Auf den Fersen von Ernest Hemingway

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Gary Cooper, der beste Buddy von Ernest Hemingway

Ernest Hemingway, Clara Spiegel und Gary Cooper am Silver Creek in Idaho. Sun Valley, im Januar 1959. Credit Line: Ernest Hemingway Collection. John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston.

Einer von Ernest Hemingways ganz engen Freunden ist der Schauspieler Gary Cooper. Der Hollywood-Star hat in der ersten Verfilmung eines seiner Werke die Hauptrolle gespielt. A Farewell to Arms kommt im Jahr 1932 in die Kinos, mit Gary Cooper und Helen Hayes als Protagonisten. In einem anderen Land, so heißen Buch und Film auf Deutsch, spielt in der Zeit des Ersten Weltkriegs in Italien. Der Streifen wird bei Publikum als auch bei Kritikern zu einem riesigen Erfolg.

Gary Cooper, im Jahr 1901 im bergigen Montana geboren, wird fortan von den Filmstudios als Darsteller geradliniger Einzelgänger gebucht,  seine Rolle als von allen im Stich gelassener Town Marshall Will Kane in dem Western High Noon12 Uhr mittags in Deutschland – festigt seinen Weltruhm. Der Film, mehr Charakterstudie denn Western, ist hohe Kunst und setzt Maßstäbe. In den Jahren 1941 und 1952 gewinnt Cooper den Oscar als bester Hauptdarsteller.

In seinen Filmen verkörpert Gary Cooper meist einen Hemingway-Helden par excellence. Einsam, lakonisch, voller Zweifel – aber mutig. Wenn der Schriftsteller das Sagen gehabt hätte, dann wäre sein Roman Der alte Mann und das Meer mit Gary Cooper verfilmt worden und nicht mit Spencer Tracy, den er für eine schreckliche Fehlbesetzung hält.

Obwohl Hemingway und Cooper ganz entgegengesetzte Charaktere sind, von Temperament und politischer Anschauung, vertieft sich über die Jahre ihre Freundschaft. Auf Finca Vigía empfängt der Autor den Hollywood-Mimen mehrmals als Gast, im Sun Valley verabreden sie sich oft zum Urlaub. Der hochgewachsene Gary Cooper, den die Freunde Coop rufen, teilt Hemingways Leidenschaften: die Liebe zur Natur und zu den Bergen der Rocky Mountains, die Jagd, schöne Frauen.

Im Herbst, da toben auf Kuba die Hurrikane, mag der Autor in Idaho auf Jagd nach Wildvögeln gehen, nach Enten, Tauben oder Fasanen. Im Sun Valley Gun Club kann er Tontauben schießen, er spielt mit seinem Buddy Gary Cooper Tennis, in den Flüssen und Bächen um Ketchum kann er ausgiebig Angeln und Fischen. Wenn Ernest und Coop zusammen sind, zeigen sie sich ausgelassen wie die Schulbuben.

Ein fester Freundeskreis kommt im Sun Valley zusammen. Mary und Ernest Hemingway, Gary Cooper und Ehefrau Veronica, genannt Rocky, Fred und Clara Spiegel, Rancher Bud Purdy, Taylor Williams, Tillie und Lloyd Arnold. Es ist ein Grüppchen, das in einer großartigen Natur keine großen Worte macht. Und in der Trail Creek Cabin, einer Partyhütte oberhalb der Sun Valley Lodge, wird abends dann kräftig gefeiert.

Im Frühjahr 1960 unterzieht Gary Cooper sich

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Ernest Hemingway in der Sun Valley Lodge

Im oberen Stockwerk des Sun Valley Lodge, in einer Suite mit eigener Terrasse, residierte Ernest Hemingway. Foto: W. Stock, 2018

Nach dem Spanischen Bürgerkrieg kommt Ernest Hemingway das erste Mal ins Sun Valley. Im September 1939, an der Seite seiner neuen Liebe, der attraktiven Journalistin Martha Gellhorn. In jenen Jahren ist Ketchum noch ein schläfriges Bergarbeiternest in Idaho von gerade einmal 100 Bewohnern, die überwiegend in den Silberminen arbeiten.

In der oberhalb des Dorfes gelegenen Sun Valley Lodge wohnt das junge Liebespärchen in Room 206 im oberen Stockwerk, in einer plüschigen Suite mit zwei Schlafzimmern und eigenen Bädern, mit einem großen Schreibtisch im Living Room und einer zimmergroßen Eckterrasse mit Blick auf die Berge. Nach einigen Renovierungen und Änderungen trägt die Suite heute die Nummer 338.

Vormittags schreibt Ernest Hemingway an der Endfassung von Wem die Stunde schlägt, nachmittags zieht der Autor mit Martha zum Jagen und Fischen durch die naturbelassene Berglandschaft der Rocky Mountains. Schnell hat der Schriftsteller sich in das Tal verliebt, es erinnert ihn an seine unbekümmerten Jugendausflüge an die Seen in Michigan. Drei Monate bleiben die Turteltäubchen im Sun Valley.

Schnell schließt Ernest Hemingway Freundschaft mit Einheimischen. Mit Lloyd Arnold, der als Fotograf in der Sun Valley Lodge arbeitet und wo seine Frau Tillie den Souvenirshop betreut. Mit Pappy, wie Lloyd von Freunden genannt wird, geht der Schriftsteller häufig auf Jagd am Silver Creek, ebenso wie mit dem Manager der Lodge, Taylor Williams.

Die meisten Hemingway-Fotos aus Ketchum und dem Sun Valley stammen von Lloyd Arnold, die Beziehung zwischen Ernest und Lloyd, so erinnert sich Tillie, „ist eine Verbundenheit gewesen mit viel Lachen, mit Scherzen, mit Veralbern und mit freundschaftlichem Necken.“ Als Pappy im Jahr 1970 stirbt, zieht Tillie Arnold für zwei Jahre in das Ketchumer Hemingway House zu Mary, der Witwe von Ernest.

Vom Zentrum Ketchums bis zur vornehmen Sun Valley Lodge sind es zwei Kilometer Richtung Nordosten in die Berge. In dem viergeschossigen Haupthaus im Landhaus-Stil mit seinen Nebenhäusern, Geschäften und Restaurants fühlt man sich sogleich in die Tiroler Bergwelt zurückversetzt, vielleicht ein wenig zu amerikanisiert. Einerlei, America is great, wer es begreifen will, muss hierher.

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Die Tiroler Bergwelt in den Rocky Mountains. Die Sun Valley Lodge in Ketchum, Idaho. Foto: W. Stock

Die Sun Valley Lodge gipfelt noch heute in dem elitären Anspruch von damals: exklusive Suiten, gehobene Restaurants, Leseräume mit Kamin, aufmerksame Pagen. Alles vorhanden, was der Tourist für gute Dollars erwarten darf. Fotos mit Ernest Hemingway finden sich dezent, aber unüberschaubar, auf den langen Fluren der Lodge. Der Eigentümer Averell Harriman, ein Marketing-Genie, ließ den Schriftsteller zwei Saisons hintereinander kostenlos beherbergen. Man spricht noch heute darüber.

Das Sun Valley Resort gilt als das Prachtstück eines exklusiven Tourismus in der Region. Im Winter fallen

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Trail Creek Cabin, wo Ernest Hemingway feierte

An der Trail Creek Road, dort wo der Wald anfängt, liegt die Trail Creek Cabin. Auch Ernest Hemingway hat hier gerne gefeiert. Foto: W. Stock, 2018

Zwei, drei Kilometer oberhalb des kleinen Ortes Ketchum, gegenüber vom Sun Valley Gun Club, befindet sich am Waldrand die Trail Creek Cabin. Wenn wohlhabende Bewohner des Tals und kaufkräftige Winterurlauber feiern wollen, wenn ein Geburtstag oder eine Hochzeit ansteht, dann wird dieses erlesene Restaurant gewählt. 

Illustre Persönlichkeiten kommen in die entlegene Region des Sun Valley nach Idaho, eine Art Kitzbühel in den Rocky Mountains. Prominente wie Lucille Ball, Gary Cooper, Jane Russell oder Clark Gable, eine dezente Party-Location darf aus diesem Grund nicht fehlen. Die Cabin, nicht weit vom heutigen Hemingway Memorial entfernt, liegt fernab vom Zentrum des Dorfes im Tal, hier kann man lange und laut feiern, und man bleibt unter sich.

Auch Ernest Hemingway hat fleißig mitgemischt. Es gibt Fotos von ihm in der Trail Creek Cabin, tanzend mit seiner dritten Ehefrau Martha Gellhorn oder trinkend an der Bar mit seinem Freund, dem Fotografen Robert Capa. Er ist zu sehen mit Gray Cooper und Ingrid Bergman, ausgelassen bei einer guten Flasche Wein. Der Tag des Schriftstellers folgt meist einem festen Schema im Sun Valley: vormittags schreiben, nachmittags jagen in den Wäldern und Auen und abends ausgelassen feiern.

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Zwei Jahre nach der Eröffnung, im Jahr 1939, besucht Ernest Hemingway erstmals die Trail Creek Cabin.  Foto: W. Stock, 2018

An der Trail Creek Road oberhalb von Ketchum, fußläufig von der Sun Valley Lodge entfernt, wird die exklusive Lokalität im Jahr 1937 errichtet, im edlen Landhaus-Stil mit viel Holz und wenig Zement. Das Anwesen liegt oberhalb des Bachs Trail Creek und bietet eine wunderbare Aussicht auf die Bald Mountain, einen Ausläufer der Rocky Mountains.

Und in der Partyhütte oberhalb der Sun Valley Lodge wird noch

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Das Grab des Ernest Hemingway

Die letzte Ruhe des Ernest Hemingway unter zwei Kiefern.
Ketchum, im April 2018; Foto: W. Stock

Des Abends kühlt es im Sun Valley rasch ab und die Schatten von den Hügeln auf das Tal legen sich schwer auf den Friedhof. Der Ketchum Cemetery zwischen Knob Hill und dem Golfplatz ist ein Friedhof für alle, so wie es sein sollte, für die 100-Prozentigen, für die Protestanten, für Evangelisten, für Gottesleugner, im Tod finden sie alle zusammen. Und weil die Amerikaner auch beim Exitus überaus pragmatisch denken, kann man über den Friedhof mit dem Auto gleich bis kurz vor die Grabstelle fahren. 

Der Friedhof in den Höhen der Rocky Mountains ist flach gestaltet, es finden sich keine wuchtigen Grabsteine, sondern lediglich kniehohe Grabplatten oder solche, die ganz in den Boden gelassen sind. Die Grabstätte von Ernest Hemingway liegt im zentralen hinteren Teil unter zwei Kiefern und ist flach über der Erde mit einer hellen Steinplatte abgedeckt. Ernest Miller Hemingway, July 21, 1899 – July 2, 1961 lautet die schlichte Inschrift.

Miss Mary liegt direkt neben ihm, Mary Welsh Hemingway, Apr. 5, 1908 – Nov. 27, 1986, steht bei ihr. Kiefernnadeln fallen auf die letzte Ruhestätte des Ernest Hemingway. Auf der Grabplatte aus klarem Quarzit liegen halbgetrunkene Whiskey-Fläschchen, kleine Geldmünzen, Schreibstifte oder andere Mitbringsel, die Bewunderer als Zeichen ihrer Ehrerbietung dagelassen haben. Die Grabstätte wird

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Eine Heimstätte für die geschundene Seele

Büste von Robert Berks auf dem ‚Hemingway Memorial‘ bei Ketchum;
Photo by W. Stock, 2018

In seinem einsamen Landhaus in den entlegenen Bergen Idahos, weit weg von den vorlaut plappernden Städten und der neumodischen Welt des Wirtschaftswunders, sucht Ernest Hemingway eine Versöhnung mit sich und der Natur. Der Umzug nach Ketchum in das Anwesen am East Canyon Run Boulevard im Jahr 1959 gleicht einem Rückzug in ein Reservat seiner überkommenen Werte- und Lebensvorstellungen.

Auf Kuba tobt die Revolution gegen das Althergebrachte und die Willkür des Gestrigen. Und auch in seinem Heimatland probt die Jugend den Aufstand. Nun hört die kulturelle Avantgarde auf die hektischen Bebop-Rhythmen eines Charlie Parker, die aufmüpfige Jugend hat sich endgültig den Rock ‚n‘ Roll zu eigen gemacht, das Publikum hat sich an den dahinbrummenden Swingmelodien eines Benny Goodman einfach satt gehört.

Die Welt da draußen fliegt ihm mit einem Mal um die Ohren, seine Rolle als forscher Dompteur der Gegenwart ist mit einem Mal abgenutzt. Es scheint als sei man dabei, die Gewissheiten und die Wahrheiten von gestern auf den Müllhaufen der Geschichte zu werfen. Seine Denkart und der Lebensstil, aber auch der Tonfall seines Schreibens scheinen auf irgendeine Art und Weise von gestern.

Beim Schreiben spürt er eine ständige Verkrampfung, die er von früher her so nicht kannte. Er merkt, dass seine Art zu schreiben irgendwie von der Wirklichkeit überholt wird. In den Jahren des Wirtschaftsaufschwungs nach dem Krieg hat die eisige Lakonik seiner Prosa viel an Glanz verloren. Ernest Hemingway merkt, dass alles schwieriger wird. Er sitzt stundenlang am Schreibtisch, grübelt immer länger über den Sätzen, er streicht die Wörter, ersetzt sie durch andere, und ist immer noch nicht zufrieden.

Ernest Hemingway kann die Spannung im Text nicht erzwingen, die Handlung plätschert nur so dahin, die Dialoge empfindet er oft als unecht und fad. Im günstigsten Fall reicht es für den Aufguss seiner Prosa, manchmal klingen seine Texte wie die eigene Parodie. Das moderne Publikum verlangt in diesen beginnenden wilden 1960er Jahren nicht nur nach innovativen Erzählstilen und nach einer komplexeren Sprache, sondern vor allem auch nach zeitgemäßen Themen. Ob er da mit einem Buch über den Stierkampf die Leser mitreißen kann?

Der alt gewordene Schriftsteller, der seit einem halben Jahrzehnt kein Buch mehr veröffentlicht hat und der nicht mehr schreiben kann, zieht sich verunsichert zurück in sein Ketchumer Schneckenhaus, er kapselt sich ab und igelt sich ein, um seinem maladen Selbstwertgefühl etwas Linderung zu verschaffen. Er braucht Ruhe, um überhaupt schreiben zu können. Das Umherziehen in der weiten Welt soll abgelöst werden, indem er seine innere Mitte findet.

Ernest Hemingway hat Orte und Landstriche besucht, die durch ihn

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Ernest Hemingways letztes Haus

Das Haus der Hemingways in Ketchum, Idaho;
Photo by W. Stock, 2018.

Das abgeschiedene Landhaus ist im Nordwesten außerhalb der Stadt in einen grünen Hügel eingebettet. Die Straße besitzt keinen Namen, es ist die Verlängerung des East Canyon Run Boulevards, früher standen hier keine Gebäude, heute heißt der feine Stadtteil Warm Springs Neighborhood. Unter einem Holztorbogen, wie auf einer Ranch im ländlichen Amerika üblich, steht dann irgendwann Private Road auf einem abschreckenden Schild.

Man muss einen unbefestigten Weg steil hinauffahren bis man dann auf die Anhöhe zum ersten Haus auf dem Schotterweg kommt. Man kann das Auto im Vorhof parken und über den Hintereingang in das Hemingway House eintreten. Der Haustürschlüssel liegt bei Jenny, der Direktorin der Ketchum Community Library. Und die rückt ihn im Normalfall nicht heraus.

Das große Haus, von weitem sieht es wie aus Holz gebaut aus, ist aus massivem holzfarbenen Zement. Alles scheint hochwertig und doch kein Protz, das Anwesen ist zweckmässig und harmonisch in die raue Natur eingepasst. Der Baustil gleicht dem der Sun Valley Lodge, möglicherweise wurde es vom selben Architekten konzipiert mit dem gleichen Baumaterial.

Das Haus selbst besteht aus drei Ebenen, der Wohnebene von vielleicht 80 Quadratmetern, darüber das Obergeschoss in gleicher Höhe und einem Basement von etwa 60 Quadratmetern. Das Grundstück geht bis weit hinunter zum Big Wood River, insgesamt über drei Hektar Land, eine Meile Flussbreite gehört zum Grundstück, einem der größten in ganz Ketchum.

Das Untergeschoss, das innenläufig über eine schmale Treppe mit der Diele im Wohngeschoss verbunden ist, diente 

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Ernest Hemingway liebt das Sun Valley

Zum Jagen und Fischen durch die gewaltigen Berge und entlang den klaren Bächen der Rocky Mountains. Das ‚Hemingway Memorial‘ oberhalb von Ketchum;
Photo by W. Stock, 2018

Das erste Mal besucht der Schriftsteller das Sun Valley Ende der 1930er Jahre, auf Einladung von Averell Harriman, einem Politiker und Präsidenten der Union Pacific Railroad. Harrimans schlauer PR-Manager erfindet den Begriff Sun Valley als Klammer für die kleinen Orte im Tal, die bis dahin mehr recht als schlecht von der Ausbeutung der Silberminen gelebt haben. Sun Valley, diese Charakterisierung ist nicht unzutreffend, denn die Sonne scheint intensiv in Ketchum und in den Nachbarorten, kräftiger Sonnenschein in einer frischen Bergluft ohne Schwüle, ein feiner Platz für angenehmen Touristen, sommers wie winters.

Damals werden zahlreiche illustre Persönlichkeiten in die entlegene Region eingeladen, in der Absicht, sich über Prominenz wie Lucille Ball, Jane Russell oder Clark Gable landesweit ins Gespräch zu bringen. Über die Jahre entwickelt sich das Sun Valley zu einem Anziehungspunkt für kaufkräftige amerikanische Touristen. Das Wood River Valley, so heißt das Tal außerhalb der PR-Sprache, hat es auch Ernest Hemingway rasch angetan.

Das Sonnental ist sein Revier. Der Autor mag in Idaho auf die Jagd nach Wildvögeln gehen, nach Enten, Tauben oder Fasanen, im Sun Valley Gun Club kann er Tontauben schießen, er spielt mit seinem Freund Gary Cooper Tennis, in den klaren Bächen um Ketchum kann er ausgiebig Angeln und Fischen.

Als Ernest Hemingway nach dem Spanischen Bürgerkrieg das erste Mal

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Wo Ernest Hemingway logierte

Die ‚Sun Valley Lodge‘ – ein Tiroler Idyll in den Rocky Mountains;
Photo: W. Stock

Vom Zentrum Ketchums bis zur vornehmen Sun Valley Lodge, die heute Sun Valley Resort heißt, sind es zwei Kilometer Richtung Nordosten in die Berge. In dem viergeschossigen Haupthaus im Landhaus-Stil mit seinen Nebenhäusern, Geschäften und Restaurants fühlt man sich in die Tiroler Bergwelt zurückversetzt, vielleicht ein wenig artifiziell, mit einem kleinen künstlichen See, der Schlittschuhbahn, einem Konzertgebäude, das hier Opera House heißt, und dem breiten Amphitheater.

Die ausgedehnte Anlage ist massiv erbaut, mit feinstem Material, Stein und Holz, und wurde im Jahr 1936 von Averell Harriman gegründet, als Gesellschafter der Union Pacific Railroad ließ er die transkontinentale Eisenbahnlinie bis hinauf ins Sun Valley bauen. Averell Harriman wollte etwas ganz Großes, ein Winterresort wie in den Alpen, Luxus pur jedenfalls, eine Stadt in der Stadt, selbst die Skilehrer wurden aus Österreich eingeflogen. Als Sigi und Sepp hat man ihnen vis à vis des exzellenten Lodge-Cafés namens Konditorei ein Denkmal gesetzt.

Auf dem Parkplatz vor dem Resort stehen die dicken Autos. Auch drinnen kommt alles groß daher. Weite Säle mit Cheminée, riesige Speiseräume, vornehme Lounges – das Niveau im Sun Valley Resort ist schon arg oben. Harrimans Marketingtrick war, die ganz Großen kostenlos einzuladen, um sein Projekt im weiten Amerika bekannt zu machen. So hat halb Hollywood in der weitläufigen Anlage die Ferien verbracht.

Das Sun Valley Resort gilt als das Prachtstück eines exklusiven Tourismus in der Region. Im Winter fallen die Skifahrer in den Ort ein und auch im Sommer wird gerne gefeiert. Es ist angeraten, ein wenig Geld mitzubringen, alleine der Pass für das Skigebiet kostet

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Idaho – The Last Good Country

Das Sun Valley, umgeben von den Ausläufern der Rocky Mountains;
Photo: W. Stock, 2018

Im Spätsommer 1958 wird Ketchum Nebenwohnsitz der Hemingways, ein Jahr darauf dann der Lebensmittelpunkt des Ehepaares und schließlich auch Ernest Hemingways Todesort. Auch wenn Ernest Hemingway aus seinem kubanischen Paradies vertrieben ist, so bleibt der Umzug nach Ketchum eine versuchte Heimkehr zu den vitalen Jahren. Ähnlich wie die Finca Vigía wird auch das entlegene Ketchum für ihn zu einem Ort des inneren Rückzugs.

Die Turbulenzen der modernen Welt engen den Lebenstraum des Ernest Hemingway immer weiter ein und er ist froh, ein kleines Reservat für seine angestammte Gefühlswelt zu finden, weit weg von dem neumodischen Gewäsch der Nachkriegsjahre. The Last Good Country heißt eine Kurzgeschichte von ihm, die posthum veröffentlicht wird, am Ende seines Lebens fühlt er sich in die Enge getrieben, geographisch, literarisch, medizinisch und vor allem in Bezug auf seine Ideale und seine Lebensweise.

So ist es kein Wunder, dass Ernest Hemingway sich in die Abgeschiedenheit der Bergwelt Idahos einigelt in seinen letzten beiden Jahren. Auf dem Gipfel des Berges angekommen schauten die beiden zurück und sahen den See im Mondlicht. Die Nacht war klar genug, um den dunklen Punkt zu sehen, und dahinter die Anhöhe der fernen Küste. „Wir sollten ihm noch Lebewohl sagen“, meinte Nick Adams. „Lebewohl, See“, sagte Littless. „Auch ich liebe Dich.“

Am Ende seiner Tage merkt der Schriftsteller an sich allerdings ein

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Bud Purdy, der gute Freund

mit Nick Purdy am Silver Creek, Picabo/Idaho, im April 2018; Foto: C. Stock

In Ketchum und im Sun Valley, wohin es Ernest Hemingway häufig in den Wintermonaten zog und wo er seine letzten beiden Lebensjahre verbrachte, hat der Schriftsteller schnell enge Freundschaft geschlossen mit Einheimischen. Mit Alteingesessenen wie den Fotografen Lloyd Arnold und seiner Frau Tillie, den Motel-Besitzer Chuck Atkinson und besonders mit dem Rancher Bud Purdy.

Bud und Ruth Purdy, denen riesige Farmgrundstücke rund um Picabo gehören, eine halbe Stunde südlich von Ketchum, haben den berühmten Schriftsteller oft zu ausgedehnten Jagdtouren eingeladen. Picabo kommt aus der Indianersprache und bedeutet soviel wie Silberwasser. Ernest liebte es, mit Bud an den Bachläufen dieses Silver Creek die Forellen zu fischen, so wie Ernest immer glücklich war, wenn er mit einfachen Farmern, Fischern und Jägern zusammen gewesen ist. Auch die Einheimischen haben mit dem Nobelpreisträger von Anfang an wenig gefremdelt, er war einfach einer der ihren.

An Bud Purdy, einem kernigen Naturburschen vom Jahrgang 1917, lässt der Schriftsteller eine seiner ausgeprägten Charakterzüge ausleben, wie sich sein Sohn Nick erinnert. Ernests Großzügigkeit. Ernest Hemingway schenkt dem Farmer zwei Gewehre, eine österreichische Mannlicher und ein eigens in Spanien gefertigtes Gewehr. Freunde beschenkt der Schriftsteller großzügig, vor allem mit Zeit. Nick führt die große Ranch seines Vater fort, die Rinderzucht, deren guter Ruf bis hin nach Kalifornien reicht.

Daneben halten Nick Purdy und seine Frau Sharon, die in Picabo die kleine Poststation inne hat, die Erinnerung wach an den alten Freund des Vaters, selbst in einem solch

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