(c) John F. Kennedy Presidential Library, Boston

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Ernest Hemingways einziges Kind, das noch lebt, hat täglich mit dem Vater zu tun. Denn Patrick Hemingway verwaltet das literarische Erbe. Er verhandelt die Nachdruckrechte seines Vaters und wirft einen Blick auf alles, was weltweit auf Papier, in den Kinos, auf DVD oder sonst wie seinen Vater betrifft.

Und auch wenn irgendwo auf der Welt ein Füller verkauft wird, der den Namen Ernest Hemingway trägt, oder eine Schuh-Collection, wenn irgendein Staat in Zentralafrika eine Briefmarke mit Ernest Hemingway herausgibt, dann tritt Patrick Hemingway in Aktion. Denn so etwas gibt es natürlich nicht für lau. Solches darf nur passieren, wenn der Scheck ein paar Nullen ausweist und Patrick Hemingway dazu wohlwollend mit dem Kopf nickt.

Hemingway ist heute eine Marke, ein Markenartikel, und Patrick ist derjenige, der die Markenführung innehat. Im Literarischen, als auch beim Merchandising, wie der Begriff in der Marketingsprache heißt. Patrick Hemingway, der Sohn von Ernest Hemingway und Pauline Pfeiffer, wird 1928 geboren und hat in Harvard Literatur studiert. Nachdem er der letzte der drei Söhne ist, fällt ihm die Aufgabe zu, über den reichen Nachlass des Vaters zu wachen.

Und möglicherweise erweist sich solch ein gewichtiges Erbe als Fluch und Segen zugleich. Den Segen mag man zu Ende jeden Jahres auf dem Bankkonto nachlesen, der Fluch des großen Namens jedoch steht auf einem anderen Blatt. Ein Familienname, der wie eine Zentnerlast auf die Schulter drückt. Auch dies ist das Erbe des Vaters an den Sohn.

Sicher, als MüllerMeierSchulze kann man schon mal einen zu viel über den Durst trinken oder sich fünfmal scheiden lassen. Sonntags in den Puff gehen, frech die Steuern hinterziehen, den Nachbarn grün und blau schlagen, alles kein Problem, solange man einen Allerweltsnamen trägt.

Aber wenn man, sagen wir, den Namen Kennedy trägt, dann muss man schon Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika werden. Mindestens. Und wehe man schafft es bloß zum Buchhalter vom Gemüseladen um die Ecke.

Bei den Hemingways hat der Alte die Messlatte hoch gelegt. Verdammt hoch. Eigentlich unerreichbar. Da kann man ein guter Arzt, eine passable Schauspielerin, ein erfolgreicher Rechtsanwalt werden und in Harvard oder Stanford studiert haben – alles Pillepalle, alles Pipifax. Gegen die Millionen Bücher, gegen die genialen Sätze und gegen diesen verfluchten Nobelpreis lässt sich einfach nicht anstinken.

Er hat die Erwartungen seines Vaters nicht erfüllt – das sagt sich so leicht. An ihm gemessen zu werden, ist beinahe erdrückend, hat Sohn Patrick einmal über den Vater gesagt. Der Name bleibt immer besser als man selbst sein kann. Da kann man sich nicht besonders hervor tun. Was will man groß machen? Nun, Buchhalter des Ruhms, vielleicht keine schlechte Idee, wenn es im Sinne des Vaters bleibt.

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