Hemingways Welt

Auf den Fersen von Ernest Hemingway

Wer ist Ernest Hemingway???

Ernest Hemingway
Bücherverbrennung
Mit einem Mahnmal wird an Ernest Hemingway vor einer Universität gedacht, weil vor über 90 Jahren Studenten seine Bücher verbrannt haben. Und heute weiß die junge Generation nicht viel anzufangen mit seinem Namen. Foto: W. Stock.

Kürzlich zu Besuch an einer feinen Universität. In einer gemütlichen Großstadt direkt am Rhein. Es ist meine Heimatregion, in der Nähe bin ich geboren worden, mir geht jedesmal das Herz auf bei einem Besuch. Diesmal bin ich an der dortigen Hochschule in Sachen Ernest Hemingway unterwegs.

Im weiten Areal vor dem wuchtigen Eingangsportal wird an zahlreiche Literaten gedacht. Denn just an diesem Ort haben Nazis die Bücher dieser Autoren in die Flammen geworfen. Am 17. Mai 1933 wurden Hunderte kritische Werke auf den lodernden Scheiterhaufen geschleudert. Romane und Erzählungen mit pazifistischem oder sozialistischem Inhalt. 

Ich spüre der Plakette von Ernest Hemingway nach. Dies gestaltet sich ein wenig mühselig, weil sich auf dem Vorhof Dutzende von Studenten und Studentinnen tummeln. Ich suche und suche, stets mit gesenktem Blick auf das Steinpflaster. An einer seitlichen Parkbank werde ich fündig und bitte die Studiosi höflich, ein wenig zur Seite zu treten.

Endlich habe ich ihn gefunden, den bärtigen Jahrhundert-Schriftsteller aus Chicago und deute auf die Gravur in der Bodenplatte. Dann zücke ich meine Kamera. Ratlose Gesichter um mich herum. Ernest Hemingway, brummele ich entschuldigend.

Kennen Sie Ernest Hemingway?, frage ich daraufhin launig. Betretenes Schweigen. Vor mir eine Gruppe von sechs, sieben Studentinnen. Schulterzucken und Verlegenheit. Hemingway, hake ich nach, wie ein Lehrer.

Als eine halbe Minute später immer noch keine Antwort kommt, bohre ich ein wenig. Sie haben doch alle Abitur, kitzele ich die Studentinnen. Ja, aber das ist schon lange her, antwortet eine vielleicht 20-Jährige lachend.

Ich nehme einen neuen Anlauf. Ernest Hemingway, Sie wissen doch, wer das gewesen ist. Nun blicke streng. Es liegt in der Luft, dass jetzt eine Rückmeldung kommen muss. Und die fröhliche Studentin quetscht aus sich heraus: War das

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Wie kommen Elon Musk und Ernest Hemingway nach Andalusien?

Ernest Hemingway
Elon Musk
Es ist ein in Wahnsinn! Ernest Hemingway und Elon Musk in Südspanien. Ein AI-Foto aus der Grok-Werkstatt.

Eine Testaufgabe für Grok. Das ist die AI – die Artificial Intelligence – von Elon Musks Plattform X. Folgende recht knifflige Frage stelle ich dieser Künstlichen Intelligenz und bin auf das Ergebnis gespannt: Warum hat Ernest Hemingway Andalusien so geliebt?

Hier ist der Text, den Grok in Sekundenschnelle dann abgeliefert hat:

„Ernest Hemingway hatte eine besondere Affinität zu Andalusien aus mehreren Gründen:

  1. Kultur und Lebensstil: Hemingway schätzte den andalusischen Lebensstil, die Leidenschaft für das Leben, die Flamenco-Kultur und die Stierkämpfe. Er besuchte häufig Städte wie Ronda, die bekannt für ihre Corrida de Toros ist, und war fasziniert von der Authentizität und Intensität dieser Traditionen.
  2. Landschaft und Natur: Die atemberaubende Landschaft Andalusien’s, von den Bergen der Sierra Nevada bis zu den Küsten der Costa del Sol, bot Hemingway Inspiration und Erholung. Er liebte die Jagd und das Angeln, Aktivitäten, die er in dieser Region genießen konnte.
  3. Literarische Inspiration: Andalusien war für Hemingway eine Quelle der Inspiration. Die Region hat eine reiche Geschichte und eine tief verwurzelte Kultur, die sich in seinen Werken widerspiegelten. Besonders seine Erfahrungen mit dem Stierkampf beeinflussten seine Erzählungen, wie man in „Death in the Afternoon“ sehen kann.
  4. Freunde und Gesellschaft: Hemingway hatte Freunde in Andalusien und liebte es, unter Einheimischen zu sein. Die Gesellschaft, die Gastfreundschaft und die Gespräche in den Cafés und Bars von Sevilla oder Málaga waren für ihn von großem Wert.
  5. Flucht und Ruhe: In einer Zeit, in der er oft nach Ruhe und Abgeschiedenheit suchte, bot Andalusien ihm eine Fluchtmöglichkeit von der Hektik und den Erwartungen der Öffentlichkeit. Es war ein Ort, an dem er sich zurückziehen konnte, um zu schreiben und zu reflektieren.

    Diese Faktoren zusammen machten Andalusien zu einem geliebten Rückzugsort für Hemingway, der seine Werke und seinen Lebensstil nachhaltig beeinflusste.“


Grandios! Da ist kein Patzer drin, alle Argumente sind plausibel zusammengetragen. Besonders Punkt 5  ist richtig gut getroffen. Als hätte den Text ein Hemingway-Profi geschrieben.

Und Grok vermag auch Fotos zu produzieren. Dieses Feature ist wiederum ein Klasse für sich. Man mag es an den beiden lebensechten Bildern sehen, die Ernest Hemingway und Elon Musk in Südspanien zeigen.

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist Hem-ElonMuskVino1.jpg

Ernest Hemingway und Elon Musk. Ein Foto, als sei das Treffen heute passiert. Diese Begegnung hat sich jedoch natürlich nie zugetragen. Nur bei der AI von Grok.

Wow! Alles wie echt, als hätte es sich wirklich zugetragen. Da kommt

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Literatur-Macho unter Mordverdacht – Hat Ernest Hemingway im Krieg wirklich 122 Deutsche getötet?

Wie ein General. Ernest Hemingway in Uniform, mit Helm und Fernglas, während des Zweiten Weltkriegs. Photo Credits: Ernest Hemingway Collection/John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston.

Er war Großschriftsteller, Großwildjäger, Großkotz. Im Zweiten Weltkrieg berichtete Ernest Hemingway aus Europa und behauptete, er habe »Krauts« erschossen. Ein Kriegsverbrechen – oder schiere Prahlerei? Von Wolfgang Stock

Der US-Amerikaner in seinem Tropenparadies Finca Vigía reitet sich selbst in die Bredouille. »My dear Ernst«, beginnt Ernest Hemingway im Dezember 1946 einen bissigen Gruß an seinen deutschen Verleger Ernst Rowohlt, »Du hattest sicher die Hölle von einem Krieg, und ich freue mich, dass Du nicht einer der vielen Krauts warst, die wir in der Schnee-Eifel oder im Hürtgenwald umgelegt haben.« Klar und deutlich formuliert der spätere Nobelpreisträger in seiner kubanischen Wahlheimat: Krauts, die wir umgelegt haben.

Meint dieses »wir« ebenso ein »ich«? Hat Ernest Hemingway auch persönlich deutsche Soldaten erschossen?

Oft schon waren solche Vorwürfe zu hören. Als man Hemingway auf dem Marktplatz von Schruns ein Denkmal setzen wollte, flogen die Protestbriefe nur so ins Bürgermeisteramt. Statt auf dem Kirchplatz steht die Büste seit 2008 etwas abseits auf einem Privatgrundstück in dem österreichischen Ferienort, in dem die Familie Hemingway zweimal die Winterferien verbrachte.

Zuvor gab es bereits Proteste, als die Schwarzwaldgemeinde Triberg, hier urlaubte der Amerikaner im August 1922, die alljährlichen »Hemingway Days« aus der Taufe hob. Auf einem Flugblatt, in die Briefkästen aller Haushalte verteilt, war zu lesen: »Triberg feiert einen Mörder.« Nach drei Jahren wurden die »Hemingway Days« 2002 sang- und klanglos eingestellt.

Im Sommer 2010 wurde »Der alte Mann und das Meer«, Ernest Hemingways bekannteste Erzählung, auf einer Freilichtbühne am Kap Arkona auf Rügen aufgeführt, mit Horst Janson als glückloser Fischer Santiago. Ohne kräftigen Widerspruch ging es auch auf Rügen nicht. Mit Briefen, Postkarten und E-Mails aus ganz Deutschland wurde die Absetzung des Stücks verlangt, weil Hemingway im Zweiten Weltkrieg »Kriegsverbrechen gegen Deutsche« begangen habe.

Hinter solchen vehementen Protestkampagnen stehen zumeist ultrarechte Aktivisten oder nationalistische Kreise. Dazu bleiben Leserbriefe oder Forenkommentare auch selten aus, wenn Medien über das Leben und Werk des Literaturnobelpreisträgers berichten.

Dabei haben die Hemingway-Gegner es recht leicht: Sie müssen ja kaum mehr tun, als ihn selbst zu zitieren. Denn mehrfach hat sich der Schriftsteller aufgeplustert und behauptet, im Zweiten Weltkrieg zahlreiche deutsche Soldaten getötet zu haben.

Seinem New Yorker Verleger Charles Scribner schilderte er am 27. August 1949, wie er beim Einmarsch in Paris »einen SS-Kraut gekillt« habe. Der entwaffnete Soldat habe noch versucht, dem Tode zu entkommen, und auf die Genfer Konvention hingewiesen. »Du irrst Dich Bruder, sagte ich zu ihm und schoss ihm dreimal schnell in den Bauch, und dann, als er in die Knie ging, schoss ich ihm in den Schädel, sodass ihm das Gehirn aus dem Mund kam, oder aus der Nase, glaube ich.«

Voller Zynismus konnte sich Ernest Hemingway hineinsteigern in seine kriegslüsternen Gewaltfantasien: »Der nächste SS-Mann, den ich verhörte, redete wie ein Wasserfall. Klar und mit intelligenter militärischer Darstellung der Lage. Er nannte mich Herr Hauptmann, entschied dann, das wäre wohl nicht genug, und nannte mich Herr Oberst (ich trug keine Abzeichen). Ich hätte ihn noch bis zum General hochtreiben können.«

Einem deutschen Kindersoldaten, »einem Jungen, etwa so alt wie mein Sohn Patrick zu der Zeit«, so schrieb Hemingway in einem Brief vom 2. Juni 1950, habe er in den Rücken geschossen, als der Bursche versucht habe, per Fahrrad Richtung Aachen zu fliehen. Erst waren es nur wenige Soldaten, die er erschossen haben will, alsdann 26. Mit der Zeit stieg die Zahl auf 122.

Wer sich ein wenig im Militärischen auskennt, der weiß, dass die Tötung von 122 Menschen abwegig ist. Erst recht für einen Zivilisten, der nie gedient hat. In den monatelangen Kämpfen im Hürtgenwald der Nordeifel, die Hemingway im November 1944 als Kriegskorrespondent beobachtet hat, wurden acht Infanteriedivisionen und zwei Panzerdivisionen aufgerieben. Die amerikanischen Truppen verloren 24.000 Soldaten, auf deutscher Seite fielen 13.000 Wehrmachtsangehörige. Solche schrecklichen Zahlen zeigen, dass ein Verhältnis von 1:122 in Kämpfen zwischen zwei hochgerüsteten Kriegsgegnern purer militärischer Nonsens ist.

Zwar trat Ernest Hemingway betont kampfeslustig auf, in Uniform, mit Stahlhelm, Koppel und Feldstecher. Jedoch ohne Waffe, wie die Fotos bei genauem Hinsehen zeigen. Zudem bewegte sich ein Kriegsberichterstatter, am C für Correspondent auf der Armeejacke gut erkennbar, abgeschirmt weit hinter der Frontlinie. Die Darstellung, die US-Armee würde einem Reporter erlauben, mit einer Waffe an die vorderste Kampffront vorzustoßen oder militärische Verhöre zu führen, ist aberwitzig.

An der Seite eines Kriegskorrespondenten wie Hemingway wuselte üblicherweise ein Presseoffizier herum, als Begleitung und vor allem als Aufpasser; man war um den prominenten Zeitschriftenreporter besorgt. Für bewaffnete Kampfhandlungen ergibt sich da kein Millimeter Spielraum. Und wer sich über die strengen Regularien der U.S. Army hinwegsetzte, verlor postwendend seine Akkreditierung.

Nun muss man wissen, dass Ernest Hemingway sich mit allerlei brüstete, worunter er neben Liebesabenteuern und Trinkgelagen vor allem die Kriegsschlacht reihte. Er war bekennender und praktizierender Macho, sein Gehabe meist nicht mehr als Prahlerei. Es waren durchweg Aufschneidereien, die einer lebhaften Einbildungskraft entsprangen, nicht der Wirklichkeit.

Am Beispiel der Befreiung von Paris kann man es verdeutlichen: Hemingway, man bangte um die Unversehrtheit des damals bereits berühmten Schriftstellers, durfte bloß als Nachzügler statt mit der Vorhut in Frankreichs Hauptstadt einmarschieren.

Die Befreiung des Pariser Hotels Ritz , mit der er immer angab, verlief in Wirklichkeit so: Ernest Hemingway fährt am 26. August 1944 im Jeep mit einer Gruppe Résistance-Kämpfer zur Place Vendôme und stürmt in das Luxushotel. »Where are the Germans?«, brüllt der Amerikaner, »I have come to liberate the Ritz«. Wo sind die Deutschen? Er sei gekommen, um das Ritz zu befreien. Der Hotelchef geht auf den Autor zu: »Monsieur«, antwortet Claude Auzello knapp, »die Deutschen sind schon lange weg«.

In puncto Krieg quälte diesen kernigen Mann aus Chicago ein veritabler Minderwertigkeitskomplex. Denn der Traum des jungen Ernest Hemingway war es, als Soldat nach Europa zu gehen und im Ersten Weltkrieg zu kämpfen. Jedoch fiel er bei der U.S. Army wegen seiner Sehschwäche durch die Musterung, es reichte dann in den letzten Kriegsmonaten 1918 nur zum Ambulanzfahrer beim Roten Kreuz in Italien. Seine frühe Ausmusterung war ihm peinlich und nagte am Selbstwertgefühl: Gerade ihm musste das passieren, der sich als großer Krieger vor dem Herrn sah.

Und es gab einen ganz persönlichen Grund, weshalb Hemingway seine Kriegserlebnisse mit viel Dichtergabe anreicherte. Seine damalige Ehefrau, die hochgeschätzte Journalistin Martha Gellhorn, war die einzige Kriegsreporterin, die mit den amerikanischen Truppen am D-Day, dem 6. Juni 1944, in der Normandie an Land ging.

Martha war flink und stieg tief ein, anders als ihr Gatte. Als die US-Truppen im April 1945 das Konzentrationslager Dachau befreiten, war sie anwesend und sah die Gräuel der Naziherrschaft mit eigenen Augen. Ernest befand sich da längst wieder auf Kuba in seinem sonnigen Refugium.

Zudem konnte Martha Gellhorn grandios schreiben, die journalistischen Meriten seiner Ehefrau blieben Ernest nicht verborgen. Der erfolgsverwöhnte Schriftsteller fühlte sich vom Sockel gestoßen. Zumal er selbst über den Zweiten Weltkrieg nichts Gescheites zu Papier bringen konnte, er schrieb nur sechs mäßige Artikel für das Wochenmagazin »Collier’s«.

All dies kratzte an seinem Ego. Hinzu kam, dass die Partnerschaft mit der blonden Amerikanerin aus St. Louis zu dieser Zeit ganz und gar in Trümmern versank.

Als Rekrut untauglich, im Ersten Weltkrieg lediglich Rotkreuzfahrer, schließlich Randfigur im Zweiten Weltkrieg – Hemingway empfand all die Zurücksetzungen als Kränkung seiner Männlichkeit. In den vor ihm liegenden Lebensjahren sollte er diesen Makel mit einem fantasiereichen Aufbauschen alles Soldatischen ausgleichen. Und so fieberte er beim Thema Kriegsschlacht wild darauf los, als würde er an einem seiner Romane arbeiten.

Den Dichter dürstete es stets, vor allem nach der Heldenrolle. Im Vormarsch auf Paris verließ Ernest Hemingway Mitte August 1944 zeitweise seine Einheit und setzte sich in Rambouillet frech an die Spitze einer kleinen Gruppe von französischen Résistance-Partisanen. Auch hier gab es allerdings nicht viel zu kämpfen, die Wehrmacht hatte sich längst zurückgezogen.

Am 6. Oktober 1944 wurde der Schriftsteller vor die US-Generalität in Nancy zitiert, die Anhörung sollte über die Einleitung eines Militärgerichtsverfahrens entscheiden. Hemingway – man warf ihm vor, seine Pressekennung abgenommen und sich als Oberst ausgegeben zu haben – stritt kaltschnäuzig alle Anschuldigungen ab. Die Vorwürfe verliefen im Sand. Gleichwohl protzte der Autor nach dem Krieg, 200 Freischärler befehligt zu haben.

Derart inszenierte sich Hemingway als Großkotz wie aus dem Lehrbuch. In Wirklichkeit jedoch waren seine Triumphe im Krieg überschaubar. Undiszipliniertheiten und frei erfundene Selbstbezichtigungen sollten von seinen schmalen Erfolgen ablenken.

Als der Bürgermeister von Schruns im Denkmalstreit 2007 um wissenschaftlichen Beistand nachsuchte, sah ein Gutachten der Universität Hamburg ebenfalls keine Anhaltspunkte für Vergehen gegen Deutsche. Die Vorwürfe fielen in eine lebensgeschichtliche Phase des Schriftstellers, »die von zunehmender Krisenhaftigkeit mit großspurigem Auftreten, Prahlerei und Selbstmythisierung gekennzeichnet war«, analysierte der renommierte Amerikanist und Hemingway-Biograf Hans-Peter Rodenberg.

Das bündige Urteil des Professors: dichterische »Wichtigtuereien« eines Fantasiebegabten, der eigentlich »kein Deutschenhasser« gewesen sei. Als bezeichnendes Beispiel für die Großspurigkeit des Großschriftstellers nannte Rodenberg auch dessen Behauptung, in seiner Pariser Zeit eine Affäre mit der legendären Doppelspionin Mata Hari gehabt zu haben – sie war aber bereits vor Hemingways Eintreffen hingerichtet worden. Oder dass er im Zweiten Weltkrieg mit seiner Jacht »Pilar« ein deutsches U-Boot vor der Küste der USA aufgebracht haben will: »Kein militärisches Dokument belegt einen derartigen Vorfall«, so Rodenberg.

Als »Realitätsdiffusion« bezeichnete der Gutachter Hemingways Schilderungen. Über all die Jahrzehnte sind folgerichtig Dokumente, Fotos oder gar Augenzeugen für Hemingways faulen Mörder-Zauber gegen Deutsche nirgendwo aufgetaucht. Und vielleicht ist es schlicht so, dass bei einem derart gesegneten Autor die Grenzen zwischen Wirklichkeit und fiktionaler Literatur mitunter ins Rutschen geraten.

Wenn man jedenfalls alle Fakten und Quellen sorgfältig zusammenträgt, dann bleibt

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Ernest Hemingway – Wie ein wilder Stier

Ernest Hemingway
Idaho
Ein Gewehr, Ernest Hemingway und der Sohn Patrick, genannt Mouse. Es ist Urlaubszeit in Idaho, 1946. Photo Credits: Ernest Hemingway Collection of the John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston.

Ernest Hemingway kann mit Kindern so gar nichts anfangen. Erst als die Söhne groß genug sind, um eine Angel zu halten oder gar ein Gewehr, dann erwacht sein Interesse. An der Angelrute und an einem Schießeisen – beides Apparaturen, die den Tod bringen – sieht er sich als Lehrmeister des Nachwuchses. Wie tief ist die Sehnsucht zur Vernichtung bei Ernest ausgeprägt?

Damit argumentativ keine Schieflage auftritt: Der Nobelpreisträger von 1954 besitzt wunderbare Charakterzüge. Er ist offen und zugewandt, ein guter Freund, er hilft, wenn Hilfe gebraucht wird, jeder soziale oder intellektuelle Dünkel ist ihm fremd. Aber Ernest Hemingway hat auch eine andere Seite. Eine dunkle Seite, auf der Feindseligkeit und Groll zu Hause sind.

Meist fängt es klein an. Der Zorn entlädt sich mehr oder weniger verbal. Den Personen um ihn herum gibt er launige Namen. Pickle, mein Gürkchen, für Ehefrau Mary, Feo, der Hässliche, für seinen Arzt Dr. José Luis Herrera Sotolongo, Mouse für den Sohn Patrick. Mrs. Fathouse Pig – fettes Hausschwein – für seine wunderschöne dritte Ehefrau Martha Gellhorn. 

Die zweite Stufe der Wut bezieht sich auf das Handeln. Subtil, in der Regel. Im Leben des Schriftstellers fällt schon auf, dass er vieles, was er liebt, schlecht behandelt. Seine Ehefrauen, die Söhne und letztendlich wohl auch sich selbst. Steckt Schlimmeres dahinter? Ist es vielleicht ein Zwang, wenn er etwas liebt, immer darauf herumzuhauen bis es kaputt ist?

Will ernest Hemingway mit seinem Hass auf alles und jedes letzten Endes etwa die Liebe totschlagen? Oder, noch schlimmer, kann er möglicherweise gar nicht lieben? Außer die Natur vielleicht, die er tief und innig liebt. Aber was ist mit den Menschen?

Je mehr Narben über seiner Seele liegen, desto dünnhäutiger wird er. Weil er in seinem Wertekanon nicht stabil genug ist und auch, weil seine Persönlichkeit in Sachen Liebe über die Jahre emotional nicht mitgewachsen ist. Im Gegenteil: Seit der Ehe mit Hadley geht es mit ihm seelisch bergab. Er lässt sich ablenken, von blonden Strähnen, von langen Flinten und wilden Stieren.

Die höchste Stufe seiner Feindseligkeit kehrt er heraus, wenn er angegriffen wird. Sobald er das Gefühl bekommt, von einem Menschen gekränkt zu werden oder in seinen Empfindungen verletzt zu sein. Dann reagiert er wie ein angeschossenes Raubtier. Ernest kontert schließlich mit offener Aggression, mit kaum verborgenem Hass, er verhöhnt die betreffende Person lang und breit, oft unter der Gürtellinie, auch in seinen Werken.

Lassen sich mildernde Umstände ausmachen? Ernest Hemingway ist ein Gefühlsmensch durch und durch, in allen Facetten. Er kennt den emotionalen Gegenpol zur Missgunst. In ruhigen Stunden ist er ein sympathischer Romantiker. Dieser leutselig auftretende Mann bleibt tief im Inneren eine empfindsame und verletzliche Seele. Dessen harte Schale meist nur den weichen Kern schützen will.

Es gibt die Stunden, wo er in blinder Aggression um sich schlägt. Hinter seinem Zorn liegt oft Selbsthass. Hinter jedem guten Schriftsteller verbirgt sich ein Drama, so sagt man. Es ist ein Unglück, dass dieser so grandiose Schreiber es nicht geschafft hat, seinen inneren Frieden zu finden. Außer in den frühen Jahren vielleicht, mit der

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Wer ist das Kartoffelgesicht bei Ernest Hemingway?

Ernest Hemingway: Schnee auf dem Kilimandscharo, 1936.

In The Snows of Kilimanjaro – zu Deutsch: Schnee auf dem Kilimandscharo – finden wir einen heiteren Abschnitt. Ernest Hemingway, der sieben Jahre in Paris gelebt hat, von 1921 bis 1928, taucht ein in das savoir vivre der französischen Hauptstadt. Besonders die Café-Kultur eröffnet ihm eine neue Welt, er schreibt in den Cafés seine Erzählungen und belauert dort die Menschen um ihn herum.

Der junge Kerl aus Chicago besitzt einen festen Blick auf die mutigen Neuerungen, die in Malerei, Literatur, Architektur und Musik den Denkrhythmus vorgeben. In den 1920er Jahren passieren just in Paris, wie unter dem Brennglas, spannende Dinge. Das Althergebrachte wird in Frage gestellt und wälzt sich um, es wird gewagt und experimentiert in der Metropole an der Seine. Dadaismus, Surrealismus, Kubismus – irritierende Sichtweisen werden ausprobiert, die kopfgetriebene Revolution wirkt als Motivator.

Doch Hemingway, der aus dem beschaulichen Mittleren Westen der USA kommt, schaut genau hin. Es ist eine neue Welt, die so nichts zu tun mit Oak Park, wo das Sonntagskonzert den Höhepunkt der Woche bildete. Ernest staunt, erspürt, lernt und ist dankbar, wie Paris seinen Horizont erweitert. Mit vielen Neuerern – von Pablo Picasso über Juan Gris bis James Joyce – ist er befreundet. Die Veränderungen inspirieren ihn, aber er bleibt ruhig im Blut, letztlich geht er seinen eigenen Weg.

Für manches, was er sieht und hört, hat der bodenständige Bursche aus der Vorstadt dann nur noch Sarkasmus und Spöttelei übrig.

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Welch wunderbare Stelle! Ein amerikanischer Dichter mit einem dummen Ausdruck in seinem Kartoffelgesicht. Genau so steht es im Original: a stupid look on his potato face. Doch wer ist das Kartoffelgesicht?

In einer ersten Fassung hat Hemingway noch Roß und Reiter genannt. Und dann kam er einmal an einem Café vorbei, wo Malcolm Cowley vor einem Stapel Unterteller saß und mit einem dummen Ausdruck in seinem Kartoffelgesicht und sprach über die Dada-Bewegung mit einem Rumänen, der sagte, sein Name wäre Tristan Tzara.

Der dumme Ausdruck inklusive Kartoffelgesicht gehört also Malcolm Cowley. Der Mann vom Jahrgang 1898 ist ein US-Historiker und Autor. So wie Hemingway gehört Cowley zum amerikanischen Expat-Zirkel in Paris. John Dos Passos, Ezra Pound, F. Scott Fitzgerald und Gertrude Stein, alles Ikonen der Moderne, man kennt sich und neckt sich.

Bevor Ernest die Story beim Esquire einreicht – das Magazin druckt die Kurzgeschichte im August 1936 – tilgt er schlauerweise Cowleys Namen und schreibt neutral dieser amerikanische Dichter. That American poet. Besser

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Ernest Hemingway brennt auf dem Bonner Marktplatz

Das Alte Rathaus in Bonn hat schon wunderbare Momente erlebt, aber auch abscheuliche Dinge gesehen. Foto: W. Stock, 2024.

Bellum omnium pater. Der Krieg, so Heraklit um 500 vor Christus, ist der Vater aller Dinge. Zum Guten als auch zum Schlechten kann er die Welt verändern. Die einen macht er zum Sklaven, so meint der Aphorismus des griechischen Philosophen, die anderen zu freien Menschen. Ernest Hemingway hat den Kampf zwischen Knechtschaft und Freiheit erleben können, als er sich gegen Despoten wie Franco und Hitler aufgelehnt hat. Darüber schreibt er. Als Journalist und Buchautor.

In einem andern Land ist eine frühe Erzählung von ihm, die im Original unter dem Titel A Farewell to Arms 1929 bei Charles Scribner’s Sons in New York erschienen ist. Die deutsche Erstausgabe wird bei Rowohlt im Jahr 1930 verlegt. Hemingway lässt in diesem Roman seine eigenen traumatischen Erlebnisse als Sanitätsfahrer an der italienischen Front bei Fossalta di Piave im Ersten Weltkrieg einfließen.

Wer das Werk liest, der merkt rasch: Dieser Mann ist mit dem Säbelrasseln durch. Der amerikanische Sanitätsoffizier Leutnant Frederic Henry und die englische Krankenschwester Catherine Barkley können ihr kleines Glück während des Kriegs nicht festhalten. Zu groß sind die persönlichen Verluste, als dass man den Waffengang glorifizieren könnte. Verwundungen, Verletzungen, Krankheiten, Tod. Die militärische Schlacht ist das genaue Gegenteil von Liebe, die Hemingway in seinen Erzählungen meist als Kontrapunkt setzt.

Die Nationalsozialisten haben den Anti-Militarismus in Hemingways Prosa erkannt. Deshalb setzten die braunen Machthaber seinen Roman In einem andern Land im Jahr 1933 auf die Liste unliebsamer Bücher. Dieses Werk sei ein Anti-Kriegsroman, der das Heroische in den Dreck ziehe. Das ist zweifellos richtig analysiert. Der Krieg steht dem Glück des Menschen im Wege.

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Als Buchrücken ist Ernest Hemingway mit seinem Roman In einem andern Land ins Pflaster des Rathausplatzes eingelassen. Foto: W. Stock, 2024.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 sehen sich jüdische, pazifistische und andere oppositionelle Autoren verstärkter Verfolgung ausgesetzt. Es wird zu einem dunklen Kapitel deutscher Geistesgeschichte: An den Hochschulen organisiert im April das Hauptamt für Presse und Propaganda der Deutschen Studentenschaft vier Wochen lang eine reichsweite Aktion.

Zum Auftakt der Kampagne werden am 12. April 1933 die 12 Thesen wider den undeutschen Geist veröffentlicht. Schwarze Listen mit Autorennamen und Werken kursieren. Studenten und Bibliothekare werden unterdessen aufgefordert, die Buchregale ihrer Fakultäten von missliebiger Literatur zu säubern. Universitäts- und Institutsbibliotheken, öffentliche Büchereien und Buchhandlungen werden in diesem Sinne auch in Bonn durchsucht.

In der ehemaligen Bundeshauptstadt sind 60 Bronzebücher in das Kopfstein-Pflaster des Marktplatzes eingelassen. Die zweifingergroßen Buchrücken, mit Name des Autors und Romantitel, sind alle gut lesbar. Diese über den Platz verstreuten Lese-Zeichen bilden den Teil des Erinnerungsmals, das an die  Bücherverbrennung in der Rheinmetropole erinnert. Die zufällig verteilten Lese-Zeichen verdichten sich hin zur Treppe des Alten Rathauses, an der damals die Bücher in den Scheiterhaufen geschleudert wurden.

Insgesamt sind für das Frühjahr 1933 deutschlandweit mehr als 50 Bücherverbrennungen dokumentiert. Am Abend des 10. Mai finden solche Verbrennungen an 22 Hochschulorten statt, darunter auch jene vor dem Bonner Rathaus. Die Liste der verfemten Schriftsteller, deren Bücher verfeuert werden, umfasst etwa 450 Namen. Ein Anlass für zahlreiche Autoren, ins Exil zu gehen. Andere werden mit Publikationsverbot belegt, viele Geistesgrößen werden in Konzentrationslager gesteckt.

Ernest Hemingway weiß, dass Krieg und Diktatur Hand in Hand gehen. In all den kriegerischen Konflikten, die er

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Der schönste Hemingway-Satz: Wissen aus den Bergen

Hemingway
Zitat
Zitate
„Ich war ganz und gar nicht traurig, als ich nach Hause in die Rue Cardinal Lemoine kam und meiner Frau von meinem frischerworbenen Wissen erzählte, und in der Nacht waren wir glücklich mit unserem eigenen Wissen, das wir schon hatten, und anderem neuen Wissen, das wir in den Bergen erworben hatten.“
Ernest Hemingway: Paris – Ein Fest fürs Leben

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Ein Wochenende bei Thomas Morus – und der geballte Ernest Hemingway mitten drin

Wolfgang Stock
Ernest Hemingway
Thomas Morus
Es ging lebhaft zu bei Thomas Morus mit Ernest Hemingway. Referent Wolfgang Stock hatte ein Programm von zehn Stunden über den Nobelpreisträger zusammengestellt. Foto: C. Stock.

Die Thomas Morus Akademie in Bensberg bei Köln hat ein Unterfangen gewagt. Zwei Tage Ernest Hemingway pur. Ich hatte Vergnügen und Ehre in fünf Sitzungen ein Wochenende zu gestalten, das von A bis Z ganz dem Nobelpreisträger von 1954 gewidmet war. Der Zuspruch mit über 30 zahlenden Teilnehmern war überaus beeindruckend.

In den klosterartigen Gemäuern des Kardinal Schulte Haus in Bensberg bei Köln fand der Workshop statt. Das Anwesen besitzt eine kontemplative Aura, wie auch die ideenreichen Schwingen der Kreativität zu spüren sind. Die zehn Stunde Input und Diskussion über Ernest Hemingway teilten sich auf zu fünf Sessions.

Der erste Block fokussierte sich auf die Persönlichkeit dieses Jahrhundert-Schriftstellers, die zweite Ausführung auf seine Rolle in der Literaturgeschichte. Der dritte Input analysierte seine Prosa und dechiffrierte ein paar Tricks und Kniffe seiner Schreibe. Die vierte Präsentation befasste sich mit Feinschmecker-Themen wie die Magie des ersten Satzes, der Entwicklung von Anfang und Ende eines Romans und dem Aufbau eines Buchtitels. In der abschließenden fünften Darbietung gab es eine launige Fotoreise zu den Schauplätzen seines Lebens und Wirkens.

Und siehe da: Die Resonanz war überwältigend. Die Teilnehmer – kluge und belesene Zeitgenossen und Zeitgenossinnen – machten kräftig mit. Sie stellten Nachfragen, brachten Ergänzungen an und spannten den Bogen zu anderen Literaturgrößen. Und so kamen auch Thomas Mann, John Steinbeck und Karl May in die Akademie nach Bensberg.

In den Pausen am Kaffeetisch durfte der Referent im weitgereisten Publikum rege mit einer literaturbegeisterten Physikerin, einem Professor und einem Diplomaten debattieren. Auch wurde ein wenig gelesen. So Hemingways wunderbaren Kölner Artikel für den Toronto Star aus dem September 1922, Hubby Dines First, Wifie Gets Crumbs! Eigene Projekte der Seminarteilnehmer – hier ein Hörspiel – wurden angesprochen. In einer Art Schreibwerkstatt wurden Titel und Einstieg diskutiert und verbessert.  

Alle Scheinwerfer jedoch immer auf den bärtigen Ernesto gerichtet. Wenn man zehn Stunden über ihn doziert und spricht, merkt man erst – oder erst recht – welch eine Größe und sprachliche Kraft dieser Schriftsteller ausstrahlt. Seine Prosa – sofern man ihn richtig und aufmerksam liest – weist eine Vitalität auf, die den Leser und die Leserin auch nach hundert Jahren immer wieder packt.

Das Hemingway-Abenteuer hat die Thomas Morus Akademie in Person von Felicitas Esser gewagt. Die erfahrene Seminarleiterin zog umsichtig, kompetent und allzeit engagiert die Fäden. Übernachtung, Speise und Trank – und natürlich Ernest Hemingway – ließen das Gesamtpaket zu einem überaus gelungenes Erlebnis wachsen. Teilnehmer als auch Referent gingen beschwingt und zufrieden zurück in ihren Alltag. 

Wenn anderweitig Interesse an zwei vollen Tagen Ernest Hemingway pur besteht, Interessenten mögen

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Ernest Hemingway: Eis essen in Bermeo

Ernest Hemingway macht Rast im Fischerdorf Bermeo und freut sich auf ein Eis. Im Oktober 1959. Foto: Valerie Danby-Smith.

Im Oktober 1959 brechen Ernest Hemingway, sein Freunde Bill Davis und A. E. Hotchner, sowie die neue Sekretärin Valerie mit dem Lancia auf zu einer Rundreise durch Spanien. La Barata nennt er ironisch den Wagen, den Billigen, denn es ist schon anstrengend genug halb Spanien mit seinen schlechten Straßen abzugrasen. Billig ist hier nichts: Das italienische Luxusauto ist der Hingucker, wo immer der Schriftsteller auftaucht.

Der Italiener Mario Casamassima ist der Chauffeur. Auf das Baskenland freut der amerikanische Autor sich besonders. Freunde kommen ihm in den Kopf und Erinnerungen werden wach. Auf dem Weg nach Bilbao macht die Reisegruppe den Schlenker zur baskischen Küste. Nach Mundaka, wo Ernest das Grab seines Vertrauten Padre Andrés Untzaín besucht. Auch im Nachbarort Bermeo machen sie halt. 

Bermeo ist ein kleines Fischerdorf, das nicht im Visier der touristischen Planer steht. Der Ort mit den engen Gassen und steilen Wegen hat weitgehend seinen ursprünglichen Reiz bewahrt. Die Bewohner sind nicht gerade wohlhabend, viele sind nach Übersee ausgewandert. Und alle – die Exilanten und die Daheimgebliebenen – geben sich als feurige baskische Nationalisten zu erkennen. 

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Bermeo ist ein kleiner Fischerhafen, etwas abseits der großen Routen gelegen. Foto: W. Stock, 2024.

An der Hafenpromenade trifft die amerikanische Reisegruppe auf einen Eiswagen. Hemingway lässt anhalten, in Vorfreude auf ein kühlendes Eis nach all den Strapazen. Der Besuch des berühmten Nobelpreisträgers verbreitet sich im Lauffeuer durch den Ort. Ernesto steht derweil neben dem Handwagen der Helados de Pereira und lässt sich das Eis schmecken.

Die junge Sekretärin des Autors, Valerie Danby-Smith, hält die Szene mit ihrer Fotokamera fest. Helados de Pereira steht über dem kleinen Eiswagen. Hier gibt es Eis. Die Helados de Pereira findet man noch heute in Bermeo, fast sieben Jahrzehnte nach Hemingways Besuch. Es ist nun ein beständiger Kiosk im Hafen, wo es nicht nur Eis, sondern auch Süßigkeiten zu kaufen gibt. 

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Pereira an der Hafenpromenade hat es zum festen Kiosk gebracht. Foto: W. Stock, 2024.

Der Besuch des Nobelpreisträgers ist selbst nach 65 Jahren in den Köpfen der Bewohner präsent. „Die Spanierin auf dem Foto heißt Teodora“, verrät uns eine Frau, der wir den Schnappschuss von damals zeigen. „Ich kannte sie gut, sie lebte in der Nachbarschaft.“

Und auch der Eiswagen von ehedem existiert heute noch. Der Handwagen konnte – Hemingway sei Dank – vor der Müllkippe und dem Vergessen gerettet werden. Liebevoll ist er über die Zeit restauriert worden. Der Wagen befindet sich nach wie vor

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Wie wertvoll ist ein Hemingway-Foto?

Auf ebay finden sich Hunderte von Fotos mit Ernest Hemingway. Von billig bis sehr hochpreisig. Wie ist ihr Wert einzuschätzen?

Auf ebay, in den Antiquariaten, bei Kleinanzeigen oder Versteigerungen werden zahlreiche Fotos von Ernest Hemingway angeboten. Genauer gesagt: Fotografien, auf denen Ernest Hemingway abgebildet ist. Allein auf ebay erreicht man – bei der Suchmaske Ernest Hemingway photo – beachtliche 896 Fundstellen. Das billigste Foto wird bei ebay für 3,89 Dollar angeboten, das teuerste für 8.096 Dollar.

Was ist ein Foto mit Ernest Hemingway in Wirklichkeit wert? Gibt es neben dem Sammlerwert auch objektive Kriterien zur Wertbestimmung? Wie passt man auf, dass man als Käufer oder Käuferin nicht über den Tisch gezogen wird? In der Tat kann man etwas Licht in diesen Preis-Dschungel bringen. Von mir dazu ein paar Gedanken und Handreichungen, nach über 40 Jahren Befassung mit dem Schriftsteller.

Zunächst bleibt festzuhalten, dass Ernesto seit fast 65 Jahren friedlich auf dem Dorffriedhof von Ketchum am Rande der Rocky Mountains ruht. Neue Fotos gibt es nicht, höchsten alte, die in irgendwelchen Schubladen neu entdeckt werden. Wir reden bei Hemingway-Fotos insofern tendenziell von historischen Fotos, was zunächst einmal für ein Potenzial an Wertsteigerung spricht. Nichts kann groß nachkommen.

Doch man muss genau hinschauen. Grob gesprochen gibt es drei Kategorien von Hemingway-Fotos. Da sind zunächst jene Fotos, die en masse nachproduziert werden. Was in Zeiten von Internet recht einfach ist. Man sucht sich im Netz das passende Foto aus, lädt es herunter und lässt beim Rossmann einen Papierabzug anfertigen. Ein neues Foto von einem alten Motiv. Wert in meinen Augen: von nix bis 5 Euro. Reine Dekoration, kein Sammlerwert. Von Urheberrechten will ich gar nicht reden.

Ernest Hemingway

Ein typisches Wirephoto. Mit entsprechendem Text zum Abdruck am rechten Rand.

Die zweite Kategorie sind jene, die in Amerika Wirephotos genannt werden. Das sind Pressefotos von und für Zeitungen und Zeitschriften. Im Zuge der Digitalisierung haben Medienhäuser weltweit ihre Archive digitalisiert und die vorhandenen Papierabzüge anschließend an Großabnehmer verkauft. Nun überschwemmen diese Fotos den Markt.

Meist sind solche Wirephotos bei Hemingway vielgenutzte Reproduktionen aus den 1950er und 1960er Jahren, sie tragen auf der Rückseite aufgedruckt die Redaktionsadresse, meist mit einem kurzen Text und den Copyright-Vermerken. Dazu Infos, wie und wann in der entsprechenden Zeitschrift oder Zeitung abgedruckt wurde. Diese Wirephotos sind schon hochwertiger als simple Vervielfältigungen. Je nach Motiv, Alter und Qualität – ich sage mal – 10 bis 40 Dollar.

Ernest Hemingway photo

Die Rückseite eines Wirephotos. Hier von der Agentur Associated Press. Oft genutzt in den Redaktionen. Heute ist für einen solchen Abzug in den digitalen Archiven kein Platz.

Die Königskategorie jedoch ist die dritte. Das sind die Originalfotos. Fotos, die exklusiv aus dem Labor des Fotografen stammen. Ernest Hemingway ist bekanntlich von den besten Fotokünstlern abgelichtet worden. Von Yousuf Karsh, von Robert Capa, von Alfred Eisenstaedt, um nur einige zu nennen. Wer ein solches Foto ergattern kann, der erhält eine Trouvaille für seine Sammlung.

Aber es sollte auf ein paar Formalien geachtet werden. Die Originalfotos müssen aus der Zeit der Aufnahme stammen und sollten den Herkunftsstempel des Fotografen auf verso  – auf der Rückseite – tragen. Etwas Handgeschriebenes, eine Nummerierung oder die Erklärung zu Ort und Zeit, kann nicht

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