In diesen Tagen fällt mir ein altes Photo in die Hand, das den kubanischen Ernest Hemingway zeigt. Ernesto in Cantina. Mit einen Paar, einer attraktiven dunkelhaarigen Frau und einem circa 50-jährigen Mann, in einer kubanischen Kneipe.
Ich versuche, das Foto einzuordnen. Das Paar kenne ich nicht, obwohl der Mann mir der Mann irgendwie bekannt vorkommt. Die Drei befinden sich in einer spärlichen Cantina, das Mobiliar ist sehr bieder, die Stühle sind noch hochgestellt, das Klo ist um die Ecke, links prangt der Schriftzug zur Damen-, rechts zur Männertoilette.
Der einfache Holztisch ist für vier Personen mit Tellern gedeckt, die vierte Person sieht man nicht, wahrscheinlich ist es der Fotograph dieses Bildes. Vielleicht ist es Hemingways Ehefrau Mary, obwohl eine solch schlichte Cantina nicht Marys Welt ist. Aber ihr Ehemann mag dieses genügsame und unkomplizierte Leben auf Kuba.
Hinter dem Kopf der Frau sieht man Schriftzüge einer Reklame, man kann nicht genau erkennen wofür, möglicherweise für eine Biersorte. Die Cantina befindet sich wahrscheinlich nicht in Havanna, eher auf dem Dorf. Vielleicht ist es im Fischerdorf Cojímar. Auf jeden Fall ist es eine Cantina de Cuba, eine Mischung aus Kneipe und einfachem Restaurant, wie sie so üblich sind in diesen Breiten der kubanischen Lebensfreude.
Die Personen auf dem Bild scheinen Martinis zu trinken, denn in den Gläsern sind je zwei Oliven auszumachen, und auch das passt natürlich zu Ernest Hemingway. Ich datiere das Photo auf 1953/1954. Hemingway ist gut beieinander, es sind die Tage vor dem Nobelpreis.
Das Foto zeigt ein weiteres Mal, wie glücklich Ernesto auf Kuba ist, wie sehr er ins pralle Leben und in den Leichtsinn der Insel hineinspringt. Dieses sonnige Eiland ist ein Segen für die gebeutelte Seele des Schriftstellers. Kuba, mein Gott, das ist Hemingways Welt!
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