Bunte Briefmarken mit einem Ernest Hemingway, man kennt dies, im Dutzend, auf dem ganzen Globus, von Spanien bis Afrika. Aber Geld? Ernest Hemingway als gültiges Zahlungsmittel? Und doch, auch dies lässt sich auftreiben. Auf der sozialistischen Insel, die zwanzig Jahre seine Wahlheimat gewesen ist. 5 Pesos, Havanna, Republica de Cuba.
In der Tat wird Ernest Hemingway auf Kuba so sehr verehrt, dass es für einen eingefleischten Kommunisten dort fast schon peinlich wird. Das Revolutions-Regime hat diesem reichen Gringo 1982 gar eine Serie von drei Münzen gewidmet. Neben einem Portrait des amerikanischen Autors und einer Münze, auf der sein Motorboot Pilar zu sehen ist, zeigt die schönste 5-Peso-Münze ein Motiv aus dem Roman Der alte Mann und das Meer.
Auf der Vorderseite prangt neben dem Schriftzug República de Cuba das Nationalwappen. Und der Nennwert der Münze in Höhe von 5 Pesos. Das gleiche gibt es dann nochmals als 1-Peso-Münze aus Kupfer und Nickel. Die Auflage der Münzen aus Silber betrug damals 5.000 Exemplare.
Immer wieder Der alte Mann und das Meer. Hemingways schmales opus magnum. EL VIEJO Y EL MAR – PREMIO NOBEL 1952 – 1982 steht auf dieser Silbermünze, die Bezug nimmt auf das Erscheinungsjahr des Romans. Auf 1952. Den Nobelpreises für Literatur verlieh man ihm für das Werk zwei Jahre später. Ernest Hemingway liest man knapp am Fuß der Münze, man hätte genau so gut auch Nuestro Querido Amigo – unser über alles geliebter Freund – schreiben können.
Es hätte der Wahrheit entsprochen, denn Don Ernesto hat gut zwanzig Jahre auf Kuba gelebt, und er hat sehr gerne dort gelebt. Der alte Mann und das Meer hat er 1951 auf seiner Finca Vigía nahe Havanna geschrieben und da der Roman von dem kubanischen Fischer Santiago erzählt und vor der Küste der Insel spielt, sehen die Kubaner dieses Buch – nicht ganz zu unrecht – als kubanischen Roman an. Amerikanischer Autor, kubanischer Roman. Ähnliches gilt für diese Münze, die wie alle Münzen zwei Seite hat. Vorne Kuba, hinten Hemingway.
Wohl kein Schriftsteller wird auf der Zuckerinsel so vergöttert wie der bärtige Mann aus Oak Park, Illinois. Und Ernest Hemingway passt gut zu der lockeren tropischen Lebensart, zu jener kubanischen Unaufgeregtheit unter Palmen. Ein Kauz, dieser Don Ernest, etwas verschroben vielleicht, aber jemand mit eigenem Willen und ein Macho, strotzend vor Manneskraft.
Von der Revolution lässt er sich nicht vereinnahmen, mit dem Kommunismus hat er nichts am Hut, doch auch er ist irgendwie ein Rebell. Ein einzelgängerischer Rebell. Der Mensch kann besiegt werden, aber aufgeben darf er nicht, sagt der alte Mann Santiago, oder ist dies doch von Che Guevara?
Die Insel mag ihn, er mag die Insel. Und auch wenn das scheinbar unverwüstliche Raubein Hemingway das süße Leben und den Rum der Insel in vollen Zügen genoss, so verschließt er doch seine Augen vor dem sozialen Elend nicht. In seiner knappen Prosa, seinem Eisberg-Stil, die nur leichte Konturen und spröde Striche erlaubt, skizziert er auch Armut und Ausbeutung.
In einem Artikel für das Magazin Esquire bringt Ernest Hemingway Leid und Not unter dem korrupten Diktator Fulgencio Batista auf eine dialektisch griffige Formel: Das Meer ist sehr reich, der Fischer aber immer arm. Es ist ein solcher Satz, für den die Kubaner ihren Don Ernesto anhimmeln.
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