Hemingways Welt

Auf den Fersen von Ernest Hemingway

Wer ist das Kartoffelgesicht bei Ernest Hemingway?

Ernest Hemingway: Schnee auf dem Kilimandscharo, 1936.

In The Snows of Kilimanjaro – zu Deutsch: Schnee auf dem Kilimandscharo – finden wir einen heiteren Abschnitt. Ernest Hemingway, der sieben Jahre in Paris gelebt hat, von 1921 bis 1928, taucht ein in das savoir vivre der französischen Hauptstadt. Besonders die Café-Kultur eröffnet ihm eine neue Welt, er schreibt in den Cafés seine Erzählungen und belauert dort die Menschen um ihn herum.

Der junge Kerl aus Chicago besitzt einen festen Blick auf die mutigen Neuerungen, die in Malerei, Literatur, Architektur und Musik den Denkrhythmus vorgeben. In den 1920er Jahren passieren just in Paris, wie unter dem Brennglas, spannende Dinge. Das Althergebrachte wird in Frage gestellt und wälzt sich um, es wird gewagt und experimentiert in der Metropole an der Seine. Dadaismus, Surrealismus, Kubismus – irritierende Sichtweisen werden ausprobiert, die kopfgetriebene Revolution wirkt als Motivator.

Doch Hemingway, der aus dem beschaulichen Mittleren Westen der USA kommt, schaut genau hin. Es ist eine neue Welt, die so nichts zu tun mit Oak Park, wo das Sonntagskonzert den Höhepunkt der Woche bildete. Ernest staunt, erspürt, lernt und ist dankbar, wie Paris seinen Horizont erweitert. Mit vielen Neuerern – von Pablo Picasso über Juan Gris bis James Joyce – ist er befreundet. Die Veränderungen inspirieren ihn, aber er bleibt ruhig im Blut, letztlich geht er seinen eigenen Weg.

Für manches, was er sieht und hört, hat der bodenständige Bursche aus der Vorstadt dann nur noch Sarkasmus und Spöttelei übrig.

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Welch wunderbare Stelle! Ein amerikanischer Dichter mit einem dummen Ausdruck in seinem Kartoffelgesicht. Genau so steht es im Original: a stupid look on his potato face. Doch wer ist das Kartoffelgesicht?

In einer ersten Fassung hat Hemingway noch Roß und Reiter genannt. Und dann kam er einmal an einem Café vorbei, wo Malcolm Cowley vor einem Stapel Unterteller saß und mit einem dummen Ausdruck in seinem Kartoffelgesicht und sprach über die Dada-Bewegung mit einem Rumänen, der sagte, sein Name wäre Tristan Tzara.

Der dumme Ausdruck inklusive Kartoffelgesicht gehört also Malcolm Cowley. Der Mann vom Jahrgang 1898 ist ein US-Historiker und Autor. So wie Hemingway gehört Cowley zum amerikanischen Expat-Zirkel in Paris. John Dos Passos, Ezra Pound, F. Scott Fitzgerald und Gertrude Stein, alles Ikonen der Moderne, man kennt sich und neckt sich.

Bevor Ernest die Story beim Esquire einreicht – das Magazin druckt die Kurzgeschichte im August 1936 – tilgt er schlauerweise Cowleys Namen und schreibt neutral dieser amerikanische Dichter. That American poet. Besser

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Ernest Hemingway brennt auf dem Bonner Marktplatz

Das Alte Rathaus in Bonn hat schon wunderbare Momente erlebt, aber auch abscheuliche Dinge gesehen. Foto: W. Stock, 2024.

Bellum omnium pater. Der Krieg, so Heraklit um 500 vor Christus, ist der Vater aller Dinge. Zum Guten als auch zum Schlechten kann er die Welt verändern. Die einen macht er zum Sklaven, so meint der Aphorismus des griechischen Philosophen, die anderen zu freien Menschen. Ernest Hemingway hat den Kampf zwischen Knechtschaft und Freiheit erleben können, als er sich gegen Despoten wie Franco und Hitler aufgelehnt hat. Darüber schreibt er. Als Journalist und Buchautor.

In einem andern Land ist eine frühe Erzählung von ihm, die im Original unter dem Titel A Farewell to Arms 1929 bei Charles Scribner’s Sons in New York erschienen ist. Die deutsche Erstausgabe wird bei Rowohlt im Jahr 1930 verlegt. Hemingway lässt in diesem Roman seine eigenen traumatischen Erlebnisse als Sanitätsfahrer an der italienischen Front bei Fossalta di Piave im Ersten Weltkrieg einfließen.

Wer das Werk liest, der merkt rasch: Dieser Mann ist mit dem Säbelrasseln durch. Der amerikanische Sanitätsoffizier Leutnant Frederic Henry und die englische Krankenschwester Catherine Barkley können ihr kleines Glück während des Kriegs nicht festhalten. Zu groß sind die persönlichen Verluste, als dass man den Waffengang glorifizieren könnte. Verwundungen, Verletzungen, Krankheiten, Tod. Die militärische Schlacht ist das genaue Gegenteil von Liebe, die Hemingway in seinen Erzählungen meist als Kontrapunkt setzt.

Die Nationalsozialisten haben den Anti-Militarismus in Hemingways Prosa erkannt. Deshalb setzten die braunen Machthaber seinen Roman In einem andern Land im Jahr 1933 auf die Liste unliebsamer Bücher. Dieses Werk sei ein Anti-Kriegsroman, der das Heroische in den Dreck ziehe. Das ist zweifellos richtig analysiert. Der Krieg steht dem Glück des Menschen im Wege.

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Als Buchrücken ist Ernest Hemingway mit seinem Roman In einem andern Land ins Pflaster des Rathausplatzes eingelassen. Foto: W. Stock, 2024.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 sehen sich jüdische, pazifistische und andere oppositionelle Autoren verstärkter Verfolgung ausgesetzt. Es wird zu einem dunklen Kapitel deutscher Geistesgeschichte: An den Hochschulen organisiert im April das Hauptamt für Presse und Propaganda der Deutschen Studentenschaft vier Wochen lang eine reichsweite Aktion.

Zum Auftakt der Kampagne werden am 12. April 1933 die 12 Thesen wider den undeutschen Geist veröffentlicht. Schwarze Listen mit Autorennamen und Werken kursieren. Studenten und Bibliothekare werden unterdessen aufgefordert, die Buchregale ihrer Fakultäten von missliebiger Literatur zu säubern. Universitäts- und Institutsbibliotheken, öffentliche Büchereien und Buchhandlungen werden in diesem Sinne auch in Bonn durchsucht.

In der ehemaligen Bundeshauptstadt sind 60 Bronzebücher in das Kopfstein-Pflaster des Marktplatzes eingelassen. Die zweifingergroßen Buchrücken, mit Name des Autors und Romantitel, sind alle gut lesbar. Diese über den Platz verstreuten Lese-Zeichen bilden den Teil des Erinnerungsmals, das an die  Bücherverbrennung in der Rheinmetropole erinnert. Die zufällig verteilten Lese-Zeichen verdichten sich hin zur Treppe des Alten Rathauses, an der damals die Bücher in den Scheiterhaufen geschleudert wurden.

Insgesamt sind für das Frühjahr 1933 deutschlandweit mehr als 50 Bücherverbrennungen dokumentiert. Am Abend des 10. Mai finden solche Verbrennungen an 22 Hochschulorten statt, darunter auch jene vor dem Bonner Rathaus. Die Liste der verfemten Schriftsteller, deren Bücher verfeuert werden, umfasst etwa 450 Namen. Ein Anlass für zahlreiche Autoren, ins Exil zu gehen. Andere werden mit Publikationsverbot belegt, viele Geistesgrößen werden in Konzentrationslager gesteckt.

Ernest Hemingway weiß, dass Krieg und Diktatur Hand in Hand gehen. In all den kriegerischen Konflikten, die er

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Der schönste Hemingway-Satz: Wissen aus den Bergen

Hemingway
Zitat
Zitate
„Ich war ganz und gar nicht traurig, als ich nach Hause in die Rue Cardinal Lemoine kam und meiner Frau von meinem frischerworbenen Wissen erzählte, und in der Nacht waren wir glücklich mit unserem eigenen Wissen, das wir schon hatten, und anderem neuen Wissen, das wir in den Bergen erworben hatten.“
Ernest Hemingway: Paris – Ein Fest fürs Leben

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Ein Wochenende bei Thomas Morus – und der geballte Ernest Hemingway mitten drin

Wolfgang Stock
Ernest Hemingway
Thomas Morus
Es ging lebhaft zu bei Thomas Morus mit Ernest Hemingway. Referent Wolfgang Stock hatte ein Programm von zehn Stunden über den Nobelpreisträger zusammengestellt. Foto: C. Stock.

Die Thomas Morus Akademie in Bensberg bei Köln hat ein Unterfangen gewagt. Zwei Tage Ernest Hemingway pur. Ich hatte Vergnügen und Ehre in fünf Sitzungen ein Wochenende zu gestalten, das von A bis Z ganz dem Nobelpreisträger von 1954 gewidmet war. Der Zuspruch mit über 30 zahlenden Teilnehmern war überaus beeindruckend.

In den klosterartigen Gemäuern des Kardinal Schulte Haus in Bensberg bei Köln fand der Workshop statt. Das Anwesen besitzt eine kontemplative Aura, wie auch die ideenreichen Schwingen der Kreativität zu spüren sind. Die zehn Stunde Input und Diskussion über Ernest Hemingway teilten sich auf zu fünf Sessions.

Der erste Block fokussierte sich auf die Persönlichkeit dieses Jahrhundert-Schriftstellers, die zweite Ausführung auf seine Rolle in der Literaturgeschichte. Der dritte Input analysierte seine Prosa und dechiffrierte ein paar Tricks und Kniffe seiner Schreibe. Die vierte Präsentation befasste sich mit Feinschmecker-Themen wie die Magie des ersten Satzes, der Entwicklung von Anfang und Ende eines Romans und dem Aufbau eines Buchtitels. In der abschließenden fünften Darbietung gab es eine launige Fotoreise zu den Schauplätzen seines Lebens und Wirkens.

Und siehe da: Die Resonanz war überwältigend. Die Teilnehmer – kluge und belesene Zeitgenossen und Zeitgenossinnen – machten kräftig mit. Sie stellten Nachfragen, brachten Ergänzungen an und spannten den Bogen zu anderen Literaturgrößen. Und so kamen auch Thomas Mann, John Steinbeck und Karl May in die Akademie nach Bensberg.

In den Pausen am Kaffeetisch durfte der Referent im weitgereisten Publikum rege mit einer literaturbegeisterten Physikerin, einem Professor und einem Diplomaten debattieren. Auch wurde ein wenig gelesen. So Hemingways wunderbaren Kölner Artikel für den Toronto Star aus dem September 1922, Hubby Dines First, Wifie Gets Crumbs! Eigene Projekte der Seminarteilnehmer – hier ein Hörspiel – wurden angesprochen. In einer Art Schreibwerkstatt wurden Titel und Einstieg diskutiert und verbessert.  

Alle Scheinwerfer jedoch immer auf den bärtigen Ernesto gerichtet. Wenn man zehn Stunden über ihn doziert und spricht, merkt man erst – oder erst recht – welch eine Größe und sprachliche Kraft dieser Schriftsteller ausstrahlt. Seine Prosa – sofern man ihn richtig und aufmerksam liest – weist eine Vitalität auf, die den Leser und die Leserin auch nach hundert Jahren immer wieder packt.

Das Hemingway-Abenteuer hat die Thomas Morus Akademie in Person von Felicitas Esser gewagt. Die erfahrene Seminarleiterin zog umsichtig, kompetent und allzeit engagiert die Fäden. Übernachtung, Speise und Trank – und natürlich Ernest Hemingway – ließen das Gesamtpaket zu einem überaus gelungenes Erlebnis wachsen. Teilnehmer als auch Referent gingen beschwingt und zufrieden zurück in ihren Alltag. 

Wenn anderweitig Interesse an zwei vollen Tagen Ernest Hemingway pur besteht, Interessenten mögen

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Ernest Hemingway: Eis essen in Bermeo

Ernest Hemingway macht Rast im Fischerdorf Bermeo und freut sich auf ein Eis. Im Oktober 1959. Foto: Valerie Danby-Smith.

Im Oktober 1959 brechen Ernest Hemingway, sein Freunde Bill Davis und A. E. Hotchner, sowie die neue Sekretärin Valerie mit dem Lancia auf zu einer Rundreise durch Spanien. La Barata nennt er ironisch den Wagen, den Billigen, denn es ist schon anstrengend genug halb Spanien mit seinen schlechten Straßen abzugrasen. Billig ist hier nichts: Das italienische Luxusauto ist der Hingucker, wo immer der Schriftsteller auftaucht.

Der Italiener Mario Casamassima ist der Chauffeur. Auf das Baskenland freut der amerikanische Autor sich besonders. Freunde kommen ihm in den Kopf und Erinnerungen werden wach. Auf dem Weg nach Bilbao macht die Reisegruppe den Schlenker zur baskischen Küste. Nach Mundaka, wo Ernest das Grab seines Vertrauten Padre Andrés Untzaín besucht. Auch im Nachbarort Bermeo machen sie halt. 

Bermeo ist ein kleines Fischerdorf, das nicht im Visier der touristischen Planer steht. Der Ort mit den engen Gassen und steilen Wegen hat weitgehend seinen ursprünglichen Reiz bewahrt. Die Bewohner sind nicht gerade wohlhabend, viele sind nach Übersee ausgewandert. Und alle – die Exilanten und die Daheimgebliebenen – geben sich als feurige baskische Nationalisten zu erkennen. 

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Bermeo ist ein kleiner Fischerhafen, etwas abseits der großen Routen gelegen. Foto: W. Stock, 2024.

An der Hafenpromenade trifft die amerikanische Reisegruppe auf einen Eiswagen. Hemingway lässt anhalten, in Vorfreude auf ein kühlendes Eis nach all den Strapazen. Der Besuch des berühmten Nobelpreisträgers verbreitet sich im Lauffeuer durch den Ort. Ernesto steht derweil neben dem Handwagen der Helados de Pereira und lässt sich das Eis schmecken.

Die junge Sekretärin des Autors, Valerie Danby-Smith, hält die Szene mit ihrer Fotokamera fest. Helados de Pereira steht über dem kleinen Eiswagen. Hier gibt es Eis. Die Helados de Pereira findet man noch heute in Bermeo, fast sieben Jahrzehnte nach Hemingways Besuch. Es ist nun ein beständiger Kiosk im Hafen, wo es nicht nur Eis, sondern auch Süßigkeiten zu kaufen gibt. 

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Pereira an der Hafenpromenade hat es zum festen Kiosk gebracht. Foto: W. Stock, 2024.

Der Besuch des Nobelpreisträgers ist selbst nach 65 Jahren in den Köpfen der Bewohner präsent. „Die Spanierin auf dem Foto heißt Teodora“, verrät uns eine Frau, der wir den Schnappschuss von damals zeigen. „Ich kannte sie gut, sie lebte in der Nachbarschaft.“

Und auch der Eiswagen von ehedem existiert heute noch. Der Handwagen konnte – Hemingway sei Dank – vor der Müllkippe und dem Vergessen gerettet werden. Liebevoll ist er über die Zeit restauriert worden. Der Wagen befindet sich nach wie vor

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Wie wertvoll ist ein Hemingway-Foto?

Auf ebay finden sich Hunderte von Fotos mit Ernest Hemingway. Von billig bis sehr hochpreisig. Wie ist ihr Wert einzuschätzen?

Auf ebay, in den Antiquariaten, bei Kleinanzeigen oder Versteigerungen werden zahlreiche Fotos von Ernest Hemingway angeboten. Genauer gesagt: Fotografien, auf denen Ernest Hemingway abgebildet ist. Allein auf ebay erreicht man – bei der Suchmaske Ernest Hemingway photo – beachtliche 896 Fundstellen. Das billigste Foto wird bei ebay für 3,89 Dollar angeboten, das teuerste für 8.096 Dollar.

Was ist ein Foto mit Ernest Hemingway in Wirklichkeit wert? Gibt es neben dem Sammlerwert auch objektive Kriterien zur Wertbestimmung? Wie passt man auf, dass man als Käufer oder Käuferin nicht über den Tisch gezogen wird? In der Tat kann man etwas Licht in diesen Preis-Dschungel bringen. Von mir dazu ein paar Gedanken und Handreichungen, nach über 40 Jahren Befassung mit dem Schriftsteller.

Zunächst bleibt festzuhalten, dass Ernesto seit fast 65 Jahren friedlich auf dem Dorffriedhof von Ketchum am Rande der Rocky Mountains ruht. Neue Fotos gibt es nicht, höchsten alte, die in irgendwelchen Schubladen neu entdeckt werden. Wir reden bei Hemingway-Fotos insofern tendenziell von historischen Fotos, was zunächst einmal für ein Potenzial an Wertsteigerung spricht. Nichts kann groß nachkommen.

Doch man muss genau hinschauen. Grob gesprochen gibt es drei Kategorien von Hemingway-Fotos. Da sind zunächst jene Fotos, die en masse nachproduziert werden. Was in Zeiten von Internet recht einfach ist. Man sucht sich im Netz das passende Foto aus, lädt es herunter und lässt beim Rossmann einen Papierabzug anfertigen. Ein neues Foto von einem alten Motiv. Wert in meinen Augen: von nix bis 5 Euro. Reine Dekoration, kein Sammlerwert. Von Urheberrechten will ich gar nicht reden.

Ernest Hemingway

Ein typisches Wirephoto. Mit entsprechendem Text zum Abdruck am rechten Rand.

Die zweite Kategorie sind jene, die in Amerika Wirephotos genannt werden. Das sind Pressefotos von und für Zeitungen und Zeitschriften. Im Zuge der Digitalisierung haben Medienhäuser weltweit ihre Archive digitalisiert und die vorhandenen Papierabzüge anschließend an Großabnehmer verkauft. Nun überschwemmen diese Fotos den Markt.

Meist sind solche Wirephotos bei Hemingway vielgenutzte Reproduktionen aus den 1950er und 1960er Jahren, sie tragen auf der Rückseite aufgedruckt die Redaktionsadresse, meist mit einem kurzen Text und den Copyright-Vermerken. Dazu Infos, wie und wann in der entsprechenden Zeitschrift oder Zeitung abgedruckt wurde. Diese Wirephotos sind schon hochwertiger als simple Vervielfältigungen. Je nach Motiv, Alter und Qualität – ich sage mal – 10 bis 40 Dollar.

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Die Rückseite eines Wirephotos. Hier von der Agentur Associated Press. Oft genutzt in den Redaktionen. Heute ist für einen solchen Abzug in den digitalen Archiven kein Platz.

Die Königskategorie jedoch ist die dritte. Das sind die Originalfotos. Fotos, die exklusiv aus dem Labor des Fotografen stammen. Ernest Hemingway ist bekanntlich von den besten Fotokünstlern abgelichtet worden. Von Yousuf Karsh, von Robert Capa, von Alfred Eisenstaedt, um nur einige zu nennen. Wer ein solches Foto ergattern kann, der erhält eine Trouvaille für seine Sammlung.

Aber es sollte auf ein paar Formalien geachtet werden. Die Originalfotos müssen aus der Zeit der Aufnahme stammen und sollten den Herkunftsstempel des Fotografen auf verso  – auf der Rückseite – tragen. Etwas Handgeschriebenes, eine Nummerierung oder die Erklärung zu Ort und Zeit, kann nicht

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Ernest Hemingway und der Torero Antonio Ordóñez

Ernest Hemingway
Antonio Ordóñez
Sevilla
Der junge Antonio Ordóñez und ein gealterter Ernest Hemingway freizügig auf La Cónsula, Málaga, im Sommer 1959. Credit Line: Ernest Hemingway Photograph Collection, John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston.

Der Nobelpreisträger aus Chicago ist ganz vernarrt in diesen Torero. An dem jungen Matador, er ist vom Jahrgang 1932, bewundert Ernest Hemingway vor allem dessen Draufgängertum, sein Geschick und die Grazie. „Antonio erinnert mich sehr an seinen Vater“, verkündet der Schriftsteller seinem Freund José Luis Castillo-Puche. „Nur, dass er in jeder Hinsicht besser ist als Cayetano: Er ist ein besserer Stierkämpfer und ein besserer Mensch. Und außerdem ist er überaus attraktiv.“

Oh lala. Überaus attraktiv. Die Freundschaft zwischen dem Torero aus Ronda und dem bärtigen Autor aus Übersee gibt hier und da Anlass zu überspannten Gerüchten und pikantem Geflüster. Der Kolumnist einer spanischen Tageszeitung hat Antonio Ordóñez gar als die „Liebe des senilen Hemingway“ bezeichnet. In der Tat wird der Schriftsteller von Antonios Ausstrahlung magisch angezogen.

Ernest besucht ihn während der Temporada im Hotel Yoldi von Pamplona, der Matador ist ausgelaugt nach einem aufreibendem Stierkampf. Antonio lag nackt auf dem Bett; ein Handtuch diente ihm als Feigenblatt. Als erstes fielen mir seine Augen auf, die dunkelsten, glänzendsten, heitersten Augen, in die ich je geblickt hatte. 

Kommt da wirklich Homo-Erotik ins Spiel bei Hemingway? José Luis Castillo-Puche, ein enger Gefährte in Spanien, ist sich sicher: Da ist nichts gewesen. Für den Schriftsteller ist der Bezwinger der Bullen keine Liebelei oder das Objekt irgendeiner sinnlichen Begierde. Zuallererst ist der Matador aus Ronda für Ernest eine literarische Ambition. Sein ganzes Leben lang hat der Amerikaner nach dem perfekten Stierkämpfer gesucht und ihn letzten Endes in Südspanien gefunden: Antonio Ordóñez.

Wenn im Gespräch die Toreros verglichen werden, gibt sich Hemingway apodiktisch. „Er ist besser“, antwortet der Schriftsteller kurz. Er, das ist natürlich Antonio Ordóñez. Der junge Andalusier ist eine Person ganz nach Hemingways Gusto. Ein gut aussehender Kerl, jemand, der vor Publikum tapfer dem Tod ins Auge sieht und aus dem Kampf als Sieger hervorgeht.

„Ich werde von der Vorstellung gequält, dass Antonio etwas Schreckliches zustoßen wird“, gesteht Hemingway gegenüber Castillo-Puche. „Ich habe schreckliche Albträume, dämonische Träume, in denen ein Stier ihn in der Stierkampfarena tötet. Aber das kann Antonio doch nicht passieren, oder?“ Und der US-Amerikaner wartet darauf, dass jemand, in diesem Fall Castillo-Puche, ihm zusichert, Antonio werde niemals sterben. Weder im noch außerhalb des Rings.

Im Laufe der Jahre vertieft Ernest Hemingway die Freundschaft mit der Familie Ordóñez. Oft weilt er zu Besuch auf deren Landgut El Recreo de San Cayetano im Osten von Ronda oder auf der Hacienda in Medina-Sidonia. Andalusien verbirgt für den Nobelpreisträger etwas ganz besonderes. Es ist sein Freund Antonio Ordóñez, der den US-Amerikaner für die Schönheit und Eigenheit Südspaniens sensibilisiert. Als er starb, meint der Stierkämpfer, hat Hemingway etwas von uns mitgenommen.

Castillo-Puche beschreibt Antonio als einen Mann, der durch den Verlust seines Freundes am Boden zerstört ist, zumal der Vater im gleichen Jahr stirbt, nur drei Monate nach dem Schriftsteller. Häufig bricht Antonio in Tränen aus und will das Wort Selbstmord nicht aussprechen. „Ich werde nicht zu seiner Beerdigung gehen“, antwortet der Stierkämpfer im Juli 1961 trotzig. „Die Saison geht weiter, und ich fahre nach Pamplona“. Papa habe dies so gewollt.

Im November 1962, sechzehn Monate nach Hemingways Suizid, zieht sich Antonio Ordóñez von allen Corridas zurück. Obwohl er 1965 als Stierkämpfer zurückkehrt, tritt er erst zwei Jahre später, während der Feria im April, in der Plaza de Toros de la Real Maestranza auf. Über ein halbes Jahrzehnt ist vergangen, seit er in Sevilla letztmalig unter Hemingways wachem und erbaulichem Blick gekämpft hat.

Doch nun ist der Schriftsteller nicht mehr auf seinem Platz an der Barrera. Er fehlt und nichts ist so, wie es einmal gewesen ist. An seinen zwei Nachmittagen in Sevilla liefert Antonio eindrucksvolle Kämpfe ab und darf

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Nur noch wenige freie Plätze: Workshop über Ernest Hemingway und gutes Schreiben

Ernest Hemingway
Ein Wochenende mit Ernest Hemingway. In der imposanten Thomas-Morus-Akademie Bensberg, in der Nähe von Köln, sprechen wir über gute Literatur und noble Literaten. Foto: TMA, Presse.

Zwei Tage mit erstklassiger Literatur. Wir wollen an Person und Werk von Ernest Hemingway aufzeigen, was einen erstklassigen Literaten und unsterbliche Literatur ausmacht. Es könnte interessant werden, am Wochenende 16. und 17. November 2024 in Bensberg bei Köln.

Die Mindestteilnehmerzahl ist locker übertroffen, das Seminar findet statt, es sind nur noch wenige Plätze frei. Zudem tut sich hier ein Schnäppchen auf: Viel Input und anregende Diskussionen. Dazu Kost und Logis in einem beeindruckenden Seminarzentrum. Zu einem wirklich freundlichen Preis. Wer sich von Ernest Hemingway inspirieren lassen will, der ist in Bensberg am richtigen Platz.

Denn jeder, der sich mit Sprache beschäftigt, kommt nicht vorbei an Ernest Hemingway. Er ist zentraler Gestalter der Literatur des 20. Jahrhunderts. In diesem Jahr feierte der bärtige Nobelpreisträger (1899 – 1961) seinen 125. Geburtstag. Er ist nicht unumstritten. Angriffsflächen bietet ein Schriftsteller mit einem derartigen Ego genug.

Die Kritik ist hörbar: Er sei ein Macho, ein Frauenfeind, ein Tierquäler, ein Alkoholiker. Nicht viel besser sein Werk. Stiere, die zum Vergnügen abgeschlachtet werden. Antilopen, die er auf Safaris erlegt. Fische, die nach langem Kampf an den Haken kommen. Alles richtig, dieser Kerl tut ja einiges für sein schlechtes Image.

Doch Obacht! Ernest Hemingway will mehr als nur eine blutige Geschichte erzählen. Seine Romane um Sieg und Niederlage wollen tief ins Innere vordringen. Letztlich geht es ihm vor allem um Liebe und Würde. In Würde verlieren, so wie sein alter Mann, der einfache Fischer Santiago. Gerade darum geht es. Man kann verlieren, so will er sagen, aber man muss seine Würde wahren.

Wir laden Sie herzlich nach Bensberg ein. Entdecken Sie Hemingways Werk (neu), diskutieren Sie mit und bringen Sie gern auch eigene Texte in die „Schreibwerkstatt“ am Sonntag Vormittag mit.

Programm
Samstag, den 16. November 2024

14.00 Uhr
Auf Abenteuerreise mit Ernest Hemingway
Fünf Wochen mit dem Nobelpreisträger in Cabo Blanco, Peru

15.30 Uhr
Kaffee- und Teepause

15.45 Uhr
Ein Mensch mit zwei Gesichtern
Psychogramm eines innerlich Zerrissenen

18.00 Uhr
Abendessen

19.15 Uhr
Revolutionär und Klassiker
Die literarische Entwicklung des Ernest Hemingway

21.30 Uhr
Ende des Veranstaltungstages

 Sonntag, den 17. November 2024 

ab 7.00 Uhr
Frühstück für Übernachtungsgäste

8.00 Uhr
Gelegenheit zum Besuch eines katholischen Gottesdienstes
in der Edith-Stein-Kapelle

9.45 Uhr
Schreibwerkstatt:
Schreiben wie Ernest Hemingway – Wie schrieb Ernest Hemingway?
– Was macht einen guten Buchtitel aus?

– Die Magie des ersten Satzes.
(Wer unter den Teilnehmern schon veröffentlicht oder etwas in der Schublade hat: Sie sind eingeladen, Ihren Text mitzubringen.)

11.15 Uhr
Kaffee- und Teepause

11.30 Uhr
Der beste Reiseführer weit und breit
Eine Weltreise zu

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Ein Scoop: Ernest Hemingway trifft Benito Mussolini

Der Duce inspiziert 1935 italienische Truppen in Äthiopien. Photo Credits: Wikimedia Commons.

Vom 11. Juni bis zum 18. Juni 1922 reist das Ehepaar Hemingway zusammen mit dem Familienfreund Eric Chink Dorman-Smith durch Italien. Ernest genießt die Zeit, denn Italien ist immer sein Land gewesen. Was dort passiert, das lässt den jungen Amerikaner aus Chicago nicht kalt. Bei ihrem Aufenthalt in Mailand schiebt der Europa-Korrespondent des Toronto Star einen journalistischen Termin ein. Denn es eröffnet sich ihm die Möglichkeit, einen der führenden Politiker Italiens zu interviewen.

Auch Benito Mussolini befindet sich zu diesem Zeitpunkt in Mailand. Es gelingt dem jungen Reporter der kanadischen Tageszeitung, einen Vier-Augen-Termin beim zukünftigen Diktator zu erhalten. Dies ist ein Scoop, ein publizistischer Knüller, zumal für einen Neuling vor Ort, Ernest ist erst ein halbes Jahr in Europa. Das Gespräch findet in den Redaktionsräumen der Zeitung Il Popolo d’Italia statt.

Am 24. Juni 1922 wird Hemingways Artikel im Toronto Daily Star veröffentlicht. Unter der nüchternen Überschrift Fascisti Party Half-Million. Die faschistische Partei hat eine halbe Million Mitglieder. Der Journalist bietet seinen Lesern in Kanada einen bildhaften Eindruck des Italieners. Benito Mussolini, Führer der Bewegung, sitzt an seinem Schreibtisch (..) und streichelt ab und an die Ohren eines Wolfshundwelpen. (..) Mussolini ist ein stämmiger Mann mit braunem Gesicht, hoher Stirn, einem träge lächelnden Mund und großen, ausdrucksvollen Händen.

Die  Faschisten seien nun eine militärisch organisierte Partei mit einer halben Million Mitgliedern, verrät Mussolini bei der Begegnung. Unverblümt umreißt der zukünftige Despot gegenüber Hemingway, wie er den Aufstieg an die Macht schaffen will. Mittels Gewalt. Mit Soldaten, mit paramilitärischen Stoßtruppen und mit seinen Schwarzhemden. Wir sind schlagkräftig genug, um jede Regierung zu stürzen.

Der Italiener ist schon in jenen Jahren eine schillernde Gestalt. Hemingway skizziert in seinem langen Artikel den Werdegang des Benito Amilcare Andrea Mussolini. In der Kleinstadt Dovia di Predappio im Jahr 1883 geboren, wird er von Beruf Schullehrer, dann Journalist. 1914 ernennt ihn die Sozialistische Partei in Mailand zum Chefredakteur ihrer linken Zeitung Avanti!. Später gründet er eine eigene Gazette, den Il Popolo d’Italia. Im Ersten Weltkrieg geht er als Soldat an die Front.

Ernest Hemingway und Benito Mussolini haben einiges gemeinsam. Beide werden im Ersten Weltkrieg schwer verwundet, alle zwei werden vom italienischen Staat aufgrund ihrer Tapferkeit mit Medaillen geehrt. Beide Männer erholen sich im Mailänder Rotkreuz-Hospital von ihren Kriegsverletzungen. Sowohl der Italiener als auch der US-Amerikaner sind Zeitungsjournalisten. So bleibt zu Anfang wohl ein wenig Sympathie zu spüren, Hemingway zeichnet den Politiker in seinem Artikel auch in weichen Farben. He is not the monster he has been pictured. Er sei nicht das Ungeheuer, als das er meist dargestellt werde.

Das Interview in Mailand bleibt nicht die letzte Begegnung zwischen Ernest Hemingway und Benito Mussolini. Bei der Lausanner Conference, es geht um die Neuregelung der Reparationszahlungen Deutschlands, sehen sich beide Mitte Juni 1923 wieder. Da ist der Italiener schon Premierminister seines Landes. Hemingway, neugierig, stellt sich bei einer Pressekonferenz hinter Mussolini und schaut ihm über die Schulter. Und bekommt zu sehen, welches Buch der Regierungschef vor sich liegen hat. Es ist ein Wörterbuch.

Insgesamt scheint der 22-jährige Neuling Hemingway mit dem ideologischen Phänomen überfordert, seine Analyse gerät ein wenig struppig. In seinem Interview-Artikel beschreibt er den Politiker einmal als extrem konservativ, dann als abtrünnigen Sozialisten. Wie auch immer. Mussolini hat alle überrascht. Wohl am meisten den jungen Amerikaner. Als Duce del Fascismo, als Führer des Faschismus, stellt er sich von 1925 an als Autokrat an die Spitze eines brutalen Regimes. Es wird schlimm enden, für das Land, für Europa und später auch für ihn selbst.

Im Laufe der Zeit wird Hemingways Haltung zu Mussolini kritisch. Schon im Januar 1923 verfasst der Korrespondent im Toronto Daily Star einen weiteren Artikel über den Duce. Überschrift: Mussolini, Europe’s Prize Bluffer. Nun redet Ernest Hemingway Tacheles. Mussolini is the biggest bluff in Europe, schreibt der Amerikaner, Mussolini sei die größte Mogelpackung in Europa. Der Duce versuche die Arbeiterschaft und das Unternehmertum unter dem Dach

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Der schönste Hemingway-Satz: Ziegen in Pamplona

Ernest Hemingway Pamplona

„Als ich am Morgen aufwachte, ging ich ans Fenster und schaute hinaus. Es hatte aufgeklart, und auf den Bergen waren keine Wolken. Draußen unter dem Fenster standen ein paar Karren und eine alte Postkutsche, deren hölzernes Verdeck verwittert und rissig war. Sie musste noch aus den Tagen vor den Motorbussen stammen. Ein Ziegenbock sprang auf einen der Karren und von dort aufs Dach der Postkutsche. Er nickte den anderen Ziegen unten heftig zu, und als ich winkte, sprang er wieder herunter.“

Ernest Hemingway: Fiesta, 1926

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Neuerscheinung:
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