Auf den Fersen von Ernest Hemingway

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Ernest Hemingway: Liebe – schnörkellos

Ernest Hemingway, 1929: In einem anderen Land.

Wie kein anderer Autor beherrscht Ernest Hemingway die Kunst des einfachen und knappen Satzes. Eine Prosa, die sich kurz und flott liest, die jedoch hinter jeder Zeile mehr meint, als im bloßen Text gesagt wird. Diese zugeknöpfte Kühle der Sprache passt nicht nur zu seinen einsamen Helden, sondern drückt zugleich die Empfindungen vieler Menschen im tagtäglichen Gefühlschaos aus.

– „Und du wirst mich immer lieben?“
– „Ja.“
– „Und der Regen ändert nichts daran?“
– „Nein.“

Für viele Autoren der Lost Generation werden diese Aneinanderreihung kurzer Aussagen und die kargen Dialoge typisch. Sie bauen Sätze, die von der Redefaulheit ihrer Protagonisten geprägt ist, weil die von der Welt und wohl auch von sich selbst enttäuschten Romanhelden ihre Befindlichkeit und Gefühle nur ungern ausbreiten.

Der Leser jedoch weiß Bescheid. Denn aus seiner Lebenserfahrung heraus versteht er, unter die Wasseroberfläche dieses Eisberges – so bezeichnet man Hemingways Stilistik – zu blicken. Ernest Hemingway kultiviert in all seinen Romanen diese nüchterne Linie. Er glaubt an einen literarischen Purismus, der sich von allem Überflüssigen zu befreien hat.  

Von Anfang an bringt der bärtige Amerikaner aus dem Mittleren Westen diesen literarischen Lakonismus zur Entfaltung. Kein Satz-Dompteur beherrscht die klare Prosa so wie Ernest Hemingway, keiner kann die Dialoge so kühl und lapidar halten. Ernest Hemingways trockener Stil huldigt einem literarischen Schweigen bei dem gerade jenes interessant wird, was nicht ausgesprochen wird.

Ernest Hemingway versteht sich als Handwerker, dessen Vorgabe es ist, knapp und nüchtern zu skizzieren. Wenn ich anfing, kompliziert zu schreiben oder wie einer, der etwas bekanntmachen oder vorführen will, erkannte ich, dass ich die Schnörkel oder Ornamente ausmerzen und wegwerfen und mit dem ersten wahren einfachen Aussagesatz anfangen konnte, den ich geschrieben hatte. 

Diese Beschränkung Hemingways auf das Wesentliche bietet dem Leser eine einmalige Chance: mit eigener Imagination seinen Platz in der Handlung zu finden. Show the readers everything, tell them nothing, sag dem Leser nichts, aber zeige ihm alles auf, nach diesem Prinzip funktioniert Hemingways Prosa. Es ist die große Kunstfertigkeit, bloß zarte Striche zu ziehen.

Man soll eben nicht alles

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Charles Bukowski: Und dann kam Hemingway daher

Charles Bukowski, Ham on Rye. 1982

And then along came Hemingway. What a thrill! He knew how to lay down a line. It was a joy. Words weren’t dull, words were things that could make your mind hum. If you read them and let yourself feel the magic, you could live without pain, with hope, no matter what happened to you.

Charles Bukowski, Ham on Rye

Und dann kam Hemingway daher. Was für ein Nervenkitzel! Er wusste, wie man eine Zeile festzurrt. Es war eine Freude. Wörter waren nicht stumpf, Wörter waren Dinge, die deinen Verstand ins Brummen bringen konnten. Wenn du sie liest und dich in die Magie fallen lässt, kannst du ohne Schmerzen leben, mit Hoffnung, egal was mit dir passiert ist.

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Der schönste Hemingway-Satz: Paris lohnt immer

Ernest Hemingway Paris
Paris geht niemals zu Ende, und die Erinnerung an jeden einzelnen Menschen, der dort gelebt hat, unterscheidet sich von der an jeden anderen. Wir sind immer dorthin zurückgekehrt, egal, wer wir waren oder wie es sich verändert hatte oder unter welchen Schwierigkeiten oder mit welcher Bequemlichkeit es zu erreichen war. Es hat sich immer gelohnt, und wir bekamen immer etwas zurück für das, was wir mitgebracht hatten.
Ernest Hemingway: Paris – Ein Fest fürs Leben.

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Der schönste Hemingway-Satz: Hadley, die Glückliche

Hemingway Ernest Hadley Paris
Die Geschichten in diesem Buch sind erfunden. Ich habe viel weggelassen und verändert und herausgestrichen, und ich hoffe, Hadley versteht das. Sie wird sehen, warum ich das hoffe. Sie ist die Heldin und die Einzige, die ein Leben hatte, das gut ausgegangen ist .
Ernest Hemingway: Paris – Ein Fest fürs Leben

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Der schönste Hemingway-Satz: unverwundbar in Paris

Ernest Hemingway Paris
Paris hat nie ein Ende, aber vielleicht vermittelt Ihnen dieses Buch etwas Wahres über die Menschen und Orte und das Land zu der Zeit, als Hadley und ich uns für unverwundbar hielten. Aber wir waren nicht unverwundbar…
Ernest Hemingway: Paris – Ein Fest fürs Leben.

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Der schönste Hemingway-Satz: Das Wetter

„Denken Sie an das Wetter in Ihrem verdammten Buch – Wetter ist sehr wichtig.“ Ernest Hemingway

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Der schönste Hemingway-Satz: Prosa ohne Schwindel

Mein Ziel ist, eine Prosa zu schreiben, die noch niemals geschrieben worden ist – ohne Tricks und ohne Schwindel. Ernest Hemingway.

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Der schönste Hemingway-Satz: Afrika wird zerstört

Ein Kontinent altert schnell, sobald wir kommen. Die Eingeborenen leben mit ihm in Harmonie. Doch der Fremde zerstört… Ernest Hemingway, Die grünen Hügel Afrikas, 1935.

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Der schönste Hemingway-Satz: Menschen, keine Figuren

„Beim Schreiben eines Romas sollte ein Schriftsteller lebende Menschen erschaffen. Menschen, keine Figuren. Eine Figur ist eine Karikatur.“ Ernest Hemingway, Death in the Afternoon, 1932

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Grace under pressure

Courage is grace under pressure. Ernest Hemingway.

Courage is grace under pressure. Das Sprichwort taucht bei Ernest Hemingway erstmals auf in einem langen Brief an seinen engen Freund F. Scott Fitzgerald. Am 20. April 1926 schreibt er aus Paris über sein Lieblingsthema, über den Mut beim Stierkampf. Und wirft dem berühmten Kollegen eine Phrase hin. Grace under pressure

Die Menschen zwischen New York und San Francisco sind ganz vernarrt in diesen Ausspruch Ernest Hemingways. Man kann es verstehen: Die Botschaft hinter Grace under pressure ist fest verankert in der DNA des Einwanderungskontinents Amerika und versinnbildlicht die damit zusammenhängende Macher-Mentalität.

Wenn Sie jemanden aus North Carolina oder Texas fragen, wie es ihm geht, so wird er immer sagen, Thank you, I’m fine. Ihm gehe es bestens. Auch wenn er nicht weiß, wie er die nächste Rate fürs Auto zahlen soll oder ihm gerade die Frau mit dem jungen Liebhaber durchgebrannt ist. So tickt der Norden des amerikanischen Kontinents. Gute Miene zum bösen Spiel.

Ernest Hemingway geht allerdings einen Schritt tiefer, sein berühmtes Zitat lautet vollständig: Courage is grace under pressure. Mut meint, unter Druck in Anmut zu handeln. Grace kommt aus dem Lateinischen gratus. Es meint einerseits anmutig und lieblich, anderseits bedeutet es willkommen und erfreulich. Anstand unter Druck. Man tut sich schwer mit jedweder Übersetzung.

Als kleine Fussnote für Hobby-Psychologen. Ernest Hemingways Mutter, zu der zeitlebens er ein angespanntes Verhältnis besaß, heißt Grace. Grace Hall. Es mag ein Zufall sein. 

Das Sprichwort grace under pressure beschreibt die Geisteshaltung dem Leben gegenüber. Es meint, dass ein Kampf, auch wenn er noch so ausweglos erscheint, dennoch mit Stolz, mit Mut und mit Grazie ausgefochten werden muss. So wie der alte Fischer Santiago, ein Mann mit festem Charakter, der seine Hoffnung auf den großen Fang nie aufgibt. A man can be destroyed but not defeated, ein Mensch kann zerstört werden, aber nicht besiegt.

Wenn ein Protagonist Hemingways Grace under pressure verkörpert, dann ist es Santiago, dieser einfache kubanische Fischer, der einen schönen und graziösen Kampf mit dem Marlin ausficht. Und der die gefräßigen Haifische abwehren muss. Und der dann seinen Kampf verliert. Scheinbar. Obgleich behält er – trotz Niederlage – seinen Stolz und die Grazie.

Wir stoßen zu Hemingways tiefem Inneren vor, wenn wir uns klar machen, was für den Nobelpreisträger die größte Drucksituation darstellt. Sein drei Themen sind bekanntlich

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