Auf den Fersen von Ernest Hemingway

Schlagwort: Mary Hemingway

Miss Mary rackert wie eine Ziege

Mary Welsh, eine bezaubernde und selbstbewusste Mrs. Hemingway, in Cabo Blanco, Ende April 1956. Foto: Modeste von Unruh.

Die burschikose Mary Welsh in ihrem kurzärmeligen Hemd beeindruckt ihre Umgebung als kultivierte und patente Frau gleichermaßen. Die Ehepartnerin des Nobelpreisträgers weiß als Grande Dame mit betont guten Manieren zu überzeugen, gleichgültig an welchem Punkt dieses Erdballs. Die elegante Lady mit der kurzen Blondhaar-Frisur, die selbst in der Einöde von Cabo Blanco auf feinen Schmuck nicht verzichten mag, jedoch dezent getragen, wirkt bisweilen wie das glatte Gegenbild zu ihrem eher großkotzig auftretenden Ehemann.

Wenn Mary Welsh ihre Wayfarer-Sonnenbrille aufsetzt und sich auf der Terrasse des Cabo Blanco Fishing Clubs sonnt, dann steht die Ausstrahlung dieser aparten Frau in einem merkwürdigen Kontrast zu dem grauen und schroffen Landstrich Nordperus. Doch wenn man sie eine Weile beobachtet, fällt auf, wie wissbegierig und geradeheraus sich Mrs. Hemingway auf das Fremde einlässt.

Es ist vor allem Miss Mary zu verdanken, dass ihr Ehemann leidlich durch den Tag kommt, dass Ernest es mit dem Saufen nicht übertreibt und dass er zumindest ein wenig auf gesundes Essen achtet. Mary Welsh schützt ihren sprunghaften Gatten, auch wenn dieser es nicht so sehen wird, sie schirmt ihn ab vor den Widrigkeiten des Alltags und hauptsächlich schützt sie ihn vor sich selbst. Als Universaltalent beeindruckt sie den Schriftsteller immer wieder.

Miss Mary ist hartnäckig, verrät ein ausgelassener Ernest Hemingway freimütig in der US-Zeitschrift LOOK vom September 1956 über seine Ehefrau, sie ist darüber hinaus tapfer, charmant, witzig, es ist aufregend, sie anzusehen, ein Vergnügen mit ihr zu leben und sie ist eine gute Frau. Auch ist sie eine großartige Anglerin, ein anständiger Tonscheiben-Schütze, eine starke Schwimmerin, eine verdammt gute Köchin, sie hat viel Ahnung von Wein, ist eine exzellente Gärtnerin, eine Amateur-Astronomin, eine Studentin der Kunst, der Politik, des Suaheli, des Französischen und der italienischen Sprache. Und sie kann ein Boot auf Spanisch befehligen und einen Haushalt. Sie kann auch gut singen, mit einer klaren und reinen Stimme, sie kennt mehr Generäle, Admirale, Flugzeugmarschälle, Politiker und Berühmtheiten.

Die Lobeshymne mit der endlosen Aufzählung fällt denn doch ein wenig aus dem üblichen Stilduktus des Ernest Hemingway. Sei‘s drum, wenn er Gelegenheit findet, dann stimmt der Schriftsteller zumindest in der Öffentlichkeit das Hohelied auf seine Miss Mary an. Doch ganz so rosig sieht der Ehealltag hinter der Fassade nicht aus. Beide leiden. Ernest unter ihrer rigorosen Fuchtel und Mary unter seinen Alkoholexzessen und den unzähligen Seitensprüngen.

Drei turbulente Ehen hat Ernest Hemingway schon hinter sich. Das ist meine vierte und letzte Ehefrau, so stellt er die bezaubernde Blondine im Cabo Blanco Fishing Club vor. Der Nobelpreisträger lächelt dabei schelmisch und man darf raten, was er mit dem humorvollen Hinweis auf Mary als seine letzte Ehefrau denn meint. Ob er seiner Ehe eine lange Dauer gibt oder seinem Leben eine kurze.

Mary Welsh selbst findet rasch Gefallen an Cabo Blanco und an der harschen Gegend am peruanischen Pazifik. Sie bewegt sich selbstsicher auf dem ungewohnten Terrain und ist diejenige der amerikanischen Gäste, die am meisten mit den Einheimischen kommuniziert. Mrs. Hemingway interessiert sich für die regionalen Gepflogenheiten, für die Küche oder auch für die Geschichte ihres Gastlandes.

Dabei verreist Mary höchst ungern in die Ferne. Denn Ernest Hemingways Ehefrau leidet seit langem an…  (Anfang von Kapitel 16 der Neuerscheinung Cabo Blanco – Mit Ernest Hemingway in Peru. Eine weitere Leseprobe: hier klicken).

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Bridget Hemingway, die Tochter

Zu verkaufen: Babyschuhe, ungetragen.
Ernest Hemingways Versuch aus den 1920er Jahren, die kürzeste Kurzgeschichte aller Zeiten zu schreiben. Die Wirklichkeit holt ihn zwei Jahrzehnte später ein.

In einer schlichten Zeremonie heiraten Ernest Hemingway und Mary Welsh am 14. März 1946 im Vedado, einem vornehmen Stadtteil der kubanischen Hauptstadt. Eine weitere schöne Nachricht ist im Juli zu vermelden: Mary ist schwanger. Das frisch vermählte Paar freut sich auf den Nachwuchs. Für Mary soll es das erste Kind sein, und der Schriftsteller ersehnt sich nach drei Söhnen endlich eine Tochter.

Auch ein Name ist schon ausgesucht. Bridget. Bridget Hemingway. Ernest kauft seiner Mary in guter Hoffnung einen Ring mit viereckig geschliffenen gelben Brasiliendiamanten. Der Autor, außer sich vor Freude, plant eine Urlaubsreise ins Sun Valley. Vielleicht keine so gute Idee, nicht nur weil er dort schon mit seiner vorherigen Ehefrau Martha Gellhorn die Flitterwochen verbracht hat.

Von Kuba setzt das Ehepaar nach Palm Beach über und fährt mit seinem Lincoln Richtung Norden nach Idaho. Es wird eine endlose Reise, durch Florida, Georgia, Tennessee, Kentucky, Missouri, Kansas und Nebraska, als sie in Wyoming in einer kleinen Stadt namens Casper im Mission Motor Court übernachten.

Es ist ein extrem heißer Sommertag im August 1946 gewesen, das Ehepaar nimmt nach der langen Autofahrt noch ein kräftiges Steak zum Abendessen, Kartoffeln und ein paar Bier. Mary fühlt sich nicht wohl und geht früh zu Bett. Ernest Hemingway besucht noch ein, zwei Kneipen im Ort.

Am nächsten Morgen, gegen sieben Uhr, Ernest lädt gerade die Koffer ins Auto, da hört er einen dumpfen Schrei, die schwangere Miss Mary ist im Hotelzimmer

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Peru in Ernest Hemingway

Ernest Hemingway mit Mario Saavedra; Talara/Peru, am 16. April 1956; Foto: Guillermo Alias

Mario Saavedra sieht sein Idol und dessen Zeit in Cabo Blanco nicht nur durch die rosarote Brille. „Hemingway hätte sich ruhig ein wenig mehr auf Peru einlassen sollen“, kritisiert der betagte Limeño im Gespräch, „er wollte jedoch nicht nach Lima oder sonst wo hin, nur der Cabo Blanco Fishing Club hat ihn interessiert, aber der Fishing Club ist nicht Peru. Und unser Pisco Sour hat ihm wohl auch nicht so gut geschmeckt, wie er immer behauptet hat“, erinnert sich der Mann des El Comercio mit leichten Zweifeln an den Verlautbarungen des Nobelpreisträgers.

Mario, der stolze Südamerikaner, hat in Sachen Ernest Hemingway und Peru eine widersprüchliche Persönlichkeit vor Augen: „Andererseits hat er mich mit ehrlicher Neugierde nach Machu Picchu gefragt, nach der Umgebung, oder wie hoch dieser wundersame Ort liegt. Auch wollte er Lima besuchen, das Nachtleben dort kennenlernen, weil er in der Nacht am intensivsten lebt.“ Jedoch nichts passierte außer Worte. „Zuerst wollte er nach Lima kommen, dann hat er es auf Oktober verschoben, weil da die Stierkampf-Saison auf der Plaza de Acho anfängt. Gekommen ist er dann aber gar nicht.“

Wobei auch Mario Saavedra zugeben muss, dass

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