Auf den Fersen von Ernest Hemingway

Schlagwort: Scheck

Ernest Hemingway. Place de la Concorde, Numéro 4. In Paris

Ernest Hemingways Bank-Quittung aus dem Jahr 1938. Die Guaranty Trust Company of New York. Mehr als nur eine Bank.

Als der amerikanische Schriftsteller mit Familie im März 1926 zum Winterurlaub im österreichischen Schruns weilt, nutzt er im Hotel Taube eine merkwürdige Meldeadresse. 4, Place de la Concorde, Paris. So schreibt sich der junge Journalist ins Gästebuch ein. Darunter setzt er den Namen seiner Frau, Hadley R. Hemingway und den des Sohnes John Hadley Nicanor Hemingway. „Zwei Jahre, fünf Monate“, hat die Wirtsfamilie Nels ergänzend dahinter gesetzt.

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In seiner Schrunser Ferien-Unterkunft Hotel Taube setzt Ernest Hemingway unter seinem Namen als Anschrift die Pariser Adresse 4 Place de la Concorde. Daneben den seltsamen chez-Zusatz: Guaranty Trust  Co. of N. Y.

Alles schön und gut. Doch an der feinen Place de la Concorde wohnt der amerikanische Korrespondent nicht. Seit Anfang Februar 1924 hat die dreiköpfige Familie eine Unterkunft in der Rue Notre-Dame-des-Champs Nummer 113 bezogen. Das Viertel mit seinen breiten Straßen und den traditionellen Stadtvillen im 6. Arrondissement ist teuer, in diesem Quartier residiert das wohlhabende Bürgertum von Paris. Die Closerie des Lilas, sein Lieblings-Café, liegt um die Ecke.

Die Anschrift Place de la Concorde Nummer 4 ist gleichwohl von anderem Kaliber. Zwischen dem Jardin des Tuileries und der Avenue des Champs-Elysées findet sich diese pickfeine Adresse. Auch der Louvre ist nicht weit weg. Sicherlich gehört die Place de la Concorde mit ihren klassizistischen Monumentalbauten zu den besten Anschriften in Paris.

Nun fällt mir in diesen Tagen die Hemingway-Quittung eines Bankhauses in die Hände, auf der wiederum die mysteriöse Adresse auftaucht. Guaranty Trust Company of New York ist eine amerikanische Bank, sie residiert just an der Place de la Concorde Nummer 4. Üblicherweise hat der Schriftsteller bei seinen Aufhalten in Paris seine Geldgeschäfte über dieses Finanzinstitut getätigt.

Zugleich hat Ernest das Bankhaus wohl auch als Postadresse verwendet. Eine ebenso pragmatische wie prestigeträchtige Maßnahme des Weltenbummlers. Früher ist es durchaus üblich gewesen, Bankadressen als Anlaufstation für persönliche Briefe und Päckchen zu nutzen. Ich kann mich noch gut an die 1970er Jahre erinnern, als ich in Indien, Mexiko und Südamerika herumturnte und die Stadtbüros des American Express als Poststelle nutzte.

Die Guaranty Trust Company of New York ist ein angestammtes Geldhaus gewesen, heute allerdings nicht mehr existent. Im Jahr 1959 ist der Guaranty Trust mit J. P. Morgan verschmolzen worden unter dem Merger-Namen Morgan Guaranty Trust Company. Später erfolgt dann eine Fusion mit der Chase Manhattan Bank.

Meiner Quittung zufolge hat Ernest Hemingway am 6. Mai 1938 bei dieser Geschäftsbank zwei Schecks eingezahlt. Der eine über den Betrag von 200 Dollar, der andere in der Höhe von 188,68 Dollar. Eine Menge Geld damals, dieser Gesamtbetrag von 388,68 Dollar, wir schreiben das Jahr 1938. Heutiger Kaufkraft entsprechend macht dies rund 8.500 Dollar aus.

Wir schreiben den 6. Mai 1938. Der damals bereits berühmte Reporter befindet sich auf dem Sprung nach Valencia und Madrid, wo er über den Bürgerkrieg berichten will. Am 16. Mai ist er wieder in Paris. Da besucht er Sylvia Beach in ihrer Buchhandlung Shakespeare & Company, wo beide über den Krieg in Spanien diskutieren. Ende Mai fährt Hemingway dann mit der Normandie zurück nach New York.

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In Paris – Ein Fest fürs Leben erwähnt Ernest Hemingway den Guaranty Trust. Er zahlt dort seinen Wettgewinn vom Pferderennen ein.

Den Guaranty Trust hat Ernest in Paris – Ein Fest fürs Leben in einer kurzen Passage erwähnt. Dort ruft er sich seine schöne Zeit in der französischen Hauptstadt ins Gedächtnis. Manche Beobachter sehen den Autor am 6. Mai jedoch

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Ist Ernest Hemingway reich gewesen?

Die Bankmanager bei der First National Bank of Boston haben eine Menge Spass an Ernest Hemingway.

Er entstammt aus dem gut situierten Mittelstand Chicagos. Der Vater ist ein angesehener Frauenarzt gewesen, die Mutter Opernsängerin. Die Familie besitzt ein dreistöckiges viktorianisches Herrschaftshaus aus dem 19. Jahrhundert an der North Oak Park Avenue, mit sechs Schlafzimmern, Turmzimmern und einer Bibliothek. Materiell fehlt es den Hemingways an nichts.

Doch Ernest will von den Eltern unabhängig sein. Mit 22 Jahren geht er im Dezember 1921 für sechs Jahre nach Paris, mit einem kleinen Vertrag als freier Europa-Korrespondent des Toronto Star. Das junge Ehepaar bewohnt eine muffige Wohnung im Quartier Latin, in der Rue du Cardinal Lemoine, Latrine im Treppenhaus. Ernests Ehefrau Hadley bringt eine kleine Erbschaft ein, man kommt im mondänen Paris gerade so über die Runden.

Im Februar 1926 unterzeichnet Ernest Hemingway einen lukrativen Vertrag bei Scribner’s and Sons, einem der besten Buchverlage weltweit, für die beiden Werke Torrents of Spring und The Sun Also Rises. Ernest wähnt sich am Ziel seiner Träume, mit dem vereinbarten Honorar rücken die Geldsorgen weit nach hinten. Zusammen mit seiner zweiten Ehefrau, der vermögenden Pauline Pfeiffer, bewohnt er eine imposante Immobilie im Kolonialstil mit Swimmingpool und allem Schnickschnack in Key West.

Von jungen Jahren an ist Ernest Hemingway ein gut bezahlter Journalist und einer der bestbezahlten Schriftsteller überhaupt. Ein glücklicher Umstand lässt sein Vermögen rapide anwachsen, er braucht nichts zu tun: Viele seiner Romane werden groß von Hollywood verfilmt. Windfall Profits, würde ein Volkswirt sagen, mit den Filmrechten verdient er in manchen Jahren mehr als mit dem Schreiben.

Mit seiner dritten und vierten Ehefrau – nacheinander – wohnt Ernest Hemingway in den 1940er und 1950er Jahren am Stadtrand von Havanna, auf einem Landgut mit Namen Finca Vigía. Allein der Unterhalt des riesigen Anwesens kostet 4.000 Dollar im Monat, ein Vermögen in der damaligen Zeit. Das Dutzend Bedienstete will bezahlt werden, man pflegt einen bodenständigen, aber doch kostspieligen Lebensstil.

Der Nobelpreis im Jahr 1954 ist mit einem Scheck über 36.000 Dollar verbunden. Viel bleibt nicht davon über. Denn Ernest Hemingway ist ein großzügiger Charakter. Von dem Preisgeld schenkt er René Villarreal, dem jungen Majordomus der Finca, und den anderen Bediensteten eine Gratifikation von je zehn Monatsgehältern. Und Miss Mary stellt er einen Bankscheck der First National über 2.000 Dollar aus.

Es gibt nicht wenige klamme Kollegen, denen Ernest Hemingway generös unter die Arme gegriffen hat, ohne dies an die große Glocke zu hängen. Durch die Buchtantiemen in den USA, durch die Auslandsrechte und die Verfilmungen kommt genug herein, dass sich Ernest material keine Gedanken machen muss. Soweit man weiß, legt er sein Geld auf der Bank konventionell an, keine Aktien oder Anleihen, sein Reichtum wächst auch so. 

Als Ernest Hemingway aus eigenem Entschluss im Juli 1961 aus dem Leben scheidet, soll er ein Vermögen zwischen 6 und 8 Millionen Dollar hinterlassen haben. Will man eine solche Millionensumme in heutiger Kaufkraft darstellen, so muss man

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