Das Haus der Hemingways in Ketchum, Idaho;
Photo by W. Stock, 2018.

Das abgeschiedene Landhaus ist im Nordwesten außerhalb der Stadt in einen grünen Hügel eingebettet. Die Straße besitzt keinen Namen, es ist die Verlängerung des East Canyon Run Boulevards, früher standen hier keine Gebäude, heute heißt der feine Stadtteil Warm Springs Neighborhood. Unter einem Holztorbogen, wie auf einer Ranch im ländlichen Amerika üblich, steht dann irgendwann Private Road auf einem abschreckenden Schild.

Man muss einen unbefestigten Weg steil hinauffahren bis man dann auf die Anhöhe zum ersten Haus auf dem Schotterweg kommt. Man kann das Auto im Vorhof parken und über den Hintereingang in das Hemingway House eintreten. Der Haustürschlüssel liegt bei Jenny, der Direktorin der Ketchum Community Library. Und die rückt ihn im Normalfall nicht heraus.

Das große Haus, von weitem sieht es wie aus Holz gebaut aus, ist aus massivem holzfarbenen Zement. Alles scheint hochwertig und doch kein Protz, das Anwesen ist zweckmässig und harmonisch in die raue Natur eingepasst. Der Baustil gleicht dem der Sun Valley Lodge, möglicherweise wurde es vom selben Architekten konzipiert mit dem gleichen Baumaterial.

Das Haus selbst besteht aus drei Ebenen, der Wohnebene von vielleicht 80 Quadratmetern, darüber das Obergeschoss in gleicher Höhe und einem Basement von etwa 60 Quadratmetern. Das Grundstück geht bis weit hinunter zum Big Wood River, insgesamt über drei Hektar Land, eine Meile Flussbreite gehört zum Grundstück, einem der größten in ganz Ketchum.

Das Untergeschoss, das innenläufig über eine schmale Treppe mit der Diele im Wohngeschoss verbunden ist, diente als Carport, Abstellraum und zur Aufbewahrung der Jagdwaffen. Die meisten Besucher nehmen jedoch vom Garten aus die breite Außentreppe, die im rechten Winkel ins Hauptgeschoss führt. Es sind gut zwanzig Stufen, bis man von außen die Hauptetage mit der Außenterrasse erreicht.

Um das Haus herum wurde eine mit grünem Holzgeländer geschützte schmale Terrasse gebaut, auf der Holzbänke stehen. Über das Vestibül mit tiefem Sattelvordach gelangt man ins Haus. Dieses quadratische Vestibül, es mag vielleicht gerade mal drei Quadratmeter groß sein, ist der entry way, diente damals als Haupteingang zum Haus, hier wurden die Mäntel und Jacken abgelegt.

Vom Vestibül aus kommt man direkt ins Wohnzimmer, dessen kräftige Farben einen sofort ins Auge fallen. Die Wohnzimmerfront mit den beiden Panoramafenstern gibt einen grandiosen Blick frei auf das Dorf, den Johnstone Peak mit dem hohen Gipfel im Osten und den im Tal fließenden Big Wood River. Das Fleetwood TV und ein Radio, gute Gerätschaft aus den 1950er Jahren, sowie eine Filmleinwand, die von einem Projektor über eine Klappe aus dem Vestibül gesteuert wird, lassen vermuten, dass hier neugierige Medienmenschen gelebt haben. Ein offener Kamin, kleine Bücherborde und die einladende Couchgarnitur mit Tisch auf dem groben weißen Teppichboden strahlen ein gediegenes Wohlgefühl aus. 

Vom Wohnzimmer aus gelangt man in die Küche. Ein Esstisch mit Stühlen in der Mitte, darum herum zur Wand die Küchengeräte aufgereiht, zwei mechanische Backöfen, der riesige Hotpoint Refrigerator, ein paar Wandschränke. Am Ende der Küche findet man einen kleinen Hauswirtschaftsraum mit Waschkammer und Waschmaschine, gegenüber liegt der obere Hauseingang.

Der Back Entrance vorgelagert ist ein kleines Guest House für Besuch. Ab und an benutze der Hausherr es als Writing Cottage, heute dient die Laube als Rumpelkammer. Über den Hintereingang des Hauses wurden die Waren angeliefert, der Abfall entsorgt, noch heute stehen hier in einer Außennische die Mülltonnen.

Ins Obergeschoss gelangt man über eine Treppe am nordwestlichen Ende des Wohnzimmers. Im Obergeschoss befinden sich die Schlafzimmer und die Bäder. Zur Linken kommt zuerst das Master Bedroom, es war Miss Marys Schlafgemach, mit einem breiten King Bed und mit Blick zum Big Wood River, dazu ein greller roter Teppichboden. Mary Schlafzimmer besitzt einen Kamin und ein komfortables en suite Bad mit Dusche.

Ernests Schlafzimmer auf der rechten Seite des Geschosses, mit Blick auf den Bald Mountain, diesen 2.800 Meter hohen Gipfel im Osten, ist wesentlich kompakter. Ein Queen Bed, eigentlich zu schmal für den ehemaligen Benutzer, steht in dem Raum, davor ein kleiner Schreibtisch mit eine Royal-Schreibmaschine darauf. Auch im Schlafzimmer des Hausherrn findet sich ein Badezimmer en suite, karger als bei Mary, aber zweckdienlich.

Es ist insgesamt ein geräumiges, aber kein großtuerisches Haus, in dem Ernest Hemingway die letzten beiden Lebensjahre verbrachte. Vor allem ist es die umgebende Landschaft, die dem Haus seine Qualität gibt. In diesem einsamen Haus in den entlegenen Bergen Idahos, weit weg von den vorlaut plappernden Städten und dem neumodischen Firlefanz, sucht ein gealterter Ernest Hemingway seine Versöhnung mit sich und der Natur.

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