Auf den Fersen von Ernest Hemingway

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Ernest Hemingway: Der letzte Abend vor dem Selbstmord

Christiania 
Ketchum Idaho
Hemingway
Ein letztes Mahl in seinem Lieblingsrestaurant Christiania. Photo by Wolfgang Stock, Ketchum 2018.

Der große Ernest Hemingway, gefeiert von aller Welt, ist am Ende seiner Lebensreise ernüchtert und unglücklich.  Große Männer fallen tief. Und er, der beste Schriftsteller seiner Zeit, fällt tief, ganz tief. Seine italienische Übersetzerin Fernanda Pivano, die ihn aus den Büchern und vielen Begegnungen gut kennt, meint nach seinem Selbstmord: „Ernest schien nie wirklich glücklich. Er war unaufhörlich auf der Jagd nach seiner selbst. Nie fand er den Frieden mit sich.“

Die letzten Tage seines Lebens sind entsetzlich für ihn. Alles, was er liebt, wird unerreichbar. Der Schatten auf seiner Schulter ermächtigt sich seiner. Der Autor ist an den Zeitpunkt gelangt, an dem er abschließen möchte mit der Welt, er sieht keinen Sinn mehr und keinen Lichtblick in seinem Leben. Er möchte es zu einem Ende bringen, es soll jedoch ein Abschied sein nach seinen Regeln.

Am letzten Abend gehen die Mary und Ernest Hemingway mit ihrem Freund George Brown in das Christiania Restaurant an der Walnut Avenue im Zentrum von Ketchum. The Christy, wie das Haus bei den Einheimischen genannt wird, in ein rustikales, aber doch vornehm gehaltene Speiselokal aus Holz. Der Schriftsteller erhält seinen Stammtisch, Tisch Nummer 5, den Ecktisch hinten links, von dort aus vermag er den ganzen Speiseraum zu überblicken. Es ist Samstag, der 1. Juli 1961.

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Am Abend des 1. Juli 1961 besucht Ernest Hemingway zusammen mit Mary und einem Freund das Christiania. Stunden später wird der Nobelpreisträger tot sein. Photo by W. Stock, Ketchum 2018.

Ein kräftiges New York Steak, wie immer rare gebraten, dazu Idaho-Kartoffeln und ein einfacher grüner Salat, es ist sein Lieblingsgericht. Ernest trinkt dazu eine Flasche Châteauneuf-du-Pape, seinen roten Lieblingswein. Mary nimmt den Caesar Salad mit Parmesan und bleibt den ganzen Abend bei Martini. Doch die Paranoia lässt ihn auch im Christiania nicht los. Längere Zeit sitzt der bärtige Autor versunken und schweigend am Tisch.

Wer sind die beiden Männer dahinten, fragt Ernest Hemingway unvermittelt dann die Kellnerin June Maella, eine 20-jährige Einheimische, die den berühmten Schriftsteller im Christiania schon häufig bedient hat. Ich glaube, es sind zwei Vertreter aus Twin Falls, bekommt er zur Antwort. Nein, nein, sagt der Nobelpreisträger fahrig, nicht am Samstagabend, da müssten sie bei ihren Familien sein. Das sind

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Ernest Hemingways bittersüße Lebensbeichte: Pariser Schurkereien

Ernest Hemingway: Paris – Ein Fest fürs Leben.

Ab Herbst 1957 beginnt der Schriftsteller auf Kuba seine Arbeit an den Pariser Skizzen, wie er das Manuskript zunächst nennt. Nach der Übersiedlung in die USA im Jahr 1959 befasst der Nobelpreisträger sich in seinem neuen Wohnort Ketchum weiter mit den Fragmenten aus Paris und aus Schruns. Es ist das einzige Manuskript an dem der hinfällige Autor arbeitet, er will die schönen 1920er Jahre festhalten, denn er ahnt, was da kommen wird.

In den letzten Lebenswochen schreibt er sich den Kummer von der Seele, er versetzt sich zurück in die heitere Welt seiner sechs Pariser Jahre, in die Winterurlaube im Vorarlberg und ein letztes Mal huldigt der schwerkranke Ernest seiner großen Liebe. Der Unmut über den eigenen Fehltritt brodelt in ihm.

Das Werk wird erst nach seinem Ableben veröffentlicht, redigiert von seinem engen Freund A. E. Hotchner. Im Jahr 1964 erscheinen, gegen den erbitterten Widerstand seiner letzten Frau Mary, die Erinnerungen unter dem Titel Paris – Ein Fest fürs Leben. Von einem alternden Mann geschrieben, die eigene Endlichkeit vor Augen, erinnert die gemütvolle Erzählung mit Melancholie an die unbekümmerten Monate in Europa.

Trotz allen Frohmuts kann man das Buch zugleich als eine Art bittere Lebensbeichte des sterbenskranken Ernest Hemingway lesen. In Paris – Ein Fest fürs Leben breitet er seine Seele aus, wie in keinem anderen Werk. Die Erzähl-Fragmente lesen sich wie eine Liebeserklärung an Paris, an die mitreißende Zeit, von Ende 1921 bis Frühjahr 1928 wohnt er mit Hadley in der quirligen Metropole an der Seine.

Es sind zugleich seine Anfänge als Schriftsteller, das kreative Aufbegehren der verlorene Generation, ein Umsturz in Literatur, Malerei und Architektur, der in der Moderne münden wird. Man spürt in Paris – Ein Fest fürs Leben die beglückende Atmosphäre, die Paris in jenen Jahren so auszeichnete. In allererster Linie jedoch sind die Episoden aus Paris und aus dem Montafon eine Liebeserklärung an seine Hash.

An Hadley, jene Frau, für die er wohl das tiefste Gefühl empfunden hat und jene, die ihn bedingungslos geliebt hat. Sein erstes großes Werk The Sun Also Rises widmet er seiner ersten Ehefrau und dem Sohn. Hadley und John Hadley Nicanor zugeeignet. In Europa heißt der Roman Fiesta, es wird 1926 sein Durchbruch. Mit einem Mal ist er ein Popstar.

Wie kein anderer Mensch hat Hadley an ihn geglaubt, damals, als er noch ein kleines Licht gewesen ist in der bescheidenen Wohnung in der Rue Cardinal-Lemoine. Und sie hat ihn aufgebaut, wenn von den amerikanischen Verlagen eine Ablehnung nach der anderen in Paris eintrudelte. Diese wunderbare Liebe schlägt Ernest Hemingway im winterlichen Vorarlberg eigenhändig tot, mausetot.

Von seiner Seite ist es eine kaltschnäuzige Schurkerei, die ihn selbst bis zu seiner letzten Stunde als seelische Verwundung umtreiben sollte. Und er weiß, dass er das Desaster ganz alleine verbockt hat. Ich war es, der die Schuld daran auf sich nehmen und besitzen und verstehen musste. Hadley, die Einzige, die keinerlei Schuld daran trug, kam am Ende gut aus der Sache heraus und heiratete einen viel besseren Mann, als ich je gewesen war oder jemals zu sein hoffen konnte…

Doch der übermütige Ernest, berauscht vom sich andeutenden Erfolg als Buchautor, kann die

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Ein einsamer Tod in den Rocky Mountains – und eine Überraschung

Die letzte Ruhestätte des Ernest Hemingway auf dem Dorffriedhof von
Ketchum; Foto: W. Stock, im April 2018

Im Morgengrauen des 2. Juli 1961 beendet einer der größten Schriftsteller aller Zeiten sein Leben. Mit einer doppelläufigen Schrotflinte, die er sonst zur Taubenjagd nutzt, erschießt sich Ernest Hemingway im Eingangsbereich seines Landhauses in Ketchum.

Der entlegene Ort im US-Staat Idaho ist die letzte Lebensstation des Weltenbummlers. Der alt gewordene Schriftsteller, der seit 1952 (in diesem Jahr erschien sein Meisterwerk „Der alte Mann und das Meer“) kein Buch mehr veröffentlicht hat, ist ein gebrochener Mann. Hemingways maßloses Leben fordert nun seinen Tribut: Das letzte Lebensjahr ist von Krankheiten und Klinikaufenthalten überschattet.

Die Beerdigung des Nobelpreisträgers findet an einem Freitag in Ketchum statt, am 7. Juli 1961. Mary, seine Witwe, will eine Beerdigung im familiären Kreis. Es kommen seine drei Söhne John, Patrick und Gregory, dazu die vier Schwestern und der jüngere Bruder Leicester. Zahlreiche Beileidstelegramme aus aller Welt sind im Haus der Hemingways am East Canyon Run Boulevard eingetroffen. Das Weiße Haus, der Kreml und auch der Vatikan haben ihre Kondolenz übermittelt.

Der Ketchum Cemetery liegt am nördlichen Rand des ehemaligen Silberminen-Ortes. Es ist ein einfacher Dorffriedhof, auf dem der Nobelpreisträger neben Farmern und einfachen Händlern seine letzte Ruhe findet. „Oh, mein Herr und Gebieter“, betet Dorfpastor Waldemann, „gewähre deinem Diener Ernest Hemingway die Vergebung für seine Sünden.“ Ganz in schwarz gekleidet und mit dunkler Sonnenbrille wirft Miss Mary eine rote Rose hinab auf den Sarg ihres Ehemannes.

Der Mann, der auf dem schmucklosen Friedhof seinen letzten Segen erhält, ist in seinen 61 Lebensjahren kein Heiliger gewesen. Er hat seine vier Ehefrauen hemmungslos hintergangen, er hat sich halbtot gesoffen, die Kinder vernachlässigt, und er ist auch ein ziemlicher Angeber gewesen. Aber er konnte schreiben wie keiner vor ihm. Er hat die englische Literatur von der viktorianischen Altbackenheit eines Charles Dickens befreit, er ist ein Revolutionär gewesen mit neuen Themen und einem lebensnahen Stil.

Noch heute pilgern Anhänger aus aller Welt in das abgeschiedene Kaff der Rocky Mountains. Auf der Grabplatte aus klarem Quarzit liegen halbgetrunkene Whiskey-Fläschchen, kleine Geldmünzen, Schreibstifte oder andere Mitbringsel, die Bewunderer als Zeichen ihrer Ehrerbietung dagelassen haben. „Ich säubere die Grabstätte einmal pro Woche“, sagt der Friedhofswärter, „aber zwecklos, am nächsten Tag ist alles erneut verunstaltet.“

Ein paar Tage nach dem Selbstmord lässt

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Warum hat Ernest Hemingway sich umgebracht?

Ernest Hemingway Selbstmord
Ernest Hemingways Eulogie Best of all he loved the fall ziert das Hemingway Memorial oberhalb von Ketchum. Now he will be a part of them forever. Foto: W. Stock, 2018

Er hat zwei Flugzeugunglücke und mehrere Autounfälle überlebt. Eine Mörsergranate, die im Ersten Weltkrieg einen Meter neben ihm explodiert ist, hat ihm wenig anhaben können. Er hat die Amöbenruhr, einen Milzriss und zig Gehirnerschütterungen überstanden. Und auch die Depression, der Alkohol und Diabetes haben ihn nicht kleingekriegt. Doch sein Ende musste er selbst in die Hand nehmen.

Über die Ursache seines Suizids gibt es viele Fehleinschätzungen. Er habe sich umgebracht, weil er als Schriftsteller gescheitert sei, erzählt der Kollege Jorge Luis Borges aus Buenos Aires einen ziemlichen Blödsinn. Er habe nicht mehr schreiben können, mutmaßen andere, dies kommt der Sache näher. Er sei in Wirklichkeit tieftraurig gewesen, weil er sein geliebtes Kuba habe verlassen müssen. Diese Aussage ist nicht falsch, jedoch trifft sie die Ursache nicht im Kern.

Die Wahrheit ist, auch bei einem Jahrhundert-Mann wie ihm, viel profaner. Ernest Hemingway ist körperlich am Ende gewesen, ein Wrack. Der Gemütszustand des Schriftstellers hat sich Ende 1960 rapide verschlechtert, am 30. November wird er nach Rochester in Minnesota geflogen, in das St. Mary’s Hospital. In dem Krankenhaus erhält er wochenlang Elektroschock-Therapien, insgesamt elf an der Zahl. Die Elektroschocks quetschen den letzten Schimmer Lebensmut aus seinem Körper.

Erst am 22. Januar 1961, nach 53 Tagen in Behandlung, wird er aus der Klinik entlassen. Da wiegt er nur noch 83 Kilo, bei einer Größe von 1,83 Meter, sein Gewicht zuvor hat bei 110 Kilo gelegen. Wieder zu Hause in Ketchum taumelt er wie ein Halbtoter durch den Tag, nur noch selten verlässt er das Haus und geht hinunter ins Dorf. Stundenlang sitzt der Schriftsteller auf der langen Couch im Wohnzimmer und starrt, ohne ein Wort zu sagen, vor sich hin.

Am 25. April 1961 wird der geschwächte Nobelpreisträger abermals nach Rochester geflogen. Im St. Mary’s Hospital kommt er diesmal in die geschlossene Psychiatrie. In den ersten fünf Tagen erhält der Schriftsteller vier Elektroschock-Behandlungen. Die Tortur in der Mayo-Klinik verschlimmert seinen Zustand. 

Ernest Hemingway will nur

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Adiós, Ernesto, adiós

Unter einem Paar Kiefern liegt das Grab des Ernest Hemingway auf dem Friedhof in Ketchum, Idaho. Foto: W. Stock, April 2018.

Im Morgengrauen des 2. Juli 1961, es ist ein Sonntag vor genau 60 Jahren, drückt eine trockene Luft auf den ergrünten Talkessel. Es wird früh hell in der warmen Jahreszeit oben in den Bergen Idahos und an diesem Tag wirkt das einsame Dorf in dem kleinen Tal noch geruhsamer als an anderen Wochentagen. Das dreigeschossige Haus aus groben braunen Zementsteinen und den breiten Panoramafenstern liegt oberhalb der Stadt Ketchum, ein wenig verborgen über dem Big Wood River, der in einer Senke ruhig dahin rauscht.

Der greise Schriftsteller, in seinem blauen Pyjama, hebt sich mühevoll aus seinem Bett und kann sich kaum auf den Beinen halten wegen der kurzen Nacht. Er schlüpft nicht wie sonst in die Hausschuhe aus Filz, die neben dem Bett stehen, sondern kriecht in die braunen Mokassins-Schuhe, er schlängelt sich in den rotkarierten Morgenmantel, den Mary in Italien gekauft hat und der über der Rückenlehne des Stuhls neben dem Fenster hängt, danach huscht er an seinem Schreibtisch vorbei mit der Schreibmaschine und den Büchern und Manuskripten und schlurft kaum vernehmbar aus seinem Schlafzimmer.

Fast geräuschlos tappt er an Miss Marys geschlossener Schlafzimmertüre vorbei, seine Ehefrau schläft noch fest. Vorsichtig geht er die schmale braune Holztreppe herunter, sein Schädel dröhnt, von dem Alkohol am Vorabend, und von dem Schmerz der letzten Wochen, von den vielen Medikamenten und von der Krankheit. Der Nobelpreisträger geht an dem offenen Kamin, dem Fernsehgerät und dem schmalen Bücherbord vorbei, der bauschige Teppichboden dämpft seine Schritte, am Ende des Wohnzimmers nimmt er dann die zwei kleinen Rundstufen rechts hoch zur Küche, geht am großräumigen milchweißen Kühlschrank vorbei, passiert die beiden messingverkleideten Backöfen zum Fenstersims, wo über der Anrichte in einem der schmalen Hängeschränke der Bund mit dem Schlüssel zum Waffenschrank aufbewahrt wird.

Anschließend dreht er sich um und marschiert von der Küche aus, an der kleinen länglichen Gästetoilette vorbei, kaum vernehmbar die enge Rundtreppe ganz nach unten ins Kellergeschoss, das Geländer aus Holz fest umklammernd. Im Souterrain macht er sich auf in Richtung zum Waffenschrank, er steht davor, fischt den Schlüssel hervor und schließt den Spind bedächtig auf. Aus dem Waffenschrank mit den vielen Schusswaffen holt er Marys Lieblingsgewehr aus der Halterung, eine doppelläufige englische Scott & Son, die seiner Ehefrau vor allem zur Jagd auf Tauben dient. Einer auf dem Schrankboden liegenden Packung entnimmt der Schriftsteller zwei Patronen, die er in die Tasche seines Morgenmantels steckt.

Dann verschließt er leise den Waffenschrank. Mit dem langen Schrotgewehr in der Hand schleicht er danach die Treppe hinauf, die Stufen bereiten ihm Mühe, er durchquert das Wohnzimmer, in das von Osten her die ersten Sonnenstrahlen fallen. Doch er bemerkt die Sonne nicht, er geht durch bis ans entgegen gelegene Ende des Wohnzimmers und nimmt die winzige Stufe in das karge Vestibül. Das Vestibül ist ein rechteckiger Vorraum, der als Windfang angebaut wurde, der schützende Eingangsbereich zum Wohngeschoss.

Der schmucklose Raum vor der Eingangstüre, dort wo üblicherweise die Mäntel und die Schuhe abgelegt werden, misst gerade einmal drei, vier Quadratmeter, es gibt nur wenig Freiraum, um sich zu bewegen. Der Autor hat für sein Vorhaben das Vestibül mit Bedacht gewählt, er weiß, seine Frau muss noch weiter in dem Haus leben, und so hat er es aus Rücksicht nicht im Wohnzimmer machen wollen oder im Schlafzimmer, wie sein Vater.

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Die Grabplatte des Ernest Miller Hemingway auf dem Friedhof in Ketchum wird bedeckt von den Mitbringseln der Verehrer. Foto: W. Stock, April 2018.

Der ausgezehrte alte Mann sucht mühsam mit seinem knochigen Rücken Halt an der glatten Westwand des Vestibüls, die dünnen Mokassins hauchdünn auf den Holzbohlen des kleinen Raums. Und dann winkelt der Schriftsteller behutsam die Knie an und

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Gary Cooper, der beste Buddy von Ernest Hemingway

Ernest Hemingway, Clara Spiegel und Gary Cooper am Silver Creek in Idaho. Sun Valley, im Januar 1959. Credit Line: Ernest Hemingway Collection. John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston.

Einer von Ernest Hemingways ganz engen Freunden ist der Schauspieler Gary Cooper. Der Hollywood-Star hat in der ersten Verfilmung eines seiner Werke die Hauptrolle gespielt. A Farewell to Arms kommt im Jahr 1932 in die Kinos, mit Gary Cooper und Helen Hayes als Protagonisten. In einem anderen Land, so heißen Buch und Film auf Deutsch, spielt in der Zeit des Ersten Weltkriegs in Italien. Der Streifen wird bei Publikum als auch bei Kritikern zu einem riesigen Erfolg.

Gary Cooper, im Jahr 1901 im bergigen Montana geboren, wird fortan von den Filmstudios als Darsteller geradliniger Einzelgänger gebucht,  seine Rolle als von allen im Stich gelassener Town Marshall Will Kane in dem Western High Noon12 Uhr mittags in Deutschland – festigt seinen Weltruhm. Der Film, mehr Charakterstudie denn Western, ist hohe Kunst und setzt Maßstäbe. In den Jahren 1941 und 1952 gewinnt Cooper den Oscar als bester Hauptdarsteller.

In seinen Filmen verkörpert Gary Cooper meist einen Hemingway-Helden par excellence. Einsam, lakonisch, voller Zweifel – aber mutig. Wenn der Schriftsteller das Sagen gehabt hätte, dann wäre sein Roman Der alte Mann und das Meer mit Gary Cooper verfilmt worden und nicht mit Spencer Tracy, den er für eine schreckliche Fehlbesetzung hält.

Obwohl Hemingway und Cooper ganz entgegengesetzte Charaktere sind, von Temperament und politischer Anschauung, vertieft sich über die Jahre ihre Freundschaft. Auf Finca Vigía empfängt der Autor den Hollywood-Mimen mehrmals als Gast, im Sun Valley verabreden sie sich oft zum Urlaub. Der hochgewachsene Gary Cooper, den die Freunde Coop rufen, teilt Hemingways Leidenschaften: die Liebe zur Natur und zu den Bergen der Rocky Mountains, die Jagd, schöne Frauen.

Im Herbst, da toben auf Kuba die Hurrikane, mag der Autor in Idaho auf Jagd nach Wildvögeln gehen, nach Enten, Tauben oder Fasanen. Im Sun Valley Gun Club kann er Tontauben schießen, er spielt mit seinem Buddy Gary Cooper Tennis, in den Flüssen und Bächen um Ketchum kann er ausgiebig Angeln und Fischen. Wenn Ernest und Coop zusammen sind, zeigen sie sich ausgelassen wie die Schulbuben.

Ein fester Freundeskreis kommt im Sun Valley zusammen. Mary und Ernest Hemingway, Gary Cooper und Ehefrau Veronica, genannt Rocky, Fred und Clara Spiegel, Rancher Bud Purdy, Taylor Williams, Tillie und Lloyd Arnold. Es ist ein Grüppchen, das in einer großartigen Natur keine großen Worte macht. Und in der Trail Creek Cabin, einer Partyhütte oberhalb der Sun Valley Lodge, wird abends dann kräftig gefeiert.

Im Frühjahr 1960 unterzieht Gary Cooper sich

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Ernest Hemingway in der Sun Valley Lodge

Im oberen Stockwerk des Sun Valley Lodge, in einer Suite mit eigener Terrasse, residierte Ernest Hemingway. Foto: W. Stock, 2018

Nach dem Spanischen Bürgerkrieg kommt Ernest Hemingway das erste Mal ins Sun Valley. Im September 1939, an der Seite seiner neuen Liebe, der attraktiven Journalistin Martha Gellhorn. In jenen Jahren ist Ketchum noch ein schläfriges Bergarbeiternest in Idaho von gerade einmal 100 Bewohnern, die überwiegend in den Silberminen arbeiten.

In der oberhalb des Dorfes gelegenen Sun Valley Lodge wohnt das junge Liebespärchen in Room 206 im oberen Stockwerk, in einer plüschigen Suite mit zwei Schlafzimmern und eigenen Bädern, mit einem großen Schreibtisch im Living Room und einer zimmergroßen Eckterrasse mit Blick auf die Berge. Nach einigen Renovierungen und Änderungen trägt die Suite heute die Nummer 338.

Vormittags schreibt Ernest Hemingway an der Endfassung von Wem die Stunde schlägt, nachmittags zieht der Autor mit Martha zum Jagen und Fischen durch die naturbelassene Berglandschaft der Rocky Mountains. Schnell hat der Schriftsteller sich in das Tal verliebt, es erinnert ihn an seine unbekümmerten Jugendausflüge an die Seen in Michigan. Drei Monate bleiben die Turteltäubchen im Sun Valley.

Schnell schließt Ernest Hemingway Freundschaft mit Einheimischen. Mit Lloyd Arnold, der als Fotograf in der Sun Valley Lodge arbeitet und wo seine Frau Tillie den Souvenirshop betreut. Mit Pappy, wie Lloyd von Freunden genannt wird, geht der Schriftsteller häufig auf Jagd am Silver Creek, ebenso wie mit dem Manager der Lodge, Taylor Williams.

Die meisten Hemingway-Fotos aus Ketchum und dem Sun Valley stammen von Lloyd Arnold, die Beziehung zwischen Ernest und Lloyd, so erinnert sich Tillie, „ist eine Verbundenheit gewesen mit viel Lachen, mit Scherzen, mit Veralbern und mit freundschaftlichem Necken.“ Als Pappy im Jahr 1970 stirbt, zieht Tillie Arnold für zwei Jahre in das Ketchumer Hemingway House zu Mary, der Witwe von Ernest.

Vom Zentrum Ketchums bis zur vornehmen Sun Valley Lodge sind es zwei Kilometer Richtung Nordosten in die Berge. In dem viergeschossigen Haupthaus im Landhaus-Stil mit seinen Nebenhäusern, Geschäften und Restaurants fühlt man sich sogleich in die Tiroler Bergwelt zurückversetzt, vielleicht ein wenig zu amerikanisiert. Einerlei, America is great, wer es begreifen will, muss hierher.

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Die Tiroler Bergwelt in den Rocky Mountains. Die Sun Valley Lodge in Ketchum, Idaho. Foto: W. Stock

Die Sun Valley Lodge gipfelt noch heute in dem elitären Anspruch von damals: exklusive Suiten, gehobene Restaurants, Leseräume mit Kamin, aufmerksame Pagen. Alles vorhanden, was der Tourist für gute Dollars erwarten darf. Fotos mit Ernest Hemingway finden sich dezent, aber unüberschaubar, auf den langen Fluren der Lodge. Der Eigentümer Averell Harriman, ein Marketing-Genie, ließ den Schriftsteller zwei Saisons hintereinander kostenlos beherbergen. Man spricht noch heute darüber.

Das Sun Valley Resort gilt als das Prachtstück eines exklusiven Tourismus in der Region. Im Winter fallen

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Trail Creek Cabin, wo Ernest Hemingway feierte

An der Trail Creek Road, dort wo der Wald anfängt, liegt die Trail Creek Cabin. Auch Ernest Hemingway hat hier gerne gefeiert. Foto: W. Stock, 2018

Zwei, drei Kilometer oberhalb des kleinen Ortes Ketchum, gegenüber vom Sun Valley Gun Club, befindet sich am Waldrand die Trail Creek Cabin. Wenn wohlhabende Bewohner des Tals und kaufkräftige Winterurlauber feiern wollen, wenn ein Geburtstag oder eine Hochzeit ansteht, dann wird dieses erlesene Restaurant gewählt. 

Illustre Persönlichkeiten kommen in die entlegene Region des Sun Valley nach Idaho, eine Art Kitzbühel in den Rocky Mountains. Prominente wie Lucille Ball, Gary Cooper, Jane Russell oder Clark Gable, eine dezente Party-Location darf aus diesem Grund nicht fehlen. Die Cabin, nicht weit vom heutigen Hemingway Memorial entfernt, liegt fernab vom Zentrum des Dorfes im Tal, hier kann man lange und laut feiern, und man bleibt unter sich.

Auch Ernest Hemingway hat fleißig mitgemischt. Es gibt Fotos von ihm in der Trail Creek Cabin, tanzend mit seiner dritten Ehefrau Martha Gellhorn oder trinkend an der Bar mit seinem Freund, dem Fotografen Robert Capa. Er ist zu sehen mit Gray Cooper und Ingrid Bergman, ausgelassen bei einer guten Flasche Wein. Der Tag des Schriftstellers folgt meist einem festen Schema im Sun Valley: vormittags schreiben, nachmittags jagen in den Wäldern und Auen und abends ausgelassen feiern.

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Zwei Jahre nach der Eröffnung, im Jahr 1939, besucht Ernest Hemingway erstmals die Trail Creek Cabin.  Foto: W. Stock, 2018

An der Trail Creek Road oberhalb von Ketchum, fußläufig von der Sun Valley Lodge entfernt, wird die exklusive Lokalität im Jahr 1937 errichtet, im edlen Landhaus-Stil mit viel Holz und wenig Zement. Das Anwesen liegt oberhalb des Bachs Trail Creek und bietet eine wunderbare Aussicht auf die Bald Mountain, einen Ausläufer der Rocky Mountains.

Und in der Partyhütte oberhalb der Sun Valley Lodge wird noch

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Ernest Hemingways letzter Weg

Die Natur schafft neues Leben. Und am Ende bleibt dem Menschen bloß, sich der Natur zurückzugeben. Ketchum, am 7. Juli 1961.

Die Beerdigung des Ernest Hemingway findet an einem Freitag in Ketchum statt, am 7. Juli 1961, an den Ausläufern der Rocky Mountains. Man hat auf den Sohn Patrick warten wollen, der sich zusammen mit seiner Frau Henrietta im westafrikanischen Tansania auf einer Safari befindet. Der älteste Sohn John kommt aus Oregon, wo er zum Fischen weilt, der jüngste Sohn Gregory hat sich auf den Weg aus Miami gemacht, wo er sich auf sein Examen in Medizin vorbereitet.

Auch die anderen Verwandten müssen von weit her anreisen, um in das Kaff in den Bergen Idahos zu gelangen. Sein jüngerer Bruder Leicester kommt aus Florida, die älteste Schwester Marcelline Sanford aus Michigan, ebenso wie die Schwester Madelaine Sunny Mainland, eine andere Schwester – Ursula Ura Jepson – fliegt aus Honolulu ein. Dazu gesellt sich die jüngste Schwester Carol Gardner aus Massachusetts. Alle sechs Hemingway-Kinder sind zum ersten Mal seit langem vereint, wobei ja nur noch fünf leben, der älteste Bruder wird heute zu Grabe getragen.

Miss Mary hat alle persönlich eingeladen, es soll eine familiäre Abschiedsstunde werden im handverlesenen Kreis, sie möchte kein großes Aufheben machen. Mary trägt ein einfaches dunkles Kleid und einen breiten schwarzen Hut. Eine Vielzahl von Beileidstelegrammen aus aller Welt sind im Haus der Hemingways am East Canyon Run Boulevard eingetroffen. Das Weiße Haus, der Kreml und auch der Vatikan haben ihre Kondolenz übermittelt.

Der Ketchum Cemetery liegt am nördlichen Stadtrand des Dorfes, Richtung Boulder Peak, am Rande der Landstraße. Es ist ein puristischer Friedhof ohne jedes Denkmal, lediglich mit flachen Grabplatten wird der Verstorbenen gedacht. Alle Freunde aus dem Sun Valley sind gekommen, Clara Spiegel, sein Hausarzt Dr. George Saviers, Tillie Arnold, Ruth Purdy. Journalisten sind nicht erwünscht und doch haben sich ein paar Fotografen und Berichterstatter eingeschlichen und schießen Fotos von der Trauerfeierlichkeit, ein kurzer Film für die Wochenschau wird aus der Entfernung gedreht.

Reverend Robert Waldemann, der katholische Pastor der St. Charles Church in Hailey, leitet die Zeremonie um 10 Uhr 30 am Vormittag. Es wird eine kleine Trauergemeinde, neben dem engen Familienkreis und den Freunden haben sich noch ein paar Jagdkameraden und Nachbarn eingefunden, dazu einige Bewohner von Ketchum, die ebenfalls an der Beisetzung teilnehmen möchten. Vierzig Menschen vielleicht, mehr nicht, dazu Pastor Waldemann und die drei Messdiener.

Die lange schwarze Limousine mit Ernests Leichnam kommt

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Mein liebstes Starbucks: Ketchum, Idaho

Starbucks in Ketchum, Idaho. Das Dorf in den Bergen, wo Ernest Hemingway die letzten beiden Lebensjahre verbrachte. Foto: W. Stock, 2018

Starbucks halte ich für eine großartige Café-Kette, dort bin ich gerne Gast. Guter Kaffee, etwas Süßes, kostenloses WiFi. Wer will, kann kurz einen Espresso trinken. Wer’s länger mag, kann stundenlang vor seinem Notebook und einem Latte Macchiato dösen. Manchen dient Starbucks gar als ein externes Home Office, man wird jedenfalls nicht schief angesehen, wenn man den halben Tag im Café verbringt.

Die Kette aus Seattle mit dem kostenlosen Internet-Zugang wird nicht nur für seine unverwechselbaren Röstungen (mit phantasiereichen Namen) und für seine Snacks gerühmt, sondern vor allem für seine heimelige Atmosphäre. Der Standard ist weltweit ähnlich. Man weiß jedenfalls, was einen zu erwarten hat. Ob in Berlin, Paris, San Francisco oder Lima, ich bin selten enttäuscht worden.

Und oft positiv überrascht. Mein Geheimtipp: Starbucks in Ketchum, Idaho, United States of America. Ketchum, das ist der letzte Wohnort Ernest Hemingways. In dem kleinen Bergnest am Big Wood River lebte er mit seiner Ehefrau Mary von 1959 bis 1961. Hier brachte er sich um, und hier liegt er auf dem Ketchum Cemetery begraben.

Einen solch geräumigen Starbucks wie jenen an der Sun Valley Road habe ich selten gesehen. Es ist reichlich Platz vorhanden, dazu breite Sofas, bequeme Ledersessel. Mitten in Ketchum entdeckt man eine kleine Oase im modernen Landhaus-Stil. Alles fein und hochwertig mit edlem Holz gebaut, man fühlt sich augenblicklich wohl. Eine sehr freundliche Bedienung, aufmerksam und zuvorkommend, rundet das überaus positive Bild ab.  

Und wenn man dann in einen Nebenraum geht, rennt man direkt auf den Meister zu. In dem kleinen Raum trifft man einzig und allein auf Ernest Hemingway. Deckenhohe Fotos des Nobelpreisträgers, das berühmte Portrait von Yousuf Karsh, finden sich hier, dazu Schnappschüsse von seinem Leben im Sun Valley. Hier bleibt er präsent. Noch heute. In Ketchum. Übrigens, nicht nur im Starbucks

Und da wir schon bei den Tipps sind: Konditorei, oben in

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