
Der Schriftsteller, er geht stramm auf die 50 zu, verliebt sich gleich beim ersten Zusammentreffen im Veneto in die schwarzhaarige Adriana Ivancich. Obwohl das Mädchen mit den tiefschwarzen langen Haaren, den grünen Augen, der markanten Nase und den vollen Lippen da gerade erst 18 Jahre alt ist. Doch Ernest Hemingway gibt sich wie sein Oberst Cantwell, seine Romanfigur, die Leidenschaft flammt unlöschbar auf. Einerlei woher man kommt oder welche Jahreszahl in der Geburtsurkunde steht.
Bei einem weiteren Europa-Besuch des Schriftstellers, zusammen mit Ehefrau Miss Mary, weicht Adriana im Frühjahr 1950 wochenlang nicht von seiner Seite, nicht in Venedig und nicht in Paris. Ich liebe Dich aus tiefstem Herzen, eröffnet ihr der liebeskranke Autor, und ich kann nichts dagegen tun. Der alternde Ernest Hemingway blüht auf in der Zweisamkeit mit der jungen Italienerin, er findet wieder Gefallen am Leben und das Schreiben geht ihm leichter von der Hand.
In Paris offenbart der Autor sich ein weiteres Mal der hübschen Venezianerin. „Aber Du hast Mary“, entgegnet Adriana halbherzig. Der unrettbare Romantiker Ernest Hemingway steckt wieder einmal tief im Gefühlssumpf. Ach ja, Mary, erwidert der vernarrte Schriftsteller, sie ist natürlich nett und solide und tapfer. Aber ein Paar kann einen Teil des Weges gemeinsam gehen und dann unterschiedliche Richtungen einschlagen. Das ist mir schon passiert.
Der 50-jährige Schriftsteller ist bereit, für Adriana alles aufzugeben. Ich liebe Dich in meinem Herzen, und ich kann nichts dagegen tun. Er habe nur beste Absichten, beteuert er. Ich weiß, was Du brauchst, um glücklich zu sein. Ich werde fortan leben, um Dich glücklich zu machen, säuselt Ernest Hemingway wie ein verknallter Oberprimaner.
Der Schriftsteller steht unter Testosteron und vermag keinen klaren Gedanken zu fassen. Ich liebe Dich mehr als den Mond und den Himmel und ich werde Dich so lieben, solange ich lebe. Selbst das Schreiben scheint ihm nebensächlich, zum Abschied lädt er sie auf seine Farm Finca Vigía nach Kuba ein und schenkt der jungen Muse seine Royal-Schreibmaschine.
Zum Nobelpreis gratuliert ihm Adriana per Telegramm Ende Oktober 1954 mit Kisses. Die italienische Lola kokettiert heftig mit dem alternden Autor und lässt sich gerne den Hof machen, möglicherweise gibt es sogar ein paar unschuldige Küsse. Mehr wohl nicht. Doch der liebestolle Ernest hört nicht auf und