Auf den Fersen von Ernest Hemingway

Schlagwort: Madrid

Ernest Hemingway im Spanischen Bürgerkrieg

Ernest Hemingway mit dem niederländischen Dokumentarfilmer Joris Ivens und Soldaten im Spanischen Bürgerkrieg 1937. Credit Line: Ernest Hemingway Collection. John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston.

Dem Spanischen Bürgerkrieg steht Ernest Hemingway anfangs gespalten gegenüber. Er mag zunächst weder für die Putschisten noch für die Loyalisten Partei ergreifen, denn er besitzt Freunde in beiden Lagern. Doch dann sagt ihm sein Instinkt, wo in Spanien seine politische Heimat zu finden ist: auf der Seite der einfachen Menschen, bei den liberalen und linken Bürgern und an der Seite all jener, die sich aufrichtig zur gewählten Regierung verhalten.

Als ihm die North American Newspaper Alliance (NANA), ein Zeitungssyndikat von 50 großen Tageszeitungen, den Job als Berichterstatter in Spanien anbietet, ergreift Ernest Hemingway die Gelegenheit und lässt sich als Kriegskorrespondent akkreditieren. Insgesamt viermal wird er in den Bürgerkrieg nach Spanien reisen, meist bleibt er jeweils ein, zwei Monate. Der Schriftsteller wird in jener Zeit mehr als bloßer Beobachter sein, das Herz des Amerikaners pocht für die Seite der linken Republik. 

Im Frühjahr 1937 trifft der amerikanische Autor zum ersten Mal in Kriegsspanien ein. Die spanische Gesellschaft ist schon seit Jahrzehnten aufgewühlt und nun haben sich die sozialen und politischen Konflikte im Bürgerkrieg entladen. Die Putschisten massakrieren den politischen Gegner auf brutalste Weise und ein linker Mob zündet Klöster und Kirchen an und verbrennt Nonnen und Priester bei lebendigem Leib. Dieser von beiden Seiten gnadenlos geführte Bürgerkrieg ist der Kampf der zwei Spanien, der Riss geht durch viele Familien.

Das restaurative Militär unter dem General Francisco Franco, der katholische Klerus, andalusische Latifundistas, die monarchistischen Carlisten und das konservative Bürgertum finden sich auf der putschenden Seite zusammen. Die Republik wird verteidigt von fortschrittlichen Liberalen und von linken Kräften aller Couleur, von Sozialisten, Kommunisten, Trotzkisten und Anarchisten. Und von Separatisten, die zudem für die Unabhängigkeit ihrer Region kämpfen. 

Im Hotel Florida an Madrids Plaza de Callao hat Ernest Hemingway seit Mitte März 1937 das Zimmer 108 bezogen. Schon ein Autor von Weltruf, wird der NANA-Reporter in der spanischen Hauptstadt mit seltenen Privilegien hofiert. Hemingway kann über ein Auto mit Fahrer verfügen, er erhält trotz der Mangelwirtschaft ausreichend Benzin, und er darf ohne Einschränkungen die verschiedenen Frontabschnitte bereisen. Wie ein Feldherren beobachtet der Schriftsteller, hoch zu Pferd, die Frontlinie vor Madrid.

Im Hotel Florida tummeln sich die ausländischen Journalisten und Sympathisanten der Loyalisten. Antoine de Saint-Exupéry wohnt dort, man trifft dort den Maler Luis Quintanilla, der als Geheimdienstchef der Republik in Südfrankreich dient. Ebenso geht dessen Bruder Pepe Quintanilla, der Chef der Geheimpolizei in Madrid, in dem luxuriösen Hotelkomplex ein und aus. Hemingway trifft den Auslandskorrespondenten der New York Times, Herbert Matthews, die Schriftstellerin Lillian Hellman ebenfalls, so wie seinen Freund und Kollegen John Dos Passos. 

Als Martha Gellhorn am 30. März 1937 in Madrid dazustößt, bezieht sie das Zimmer neben Ernest Hemingway. Beide Journalisten genießen ihre Rollen. Er als weltgewandter und umschwärmter Schriftsteller, sie als umwerfende Schönheit und unerschrockene Kriegsreporterin. Martha und Ernest verstehen sich prächtig, sie werden rasch ein Liebespaar, sie machen kein Geheimnis daraus. Um sie herum fallen im Zentrum Madrids die Bomben.

In seinen Depeschen berichtet Ernest Hemingway mit einem kalten Zynismus von den Kämpfen in Spanien, er leitet seinen Sarkasmus jedoch von einem klaren Blick für das Detail ab. Die Leser in den USA werden so in die Handlung wie bei einem Film hineingezogen und finden sich plötzlich mitten im Geschehen wieder. Sie töteten eine alte Frau, die vom Markt kam und nach Hause ging. Was von ihr liegen blieb, war ein Knäuel schwarzer Kleider. Ein Bein war gegen die Wand des nächsten Hauses geflogen.

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Ernest Hemingway besucht Pío Baroja

In Madrid, am 9. Oktober 1956, besucht Ernest Hemingway den baskischen Kollegen Pío Baroja am Krankenbett.

Anfang Oktober 1956 will Ernest Hemingway in Spanien den todkranken Pío Baroja in seinem Haus in der Calle Ruiz de Alarcón 12 besuchen, sein Freund José Luis Castillo-Puche hat den Besuch in Madrid arrangiert. Hemingway bewundert diesen baskischen Autor, der so vornehm und gewissenhaft mit der Sprache umzugehen pflegt.

Obwohl die beiden Männer so grundverschieden erscheinen, möchte der Amerikaner dem sterbenden Kollegen Trost und Kraft spenden. Denn Ernest Hemingway ahnt, wie schwer das Sterben ist. Besonders für einen Schriftsteller, der doch jeden Satz für die Ewigkeit denkt und für den jedes Buch als trotzige Auflehnung gegen die Vergänglichkeit angelegt ist.

Für Ernest Hemingway ist es in Madrid fast so, als ob ein Vater stirbt. To You, Don Pío, schreibt der Amerikaner dem Spanier eine Widmung, who taught us so much when we were young and wished to be writers. Für Dich, Don Pío, der uns so viel beigebracht hat, als wir jung waren und Schriftsteller werden wollten.

Und der Amerikaner will Pío Baroja sagen, dass nicht er, Ernest Hemingway, den Nobelpreis verdient habe, denn er sei ja nur ein einfacher Abenteurer. Und was wird der sterbende Pío Baroja auf Hemingways Tiefstapelei antworten? „Caramba!“, wird der greise Mann rufen, einfach nur „caramba!“. Man kann diesen schillernden Ausruf schwer fassen, denn im Spanischen passt er eigentlich immer. Er kann Donnerwetter! meinen, aber auch Zum Teufel damit!

Der Mann aus Chicago wird dem

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Der General Franco mag Hemingway nicht – und umgekehrt

Hemingways Reportagen aus dem Spanischen Bürgerkrieg finden sich in der Sammlung 49 Depeschen.

Das ist eine meiner Lieblingsstellen. In den 49 Depeschen aus dem Spanischen Bürgerkrieg, wo Ernest Hemingway zwar auf der richtigen, aber dann doch verlierenden Seite kämpfte.

Gibt es eine sympathischere Ansprache an den Leser, als jene von Hemingway zu Abschluss seiner Reportage über den pfiffigen Chauffeur Hipolito, der den Autor wohlbehalten durch das Madrider Granatengewitter steuert? Sie können natürlich Ihr Geld auf Franco setzen, wenn Sie wollen, oder auf Mussolini oder Hitler. Ich setze auf Hipolito.

Als junger Student habe ich

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