Auf den Fersen von Ernest Hemingway

Schlagwort: Pablo Picasso

Ernest Hemingway und Guernica

Heute erinnert eine Skulptur des baskischen Künstlers Eduardo Chillida im Friedenspark von Guernica an den Horror des Bombardements. Foto: W. Stock, 2024.

Im Spanischen Bürgerkrieg stellt sich das Nazi-Regime in Berlin auf die Seite der Putschisten um den General Franco. Am 26. April 1937, an einem Marktmontag, bombardieren Kampfflugzeuge der deutschen Legion Condor zusammen mit der italienischen Luftwaffe die Stadt Guernica im Baskenland. Die Militäraktion der Wehrmacht ist ohne jede militär-strategische Bedeutung. Am Ende sind 1.654 zivile Opfer in Guernica zu begraben.

Ernest Hemingway, mit seiner neuen Geliebten Martha Gellhorn, befindet sich zu diesem Zeitpunkt in Madrid, im Hotel Florida, das seit Tagen dem Beschuss der Putschisten standhält. Als der Korrespondent die Nachricht aus dem Baskenland erfährt, ist er schockiert von der Brutalität der Gewalttat, die Grausamkeit in Guernica lässt seine Empathie für das baskischen Volkes weiter wachsen. 

Im Spanischen Bürgerkrieg ist Ernest Hemingway eigentlich neutraler Beobachter, er hat einen Vertrag mit der Nachrichtenagentur NANA. Seine Depeschen von der iberischen Halbinsel gehören mit zu den besten Kriegsreportagen überhaupt. Zugleich ist der Schriftsteller aber auch mit vollem Herzen auf Seiten der republikanischen Regierung, die sich verzweifelt gegen den Umsturz wehrt.

Die Barbarei in Guernica wird für den Amerikaner aus Chicago zum Sinnbild für das Leid und Elend dieses Krieges unter Brüdern. Die zwei Spanien stehen sich erbarmungslos gegenüber. Links gegen rechts, liberal gegen faschistisch, Tagelöhner gegen Latifundistas. In manchen Fällen geht der Riss quer durch die Familien.

Der Schriftsteller ahnt, dass nun die Desinformation einsetzen wird, er will mit seinen Artikeln dagegen halten. In einem Brief an die Mutter seiner Ehefrau Pauline stellt Ernest die Lage so dar: Gerade machen sie eine riesige Anstrengung, um zu belegen, dass Franco nicht hinter dem Bombardement von Guernica steckt. Gut, ich bin nicht in Guernica gewesen, aber ich war an der Front in Mora del Ebro, in Tortosa, in Reus, in Tarragona, in Sagunto und in vielen weiteren Orten, wo genau dasselbe passiert ist, was er nun bei Guernica abstreitet.

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Nur noch der Stumpf ist von dem historischen Baum der Basken verblieben. Einige Meter weiter hat man 2015 einen neuen Baum gepflanzt, den fünften in Generation. Foto: W. Stock, 2024.

Am 4. Juni 1937 hält Ernest Hemingway auf dem Kongress der amerikanischen Schriftsteller in New York einen Vortrag unter dem Titel Faschismus ist eine Lüge. Seine These: Totalitarismus ziehe den totalen Krieg nach sich. Einfach erklärt bedeutet dies, wenn das faschistische Militär eine Schlacht verliert, nehmen sie dafür Rache an unbewaffneten Zivilisten. Es gibt aber auch Hoffnung für den Amerikaner. Eine Sache ist, Guernica zu zerstören. Eine andere Sache ist, es nicht zu schaffen, Bilbao einzunehmen.

Den Überlebenswillen des Baskenvolkes symbolisiert eine Eiche. In Guernica, auf Baskisch Gernika, steht der Gernikako Arbola, der Baum von Guernica. Dieser Baum wacht über die Freiheit und Unabhängigkeit der Basken. José María Iparraguirre hat im Jahr 1853 ein Lied komponiert, das zur inoffiziellen baskischen Nationalhymne wurde. 

Gesegnet sei der Baum von Gernika,
geliebt von allen Basken.
Trage und verbreite deine Frucht in alle Welt,
wir verehren dich, Heiliger Baum.

Als die Franco-Truppen dann Ende April 1937 in Guernica einmarschieren, da finden sie eine Stadt vor, die in Schutt und Asche liegt. Zahlreiche Bewohner haben eine Wache um die Eiche gebildet. Um sie vor den Falangisten zu schützen, die das Wahrzeichen des baskischen Nationalismus fällen wollen.

Der Gernikako Arbola ist für die Basken unantastbar. Die Früchte des Baumes sollen

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Ernest Hemingway: Weg mit dem Unnutz!

Wo geht es hier zum Hemingway? Art by C. Stock. Foto: W. Stock.

Pablo Picasso meinte: „Kunst ist, das Unnützige wegzulassen.“

Genauso

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Ernest Hemingway: sechs Handgranaten für Pablo Picasso

Die Messlatte für alle bildenden Künstler nach ihm: Das Genie Pablo Picasso wird 1881 in Málaga geboren. Foto: W. Stock, April 2019.

Die französische Hauptstadt zieht in den 1920 Jahren jene jungen Frauen und Männer an, die auf Neues aus sind. Schriftsteller mit rasanten Texten, Komponisten, denen die acht Töne einer Tonleiter nicht genügen. Maler mit revolutionären Stilformen, jenseits von Impressionismus und Expressionismus. Es ist in Paris, wo diese verwegenen Innovationen entstehen, wie der Surrealismus in der Malerei, wie Kubismus und Dadaismus.

Der US-Amerikaner Ernest Hemingway, der sieben Jahre in Paris leben wird, sieht sich hineingeworfen in diese quirlige Welt, er taucht ein, er staunt und lernt schnell. Vor allem genießt er die Unbeschwertheit in den Cafés und den frischen Wind in den Kulturzirkeln. Bei dieser Gelegenheit lernt der junge Mann aus Chicago, er ist Anfang 20, die Avantgarde jener neuen Zeitepoche persönlich kennen.

Besonders die Maler haben es diesem Augen-Menschen angetan, die Spanier an erster Stelle. Der Katalane Joan Miró und Juan Gris aus Madrid, der Mann aus Chicago bewundert ihr Werk sehr. Einer dritter ragt heraus: Pablo Picasso. Man läuft sich über den Weg, sieht sich im Literarischen Salon der Gertrude Stein in der Rue de Fleurus. Zum ersten Mal trifft Hemingway im Jahr 1922 auf Picasso, man mag sich, ohne dass man fortan dicke Freunde wird.

Pablo Picasso, 1881 in Málaga geboren, ist ein ungemein produktiver Maler, Grafiker und Bildhauer. Am Ende seines Lebens, er stirbt 1973 im französischen Mougins, wird die Gesamtzahl seiner Werke auf 50.000 geschätzt. Der Andalusier, der in Paris lebt, prägt das ganze Genre. Seine künstlerischen Techniken und die vielfältigen Ausdrucksformen werden zum Maßstab in der Malerei. Keiner vermag mitzuhalten.

Der spanische Maler bleibt während des Zweiten Weltkriegs in Paris, auch nach der Besetzung durch die deutsche Wehrmacht, meist zieht er sich in sein Landhaus nach Südfrankreich an der Côte d’Azur zurück. Die Nazis belegen ihn mit Ausstellungsverbot, aber alles in allem lässt man ihn unbehelligt. Unter den Deutschen ist die Lebenslust der Stadt perdu, es herrschen Hunger und Angst. Die Lebensmittel sind rationiert, Zigaretten und Schokolade ein Luxusgut.

Dunkle Schatten ziehen sich in jenen Monaten durch die Gemälde des Künstlers. Totenköpfe, kahle Knochen und Tierschädel tauchen auf der Leinwand auf, ausgemergelte und entstellte Körper sind Picassos Motive. Alles in düsteren Farben, die nach Leid und Tod riechen. Das übergroße Guernica aus dem Jahr 1937 wird zu einem künstlerischen Hilfeschrei einer durch die Legion Condor bombardierten Zivilbevölkerung während des Spanischen Bürgerkriegs im Baskenland.

Als Ernest Hemingway im August 1944 mit den US-Truppen ins befreite Paris einzieht, da führt ihn sein erster Weg ins Ritz, in sein Luxushotel an der Place Vendôme. Anschließend schaut er bei der Buchhandlung Shakespeare and Company in der Rue de l’Odéon, um seine Bekannte Sylvia Beach zu treffen. Und schließlich zieht es den Amerikaner zu Pablo Picasso. Das Atelier des damals schon berühmten Künstlers befindet sich in der Rue des Grands-Augustins, in der Nummer 7, im Stadtteil Saint-Germain-des-Prés.

Doch der Concierge bedeutet dem Schriftsteller, Picasso sei nicht anwesend, er könne eine Notiz hinterlassen. Und übrigens, ein Mitbringsel wie Zigaretten würde den Maestro sicherlich erfreuen. Der Nichtraucher Hemingway geht zu seinem Militärjeep, holt eine

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