Die Söhne tragen ihr Päckchen auf der Schulter, aber selbst den Enkeln ergeht es nicht viel besser. Auch auf der dritten Generation von Ernest Hemingway liegt der Fluch. Jacks Töchter Margot Louise, die alle Margaux nennen, und Mariel leiden ebenfalls unter dem Ruhm ihres Großvaters.
Die schöne Margaux bleibt zeitlebens immer nur die Enkelin des großen Ernest Hemingway. Sie macht sich einen Namen als gefeiertes Photomodel, Vogue, Cosmopolitan oder Playboy, die großen Adressen rauf und runter.
Wenn sie sich allerdings als Schauspielerin einen kleinen Patzer leistet, als Modell nicht das Idealmaß mitbringt, sich im Fernsehen verhaspelt, so wird all dies nachsichtig belächelt. Sie ist halt die Enkelin vom Alten, guter Name, Schwamm drüber.
Auch Margaux mag irgendwie keine eigene Persönlichkeit entwickeln. Kein Mann, keine Kinder, keine richtigen Freunde. Margaux torkelt hin und her zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Und es kommt, wie es kommen musste. Alkohol, Drogen, Depression. Ketchum Cemetery, Friedhof von Ketchum. Wie der Großvater. Und wie der Vater.
Und da gibt es noch Mariel. Ja, die kleine, hübsche, blonde Mariel. Sie wird im selben Jahr geboren, als ihr Großvater seinem Leben ein Ende setzt. Und Mariel kommt auch dort zur Welt, wo sich Ernest Hemingway das Leben nimmt. Mariel Hemingway, die Tochter von Jack und Enkelin von Ernest, wird am 22.November 1961 in Ketchum geboren. Ob das verbindet?
Mariel Hemingway hat eine Laufbahn als Schauspielerin eingeschlagen. Sie spielt in einem meiner Lieblingsfilme mit, in Manhattan von Woody Allen. Sie ist da so jung und süß anzusehen, so zerbrechlich wie ein vom Himmel gefallener Engel, zart wie ein Rehlein. Ein Kontrapunkt zu ihrem raubeinigen Großvater.
Mariel Hemingway ist eine gute Schauspielerin und eine gute Geschäftsfrau obendrein. Zusammen mit ihrem Ehemann Stephen Crismant betreibt sie eine Kette von Luxus-Restaurants mit vegetarischer Ausrichtung. Sie wohnt ganz in der Nähe ihres Großvaters. Im Sun Valley, in den Bergen Idahos.
Sie hat nie den Ehrgeiz entwickelt, eine feste Größe in Hollywood zu werden. Das ist ziemlich schlau. Sie hat mehr, als man beim Namen Hemingway erwarten darf: eine nette Familie, eine gute Ehe, zwei propere Töchter.
Übrigens, Mariel, so heißt auch ein Hafen auf Kuba. Von Mariel aus startete Ernest gerne manche Angeltour. Und Margaux hieß Ernest Lieblingswein, der vom Chateau. Da ist sie wieder, diese literarische Hybris der Hemingways und die weltmännische Verklärung. Verdammt noch mal, ist denn den Enkelinnen in dieser Familie nicht einmal der eigene Vorname vergönnt!
Petra Kock
Hallo Herr Stock, manchmal frage ich mich, warum ich ständig Kontakt mit solchen Seelen habe. Kontakt meine ich auch, dass ich bestimmte Artikel, Bücher oder Bilder finde und dann nicht mehr davon los komme.
Ernest Hemingway lässt mich nicht los. Ein Seelenverwandter würden „wir“ Betroffenen es nennen.
Danke für Ihre wundervolle Reise und den Einblick zu diesem „Mann“.
Der Kopf ist schon ein undurchsichtiges Universum. Ich kann ihn aber verstehen.
Danke