Auf Kuba, eine halbe Autostunde von Havanna entfernt, hat Ernest Hemingway über zwanzig Jahre gelebt. Es werden für den Schriftsteller zwanzig gute Jahre.
Von 1939 bis 1960 wohnt Hemingway in der eingeschossigen Finca La Vigia, die im 19. Jahrhundert als spanische Zitadelle erbaut worden ist. In dem Nest San Francisco de Paula ist er weit weg vom oberflächlichen Leben der Intellektuellen in New York, von dem Party-Gegacker in London und dem aufgeblasenem Getue seiner Altersgenossen in den literarischen Salons von Paris.
Wenn man die Landstraße hinter San Francisco de Paula nach links abbiegt, so erhebt sich auf einem Hügel hinter dichtem Waldgestrüpp ein imposantes weißes Landhaus. Hinter dem Wald aus Caña-Bäumen und versteckt inmitten einer wilden Vegetation aus Palmen, Avocado-Bäumen, grünen Farnsträuchern und Bougainvilleen befindet sich das flache Herrenhaus mit dem aufrechten Turmbau.
Auf dieser Finca Vigía ist Ernest Hemingway weit weg vom Menschen und der Natur sehr nahe. Über die Jahre hinweg hat er einen gepflegten Zynismus entwickelt, aber er hat auch seine festen Werte. Ich empfinde eine große Zärtlichkeit und Bewunderung für die Erde und keine Spur davon für meine Generation.
Es ist Martha Gellhorn, seine dritte Ehefrau, die La Finca Vigia ausfindig gemacht hat. An einem Nachmittag, als sich das Ehepaar mal wieder gestritten hat, weil Martha das Zimmer im Ambos Mundos zu klein findet. Elf Kilometer liegt San Francisco de Paula im Südosten von Havanna und dort entdeckt die Frau an diesem Nachmittag ein etwas herunter gekommenes Farmhaus. Die Finca Vigía, das die Besitzer, die Familie D’orn, schon lange verlassen haben.
Martha weist den Chauffeur an, zu halten und schaut sich das Anwesen neugierig an. Auf der Stelle verliebt sie sich in das tropische Farmhaus. Für 100 Dollar Monatsmiete ziehen die Hemingways dann ein, restaurieren nach und nach das Haus und kaufen es dann für 18.500 kubanische Pesos. Die Hemingways erschaffen ihr Luxusdomizil, die Finca Vigia, die sie mit sechs Hunden, 38 Katzen und einem neunköpfigen Hauspersonal bewohnen. Zu den Annehmlichkeiten des Anwesens zählen auch ein Tennisplatz sowie ein Swimmingpool im Garten.
In La Vigia verbringt Ernest Hemingway das letzte Drittel seines turbulenten Lebens, es sollen heitere und angenehme Jahre auf Kuba werden. Aus seiner besten Manneszeit heraus, kapselt sich Hemingway mehr und mehr von der Welt ab. Und findet zu sich. Aus dem Abenteurer wird hier ein Familienmensch, der mit seinen Söhnen gerne auf dem türkisfarbenen Wasser der Karibik segelt. Ein Vater, der mit den drei Söhnen angelt, so wie dies schon sein Vater mit ihm getan hat.
Das Leben auf Kuba ist angenehm. Er braucht keinem etwas zu beweisen und muss auch keine Rolle spielen. Am liebsten läuft er in Shorts herum, barfuß, und wenn es zu heiß wird, springt er in den Pool. Und er schreibt viel, sehr viel.
Manel Ortiz
Vielen Dank für die sehr schöne Beschreibung des Lebens von Hemingway in der Finca La Vigía. In den letzten Jahren ist viel passiert auf dem Areal, vieles wurde restauriert, der Pool ist aktuell auf der „Verbesserungsliste“.
Beste Grüße
Manel Ortiz