Ein heiterer Ernest Hemingway mit einer unbekannten Frau und Juan Sinsky Duñabeitia in einer kubanischen Kneipe, um 1953/1954. Foto: Archiv Dr. Stock.

Im Havanna der 1940er Jahre findet sich unter den Exil-Spaniern eine bunte Mischung: Funktionäre der Kommunistischen Partei, Carlisten, Anarchisten, Falangisten, Franco-Getreue und baskische Nationalisten. Ernest Hemingway, der seit 1939 auf der Insel lebt, baut sich schnell einen ansehnlichen Freundeskreis auf. Eine Opposition zum Franco-Regime bringt Pluspunkte. Besondere Sympathie hegt der bärtige Amerikaner für die in Havanna lebenden Basken.

Zu seinen baskischen Freundeskreis gehören Juan Duñabeitia aus Bilbao, Paco Garay aus Vitoria-Gasteiz, der Priester Andrés Untzaín, die Pelota-Spieler Francisco Patxi and Julián Ibarluzea, zwei Brüder aus Markina und Félix Areitio aus Ermua bei Eibar. Oft kommt der Freundeskreis auf Finca Vigía zusammen und Ernesto genießt die Stunden mit den Basken. An den Basken bewundert Hemingway vor allem die unverbrüchliche Loyalität zur Republik, den Humor und die Lebensfreude.

Wenn Ernest Hemingway Spanien besucht, dann darf ein Abstecher in den Norden nicht fehlen. Mit Leidenschaft taucht der US-Amerikaner ein in die Kultur des Baskenlandes, der Mann aus Chicago mag ihre Feste, den Sport, das Essen und Trinken. Auch die Geschichte, die Gebräuche und den Alltag der Basken faszinieren den Schriftsteller. 

Einer seiner besten Freunde ist Juan Duñabeitia, den alle Welt Simbad, el marino nennen. Weil er so ein athletischer Typ ist mit einer fast magische Sprungkraft und mühelos über Autos und Zäune zu springen vermag. Simbad ist ein drahtiger Mann, ein Meter achtzig groß, achtzig Kilo von Gewicht. Hemingway ruft den Freund leicht abgewandelt Sinsky. 

Juan Duñabeitia wird im April 1898 in Bilbao geboren. Dort studiert er Meereskunde und fährt später zur See. Er besitzt eine musikalische Ader, vor dem Bürgerkrieg hat er mit seiner wohlklingenden Stimme in den Musikbars von Bilbao gesungen, immer mit einem Tanz verbunden. Der aparte Mann hat einen Schlag bei den Frauen. Ein Junggeselle, aber ein Don Juan, wie er im Buche steht.

Während des Bürgerkriegs, Juan Duñabeitia ist Attaché der republikanischen Marine im Baskenland, erhält er den Auftrag, eine Ladung Gold vor den Franquisten in Sicherheit zu bringen. Das Frachtschiff transportiert das wertvolle Gut in die Karibik. Nach Niederlage der Republik kann Juan nicht nach Spanien zurückkehren. Er fährt weiterhin zur See – Mexiko, New Orleans, New York – und landet schließlich in Havanna.

Zusammen mit spanischen Exilanten organisiert Ernest Hemingway in den Jahren 1942 und 1943 ein privates Netz zur Spionageabwehr in Kuba, um von seinem Boot Pilar aus mögliche deutsche UBoote aufzuspüren, die sich der amerikanischen Küste nähern könnten. Mit dabei natürlich seine baskischen Freunde, auf die er sich verlassen kann und die für jede Räuberpistole zu begeistern sind.

Im Alter zieht es Juan Duñabeitia zurück in die Heimat. So wie viele aus der Baskengemeinschaft auf Kuba. Er lässt sich in Bilbao nieder, verbringt seine letzten Lebensjahre mit seiner Mutter in der Calle Astarloa, mit der Nummer 8, im vierten Stock. Immer noch ein Junggeselle und ohne Kinder. Als alter Mann sieht man ihn oft in der American Bar um die Ecke.

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