5thcolumnErnest Hemingway ist kein politischer Schreiber. In Sachen Politik ist er eigentlich ein dummer Kerl. Politik interessiert ihn, den Anti-Intellektuellen, nur am Rande. Man muss ihn – nicht nur politisch – als Bauchmenschen bezeichnen.

Mit dem Bauch, nicht mit dem Verstand, bezieht er Position. So im Spanischen Bürgerkrieg, so bei der kubanischen Revolution. Seine Standortbestimmung ist meist intuitiv, emotional oder an Personen geknüpft. Und wehe, man steht auf der falschen Seite, von Hemingway aus gesehen, natürlich.

Wenn Hemingway in seinen Werken politisch wird, beispielsweise in seiner Sammlung The fifth column mit den Stories aus und einem Bühnenstück über den Spanischen Bürgerkrieg, dann ist das von sympathischer Ungelenkheit im Dogma und immer nur auf der persönlichen und menschlichen Ebene. Das, allerdings, muss ja nicht unbedingt verkehrt sein.

Auch wenn dieser Ernest Hemingway eher unpolitisch daher kommt, so besitzt er doch seine Grundüberzeugung. Grundwerte, die sich aus seinem Leben, seiner Erfahrung und seinem Temperament ableiten. Sein Verständnis als Schriftsteller beschreibt Hemingway 1935 in einem Brief an Iwan Kaschkin. Jeder versucht einen jetzt mit der Behauptung einzuschüchtern, wenn man nicht Kommunist werde oder einen marxistischen Standpunkt einnehme, wird man keine Freunde haben und allein sein. Ich kann jedoch kein Kommunist werden, weil ich nur an eines glaube: an die Freiheit.

Ein Haudegen wie Hemingway kann den Freiheitsbegriff politisch nicht abstrahieren. Er geht mit einem solchen Wert eher pragmatisch, träumerisch, ja romantisierend um. Freiheit bedeutet für ihn immer das Gegenteil von Zwang.

Ernest Hemingway ist wohl zeit seines Lebens weder ein echter Konservativer, auch kein Sozialist, noch ist er irgendeiner politischen Ideologie verbunden, doch er glaubt an das Leben, die Freiheit und dem Streben nach Glück, an die Werte der amerikanischen Verfassung. Und doch bezieht Hemingway Stellung, so im Spanischen Bürgerkrieg, in dem er klar für die Freiheit und gegen die Diktatur agiert.

Hemingway, dem Individualität und Unabhängigkeit wichtig sind, besitzt stets eine große Skepsis gegenüber dem Kollektiv. Als erstes würde ich mich um mich selbst kümmern. Dann würde ich meinem Nachbarn helfen. Aber um den Staat kümmere ich mich überhaupt nicht.

Ein Schriftsteller hat laut Hemingway nicht die Aufgabe, einen politischen oder Klassenstandpunkt einzunehmen. Er soll ein Geschehen aufschreiben und nicht erfinden oder fabulieren. Ein guter Autor habe nicht für eine Sache oder für eine politische Zielsetzung  zu schreiben. Ein Autor diene niemandem, nur der Wirklichkeit. Ein echtes Kunstwerk ist von unbeschränkter Dauer, egal, welche politische Meinung darin steckt. Wer genug Talent hat, ist in allen Klassen zu Hause. Er nimmt von ihnen allen und was er gibt, gehört jedem.

Die Arbeit eines Schriftstellers soll allein dem Anliegen dienen, große Kunst zu schaffen. Ein Autor geht hinaus in die Welt, beobachtet und schreibt auf. Das habe ohne Vorurteil zu erfolgen. Nur zweitklassige Schriftsteller, nur Autoren ohne Talent, seien darauf angewiesen, sich in den Klassenkampf zu begeben.

Ernest Hemingway – ein Linker? Ein Rechter? Nein, nein. Weder links noch rechts. Einfach nur: vorne.

Loading