Das Portal zu Leben und Werk von Ernest Hemingway

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Warum ‚Fiesta‘ ein Juwel der Weltliteratur ist

Fiesta
The Sun Also Rises
So kündigt der Verlag Charles Scribner’s Sons aus New York das Debüt seines Autors Ernest Hemingway für den 22. Oktober 1926 an. Es ist ein Freitag.

Es brauchte seine Zeit, bis ich mit diesem Roman so richtig warm wurde. Als ich das erste Mal Fiesta las, da fand ich die Erzählung lau, bisweilen gar langatmig. Bei der nochmaligen Lektüre, Jahre später, da erlebte ich das Sittengemälde aus den 1920ern durchaus anregend. Und wenn ich heute Ernest Hemingways Debüt zur Hand nehme, dann streckt es mich jedes Mal nieder.

Denn Fiesta – im amerikanischen Original heißt das Werk The Sun Also Rises – ist hohe Kunst. Es vergeht kein Wiederlesen, bei dem ich nicht neue Schmucksteine und Kleinode entdecke. Besonders, wenn es gelingt, sich in den historischen Kontext der Geschichte einzufühlen. Es geht um die taumelnde Zeit zwischen den beiden schrecklichen Weltkriegen.

Ernest Hemingways Fiesta fällt im Oktober 1926 in die Welt der Literatur ein wie einst die Jakobiner in die Paläste der Aristokratie. In der Sprache einfach und volksnah, in Botschaft und Wirkung brachial. Der Erste Weltkrieg hat auch die Kultur zerstört. Es braucht etwas Neues, von Tradition gespeist, ein Neustart mit frischen Werten und Idealen. Ebenso sollte das Themen-Panorama sich öffnen und weiten. Und so geht es in Fiesta um die durch den Krieg verlorenen Sicherheiten und um die Sinnsuche in Zeiten der Orientierungslosigkeit.

Allein der neuartige Stil der Erzählung gleicht einer Revolution: kühl, ohne Schnörkel, alles weit weg von jedem viktorianischen Erziehungs-Habitus. Das Geschehen wird vielmehr durch persönliches Erleben des Autors verbrieft, auch deshalb passt das Werk zum Autor. Es ist ein glaubwürdiger Blick durchs Schlüsselloch in die unbekannte Welt hinter den Bergen. Die geschwätzige Blümchen-Prosa der Vätergeneration à la Charles Dickens ist mit einem Schlag passé.

Wie geschickt Ernest Hemingway seine Erzähl-Perspektive anlegt, mag man zu Anfang des 12. Kapitels von Fiesta erkennen. Man liest schnell über diese Passage hinweg und bemerkt dadurch die Finesse des Textes nicht.

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So – scheinbar – harmlos fängt das Kapitel 12 von Fiesta an.

Ernesto nimmt uns mit in eine fremde Welt – das wann und wo verrät er hier nicht – und so müssen wir uns selber hineinfinden. Es ist die Zeit nach der Postkutsche und während des Aufkommens der Motorbusse. Wir befinden uns in einem Land am Fuße eines Gebirges, das Ambiente ist bäuerlich, der Ziegenbock springt umher. Der Protagonist steht auf und öffnet das Fenster seines Zimmers, so wie wir nun durch das geöffnete Fenster in die Handlung hinausgeworfen werden. Keine Gefühlsregung wird geäußert, wir müssen uns selber ein Reim auf das Ganze machen.

Unsere Stadt heißt Pamplona. In der nordspanischen Kleinstadt lässt der 27-jährige Hemingway seinen Erstling überwiegend spielen. Mit einem Mal werden die Sanfermines, bis dahin ein lokales Ereignis in einem weitgehend unbekannten Land, mit seinen Stieraufläufen, den Prozessionen und Tänzen ins Bewusstsein der Welt katapultieren. Um die blutige Fiesta herum entwirft der junge Novize ein Kaleidoskop menschlicher Irrungen und Wirrungen.

Die amerikanischen Protagonisten auf Entdeckungsreise in Pamplona lassen kein Laster aus: Abenteuer, Stierkampf, sexuelle Ausschweifungen und vor allem Alkohol. Fiesta ist ein grandioses Epochen-Porträt zwischen zwei schlimmen Kriegen, ein Blick auf die Verlorenheit, die mit viel Schnaps weggetrunken werden möchte. Themen wie Liebe, Sex, Männlichkeit, Exzess und die Suche nach der eigenen Rolle im Leben spielen in dem Roman eine zentrale Rolle.

Durch den Weltkrieg sind die zuversichtlichen Aufbruch-Werte der Belle Époque perdu. Denn die Schlacht ist abscheulich gewesen. Alle Kriege sind grauenhaft, aber dieser war es besonders, wegen seiner Sinnlosigkeit. Wer ist Gegner, wer der Freund? In der Katastrophe zwischen 1914 und 1918 sind die Rollen fließend verteilt, ein Stück ist man in das Inferno hineingeschlittert. Ein Krieg der Schlafwandler, wie es der australische Historiker Christopher Clark treffend umschrieben hat.

Am Ende des Krieges stehen alle als Verlierer da. Deutschland mit Hyperinflation, Reparationen und einer noch größeren Tragödie vor Augen. Aber auch der Gewinner, die USA, sehen einem düsteren Jahrzehnt entgegen, das 1929 in der Weltwirtschaftskrise detonieren wird. Prohibition, Wirtschaftsdepression und die aufkommende Mafia lassen die Zeiten auch in den USA trostlos erscheinen. Die Welt wird in den Abgrund gezogen, es ist eine leidvolle Dekade allerorten. 

Und so wird in The Sun Also Rises aka Fiesta nichts ausgelassen, was zwischen erwachsenen Menschen so passieren kann. Liebeleien, Seitensprünge, Obsessionen, Schlägereien, Saufgelage. Hemingway selbst umschreibt seinen Roman als eine verdammt traurige Geschichte, in der aufgezeigt wird, wie Menschen zugrunde gehen. Ich vermute, Ernesto will eigentlich eins draufsetzen und sagen, wie die ‚Menschheit‘ zugrunde gehen kann.

The Sun Also Rises

The Sun Also Rises heißt das Original. In Europa wird säkular der Titel Fiesta daraus.

Doch wo bleibt die Hoffnung? Der Autor, der in Paris lebt, deutet sie im biblischen Vor-Zitat gleich zu Beginn seines Buches an. Ein Motto des Predigers Salomo als Denkspruch, es wird zum Leitgedanken von Fiesta. Ein Geschlecht vergeht, das andere kommt; die Erde aber bleibt ewiglich. Dieser Rabauke, der nichts auslässt im Leben, liegt in dieser Hinsicht goldrichtig: Eine Generation geht, eine andere kommt. Das Wesen von Blühen und Vergehen. Hier findet man Trost: Auch das Schlechte wird verblühen, so wie das Gute neu gedeiht.

Das Schöne an Hemingways The Sun Also Rises ist, dass er nicht nur die Orientierungslosigkeit und die Dekadenz des Zeitalters beschreibt, sondern zugleich auch einen Lösungsansatz andeutet. Das Hinauswagen auf unbekanntes Terrain, die Unerschrockenheit und die Entdeckerfreude, die Neugier auf eine neue Kultur. Sich das Andersartige und das Fremde anzuschauen. Andere Menschen und ihre Gepflogenheiten wertzuschätzen.

Und darüber hinaus – wo auch immer – die Stille der Natur zu suchen. Ernest beschreibt, wie er seine äußere und innere Ruhe findet in den Ausläufern der Pyrenäen, an den einsamen Bächen rund um das Kloster Roncesvalles. Durch den Kontrast zur lärmenden Fiesta unten im Pamplona geht der Blick nach oben, in die Berge, in die Ruhe und den Frieden. Möglicherweise ganz in der Höhe.

Abermals bestaunen wir den Zwiespalt, der für Hemingways Werk so typisch ist. Auf der einen Seite das desillusionierte Karussell von Laster und Eitelkeiten, das sich um Saufen, Stierkampf, Krieg und Tod dreht. Auf der anderen Seite die Vergötterung der Natur, die anmutigen Bäche in den Pyrenäen-Tälern, wo Jake Barnes, der Protagonist, angelt und Erdverbundenheit sucht.

The Sun Also Rises. Die Fiesta findet irgendwann ihr Ende. Das Blut des Spektakels ist noch

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Der schönste Hemingway-Satz: Die Fiesta explodiert

„Sonntagmittag, 6. Juli, explodierte die Fiesta. Anders kann man das nicht nennen. Den ganzen Tag waren Leute vom Land in die Stadt gekommen, aber sie wurden von der Stadt absorbiert und fielen nicht weiter auf. Der Platz lag so still in der heißen Sonne wie an jedem anderen Tag. Die Bauern waren in den Weinläden der Außenbezirke. Dort tranken sie und machten sich für die Fiesta bereit. “

Ernest Hemingway: Fiesta, 1926

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So hoffnungslos ist die ‚verlorene Generation‘ in Ernest Hemingways ‚Fiesta‘

Ernest Hemingway
Fiesta
Fiesta von Ernest Hemingway. So heißt der Roman in Europa. The Sun Also Rises lautet der Titel im amerikanischen Original aus dem Jahr 1926.

„Alle benehmen sich schlecht“, sagte ich. „Wenn man ihnen die Möglichkeit gibt.“ Und Gelegenheit gibt es reichlich nach dem schrecklichen Ersten Weltkrieg. Eigentlich sollten Zuversicht und Aufbruch herrschen. Die zerstörten Länder müssen wieder aufgebaut werden und das Zusammenleben neu auf den Weg gebracht werden. Stattdessen Zerfall, Defätismus und allerorts eine wabernde Untergangsstimmung. Der Erste Weltkrieg führt zum Einschnitt in der Menschheitsgeschichte.

Die guten traditionellen Werte sind weg. Übrig bleibt eine bedrückte, gottverlassene und verlorene Generation. Du bist heimatlos. Du hast die Bodenhaftung verloren. Du bist unecht. Falsche europäische Vorbilder haben dich kaputtgemacht. Du säufst dich zu Tode. Du bist vom Sex besessen. Statt zu arbeiten, redest du immer nur. Du bist heimatlos.

Als Verlorene Generation wird literaturhistorisch eine Gruppe US-amerikanischer Schriftsteller bezeichnet, die während des Ersten Weltkriegs aufwächst, und in den 1920er Jahren in Paris als Auslands-Amerikaner leben. Die Aussage You are a lost generation geht zurück auf Gertrude Stein. Die einflussreiche Mäzenin aus Pittsburgh subsumiert darunter all die Orientierungslosigkeit und all den Zynismus ihrer Zeitgenossen, hervorgerufen durch den Zivilisationsbruch in den Jahren von 1914 bis 1918.

Ein Jahrhundert der Katastrophen mit zwei Weltkriegen, Bürgerkriegen und Wirtschaftsdepressionen ist eingeläutet. Die Aufgabe der Verlorenen Generation wäre eigentlich gewesen, nach vorne zu blicken und ein neues Wertesystem aufzubauen. Doch fehlt dieser kleinmütigen Generation die Kraft dazu. In seinem grandiosen Roman The Sun Also Rises fängt Ernest Hemingway 1926 die gallige Stimmung der Verlorenen Generation – am Beispiel von Expats in Paris und Pamplona – treffend ein.

– Ist das nicht schrecklich? Es hat überhaupt keinen Sinn, dir zu sagen,            dass ich dich liebe.
– Du weißt, dass ich dich liebe.
– Lassen wir das. Reden bringt nichts.

Ernest Hemingway, der selber sieben Jahre in Europa gelebt hat und sich innerhalb dieser Kreise getummelt hat, vermag messerscharf zu beobachten und in seinen Dialogen die ätzende Stimmung jener Tage auf den Punkt wiederzugeben.

Fiesta kommt leicht daher als grandioses Epochen-Porträt zwischen zwei schlimmen Kriegen, als Blick auf eine Verlorenheit, die mit Alkohol, Sex und Oberflächlichkeiten weggetrunken werden möchte. Ein offener Türspalt ins Fegefeuer, in die Vorstufe zur Hölle. Immer dicht an der Apokalypse vorbei schrammend.

– Was bedeutet das für deine Werte?
– Auch das hat seinen Platz in meinen Werten.
– Du hast gar keine Werte. Du bist tot, sonst gar nichts.

Genau hier liegt das Problem. Alle Werte sind perdu. Vor allem durch diesen schlimmen Krieg. Alle Kriege sind schlimm, aber dieser war besonders schlimm, weil er so nutzlos gewesen ist. Beim Spanischen Bürgerkrieg oder dem Zweiten Weltkrieg ist klar, worum es geht. Doch in dem Ersten Weltkrieg sind die Rollen fließend verteilt, ein Stück weit ist man in ihn hineingeschlittert. Ein Krieg der Schlafwandler, wie ein britischer Historiker treffend umschrieben hat.

Am Ende des Krieges stehen alle als Verlierer da. Deutschland mit Elend, Hyperinflation und einer noch größeren Katastrophe vor Augen. Aber auch der Gewinner, die USA, mit einem freudlosen Jahrzehnt, das 1929 in der Weltwirtschaftskrise münden wird.

Das Schöne an The Sun Also Rises ist, dass Ernest Hemingway nicht

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‚The Sun Also Rises‘ und ‚Fiesta‘. Ein Buch. Zwei verschiedene Titel. Weshalb?

The Sun Also Rises gilt als bahnbrechendes Werk für die literarische Moderne.

Es ist der vielbeachtete  Erstling von Ernest Hemingway. The Sun Also Rises. Im Oktober 1926 bei Scribner’s in New York erstverlegt. Das Thema des Romans: Lebenshungrige amerikanische Expats im Paris der 1920er Jahre begeben sich 1925 ins baskische Pamplona zu den damals nur lokal bekannten Sanfermines, zu dem Stadtfest im Norden Spaniens.

Die Fiesta de San Fermín – in Erinnerung an Firminus, den katholischen Märtyrer – werden seit 1591 alljährlich für eine Woche im Juli gefeiert. Die zahlreichen volkstraditionellen Riten sehen  als Höhepunkt den Encierro, die tägliche Hetzjagd der Bullen durch die Altstadt von Pamplona. Es wird Ernest Hemingway sein, der durch seinen Roman das Spektakel weltbekannt machen sollte.

Mit The Sun Also Rises setzt die Moderne in der angelsächsischen Literatur eine kräftige Duftnote. Neues Thema, neuer Stil, neuer Autor. Und – über allem – eine zeitgemäße Sichtweise der Dinge. Die verlorene Generation verfügt über einen neuen Wortführer. Dem Buch stellt der Autor Ernest Hemingway merkwürdigerweise ein Bibelzitat voran.

The Sun Also Rises hat Ernest Hemingway sein Werk genannt, auf eine Bibelstelle anspielend. Oritur sol et occidit et ad locum suum revertitur ibique renascens. Im Alten Testament wird Kohelet – in der Lutherbibel unter Der Prediger Salomo – beschieden: Die Sonne geht auf und geht unter und läuft an ihren Ort, dass sie wieder daselbst aufgehe, so Kapitel 1, Vers 5. The Sun Also Rises. Der Atheist hat seinen Buchtitel. Die Sonne geht neuerlich auf.

Neben dem Vers aus dem Prediger Salomo hat Hemingway dem Buch ein Zitat seiner Mentorin Gertrude Stein vorangestellt, das bald zum Modespruch des Zeitgeistes werden sollte: „Ihr alle seid eine verlorene Generation.“ Auch diese Umschreibung zieht sich wie ein Leitfaden durch das ganze Buch. Das Motto von Gertrude Stein skizziert treffend die Leere und die Sinnsuche dieser Generation nach dem Zivilisationsbruch durch den Ersten Weltkrieg.

Die Arbeit an dem Roman beginnt Ernest Hemingway Ende Juli 1925 in Valencia, er schreibt das Manuskript im August in Madrid weiter, später in San Sebastian und im französischen Hendaye. Im September schließt der junge Amerikaner dann den ersten Entwurf in seinem Wohnort Paris ab. Im folgenden Winter legt er im österreichischen Skiort Schruns letzte Hand an, bevor er die Endfassung im April 1926 an seinen Lektor Maxwell Perkins bei Charles Scribner’s Sons in New York schickt.

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Eine italienische Ausgabe von Fiesta bei Mondadori mit einer Illustration von Pablo Picasso.

Literarisch ist Hemingways Roman ein revolutionärer Aufschlag Mitte der 1920er Jahre. Während viele Kollegen noch dem betulichen Charles Dickens-Schnickschnack nachhängen, schildert der ehrgeizige Novize aus Chicago die innere und äußere Zerrissenheit der Menschen und ihrer Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Seine spröde Prosa wirkt lebensnah und trifft den Nerv der ratlosen jungen Männer und Frauen.

Ein Jahr später wird der Roman in Großbritannien verlegt, überraschenderweise unter einem anderen Titel. Denn der feine Verlag Jonathan Cape aus London kann mit dem aus der Bibelzeile entlehnten Titel wenig anfangen. Im Gegenteil, man fürchtet Proteste, wenn das Buch hinter einem Bibelzitat läuft. Wo es doch in Hemingways Erstling kräftig zur Sache geht.

Und so tauft ihn der englische Verlag prompt in Fiesta um. Die meisten anderen Verlage in Europa – Deutschland, Spanien und Italien vorneweg – entscheiden sich ebenfalls für Fiesta anstatt des sperrigen The Sun Also Rises. Fiesta, spanisch für Fest oder Feier. Heute würde man Party sagen. Der neue Titel, auch wenn ihm die philosophische Tiefe des Originals verloren geht, trifft den Inhalt des Buches nahezu perfekt.

Denn in The Sun Also Rises aka Fiesta wird nichts ausgelassen, was zwischen Menschen so Menschliches passieren kann. Liebeleien, Seitensprünge, Promiskuität, Obsessionen, Alkoholexzesse. Mit all diesem

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In den Bergen Österreichs startet Ernest Hemingways Karriere als Autor

Der Weg der großen Namen an der Litz in Schruns. Und Ernest Hemingway startet in der Pole Position.
Foto: W. Stock, Juni 2019

In den Wintermonaten im österreichischen Schruns findet der junge Journalist Ernest Hemingway, zu Ende 1924 noch ohne richtigen Buchverleger, genug Muße, um an seinen Erzählungen und an einigen seiner Kurzgeschichten zu feilen. Schruns war ein guter Platz zum Arbeiten. Ich kann mich nicht erinnern, welche Short Stories ich dort schrieb. Aber es waren mehrere, die alle gut ausfielen.

Der junge Journalist erhält während des Urlaubs im Montafon die ersten Absagen von Verlagen. Ernest ist niedergeschlagen und fällt in eine Depression. Seine Frau Hadley versucht, ihn wieder aufzurichten. Hadley glaubt an mich und das ist mehr als genug, um den Schmerz der Absagen zu überbrücken. Das Schreiben der Stories ist schon schwer genug gewesen, aber noch schwerer war, dass sie abgelehnt wurden. 

Doch Ernest ist kein Mann, der so schnell aufgibt. Sehr geehrter Interessent, bedauerlicherweise müssen wir Ihnen mitteilen, dass Ihre Einsendung nicht unseren verlegerischen Anforderungen entspricht. Der junge Kerl aus Chicago verfügt über ein gesundes Selbstbewusstsein und er weiß, er besitzt Talent und nun ist Beharrlichkeit gefragt. Well fuck ‚em! Ich bedaure, dass Ihr Absagebrief nicht ‚meinen‘ verlegerischen Anforderungen entspricht!

Hadley tröstet ihren Mann und spricht ihm Mut zu. Seine Stories seien einzigartig, eines Tages werde sich schon ein Verleger finden, der die Geschichten druckt, und sie würden ein großartiger Erfolg werden. Und in den Buchhandlungen würde sein Portrait hängen, Ernest mit einem Lächeln und mit einer Pfeife im Mund.

Als die Hemingways im nächsten Winter 1925/1926 wiederum in Schruns urlauben, hat sich Ernests verlegerische Situation aufgehellt. Der bekannte New Yorker Verlag Scribner’s will sein Erstlingswerk veröffentlichen. In Schruns legt der Amerikaner nun letzte Hand an das Manuskript, er hat mit dem Roman über eine Spanien-Reise Ende Juli 1925 in Valencia begonnen und ihn im September in Paris fertiggestellt. Im Winter hat er das Manuskript nach Schruns mitgenommen, um Kürzungen vorzunehmen und ihm den letzten Schliff zu verpassen.

Der Vertrag mit dem Buchverlag ist mittlerweile unter Dach und Fach und im April 1926 endlich lässt er das Manuskript seinem Lektor Max Perkins in New York zukommen. Das Werk erscheint in den USA bei Scribner’s dann im Oktober 1926 unter dem Titel The Sun Also Rises, ein Jahr später wird der Londoner Verlag Jonathan Cape die Erzählung unter dem Titel Fiesta publizieren. 

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Ernest Hemingway bleibt der wohl berühmteste Gast des Montafon. Eine Plakette an der Litz erinnert an die beiden Besuche des Nobelpreisträgers. Foto: W. Stock, Juni 2019

Über die beiden Winter in Schruns wird Ernest Hemingway gesondert in einem anderen Werk ausführlich berichten. Im letzten Kapitel von Paris – Ein Fest fürs Leben hat der Schriftsteller die beglückenden Tage im Montafon liebevoll festgehalten. Paris hat kein Ende, nennt er das Kapitel, und wenn man

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