernest Hemingway ihr 1943 nach Italien, von wo sie aus dem Zweiten Weltkrieg berichtet.
Auch Ernest Hemingway geht ebenfalls nach Europa und berichtet getrennt von seiner Ehefrau aus dem Krieg. Am 24. Dezember 1944 bei einem Weihnachtsdinner im luxemburgischen Rodenbourg, das ein Oberst des 22. Regiments in bester Absicht organisiert hat, treffen beide Eheleute aufeinander. Das Abendessen endet im Desaster: Hemingway und Gellhorn keifen sich an, er beleidigt sie vor Publikum und spricht ihr schreiberisches Talent ab. Die Ehe zwischen Ernest und Martha ist nun endgültig am Ende, die Scheidung erfolgt im Dezember 1945.
Nach der Trennung von Ernest Hemingway adoptiert Martha Gellhorn im Jahr 1949 aus einem italienischen Waisenhaus den Jungen Sandy. Doch die Mutterrolle ist nicht das Ding der agilen Journalistin, nach kurzer Zeit lädt sie den Adoptivsohn bei Verwandten in New Jersey ab. Sie arbeitet nun für das US-Magazin Atlantic Monthly und berichtet über den Krieg in Vietnam und die israelisch-arabischen Auseinandersetzungen in den 1960er Jahren. Später reportiert sie aus den Bürgerkriegen in Mittelamerika und von der US-Invasion in Panama im Jahr 1989.
Martha Gellhorn bleibt eine unerschrockene Kriegskorrespondentin und erfolgreiche Buchautorin. Sie wird zu einer Ikone der Frauenbewegung, als Prototyp einer unabhängigen und neugierigen Frau. Ihre klugen Beobachtungen und ihr empathischer Schreibstil rufen bei Lesern wie in der Fachwelt höchste Bewunderung hervor. Bis zuletzt berichtet sie von den Brennpunkten der Welt. Halbblind und unheilbar an Eierstockkrebs erkrankt, bringt Martha Gellhorn sich im Alter von 89 Jahren am 15. Februar 1998 in ihrer Londoner Wohnung um, mit einer Kapsel Cyanid.
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