Das Portal zu Leben und Werk von Ernest Hemingway

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Ernest Hemingway – Wie ein wilder Stier

Ernest Hemingway
Idaho
Ein Gewehr, Ernest Hemingway und der Sohn Patrick, genannt Mouse. Es ist Urlaubszeit in Idaho, 1946. Photo Credits: Ernest Hemingway Collection of the John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston.

Ernest Hemingway kann mit Kindern so gar nichts anfangen. Erst als die Söhne groß genug sind, um eine Angel zu halten oder gar ein Gewehr, dann erwacht sein Interesse. An der Angelrute und an einem Schießeisen – beides Apparaturen, die den Tod bringen – sieht er sich als Lehrmeister des Nachwuchses. Wie tief ist die Sehnsucht zur Vernichtung bei Ernest ausgeprägt?

Damit argumentativ keine Schieflage auftritt: Der Nobelpreisträger von 1954 besitzt wunderbare Charakterzüge. Er ist offen und zugewandt, ein guter Freund, er hilft, wenn Hilfe gebraucht wird, jeder soziale oder intellektuelle Dünkel ist ihm fremd. Aber Ernest Hemingway hat auch eine andere Seite. Eine dunkle Seite, auf der Feindseligkeit und Groll zu Hause sind.

Meist fängt es klein an. Der Zorn entlädt sich mehr oder weniger verbal. Den Personen um ihn herum gibt er launige Namen. Pickle, mein Gürkchen, für Ehefrau Mary, Feo, der Hässliche, für seinen Arzt Dr. José Luis Herrera Sotolongo, Mouse für den Sohn Patrick. Mrs. Fathouse Pig – fettes Hausschwein – für seine wunderschöne dritte Ehefrau Martha Gellhorn. 

Die zweite Stufe der Wut bezieht sich auf das Handeln. Subtil, in der Regel. Im Leben des Schriftstellers fällt schon auf, dass er vieles, was er liebt, schlecht behandelt. Seine Ehefrauen, die Söhne und letztendlich wohl auch sich selbst. Steckt Schlimmeres dahinter? Ist es vielleicht ein Zwang, wenn er etwas liebt, immer darauf herumzuhauen bis es kaputt ist?

Will ernest Hemingway mit seinem Hass auf alles und jedes letzten Endes etwa die Liebe totschlagen? Oder, noch schlimmer, kann er möglicherweise gar nicht lieben? Außer die Natur vielleicht, die er tief und innig liebt. Aber was ist mit den Menschen?

Je mehr Narben über seiner Seele liegen, desto dünnhäutiger wird er. Weil er in seinem Wertekanon nicht stabil genug ist und auch, weil seine Persönlichkeit in Sachen Liebe über die Jahre emotional nicht mitgewachsen ist. Im Gegenteil: Seit der Ehe mit Hadley geht es mit ihm seelisch bergab. Er lässt sich ablenken, von blonden Strähnen, von langen Flinten und wilden Stieren.

Die höchste Stufe seiner Feindseligkeit kehrt er heraus, wenn er angegriffen wird. Sobald er das Gefühl bekommt, von einem Menschen gekränkt zu werden oder in seinen Empfindungen verletzt zu sein. Dann reagiert er wie ein angeschossenes Raubtier. Ernest kontert schließlich mit offener Aggression, mit kaum verborgenem Hass, er verhöhnt die betreffende Person lang und breit, oft unter der Gürtellinie, auch in seinen Werken.

Lassen sich mildernde Umstände ausmachen? Ernest Hemingway ist ein Gefühlsmensch durch und durch, in allen Facetten. Er kennt den emotionalen Gegenpol zur Missgunst. In ruhigen Stunden ist er ein sympathischer Romantiker. Dieser leutselig auftretende Mann bleibt tief im Inneren eine empfindsame und verletzliche Seele. Dessen harte Schale meist nur den weichen Kern schützen will.

Es gibt die Stunden, wo er in blinder Aggression um sich schlägt. Hinter seinem Zorn liegt oft Selbsthass. Hinter jedem guten Schriftsteller verbirgt sich ein Drama, so sagt man. Es ist ein Unglück, dass dieser so grandiose Schreiber es nicht geschafft hat, seinen inneren Frieden zu finden. Außer in den frühen Jahren vielleicht, mit der

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Jack Hemingway wird von den Deutschen gefangen gehalten

Ernest Hemingway mit seinen Söhnen Patrick, mit Jack in Uniform und Gregory im Club de Cazadores del Cerro auf Kuba. Photo Credits: Ernest Hemingway Photograph Collection, John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston.

In Paris erfährt Hash im Frühjahr 1923, dass sie schwanger ist. Der Sohn John Hadley Nicanor, mit Kosename kurz Bumby genannt, kommt im Oktober bei einem mehrmonatigen Aufenthalt im kanadischen Toronto zur Welt. John sollte das einzige Kind aus der Ehe von Ernest Hemingway mit Hadley Richardson bleiben. Der Sohn wächst wohlbehütet in Paris auf.

Jack, so wird er in der Familie gerufen, besucht das Dartmouth College und die University of Montana. Ohne Abschluss, Pearl Harbor kommt dazwischen, er geht zur Armee. Mit Eintritt der USA in den Krieg wird Jack Hemingway 1944 nach Frankreich abgeordnet. Schließlich arbeitet er beim militärischen US-Geheimdienst OSS. Da er der französischen Sprache mächtig ist, wird er als Verbindungsoffizier zur Résistance eingesetzt. 

Dann der Schock für ihn und die ganze Familie: In den Vogesen wird Jack im Oktober 1944 von der Wehrmacht festgenommen und ein halbes Jahr im Kriegsgefangenenlager Moosburg an der Isar inhaftiert. In diesem Lager zwischen München und Landshut magert er dramatisch ab. Von 95 Kilo auf 64 Kilo. Nach seiner Befreiung Anfang April 1945 macht er sich auf in Richtung Paris, wo er am 8. Mai den Feierlichkeiten zum Kriegsende beiwohnt.

Trotz seiner Gefangenschaft verbleiben bei Jack keine Ressentiments. Die Wehrmacht hat ihm kräftig zugesetzt, doch er weiß zu unterscheiden. Als ich Jack auf der Frankfurter Buchmesse Ende der 1980er Jahre treffe, kommt er mir als ein liebenswürdiger und offener Gesprächspartner entgegen. Die Deutschen als Feinde, nicht vergessen, aber es ist Historie. So hat auch der Vater gedacht.

Nach dem Krieg wird er kurz in West-Berlin und Freiburg stationiert, dann in Fort Bragg, in North Carolina, bevor er die Armee verlässt. Im Zivilleben widmet er sich seiner Passion, dem Fischen, er betreibt einen Handel mit Angelutensilien. Dann schreibt Jack seine Autobiografie und hält die Erinnerungen an den Vater fest. Misadventures of a Fly Fisherman: My Life With and Without Papa.

Ab 1967 lebt er in Ketchum, in den Bergen Idahos. Dort, wo auch sein Vater die letzten beiden Jahre verbracht hat. Und wo der Nobelpreisträger begraben liegt. Von 1971 bis 1977  ist er Beauftragter des Idaho Fish and Game-Beirates gewesen. Er setzt sich für den Erhalt der Natur ein. In der Region des Sun Valley und des Silver Creek hat er sich als Umweltschützer einen guten Namen erworben.

Jack Hemingway Ketchum

John Hadley Nicanor, genannt Jack, ist der älteste Sohn von Ernest Hemingways. Auch Jack findet seine letzte Ruhe auf dem Dorffriedhof von Ketchum. Foto: W. Stock, 2018.

Drei Kinder. Mariel, die Hollywood-Schönheit. Joan, genannt Muffet. Und Margaux, ein Model und ebenfalls eine Schauspielerin. Jack stirbt am 1. Dezember 2000. Er liegt auf dem Dorffriedhof von Ketchum begraben. One of Natur’s Noblemen steht auf seinem Grabstein. Ein Edler

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Der Selbstmord von Ernest Hemingway: Ein Kampf gegen die Dämonen

Ernest Hemingway
Ketchum Cemetery
Seit Juli 1961 liegt Ernest Hemingway auf dem Dorffriedhof von Ketchum in den Bergen Idahos. Foto: W. Stock, 2018.

Dieser kernige Bursche gilt als der Prototyp einer amerikanischen Hyper-Maskulinität. Welch ein Leben voller Abenteuer und Erfahrungen! Ernest Hemingway ist ein Haudegen, wie er im Buche steht: Bei zwei Weltkriegen mitgemischt, im Spanischen Bürgerkrieg unter Beschuss der Putschisten, monatelange Safari-Jagden in Afrika, jeden Sommer das Bullenrennen in Pamplona, vier Ehen, Dutzende Liebschaften. Ein Mann für die Ewigkeit. Oder etwa nicht?

Das Ende mit einem Donnerschlag. Am 2. Juli 1961, an einem Sonntag, wacht er auf im Schlafzimmer seines Wohnortes Ketchum in den Ausläufern der Rocky Mountains. Leise schleicht er sich in den Keller, packt eine doppelläufige Schrotflinte aus dem Waffenschrank, nimmt zwei Schuss Munition, geht hinauf ins Vestibül, den Eingangsbereich vor dem Wohnzimmer, setzt sich auf den Boden des kleinen Vorraums und steckt den Gewehrlauf in den Mund. Dann drückt er ab.

Überraschend? Wohl nicht, eher zwangsläufig, wenn man hinter die Fassade blickt. Man weiß, die Hemingways sind eine Familie von Selbstmördern. Vater Clarence, ein praktizierender Arzt, bringt sich um, als Ernest 29 Jahre alt ist. Den geliebten Patron so zu verlieren, verletzt ihn tief. Auch zwei seiner sechs Geschwister nehmen sich das Leben. Margaux, die schöne Enkelin, ebenso. Die bekannte Schauspielerin setzt ihrem irdischen Dasein in Santa Monica ein Ende, mit 42 Jahren.

Auch wenn der berühmte Autor in der Öffentlichkeit den Macho raushängen lässt, ist Ernest Hemingway außerdienstlich ein anfälliger Mensch. Die Krankenakte dieses Patienten ist lang. In der Diagnose-Spalte findet sich häufig der Begriff Depression. Wie beim Vater. Clarence weilt oft in Kuren, um zu Kräften zu kommen und um seine Bekümmertheit zu heilen. Das Oberhaupt der Familie wird mehr und mehr geplagt von bipolaren Stimmungsstörungen. Auch Mutter Grace leidet ständig unter Schlaflosigkeit und Kopfschmerzen, die Nerven. 

Bipolarität ist auch Ernest nicht fremd. Er ist ein Mann mit zwei Gesichtern. Von den Gefühlen gänzlich hin- und hergerissen. Er kann wechselweise schüchtern sein oder großkotzig, warmherzig oder aggressiv, großzügig oder rücksichtslos. Ein Charmeur oder jemand, der gegen Frauen pöbelt. Solche Stimmungsschwankungen gehören zu seinem Alltag. Heute würde man auf bipolare Störungen abstellen, es gibt genug Merkmale von Borderline-Syndrom und von narzisstischen Persönlichkeitsstörungen.

Anstatt seine Leiden kurativ anzugehen, schreitet Ernest seinen Weg weiter. Er denkt, er muss nur schneller gehen, dann wird’s besser. Er stürzt sich in aggressive Sportarten, sucht Trost beim Abschlachten von Stieren und an den Haken nehmen von Großfischen. Eine Ehe nach der anderen setzt er in den Sand, er will es noch nicht mal besser machen, bei der folgenden Liebschaft legt er die gleichen Fehler an den Tag.

Als Draufgänger besitzt er die Neigung, sich auf missliche Weise selbst Verletzungen zuzufügen, insbesondere im Kopfbereich. In Paris verwechselt er 1928 die Schnur eines Oberlichts mit einer Toilettenspülung, er zieht daran, eine Glasscheibe knallt ihm voll auf den Kopf. In der Normandie wird er von einem Motorrad geschleudert, es folgen Monate mit Kopfschmerzen und Gedächtnisstörungen. Auf seinem Boot Pilar stürzt er 1950 unbeholfen und erleidet eine starke Gehirnerschütterung. Dazu zwei qualvolle Flugzeugunglücke in Afrika im Jahr 1954.

All die wiederholten Verletzungen im Kopfbereich verursachen nicht nur körperliche Schmerzen, sondern verschlimmern zudem seine psychischen Probleme. Sein Gedächtnis wird im Laufe der Jahre immer schlechter, seine Kreativität nimmt ab, das Schreiben fällt ihm von Tag zu Tag schwerer. Doch Ernest Hemingway kennt ein Heilmittel. In Wirklichkeit jedoch ist es sein schlimmster Dämon.

Doch Ernest merkt es nicht. Der Alkohol ist für ihn ein Helfer in der Not. Medizin für die Narben seiner Seele. Whiskey und Wein sind lebenslange Begleiter. Mit Anfang zwanzig beginnt er, jeden Tag zu trinken. Irgendwann ist der Griff zur Flasche derart sein Alltag, dass er die Sucht nicht mehr regulieren kann. Die Ehefrauen und die Ärzte drängen ihn, mit dem Saufen aufzuhören. Sie alle sprechen gegen den Wind. Zudem spielt der Alkoholkonsum bei den Kopfverletzungen eine fatale Rolle. Als Ursache oder als Treiber einer Ausweitung.

Obendrein übernimmt die Depression nun das Kommando über ihn. Seine Schlaflosigkeit wird schlimmer und in den letzten Jahren zeigt er Anzeichen von Wahnvorstellungen. Der Schriftsteller äußert die Befürchtung, dass seine Freunde ihn umbringen wollen und sieht sich an jeder Straßenecke vom FBI beschattet. Der Wirrwarr aus psychotischer Depression, den Hirnverletzungen, den bipolaren Störungen und dem chronischen Alkoholmissbrauch lassen seinen Gesamtzustand vollkommen absacken.

Was bleibt einer armen Seele als Ausweg? Im engen Kreis spricht der Nobelpreisträger häufig davon, sich das Leben nehmen zu wollen. Im Frühjahr 1961 versucht Ernest Hemingway innerhalb einer Woche drei Selbstmord-Versuche. Der öffentlich gefeierte Autor kann keinen klaren Gedanken fassen, ans Schreiben ist nicht mehr zu denken. Wenn ihm am Schreibtisch vor dem leeren Blatt Papier die Worte fehlen, bricht er in Tränen aus. 

Ernest Hemingway hat sich stets darin gefallen, gegen

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Ernest Hemingway: Der letzte Abend vor dem Selbstmord

Christiania 
Ketchum Idaho
Hemingway
Ein letztes Mahl in seinem Lieblingsrestaurant Christiania. Photo by W. Stock, Ketchum 2018.

Der große Ernest Hemingway, gefeiert von aller Welt, ist am Ende seiner Lebensreise ernüchtert und unglücklich.  Große Männer fallen tief. Und er, der beste Schriftsteller seiner Zeit, fällt tief, ganz tief. Seine italienische Übersetzerin Fernanda Pivano, die ihn aus den Büchern und vielen Begegnungen gut kennt, meint nach seinem Selbstmord: „Ernest schien nie wirklich glücklich. Er war unaufhörlich auf der Jagd nach seiner selbst. Nie fand er den Frieden mit sich.“

Die letzten Tage seines Lebens sind entsetzlich für ihn. Alles, was er liebt, wird unerreichbar. Der Schatten auf seiner Schulter ermächtigt sich seiner. Der Autor ist an den Zeitpunkt gelangt, an dem er abschließen möchte mit der Welt, er sieht keinen Sinn mehr und keinen Lichtblick in seinem Leben. Er möchte es zu einem Ende bringen, es soll jedoch ein Abschied sein nach seinen Regeln.

Am letzten Abend gehen die Mary und Ernest Hemingway mit ihrem Freund George Brown in das Christiania Restaurant an der Walnut Avenue im Zentrum von Ketchum. The Christy, wie das Haus bei den Einheimischen genannt wird, in ein rustikales, aber doch vornehm gehaltene Speiselokal aus Holz. Der Schriftsteller erhält seinen Stammtisch, Tisch Nummer 5, den Ecktisch hinten links, von dort aus vermag er den ganzen Speiseraum zu überblicken. Es ist Samstag, der 1. Juli 1961.

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Am Abend des 1. Juli 1961 besucht Ernest Hemingway zusammen mit Mary und einem Freund das Christiania. Stunden später wird der Nobelpreisträger tot sein. Photo by W. Stock, Ketchum 2018.

Ein kräftiges New York Steak, wie immer rare gebraten, dazu Idaho-Kartoffeln und ein einfacher grüner Salat, es ist sein Lieblingsgericht. Ernest trinkt dazu eine Flasche Châteauneuf-du-Pape, seinen roten Lieblingswein. Mary nimmt den Caesar Salad mit Parmesan und bleibt den ganzen Abend bei Martini. Doch die Paranoia lässt ihn auch im Christiania nicht los. Längere Zeit sitzt der bärtige Autor versunken und schweigend am Tisch.

Wer sind die beiden Männer dahinten, fragt Ernest Hemingway unvermittelt die Kellnerin June Maella, eine 20-jährige Einheimische, die den berühmten Schriftsteller im Christiania schon häufig bedient hat. Ich glaube, es sind zwei Vertreter aus Twin Falls, bekommt er zur Antwort. Nein, nein, sagt der Nobelpreisträger fahrig, nicht am Samstagabend, da müssten sie bei ihren Familien sein. Das sind

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Ernest Hemingways bittersüße Lebensbeichte: Pariser Schurkereien

Ernest Hemingway: Paris – Ein Fest fürs Leben.

Ab Herbst 1957 beginnt der Schriftsteller auf Kuba seine Arbeit an den Pariser Skizzen, wie er das Manuskript zunächst nennt. Nach der Übersiedlung in die USA im Jahr 1959 befasst der Nobelpreisträger sich in seinem neuen Wohnort Ketchum weiter mit den Fragmenten aus Paris und aus Schruns. Es ist das einzige Manuskript an dem der hinfällige Autor arbeitet, er will die schönen 1920er Jahre festhalten, denn er ahnt, was da kommen wird.

In den letzten Lebenswochen schreibt er sich den Kummer von der Seele, er versetzt sich zurück in die heitere Welt seiner sechs Pariser Jahre, in die Winterurlaube im Vorarlberg und ein letztes Mal huldigt der schwerkranke Ernest seiner großen Liebe. Der Unmut über den eigenen Fehltritt brodelt in ihm.

Das Werk wird erst nach seinem Ableben veröffentlicht, redigiert von seinem engen Freund A. E. Hotchner. Im Jahr 1964 erscheinen, gegen den erbitterten Widerstand seiner letzten Frau Mary, die Erinnerungen unter dem Titel Paris – Ein Fest fürs Leben. Von einem alternden Mann geschrieben, die eigene Endlichkeit vor Augen, erinnert die gemütvolle Erzählung mit Melancholie an die unbekümmerten Monate in Europa.

Trotz allen Frohmuts kann man das Buch zugleich als eine Art bittere Lebensbeichte des sterbenskranken Ernest Hemingway lesen. In Paris – Ein Fest fürs Leben breitet er seine Seele aus, wie in keinem anderen Werk. Die Erzähl-Fragmente lesen sich wie eine Liebeserklärung an Paris, an die mitreißende Zeit, von Ende 1921 bis Frühjahr 1928 wohnt er mit Hadley in der quirligen Metropole an der Seine.

Es sind zugleich seine Anfänge als Schriftsteller, das kreative Aufbegehren der verlorene Generation, ein Umsturz in Literatur, Malerei und Architektur, der in der Moderne münden wird. Man spürt in Paris – Ein Fest fürs Leben die beglückende Atmosphäre, die Paris in jenen Jahren so auszeichnete. In allererster Linie jedoch sind die Episoden aus Paris und aus dem Montafon eine Liebeserklärung an seine Hash.

An Hadley, jene Frau, für die er wohl das tiefste Gefühl empfunden hat und jene, die ihn bedingungslos geliebt hat. Sein erstes großes Werk The Sun Also Rises widmet er seiner ersten Ehefrau und dem Sohn. Hadley und John Hadley Nicanor zugeeignet. In Europa heißt der Roman Fiesta, es wird 1926 sein Durchbruch. Mit einem Mal ist er ein Popstar.

Wie kein anderer Mensch hat Hadley an ihn geglaubt, damals, als er noch ein kleines Licht gewesen ist in der bescheidenen Wohnung in der Rue Cardinal-Lemoine. Und sie hat ihn aufgebaut, wenn von den amerikanischen Verlagen eine Ablehnung nach der anderen in Paris eintrudelte. Diese wunderbare Liebe schlägt Ernest Hemingway im winterlichen Vorarlberg eigenhändig tot, mausetot.

Von seiner Seite ist es eine kaltschnäuzige Schurkerei, die ihn selbst bis zu seiner letzten Stunde als seelische Verwundung umtreiben sollte. Und er weiß, dass er das Desaster ganz alleine verbockt hat. Ich war es, der die Schuld daran auf sich nehmen und besitzen und verstehen musste. Hadley, die Einzige, die keinerlei Schuld daran trug, kam am Ende gut aus der Sache heraus und heiratete einen viel besseren Mann, als ich je gewesen war oder jemals zu sein hoffen konnte…

Doch der übermütige Ernest, berauscht vom sich andeutenden Erfolg als Buchautor, kann die

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Ein einsamer Tod in den Rocky Mountains – und eine Überraschung

Die letzte Ruhestätte des Ernest Hemingway auf dem Dorffriedhof von
Ketchum; Foto: W. Stock, im April 2018

Im Morgengrauen des 2. Juli 1961 beendet einer der größten Schriftsteller aller Zeiten sein Leben. Mit einer doppelläufigen Schrotflinte, die er sonst zur Taubenjagd nutzt, erschießt sich Ernest Hemingway im Eingangsbereich seines Landhauses in Ketchum.

Der entlegene Ort im US-Staat Idaho ist die letzte Lebensstation des Weltenbummlers. Der alt gewordene Schriftsteller, der seit 1952 (in diesem Jahr erschien sein Meisterwerk „Der alte Mann und das Meer“) kein Buch mehr veröffentlicht hat, ist ein gebrochener Mann. Hemingways maßloses Leben fordert nun seinen Tribut: Das letzte Lebensjahr ist von Krankheiten und Klinikaufenthalten überschattet.

Die Beerdigung des Nobelpreisträgers findet an einem Freitag in Ketchum statt, am 7. Juli 1961. Mary, seine Witwe, will eine Beerdigung im familiären Kreis. Es kommen seine drei Söhne John, Patrick und Gregory, dazu die vier Schwestern und der jüngere Bruder Leicester. Zahlreiche Beileidstelegramme aus aller Welt sind im Haus der Hemingways am East Canyon Run Boulevard eingetroffen. Das Weiße Haus, der Kreml und auch der Vatikan haben ihre Kondolenz übermittelt.

Der Ketchum Cemetery liegt am nördlichen Rand des ehemaligen Silberminen-Ortes. Es ist ein einfacher Dorffriedhof, auf dem der Nobelpreisträger neben Farmern und einfachen Händlern seine letzte Ruhe findet. „Oh, mein Herr und Gebieter“, betet Dorfpastor Waldemann, „gewähre deinem Diener Ernest Hemingway die Vergebung für seine Sünden.“ Ganz in schwarz gekleidet und mit dunkler Sonnenbrille wirft Miss Mary eine rote Rose hinab auf den Sarg ihres Ehemannes.

Der Mann, der auf dem schmucklosen Friedhof seinen letzten Segen erhält, ist in seinen 61 Lebensjahren kein Heiliger gewesen. Er hat seine vier Ehefrauen hemmungslos hintergangen, er hat sich halbtot gesoffen, die Kinder vernachlässigt, und er ist auch ein ziemlicher Angeber gewesen. Aber er konnte schreiben wie keiner vor ihm. Er hat die englische Literatur von der viktorianischen Altbackenheit eines Charles Dickens befreit, er ist ein Revolutionär gewesen mit neuen Themen und einem lebensnahen Stil.

Noch heute pilgern Anhänger aus aller Welt in das abgeschiedene Kaff der Rocky Mountains. Auf der Grabplatte aus klarem Quarzit liegen halbgetrunkene Whiskey-Fläschchen, kleine Geldmünzen, Schreibstifte oder andere Mitbringsel, die Bewunderer als Zeichen ihrer Ehrerbietung dagelassen haben. „Ich säubere die Grabstätte einmal pro Woche“, sagt der Friedhofswärter, „aber zwecklos, am nächsten Tag ist alles erneut verunstaltet.“

Ein paar Tage nach dem Selbstmord lässt

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Warum hat Ernest Hemingway sich umgebracht?

Ernest Hemingway Selbstmord
Ernest Hemingways Eulogie Best of all he loved the fall ziert das Hemingway Memorial oberhalb von Ketchum. Now he will be a part of them forever. Foto: W. Stock, 2018

Er hat zwei Flugzeugunglücke und mehrere Autounfälle überlebt. Eine Mörsergranate, die im Ersten Weltkrieg einen Meter neben ihm explodiert ist, hat ihm wenig anhaben können. Er hat die Amöbenruhr, einen Milzriss und zig Gehirnerschütterungen überstanden. Und auch die Depression, der Alkohol und Diabetes haben ihn nicht kleingekriegt. Doch sein Ende musste er selbst in die Hand nehmen.

Über die Ursache seines Suizids gibt es viele Fehleinschätzungen. Er habe sich umgebracht, weil er als Schriftsteller gescheitert sei, erzählt der Kollege Jorge Luis Borges aus Buenos Aires einen ziemlichen Blödsinn. Er habe nicht mehr schreiben können, mutmaßen andere, dies kommt der Sache näher. Er sei in Wirklichkeit tieftraurig gewesen, weil er sein geliebtes Kuba habe verlassen müssen. Diese Aussage ist nicht falsch, jedoch trifft sie die Ursache nicht im Kern.

Die Wahrheit ist, auch bei einem Jahrhundert-Mann wie ihm, viel profaner. Ernest Hemingway ist körperlich am Ende gewesen, ein Wrack. Der Gemütszustand des Schriftstellers hat sich Ende 1960 rapide verschlechtert, am 30. November wird er nach Rochester in Minnesota geflogen, in das St. Mary’s Hospital. In dem Krankenhaus erhält er wochenlang Elektroschock-Therapien, insgesamt elf an der Zahl. Die Elektroschocks quetschen den letzten Schimmer Lebensmut aus seinem Körper.

Erst am 22. Januar 1961, nach 53 Tagen in Behandlung, wird er aus der Klinik entlassen. Da wiegt er nur noch 83 Kilo, bei einer Größe von 1,83 Meter, sein Gewicht zuvor hat bei 110 Kilo gelegen. Wieder zu Hause in Ketchum taumelt er wie ein Halbtoter durch den Tag, nur noch selten verlässt er das Haus und geht hinunter ins Dorf. Stundenlang sitzt der Schriftsteller auf der langen Couch im Wohnzimmer und starrt, ohne ein Wort zu sagen, vor sich hin.

Am 25. April 1961 wird der geschwächte Nobelpreisträger abermals nach Rochester geflogen. Im St. Mary’s Hospital kommt er diesmal in die geschlossene Psychiatrie. In den ersten fünf Tagen erhält der Schriftsteller vier Elektroschock-Behandlungen. Die Tortur in der Mayo-Klinik verschlimmert seinen Zustand. 

Ernest Hemingway will nur

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Adiós, Ernesto, adiós

Unter einem Paar Kiefern liegt das Grab des Ernest Hemingway auf dem Friedhof in Ketchum, Idaho. Foto: W. Stock, April 2018.

Im Morgengrauen des 2. Juli 1961, es ist ein Sonntag vor genau 60 Jahren, drückt eine trockene Luft auf den ergrünten Talkessel. Es wird früh hell in der warmen Jahreszeit oben in den Bergen Idahos und an diesem Tag wirkt das einsame Dorf in dem kleinen Tal noch geruhsamer als an anderen Wochentagen. Das dreigeschossige Haus aus groben braunen Zementsteinen und den breiten Panoramafenstern liegt oberhalb der Stadt Ketchum, ein wenig verborgen über dem Big Wood River, der in einer Senke ruhig dahin rauscht.

Der greise Schriftsteller, in seinem blauen Pyjama, hebt sich mühevoll aus seinem Bett und kann sich kaum auf den Beinen halten wegen der kurzen Nacht. Er schlüpft nicht wie sonst in die Hausschuhe aus Filz, die neben dem Bett stehen, sondern kriecht in die braunen Mokassins-Schuhe, er schlängelt sich in den rotkarierten Morgenmantel, den Mary in Italien gekauft hat und der über der Rückenlehne des Stuhls neben dem Fenster hängt, danach huscht er an seinem Schreibtisch vorbei mit der Schreibmaschine und den Büchern und Manuskripten und schlurft kaum vernehmbar aus seinem Schlafzimmer.

Fast geräuschlos tappt er an Miss Marys geschlossener Schlafzimmertüre vorbei, seine Ehefrau schläft noch fest. Vorsichtig geht er die schmale braune Holztreppe herunter, sein Schädel dröhnt, von dem Alkohol am Vorabend, und von dem Schmerz der letzten Wochen, von den vielen Medikamenten und von der Krankheit. Der Nobelpreisträger geht an dem offenen Kamin, dem Fernsehgerät und dem schmalen Bücherbord vorbei, der bauschige Teppichboden dämpft seine Schritte, am Ende des Wohnzimmers nimmt er dann die zwei kleinen Rundstufen rechts hoch zur Küche, geht am großräumigen milchweißen Kühlschrank vorbei, passiert die beiden messingverkleideten Backöfen zum Fenstersims, wo über der Anrichte in einem der schmalen Hängeschränke der Bund mit dem Schlüssel zum Waffenschrank aufbewahrt wird.

Anschließend dreht er sich um und marschiert von der Küche aus, an der kleinen länglichen Gästetoilette vorbei, kaum vernehmbar die enge Rundtreppe ganz nach unten ins Kellergeschoss, das Geländer aus Holz fest umklammernd. Im Souterrain macht er sich auf in Richtung zum Waffenschrank, er steht davor, fischt den Schlüssel hervor und schließt den Spind bedächtig auf. Aus dem Waffenschrank mit den vielen Schusswaffen holt er Marys Lieblingsgewehr aus der Halterung, eine doppelläufige englische Scott & Son, die seiner Ehefrau vor allem zur Jagd auf Tauben dient. Einer auf dem Schrankboden liegenden Packung entnimmt der Schriftsteller zwei Patronen, die er in die Tasche seines Morgenmantels steckt.

Dann verschließt er leise den Waffenschrank. Mit dem langen Schrotgewehr in der Hand schleicht er danach die Treppe hinauf, die Stufen bereiten ihm Mühe, er durchquert das Wohnzimmer, in das von Osten her die ersten Sonnenstrahlen fallen. Doch er bemerkt die Sonne nicht, er geht durch bis ans entgegen gelegene Ende des Wohnzimmers und nimmt die winzige Stufe in das karge Vestibül. Das Vestibül ist ein rechteckiger Vorraum, der als Windfang angebaut wurde, der schützende Eingangsbereich zum Wohngeschoss.

Der schmucklose Raum vor der Eingangstüre, dort wo üblicherweise die Mäntel und die Schuhe abgelegt werden, misst gerade einmal drei, vier Quadratmeter, es gibt nur wenig Freiraum, um sich zu bewegen. Der Autor hat für sein Vorhaben das Vestibül mit Bedacht gewählt, er weiß, seine Frau muss noch weiter in dem Haus leben, und so hat er es aus Rücksicht nicht im Wohnzimmer machen wollen oder im Schlafzimmer, wie sein Vater.

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Die Grabplatte des Ernest Miller Hemingway auf dem Friedhof in Ketchum wird bedeckt von den Mitbringseln der Verehrer. Foto: W. Stock, April 2018.

Der ausgezehrte alte Mann sucht mühsam mit seinem knochigen Rücken Halt an der glatten Westwand des Vestibüls, die dünnen Mokassins hauchdünn auf den Holzbohlen des kleinen Raums. Und dann winkelt der Schriftsteller behutsam die Knie an und

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Gary Cooper, der beste Buddy von Ernest Hemingway

Ernest Hemingway, Clara Spiegel und Gary Cooper am Silver Creek in Idaho. Sun Valley, im Januar 1959. Credit Line: Ernest Hemingway Collection. John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston.

Einer von Ernest Hemingways ganz engen Freunden ist der Schauspieler Gary Cooper. Der Hollywood-Star hat in der ersten Verfilmung eines seiner Werke die Hauptrolle gespielt. A Farewell to Arms kommt im Jahr 1932 in die Kinos, mit Gary Cooper und Helen Hayes als Protagonisten. In einem anderen Land, so heißen Buch und Film auf Deutsch, spielt in der Zeit des Ersten Weltkriegs in Italien. Der Streifen wird bei Publikum als auch bei Kritikern zu einem riesigen Erfolg.

Gary Cooper, im Jahr 1901 im bergigen Montana geboren, wird fortan von den Filmstudios als Darsteller geradliniger Einzelgänger gebucht,  seine Rolle als von allen im Stich gelassener Town Marshall Will Kane in dem Western High Noon12 Uhr mittags in Deutschland – festigt seinen Weltruhm. Der Film, mehr Charakterstudie denn Western, ist hohe Kunst und setzt Maßstäbe. In den Jahren 1941 und 1952 gewinnt Cooper den Oscar als bester Hauptdarsteller.

In seinen Filmen verkörpert Gary Cooper meist einen Hemingway-Helden par excellence. Einsam, lakonisch, voller Zweifel – aber mutig. Wenn der Schriftsteller das Sagen gehabt hätte, dann wäre sein Roman Der alte Mann und das Meer mit Gary Cooper verfilmt worden und nicht mit Spencer Tracy, den er für eine schreckliche Fehlbesetzung hält.

Obwohl Hemingway und Cooper ganz entgegengesetzte Charaktere sind, von Temperament und politischer Anschauung, vertieft sich über die Jahre ihre Freundschaft. Auf Finca Vigía empfängt der Autor den Hollywood-Mimen mehrmals als Gast, im Sun Valley verabreden sie sich oft zum Urlaub. Der hochgewachsene Gary Cooper, den die Freunde Coop rufen, teilt Hemingways Leidenschaften: die Liebe zur Natur und zu den Bergen der Rocky Mountains, die Jagd, schöne Frauen.

Im Herbst, da toben auf Kuba die Hurrikane, mag der Autor in Idaho auf Jagd nach Wildvögeln gehen, nach Enten, Tauben oder Fasanen. Im Sun Valley Gun Club kann er Tontauben schießen, er spielt mit seinem Buddy Gary Cooper Tennis, in den Flüssen und Bächen um Ketchum kann er ausgiebig Angeln und Fischen. Wenn Ernest und Coop zusammen sind, zeigen sie sich ausgelassen wie die Schulbuben.

Ein fester Freundeskreis kommt im Sun Valley zusammen. Mary und Ernest Hemingway, Gary Cooper und Ehefrau Veronica, genannt Rocky, Fred und Clara Spiegel, Rancher Bud Purdy, Taylor Williams, Tillie und Lloyd Arnold. Es ist ein Grüppchen, das in einer großartigen Natur keine großen Worte macht. Und in der Trail Creek Cabin, einer Partyhütte oberhalb der Sun Valley Lodge, wird abends dann kräftig gefeiert.

Im Frühjahr 1960 unterzieht Gary Cooper sich

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Ernest Hemingway in der Sun Valley Lodge

Im oberen Stockwerk des Sun Valley Lodge, in einer Suite mit eigener Terrasse, residierte Ernest Hemingway. Foto: W. Stock, 2018

Nach dem Spanischen Bürgerkrieg kommt Ernest Hemingway das erste Mal ins Sun Valley. Im September 1939, an der Seite seiner neuen Liebe, der attraktiven Journalistin Martha Gellhorn. In jenen Jahren ist Ketchum noch ein schläfriges Bergarbeiternest in Idaho von gerade einmal 100 Bewohnern, die überwiegend in den Silberminen arbeiten.

In der oberhalb des Dorfes gelegenen Sun Valley Lodge wohnt das junge Liebespärchen in Room 206 im oberen Stockwerk, in einer plüschigen Suite mit zwei Schlafzimmern und eigenen Bädern, mit einem großen Schreibtisch im Living Room und einer zimmergroßen Eckterrasse mit Blick auf die Berge. Nach einigen Renovierungen und Änderungen trägt die Suite heute die Nummer 338.

Vormittags schreibt Ernest Hemingway an der Endfassung von Wem die Stunde schlägt, nachmittags zieht der Autor mit Martha zum Jagen und Fischen durch die naturbelassene Berglandschaft der Rocky Mountains. Schnell hat der Schriftsteller sich in das Tal verliebt, es erinnert ihn an seine unbekümmerten Jugendausflüge an die Seen in Michigan. Drei Monate bleiben die Turteltäubchen im Sun Valley.

Schnell schließt Ernest Hemingway Freundschaft mit Einheimischen. Mit Lloyd Arnold, der als Fotograf in der Sun Valley Lodge arbeitet und wo seine Frau Tillie den Souvenirshop betreut. Mit Pappy, wie Lloyd von Freunden genannt wird, geht der Schriftsteller häufig auf Jagd am Silver Creek, ebenso wie mit dem Manager der Lodge, Taylor Williams.

Die meisten Hemingway-Fotos aus Ketchum und dem Sun Valley stammen von Lloyd Arnold, die Beziehung zwischen Ernest und Lloyd, so erinnert sich Tillie, „ist eine Verbundenheit gewesen mit viel Lachen, mit Scherzen, mit Veralbern und mit freundschaftlichem Necken.“ Als Pappy im Jahr 1970 stirbt, zieht Tillie Arnold für zwei Jahre in das Ketchumer Hemingway House zu Mary, der Witwe von Ernest.

Vom Zentrum Ketchums bis zur vornehmen Sun Valley Lodge sind es zwei Kilometer Richtung Nordosten in die Berge. In dem viergeschossigen Haupthaus im Landhaus-Stil mit seinen Nebenhäusern, Geschäften und Restaurants fühlt man sich sogleich in die Tiroler Bergwelt zurückversetzt, vielleicht ein wenig zu amerikanisiert. Einerlei, America is great, wer es begreifen will, muss hierher.

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Die Tiroler Bergwelt in den Rocky Mountains. Die Sun Valley Lodge in Ketchum, Idaho. Foto: W. Stock

Die Sun Valley Lodge gipfelt noch heute in dem elitären Anspruch von damals: exklusive Suiten, gehobene Restaurants, Leseräume mit Kamin, aufmerksame Pagen. Alles vorhanden, was der Tourist für gute Dollars erwarten darf. Fotos mit Ernest Hemingway finden sich dezent, aber unüberschaubar, auf den langen Fluren der Lodge. Der Eigentümer Averell Harriman, ein Marketing-Genie, ließ den Schriftsteller zwei Saisons hintereinander kostenlos beherbergen. Man spricht noch heute darüber.

Das Sun Valley Resort gilt als das Prachtstück eines exklusiven Tourismus in der Region. Im Winter fallen

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