Die Filmleute, die Der alte Mann und das Meer drehen sollen, sind schon zwei Tage vor dem Schriftsteller in Cabo Blanco eingetroffen. Neben dem Produktionsleiter Allen Miner gehören zur Film-Crew William Classen, ein bekannter Grip-Aufbautechniker, die Kameraleute und Tontechniker Joseph Barry, Louis Jennings, Stuart Higgs und John Dany. Allen Miner, der den Dokumentarstreifen The Naked Sea gedreht hat, gilt als Fachmann für Filmaufnahmen auf hoher See.
Die Filmleute gehören zu jener Abteilung, die man in Hollywood Second Unit nennt. Damit ist jene schlagkräftige zweite Garnitur gemeint, die parallel zur First Unit dreht und der die besonders kniffligen Szenen aufgebrummt werden. Am peruanischen Pazifik sollen die Filmleute die Aufnahmen auf dem Meer vor Cabo Blanco drehen, gekrönt durch den Fang von ein paar eindrucksvollen Großfischen.
Nachdem die Hollywood-Leute bereits in Cabo Blanco weilen und dort die Dreharbeiten vorbereiten, ist als letzter auch Ernest Hemingway auf peruanischem Boden eingetroffen. Der Schriftsteller wird von einem halben Dutzend Personen begleitet, alle Besucher der Expedition eint ein Ziel. Sie möchten in Cabo Blanco einen mindestens tausend Pfund schweren Black Marlin fangen und die tollkühne Jagd nach dem Monsterfisch soll für die ganze Welt auf Zelluloid gebannt werden.
Einen Fisch solchen Ausmaßes hat Ernest Hemingway noch nie mit eigenen Augen gesehen. Weder vor der Küste Kubas, noch bei den Bahamas und auch nicht im Meer um Florida, die allesamt zu seinen bevorzugten Angelrevieren gehören. In Cojímar auf Kuba läuft sowieso nicht alles zum Besten, die dortigen Dreharbeiten der First Unit stocken und müssen mehrmals unterbrochen werden, der Regisseur wird ausgetauscht.
So kommt Ernest Hemingway mit der Erwartung nach Peru, dass wenigstens die wichtigen Außenaufnahmen des Streifens, die Fisch- und Meeresszenen, in Cabo Blanco zügig in den Kasten gelangen. Der Plan der Second Unit ist, mit drei Booten weit hinauszufahren, die schwarzen Marline mit Hilfe der einheimischen Fischer im Pazifikmeer auszumachen und die wuchtigen Tiere dann mit den Booten einzukreisen.
Anschließend sollen die peruanischen Fischer die Marline an den Haken nehmen, die Hollywood-Leute würden währenddessen versuchen, die Pirouetten der Riesenfische im Todeskampf auf Filmstreifen zu dokumentieren. Die schwarzen Marline sollten schließlich erlegt, an Bord gezogen und in Cabo Blanco begutachtet werden. Soweit der Plan der Amerikaner.
Der Schriftsteller hört in Cabo Blanco besonders auf den Rat seines Freundes Louis Jennings. Lou, wie ihn alle nennen, ist in Hollywood eine feste Größe im Film-Business. Jennings hat sich vom Fahrer eines Filmrequisite-Trucks bis zum erfolgreichen Kameramann bei Warner Brothers hochgearbeitet. Gerade hat der agile Mann aus Ashland in Oregon den Film The Lone Ranger abgedreht und er kommt mittlerweile auf fast 30 Streifen hinter der Kamera.
Der 53-Jährige und Ernest Hemingway kennen sich schon länger, weil er und Lou, ein erfolgreicher Sportangler, auf Kuba einige Male zusammen hinausgefahren sind. Louis Jennings, der drei Jahre jünger ist als Hemingway, gehört zu der Sorte Mensch, der das Geschäftliche einerlei ist. Er will mit seiner mächtigen Cunningham-Handkamera vor allem schöne Bilder einfangen und mit der Angelrute ab und an einen großen Fisch. Und beide eint, ach ja, eine weitere irdische Freude: ein guter Whiskey.
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