Cabo Blanco, im Mai 1956

Cabo Blanco, im April 1956

Am letzten Abend in Cabo Blanco lädt Ernest Hemingway alle zu einem kleinen Fest im Club ein. Gregorio Fuentes, seine Freunde aus Kuba, Pablo Córdova, die Angestellten des Clubs und die einheimischen Fischer, die Filmleute sind längst wieder in Kalifornien.

Máximo Jacinto Fiestas, Rufino Tume und einige andere kommen, fein in Schale geworfen, alle mit ihren Frauen. Mercedes, Pablos Córdovas junge Ehefrau, sie haben erst vier Monate zuvor geheiratet, denkt, was für ein sympathischer Mann das ist, dieser Hemingway, und so intelligent, und trotzdem leicht im Umgang. Und dass er ihre Sprache spricht, dass er sich mit ihnen in Spanisch unterhält.

Ein menschlicher Herr, ein großer Herr, denkt Rufino Tume, so ganz anders als die normalen Gringos, die nach Cabo Blanco kommen. Wir haben viel getanzt, meint Jacinto Fiestas, und Hemingway hat eine Menge Whiskey getrunken. Er war eigentlich ein unkomplizierter Mann und gut zu den einfachen Menschen hier.

Die letzte Nacht in Cabo Blanco, Hemingway kommt von dem Fest, er ist müde und auch ein wenig durcheinander. Er geht, wie so oft, auf den kleinen Balkon, mit einem letzten Whiskey, er blickt hinaus durch die Dunkelheit auf das tosende Meer Er will noch einen Brief schreiben. An Marlene Dietrich.

Es ist der 21. Mai, und er möchte my little Kraut bloß mitteilen, wie schön die Tage hier an der Küste Perus waren, wie dick die Fische, die er gefangen hat, und er möchte ihr sagen, dass er sie liebt. Aus allen Winkeln dieser Welt schreibt er an Marlene, die in New York wohnt, er sendet Grüße, kumpelhafte Liebeserklärungen, kleine Gedichte, alles aus der Ferne. 1949 hat er angefangen my little Kraut zu hofieren, und bis 1959 werden über 30 Briefe zusammen gekommen.

Er ist in diese Frau mit den langen Beinen verschossen, er findet ihre Ausstrahlung umwerfend. Marlene Dietrich ist seine Freundin, nicht seine Geliebte. Ich liebe diese Frau, meinte er zu seinem Freund A.E. Hotchner, aber ich war nie mit ihr im Bett. Unvorstellbar, nicht wahr Hotch, unvorstellbar! Er fängt den Brief an, hält inne, sein Kopf ist schwer, er hebt seinen Liebesgruß für ein ander Mal auf.

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