Cabo Blanco Peru

Ernest Hemingway und Freunde in Cabo Blanco, Peru 1956

Ernest Hemingway ist glücklich, wenn er seine Freunde um sich scharen kann. Für einen Mann, der sich für einsam hält, habe ich doch viele Freunde, sagt der Schriftsteller einmal. Ernest Hemingway liebt es, Menschen um sich zu haben.

Ernest Hemingway, und das mag bei einen Schriftsteller zunächst erstaunen, hasst die Einsamkeit. Er kann nicht alleine sein, er muss Leute und Trubel um sich spüren. Tief in ihm brodelt die Angst vor der Verlorenheit. Diese alltäglichen Vorboten der Verlassenheit kommen Ernest Hemingway wie ein kleiner Tod vor. Andersherum gesagt, wenn er sich in der Gemeinschaft von Menschen befindet, von Menschen, die er mag, dann lebt er. Er lebt und er lebt auf. Denn das braucht er.

Um in den inneren Freundeskreis des Ernest Hemingway vorzudringen, bedarf es mindestens drei Grundvoraussetzungen: man muss gut saufen können und der Jagd auf lebende Tiere etwas abgewinnen können. Und drittens, den Schriftsteller ein wenig anzuhimmeln, kann nun auch nicht gerade schaden.

Ein wenig anhimmeln, ein schönes Bild. Manchmal, wenn die Depression ihn einmal in Ruhe lässt, fühlt er sich wie ein kleiner Gott. Er möchte schon bewundert werden, das benötigt er. Er braucht allerdings keine Lakaien. Leute, die anderen in den Hintern kriechen oder Menschen, die es jemandem immer und überall recht machen wollen, das verabscheut er. Er mag Menschen mit Bodenhaftung und auf Augenhöhe mit ihm, vom Interesse, von den Vorlieben, vom Temperament. Kurz gesagt: Er will richtige Freunde.

Viejo, weißt Du, was ein richtig guter Freund ist?, fragt Hemingway seinen Maat Gregorio Fuentes. „Sie und ich, wir sind Freunde“, antwortet der kubanische Fischer ihm. Hemingway darauf: Viejo, ein Freund ist mehr als ein Vater und mehr als ein Bruder. Eine Freundschaft gründet auf gemeinsamen Erleben. Du und ich sind nun zwanzig Jahre gemeinsam an Bord der Pilar. Woher kamen wir beide denn? Scheißegal, Viejo, eines Tages haben wir zusammen gefunden, Du mit deinem Leben, und ich mit meinem. Zwei Freunde, das ist wie zwei Leben, die zusammen finden.

Zu dem inneren Zirkel gehört mit Sicherheit dieser Gregorio Fuentes, der einfache Fischer aus Cojímar. Er ist der Tenzing Norgay von Hemingway, sein Sherpa im Golfstrom und sonstigen Meeren, ein Bediensteter, später dann mehr, ein treuer Freund, auf den immer Verlass ist. Oder auch die beiden Brüder Herrera Sotolongo, Roberto, sein Sekretär und José Luis, sein Hausarzt. Beide hat der Schriftsteller im Spanischen Bürgerkrieg kennen gelernt. Freundschaften, die man im Krieg schließt, so meint Ernest, sind die tiefsten Freundschaften.

Wer diesen Ernest Hemingway beeindrucken will, der muss ein wenig verrückt sein, ein wenig besessen, kein Weichei, kein Typ für nine-to-five. Mittelmäßige Alltagstypen sieht Hemingway letztlich als Schwindler am Leben, als Hochstapler und Falschmünzer. Als Leute, die sich am richtigen Leben versündigen, die ihr Leben wegwerfen. Als Dummköpfe, denn vom Leben gibt es nur eines.

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