Die Finca Vigía, für Ernest Hemingway das Paradies auf Erden, dient als Idyll des Rückzugs und der Tollheit zugleich, ein tropischer Garten Eden, der alles bietet, was ein Mann zum Glücklichwerden so braucht. Ernest Hemingway liebt die Hitze Kubas, Klimaanlagen oder Ventilatoren bleiben bei ihm meist ausgeschaltet.
Die glutheißen Tropen sind seine Sonnen-Tankstelle für die kühle Welt da draußen. Für seine Reisen in die USA, nach Italien und Spanien, für seine Abenteuer und Eskapaden. Aber auch gegen die Kälte und gegen die Querelen braucht er seinen tropischen Garten Eden, weil die Verletzungen innerlich in ihm brodeln, seelische Verwundungen, vor denen kein Menschenleben verschont bleibt.
Die Finca Vigía ist wohl Luxus, allerdings kein Protz, eher gediegener tropischer Komfort, der den Alltag angenehm und leicht fließen lässt. Die Finca Vigía funktioniert fast wie ein kleines Unternehmen, stolze 4.000 Dollar verschlingt ihr Unterhalt jeden Monat, ein kleines Vermögen für die damalige Zeit.
Die zahlreichen Angestellten, dazu Ernest Hemingways Großzügigkeit, der gut gefüllte Weinkeller, die exquisiten Lebensmittel, die in großen Mengen aus dem Warenhaus Casa Galarreta in Havanna oder dem amerikanischen Lebensmittelladen El Morro Castle herbei gebracht werden. Ob französische Clairets oder iranischen Kaviar – die Hemingways lassen sich ihren mondänen Lebensstil einiges kosten.
Es fehlt den Hemingways auf ihrer kubanischen Finca an nichts und für jeden Handgriff findet sich ein dienstbarer Geist, insgesamt neun an der Zahl. René Villarreal, der junge schwarze Majordomus, Marta und Clara, die Hausmädchen, die Wäscherin Ana Tsar, der Zimmermann Pancho, der Chauffeur Juan Pastor López oder José Pichilo, der Gärtner. Fünfmal in der Woche kommt der Masseur Mario Sánchez auf die Finca, wegen Ernests Rückenleiden.
Die Küche ist das Revier des chinesischen Kochs Ramón Wong und des Küchenhelfers Alberto Ramos, genannt Fico. Dieser Fico ist aus dem Dorf, seine arme Familie lebt in San Francisco de Paula unweit der Finca an der Landstrasse in einer bescheidenen Hütte aus Holz. Er findet bei den Hemingways Arbeit, zuerst als Handlanger, später in der Küche, als der Koch Ramón stirbt.
Er fühlt sich angenommen, wie in einer zweiten Familie, Fico wird gut behandelt auf der Finca des Amerikaners. Über den Hausherrn fällt kein böses Wort, Fico bewundert ihn, weniger als Schriftsteller, mehr als Persönlichkeit. Obwohl er ihn nie Papa nennt, wie in seiner Umgebung üblich, fühlt sich der einfache Arbeiter aus San Francisco de Paula akzeptiert wie ein Sohn.
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