Der Beginn dieser Freundschaft gestaltet sich ein wenig holprig.  Im März 1937 sind Ernest Hemingway und Orson Welles in Spanien und arbeiten mit dem holländischen Regisseur Joris Ivens an dem Filmprojekt The Spanish Earth. Sowohl Ernest Hemingway als auch Orson Welles haben in den Jahren vor diesem Propagandafilm über den Spanischen Bürgerkrieg schon beachtliche Erfolge vorzuweisen.

Ernest Hemingway, Jahrgang 1899, hat mit A Farewell to Arms und The Sun also Rises bereits Weltgeltung errungen. Orson Welles, Jahrgang 1915, ist erfolgreich als Schauspieler am Theater und besonders als Sprecher im Radio unterwegs. Ein Trumpf des 16 Jahre jüngeren Orson Welles ist dessen sonorer Bariton und deshalb soll der Mann aus Wisconsin die Sprecherrolle in The Spanish Earth übernehmen.

Doch die beiden Alphatiere geraten schon beim Schreiben des Drehbuches aneinander. Orson Welles mäkelt an dem Drehbuch herum, Ernest Hemingway zeigt sich daraufhin schnell eingeschnappt. Draußen tobt ein blutiger Bürgerkrieg und drinnen streiten zwei dicke Amerikaner um Wörter und Kommata.

Hemingway beleidigt Welles mit der Unterstellung, dieser sei wohl schwul und daher nicht männlich genug, um einen Film über den Krieg zu erzählen. Orson Welles wiederum lehnt sich zurück und ironisiert, „Herr Hemingway, wie stark Sie sind und wie groß Sie sind!“

Wütend nimmt der Schriftsteller ein Möbelstück in die Hand, und zwei stämmige amerikanische Mannskerle bedrohen sich für einen Moment als ginge es um Leben und Tod. Darum geht es da draußen und rasch merken die beiden Spanien-Liebhaber wie lächerlich ihr Macho-Gehabe ist und wälzen sich am Boden und lachen und teilen sich schließlich eine Flasche Whiskey. 

Zu The Spanish Earth, das der Welt Einblicke in diesen merkwürdigen spanischen Bruderkrieg geben möchte, schreibt schließlich Ernest Hemingway alleine den Kommentar. In der Endfassung trägt ihn dann Orson Welles wohlklingend vor, in einer anderen Fassung spricht den Text Ernest Hemingway selbst.

Orson und Ernest sind seit jenen Tagen in Spanien Freunde, doch gehört der später als Regisseur zu Weltruhm gekommene Orson Welles nie zum engen Papa Pack. Sie sind zusammen auf Enten-Jagd im Veneto gewesen, auch sonst läuft man sich hier und da über den Weg. Man mag sich, ist befreundet und doch sei ihre Freundschaft strange, meint Orson, ihre Beziehung sei sonderbar gewesen. 

Welles hat ab und an Scherze über Hemingway gemacht, was dieser allerdings nicht gerade lustig findet. Irgendwie sei er humorlos gewesen, sagt Orson Welles in einem Interview, er komme im Schreiben immer so solenn rüber, so salbungsvoll, fast wie ein Priester. Bei Hemingway gehe es immer um das Gute, um das Große und das Hehre. Um den Kampf, den Sieg, um die Würde. Viel Humor finde man nicht in seinen Werken, meint der Freund.

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